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    Montag, 12. Februar 2024, 16:25

    Tach auch aussm Ruhrpott

    ´n Tach zusammen :)
    Ich bin bei der Suche nach dem Leben in den 60er Jahren u.a. auch auf diese Webseite gestoßen und habe beschlossen,hier Mitglied zu werden und meine Erinnerungen mit Euch zu teilen.

    Ich heiße Ralf,bin Jahrgang 1962,wohne in Duisburg und empfand dieses Jahrzehnt als sehr angenehm.
    Es ist verbunden mit meiner Kindergarten-Zeit bis hin zu meiner Einschulung im August 1969.

    Eine Zeit,in der wir fast überwiegend draußen gespielt haben.
    Die Ausnahmen waren meist Freitage,wenn unsere Eltern gebohnert hatten und wir keinen Dreck reinbringen sollten,Starkregen und ein Unwort namens Hausarrest.
    Letzteres gab es in verschiedenen Ausführungen
    Für einen Tag,aber den besten Kumpel treffen und mit ihm spielen dürfen
    Für mehrere Tage,wenn das Vergehen schlimmer war,konnte bei guter Führung "zur Bewährung" ausgesetzt werden.

    Gottseidenk war ich meist brav 8)
    Bis auf einmal,wo ich meiner Meinung nach zu früh vom Spielen hochgerufen wurde.
    Da habe ich den Plaste-Fußball per Freistoß von der Wohnungstür in der Diele in die Küche gebolzt mit dem Resultat,das eine Vase zu Bruch ging.



    Nun,an was kann ich mich erinnern ?
    An vieles,dat Langzeit-Gedächtnis funktioniert recht gut,denke ich.


    An die Sunkist-Tüten,Cola-Pop,die roten Kaugummi-Automaten,der gelbe PEZ-Automat,Tip-Kick-Spiel oder Cowboys und Indianer aus Plastik samt dazugehörigen Häuschen.
    An Micky Maus-und Donald-Duck-Figuren,an Corgy und Dinky-Toys und an die Matchbox-Autos samt passendem Koffer,den es mal zu Weihnachten gab.
    An die elektrische Märklin-Eisenbahn und die Faller-Rennbahn.

    Und natürlich auch Sammelbilder,bevorzugt die von Fußballern.
    Und natürlich Lego,dat wurde auch viel benutzt.


    So,ich kuck´jetz´mal,wo ich noch wat dazu schreiben kann,da fällt mir bestimmt noch wat zu ein :)



    p.s.:
    Ich habe meinen Nick auf "Semi Silesian" geändert,Ihr wißt ja jetzt,wie ich im realen Leben mit Vornamen heiße ;)
    Das bedeutet "halber Schlesier",denn meine Vorfahren mütterlicherseits kommen aus dem damaligen Niederschlesien

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    Montag, 12. Februar 2024, 21:47

    Herzlich willkommen im Forum. Auch wenn es inzwischen im Forum etwas ruhiger geworden ist, findet sich bestimmt noch der ein oder andere Gedankenaustausch.

    Nicht nur unsere Erinnerungen sind ähnlich, auch unsere Herkunft. Auch ich bin ein "halber Schlesier", die Familie meines Vaters stammt von dort.

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    Dienstag, 13. Februar 2024, 16:04

    Hallo Ralf,

    auch mein Vater stammt aus Oberschlesien (Neumittelwalde), er floh mit Mutter, Schwester und seinem kleinen Bruder 1945 nach Leipzig. Meine Mutter machte sich mit fast 16 Jahren von Kalisz in Polen mit ihren Eltern im Januar 1945 auf die lang andauernde Flucht nach Westdeutschland. Ihr Vater hatte ein schwaches Herz, er starb unterwegs in Thueringen. Meine Oma und meine Mutter landeten schliesslich in Amberg/Oberpfalz. Dort machte sie Abitur und studierte in Regensburg und Erlangen, wo sie meinen Vater an der Uni kennenlernte.

    Ich wurde 1955 in Muenchen geboren, wirkliche Wurzeln habe ich allerdings nie entwickelt.
    Durch den Beruf meines Vaters (er war Arzt) mussten wir immer wieder umziehen, damit er an verschiedenen Krankenhaeusern seine Ausbildung zum Facharzt fuer innere Krankheiten durchlaufen konnte.
    Nach dem Studium arbeitete er zuerst in einer Kinderklinik in Kreuth, kam nur am Wochenende nach Muenchen.
    Er fuhr ein altes Motorrad, und meine Mutter und ich sahen aus dem 3. Stock aus dem Fenster und schauten zu, wie er sich Zeitungspapier zwecks insulation um die Waden wickelte, ehe er seine Motorradkluft darueberzog.

    Ich war in der Kinderkrippe in Muenchen, meine Mutter arbeitete im Buero bei Siemens. In den 50er Jahren gab es immer noch zuwenig Essen in dieser Krippe, und wenn ich wieder zu untergewichtig wurde, dann brachten mich meine Eltern auf dem Motorrad sitzend zu meiner Oma nach Amberg, die mich wieder aufpaeppelte. Dann wurde ich nach etlichen Wochen wieder per Motorrad nach Muenchen gebracht, und wenige Monate spaeter war ich in der Kinderkrippe wieder unterernaeht, und es ging erneut nach Amberg.

    1960 zogen wir von Muenchen nach Treuchtlingen/Altmuehltal um, 1962 nach Friedrichshafen/Bodensee, 1964 nach Braunschweig, wo ich 1983 heiratete und nach Lippstadt in Westfalen zog.
    1987 zogen mein erster Ex-Mann und ich nach Hamburg, und nach der Scheidung wanderte ich 2002 in die USA aus.
    Insgsamt habe ich 17 Umzuege mitgemacht - da ist an Wurzeln nicht zu denken.
    Immerhin lebe ich nun seit September 2007 hier in Worcester, Massachusetts, im selben Eigenheim mit meinem dritten Ehemann.

    Wenn ich an meine Kindheit zurueckdenke (die bei meinen extrem strengen Eltern alles andere als schoen gewesen ist), dann fallen mir vor allem die vielen Besuche im Krankenhaus bei meinem Vater ein, der als junger Assistenzarzt oft Wochenend- und Nachtdienst hatte.
    Also fuhren meine Mutter und ich jeden Monat mindestens einmal per Bus zum Krankenhaus (Frauen machten damals keinen Fuehrerschein), um ein paar Stunden mit ihm zu verbringen.
    Ich sass oft am offenen Fenster und schaute auf die Strasse hinaus. Ich sah junge Frauen in Maenteln und Stoeckelschuhen mit blondierten, toupierten kurzen Haaren vorbei laufen.
    Die langen Haare kamen erst mit den Beatles auf.

    Ich erinnere mich an das Schwimmen, das ich im Bodensee lernte und bis zum Umzug nach Braunschweig wieder verlernte. In Braunschweig musste ich also erneut Schwimmen lernen.
    Unser Volksschullehrer schlug mir mit einem Lineal auf den Handruecken, wenn ich meine Hausaufgaben vergessen hatte.
    Als ich im September 1966 auf's Maedchengymnasium kam, wurde dort zum Glueck nicht mehr geschlagen, dafuer umso mehr zu Hause, was damals aber kein Schw..n interessierte. Da war niemand entsetzt, und erst im Jahr 2000 wurde das Gesetz herausgebracht, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr verpruegeln duerfen.

    Meine verpruegelten mich bis 1974 (da war ich 19) und das Gesetz wurde geaendert: man wurde zum 1.1.75 mit 18 statt mit 21 Jahren volljaehrig, ich zog noch 2 Monate vor diesem Gesetz zu meinem Freund.

    Wenn ich an die fruehen 60er Jahre denke, dann faellt mir vor allem Fernsehen ein. Das war mein escapism zusammen mit dem Lesen von Enid Blyton's "Fuenf Freunde" und Abenteuer Serien.
    Besonders gut gefiel mir die "Poosie" Trilogie von Ruth Hoffmann.
    Der Rest folgt in Teil 2.

    4

    Dienstag, 13. Februar 2024, 17:01

    Teil 2

    1962 ging es meinen Eltern wirtschaftlich ein bisschen besser, mein Vater mietete in den Wintermonaten fuer meine Mutter einen s/w Fernseher, damit sie sich nicht so allein fuehlt. Und ich sah mir ab 15.11.62 die TV Serie fuer Kinder von Peter Podehl "Die Hoehlenkinder" an. Zum Glueck kam die vor etwa 12 oder 13 Jahren auch auf DVD heraus, und sie gefaellt mir heute noch so gut wie damals - ein Segen, dass sich manche Dinge nie aendern. :)
    Dadurch weiss ich, dass mein Fernsehzeitalter (sagt man das so auf Deutsch?) am 15.11.62 begann, und es hat mich sehr von dem staendigen Zoff zu Hause abgelenkt.
    Besonders gut gefielen mir die spannenden, britischen CFF Filme fuer Kinder. Hier ein link:

    Geheimsache fünf - The Children's Film Foundation Collection No. 5: Amazon.de: Rogers, John, Patterson, Roberta, Godsell, Peter, Hemmings, David, Havard, Dafydd, Mitchell, Norman, Cameron, David, Mendoza, Joe, Rogers, John, Patterson, Roberta: DVD & Blu-ray

    Die Halskette (Carringford School Mystery, 1958) - The Children's Film Foundation Collection 2: Amazon.de: Jones, jenny, Freeman, Derek, Richmond, Anthony, James, Richard, Corrie, Eric, Stewart, Jack, Marsh, Keith, Case, Gerald, Hammond, WIlliam, Jones, jenny, Freeman, Derek: DVD & Blu-ray

    Die jungen Jakobiter - The Children's Film Foundation Collection No. 4: Amazon.de: Annis, Francesca, Bulloch, Jeremy, Tandy, Gareth, Hines, Frazer, Pike, John, Forsythe, Frank, Reeve, John, Annis, Francesca, Bulloch, Jeremy: DVD & Blu-ray

    Das Geheimnis der Mine - The Children's Film Foundation Collection: Amazon.de: Garden, Ingrid, Guidotti, Stewart, Green, Howard, Copley, Peter, Hill, James, Garden, Ingrid, Guidotti, Stewart: DVD & Blu-ray

    Amazon dot de hat mal wieder ihre website verschlimmbessert, nun gibt es bei keinem der 6 CFF Filme, die Hans Schaffner um 2012/2013 herausgebracht hat, Hinweise auf die anderen CFF Filme. Das war vor ein oder zwei Jahren noch anders.

    Zurueck zu den 60er Jahren.
    Damals hatten wir mehr Freiheiten als die heutigen Kinder.
    Wir konnten mit dem Rad herumfahren, im Wald spielen, schwimmen gehen etc.

    Im Fernsehen gefielen mir vor allem "Yancy Derringer", "Lassie" (mit Jeff), "Fury", "Flipper", "(K)ein Fall fuer FBI", "Katy", "Sprung aus den Wolken", "Abenteuer unter Wasser", "Tammy, das Maedchen vom Hausboot", "Poly", "Eine franzoesische Ehe", "Bronco", "Bonanza", "Der Mann ohne Namen".
    Ich durfte nur eine Stunde pro Tag fernsehen. Viele der damals verpassten alten US TV Serien konnte ich mir erst nach meiner Auswanderung in die USA ansehen.

    Heimlich verfolgte ich ab 1964, ohne dass es meine Eltern je merkten, jeden Monat an einem Freitag um 21 Uhr die neueste "Auf der Flucht" Folge mit David Janssen als Dr. Richard Kimble.
    Als "Flucht ohne Ausweg" mit Hans-Joerg Felmy im Abendprogramm lief, war ich ausnahmsweise mal allein zu Hause, unbeaufsichtigt, und konnte alle 3 Teile geniessen.

    Damals gab es wesentlich spannendere Kinderbuecher als in den letzten 40+ Jahren.
    Nicht nur "Robinson Crusoe", "Tom Sawyer", "Lederstrumpf", sondern vor allem Enid Blyton, Norman Dale und die Kalle Blomquist Trilogie von Astrid Lindgren.
    Mir fiel in den 70er Jahren auf, dass die Kinder- und Jugendbuecher sich anderen (in meinen Augen weniger interessanten) Themen zuwandten: Tod in der Familie, Scheidung der Eltern, Drogenprobleme, Bullis in der Schule, Zauberer wie Harry Potter.

    Hausarrest (eine Woche lang), Stubenarrest (eine Woche lang), Taschengeldentzug (einen Monat lang) erlebte ich am laufenden Band zu Hause.
    Meine Eltern waren viel strenger als die Eltern meiner Klassen- und Spielkameraden, und ich wurde rebellisch, liess mir nichts gefallen und sie schlugen umso mehr zu.

    Statt Lebertran bekam ich Sanostol.
    Vollmilchschokolade von Sprengel gab es nur einmal in der Woche, wenn wir am Wochenende Mensch aergere dich nicht spielten. Und jeder bekam nur 33 g (ich habe keine Geschwister).
    Oft wurde damals Zartbitterschokolade verschenkt. Ich hoffte immer, dass unsere wenigen Verwandten, die in der Naehe von Braunschweig lebten bzw die Freunde meiner Eltern stattdessen Katzenzungen mitbrachten. Die waren aus Vollmilchschokolade. :D


    An PEZ Traubenzucker, der aus diesen niedlichen Disney Figuren kam, erinnere ich mich auch noch.

    Ich hatte nur eine Micky Maus Figur aus der DDR, die schenkten mir meine Grosseltern, die in Pegau bei Leipzig lebten. Sie war aus Gummi und duftete noch jahrelang nach Gummi. Heute steht sie unter meinem Bildschirm am PC.
    Oft sah ich meinem Opa, der Apotheker war, dabei zu, wie er Pillen drehte.
    1960 fuhren wir zum 1. Mal an Weihnachten in die DDR. Offenbar muss es damals eine Amnestie fuer ehemalige DDR Fluechtlinge gegeben haben, denn sonst waere mein Vater, der ca. 1951 in den Westen machte, nicht mit uns zu seinen Eltern gefahren.
    Dort lernte ich den alten Schaeferhund meiner Grosseltern kennen - es war bei mir Liebe auf den ersten Blick. :love:


    In Leipzig gab es eine grosse Buchhandlung, wo ich mir mein allererstes Filmbuch zulegte, es hiess Filmschauspieler A - Z.


    Ich erinnere mich an den Nachmittag, als wir uns 1969 im Juli die Mondlandung anschauten, dazu gab es Erdbeertorte.


    Diese Buecher koennten Dir in punkto 60er Jahre weiterhelfen:


    https://www.amazon.de/-/en/s?k=Die+sechz…173&ref=sr_pg_2

    ´n Tach zusammen :)
    Ich bin bei der Suche nach dem Leben in den 60er Jahren u.a. auch auf diese Webseite gestoßen und habe beschlossen,hier Mitglied zu werden und meine Erinnerungen mit Euch zu teilen.

    Ich heiße Ralf,bin Jahrgang 1962,wohne in Duisburg und empfand dieses Jahrzehnt als sehr angenehm.
    Es ist verbunden mit meiner Kindergarten-Zeit bis hin zu meiner Einschulung im August 1969.

    Eine Zeit,in der wir fast überwiegend draußen gespielt haben.
    Die Ausnahmen waren meist Freitage,wenn unsere Eltern gebohnert hatten und wir keinen Dreck reinbringen sollten,Starkregen und ein Unwort namens Hausarrest.
    Letzteres gab es in verschiedenen Ausführungen
    Für einen Tag,aber den besten Kumpel treffen und mit ihm spielen dürfen
    Für mehrere Tage,wenn das Vergehen schlimmer war,konnte bei guter Führung "zur Bewährung" ausgesetzt werden.

    Gottseidenk war ich meist brav 8)
    Bis auf einmal,wo ich meiner Meinung nach zu früh vom Spielen hochgerufen wurde.
    Da habe ich den Plaste-Fußball per Freistoß von der Wohnungstür in der Diele in die Küche gebolzt mit dem Resultat,das eine Vase zu Bruch ging.



    Nun,an was kann ich mich erinnern ?
    An vieles,dat Langzeit-Gedächtnis funktioniert recht gut,denke ich.


    An die Sunkist-Tüten,Cola-Pop,die roten Kaugummi-Automaten,der gelbe PEZ-Automat,Tip-Kick-Spiel oder Cowboys und Indianer aus Plastik samt dazugehörigen Häuschen.
    An Micky Maus-und Donald-Duck-Figuren,an Corgy und Dinky-Toys und an die Matchbox-Autos samt passendem Koffer,den es mal zu Weihnachten gab.
    An die elektrische Märklin-Eisenbahn und die Faller-Rennbahn.

    Und natürlich auch Sammelbilder,bevorzugt die von Fußballern.
    Und natürlich Lego,dat wurde auch viel benutzt.


    So,ich kuck´jetz´mal,wo ich noch wat dazu schreiben kann,da fällt mir bestimmt noch wat zu ein :)



    p.s.:
    Ich habe meinen Nick auf "Semi Silesian" geändert,Ihr wißt ja jetzt,wie ich im realen Leben mit Vornamen heiße ;)
    Das bedeutet "halber Schlesier",denn meine Vorfahren mütterlicherseits kommen aus dem damaligen Niederschlesien