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    Sonntag, 28. Januar 2024, 16:02

    Über die Geschichte der frankobelgischen Comics

    Im frühen 20. Jahrhundert erschienen Comics noch nicht in Heft- oder Buchform, sondern wurden quasi als humoristisches Extra in Form von "Comic Strips" in den verschiedenen Tageszeitungen sowie in Wochen- und Monatspublikationen veröffentlicht. Eine bedeutende Wurzel der frankobelgischen Comics waren dabei die vielfältig erscheinenden Kinder- und Jugendzeitschriften der katholischen Kirche, in denen auch gezeichnete "Bildererzählungen" auftauchten. Den ersten originären französischen Comic schuf im Jahre 1925 Alain Saint- Organ mit "Zig et Puce", einer Art französischen Variante von Laurel und Hardy, der in der Zeitung "Le Dimanche Illustré" erschien. Im Unterschied zu den bereits früher erschienenen europäischen Comic Strips bestand diese Reihe nicht aus abgeschlossenen Gags, sondern aus von Woche zu Woche fortgesetzten Abenteuern. Ab 1929 erschien in der Zeitschrift "Le Petit Vingtième" mit dem Abenteuer "Tintin au pays des Soviets" der erste "richtige" belgische Comic, siehe hierzu den speziellen Blog über "Tim und Struppi" in dieser Rubrik. Die Abenteuer des jungen Reporters Tintin in den damals modernen Knickerbocker- Hosen stammten aus der Feder von Georges Prosper Remi, der unter dem Pseudonym Hergé in den darauffolgenden Jahrzehnten berühmt werden sollte.
    Im Jahre 1934 gründete der Ungar Paul Winkler das "Journal de Mickey", nachdem er einen Lizenzvertrag mit dem amerikanischen King Features Syndicate geschlossen hatte. Die achtseitige Wochenzeitung entwickelte sich zum ersten französischen Comicmagazin, wurde auf Anhieb ein Erfolg, und bald folgten andere Verleger diesem Beispiel und begannen, Zeitschriften mit amerikanischen Comicformaten zu veröffentlichen. Infolge entstand eine Vielzahl von ähnlichen Magazinen, die zunächst jedoch fast ausschließlich amerikanisches Importmaterial enthielten. Die wichtigsten dieser Magazine waren "Robinson", "Hurra" sowie "Coeurs Vaillant", während in Belgien u.a. "Bravo!" entstand. Im Jahre 1938 wurde dort auch das Magazin "Spirou" gegründet, in dem neben amerikanischen Importserien von Beginn an auch eigenes Material produziert wurde, insbesondere die Reihe um den Hotelboy "Spirou", den Namensgeber des Magazins.
    Nach der Besetzung Belgiens und Frankreichs durch deutsche Truppen im Jahre 1940 wurde es zunächst unmöglich, weiterhin amerikanische Serien zu importieren. Aus dieser Situation heraus boten sich einheimischen Künstlern Gelegenheiten, sich auch als Zeichner von Comics zu versuchen. Indem sie zunächst amerikanische Vorbilder kopierten, erlernten oder vertieften sie ihre entsprechenden Fähigkeiten, und schon bald verschwanden die nachgemachten Versionen amerikanischer Comics aus den Magazinen und wurden durch eigene Schöpfungen ersetzt. Hergé wechselte zu dieser Zeit zu der Tageszeitung "Le Soir", um seinen "Tintin" weiter veröffentlichen zu können, allerdings galt diese Publikation als sehr deutschfreundlich, sodaß Hergé sich nach Kriegsende mit Kollaborationsvorwürfen konfrontiert sah und ihm faktisch ein zweijähriges Publikationsverbot auferlegt wurde.
    Als nach Kriegsende amerikanische Comics wieder zur Verfügung standen, waren die frankobelgischen Erzeugnisse bereits so stark in der Gunst der Leserschaft verankert, so daß sich viele Verleger zur Fortsetzung der landeseigenen Serien entschieden. Viele der bekanntesten Künstler des frankobelgischen Comics begannen ihre Laufbahn in den frühen Nachkriegsjahren, so z.B. André Franquin, Peyo, Willy Vandersteen, Jacques Martin oder Albert Uderzo. Anfang der 50er Jahre begannen sich dann die Magazine "Spirou" und das "TinTin- Magazin" als die einflussreichsten belgischen Comicmagazine zu etablieren. Hergé wurde mit seinem speziellen Zeichenstil der "klaren Linie" zum Mentor vieler Comiczeichner und beeinflußte maßgeblich den Zeichenstil von Künstlern wie Bob de Moor, Jacques Martin, Roger Leloup oder Edgar P. Jacobs.
    Einen nicht unerheblichen Einfluß auf die weitere Entwicklung der eigenständigen Comicproduktion in Frankreich und Belgien hatte eine Gesetzgebung, die exzessive Gewaltdarstellungen in Publikationen für Kinder und Jugendliche zu unterbinden suchte. Infolge wurde ein nicht unerheblicher Teil amerikanischer Importcomics in Frankreich und Belgien nicht mehr veröffentlicht, und die dadurch entstandene Angebotslücke wurde zum großen Teil durch landeseigene Produktionen ausgeglichen.
    In den 60er Jahren begann sich zunehmend auch ein erwachsenes Publikum für frankobegische Comics zu interessieren. Neue Magazine wie das französische "Pilote" paßten sich dieser Nachfrage mit anspruchsvolleren Serien wie "Asterix", "Der rote Korsar", "Tanguy und Laverdure", "Valerian und Veronique" sowie mit "Leutnant Blueberry" dem gewandelten Publikumsinteresse an. In den 70er Jahren setzte sich dieser Trend zum Erwachsenencomic weiter fort, und Zeichner wie Gottlib, Moebius, Druillet und Bilal stehen für diese neue Entwicklung mit neuen Inhalten von phantasievollen Zukunftsvisionen bis zu Erotikcomics, verbunden mit der gleichzeitigen Weiterentwicklung graphischer Stile. Zur Heimat vieler Vertreter dieser Comicrichtung wurde das avantgardistische Magazin "Métal Hurlant / Schwermetall". Gleichzeitig fand im Jahre 1974 der erste Comic- Salon in Angoulème statt.

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    Montag, 29. Januar 2024, 14:16

    Über die Geschichte der frankobelgischen Comics (Forts.)

    In den 80er Jahren gingen nicht nur die Auflagen frankobelgischer Comicmagazine, sondern auch der einschlägigen Publikationen bei uns in Deutschland zurück, als der Personal Computer seinen Siegeszug begann und sich zunehmend weniger Kinder und Jugendliche für traditionelle Comics interessierten. Dennoch verzeichnete der zehnte Comic- Salon von Angoulème im Jahre 1983 noch einmal einen neuen Besucherrekord. Zwei Jahre später besuchte sogar der damalige französische Staatspräsident Francois Mitterand das Comic- Festival und machte den französischen Comic als eigenständige Kunstform endgültig salonfähig.
    Nach Jahrzehnten stetiger Expansion geriet der frankobelgische Comic in eine temporäre Krise, ausgelöst nicht zuletzt durch ein Übermaß verschiedener Serien, durch zu viele Alben und zu viel Mittelmaß. Hinzu kam der allmähliche Generationswechsel unter den Zeichnern und Autoren, denn zahlreiche der wichtigsten Urheber der ersten Generation des frankobelgischen Comics wie Goscinny (verst. 1977), Tillieux (verst. 1978 ), Hergé (verst. 1983), Peyo (verst. 1992) oder Franquin (verst. 1997) verließen die Comic- Bühne sukzessive und konnten nicht durch adäquate Nachfolger ersetzt werden. Selbst für viele jahrzehntealte Traditionsserien und ehrwürdige Magazine bedeuteten die 80er/ 90er Jahre das endgültige Aus. "Métal Hurlant" wurde bereits 1987 eingestellt, "Tintin" im Jahre 1988, "Pilote" im darauffolgenden Jahr, "Pif Gadget" im Jahre 1993. Verblieben war von den bedeutendsten frankobelgischen Comic- Magazinen letztendlich nur noch "Spirou".
    Die künstlerische und inhaltliche Weiterentwicklung des frankobelgischen Comics blieb hiervon jedoch weitgehend unberührt. Zumindest teilweise konnte der Niedergang der großen Comic- Magazine im Verlauf der 90er Jahre durch das Erscheinen neuer, kleinerer und unabhängiger Independent- Verlage ausgeglichen werden, wie etwa "L´Association" oder "Le Dernier Cri", die sich durch anspruchsvollere und unkonventionellere Inhalte von den großen Mainstream- Veröffentlichungen absetzen konnten und dem frankobelgischen Comic damit neue Impulse gaben. Doch obwohl immer wieder interessante neue Reihen aus der Taufe gehoben werden, ist der internationale Einfluß der frankobelgischen Comics seit etwa Mitte der 90er Jahre deutlich zurückgegangen. Auch der kommerzielle Erfolg der neuen Serien ist, gemessen an den gigantischen Erfolgen der klassischen Serien, überaus bescheiden. Vor allem Manga- Comics aus Japan werden in Frankreich und Belgien zunehmend als Bedrohung für den heimischen Absatzmarkt betrachtet. Im Jahre 2006 betrug der Anteil japanischer Comics an den Gesamtverkaufszahlen in Frankreich bereits über sechzig Prozent, während es in Deutschland sogar rund achtzig Prozent waren.
    Der hohe internationale Bekanntheitsgrad insbesondere der klassischen frankobelgischen Comics gründet sich auf eine recht überschaubare Zahl besonders erfolgreicher Serien, die hier abschließend ohne Anspruch auf Vollständigkeit noch zur Erwähnung kommen sollen:

    - Tim und Struppi (Tintin) von Hergé,
    - Blake und Mortimer von E.P. Jacobs,
    - Asterix von René Goscinny und Albert Uderzo,
    - Lucky Luke von Morris und Goscinny,
    - Isnogud (Iznogud) von Jean Tabary und René Goscinny,
    - Gaston von Franquin,
    - Spirou und Fantasio von André Franquin,
    - Das Marsipulami von Franquin,
    - Die Schlümpfe (Les Schtroumpfs) von Peyo,
    - Johann und Pfiffikus von Peyo,
    - Benni Bärenstark von Peyo,
    - Yakari von Job und Derib,
    - Boule und Bill von Jean Roba,
    - Jeff Jordan (Gil Jourdan) vom Maurice Tillieux,
    - Suske und Wiske von Willy Vandersteen,
    - Billy the Cat von Stephen Desberg,
    - Die Werke von Jean Michel Charlier, insbesondere Leutnant Blueberry oder Der Rote Korsar,
    - Die Werke von Moebius, z.B. Jean Giraud.

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    Dienstag, 30. Januar 2024, 16:17

    Über die Renaissance der Frankobelgier in Deutschland

    Gegen Ende der 90er Jahre gestaltete sich die Lage der frankobelgischen Comics im deutschsprachigen Raum alles andere als hoffnungsvoll. Achtzehn Jahre nach dem Ende von "Zack" im Koralle- Verlag erschienen bei uns nur noch wenige Serien. Das Comic- Magazin, das in den 70er Jahren zahlreiche Frankobelgier wie Michel Vaillant, Dan Cooper oder Leutnant Blueberry bekannt gemacht hatte, hinterließ in dieser Hinsicht eine schmerzhafte Lücke, und so kam es zu Überlegungen einer Renaissance des einstmals beliebten Genres in Deutschland. Der Verleger Eckart Schott hatte hierzu bereits wertvolle Vorarbeit geleistet, indem er Liebhaberausgaben alter Zack- Serien veröffentlicht hatte.
    Zwar existierte der Koralle- Verlag als Axel Springer- Tochter damals noch, jedoch bestanden dort berechtigte Zweifel, ob "Zack" noch einmal reanimiert werden könne, und man vergab zunächst eine auf zwei Jahre befristete Lizenz für diesen Titel und verkaufte ihn letztendlich doch.
    Die erste Ausgabe des neuen "Zack- Magazins" erschien dann im Juli 1999. Anders als bei den alten Ausgaben experimentierte man anfangs noch mit Seiten in s/w, die jedoch insbesondere bei jüngeren Lesern kaum auf Gegenliebe stießen. Ab Heft 101 führte der neue Chefredakteur Martin Surmann eine wichtige Änderung ein, indem "Zack" nun auch exklusive Serien wie "Es war einmal in Frankreich" veröffentlichte, die bisher nicht bei anderen Verlagen in Albenform erschienen waren.
    Mark O. Fischer, der dritte Chefredakteur des reanimierten Formats, baute darüber hinaus die "Zack Edition" auf, die ausgewählte Zack- Serien in Albenform herausgab, nicht zuletzt damit sich die Übersetzung und Bearbeitungen der Serien sich besser amortisierten.
    Nachfolger von Fischer wurde Georg F. W. Tempel, der für "Zack" ein neues Layout entwickelte und die reguläre Zeitschriftennnumerierung einführte, während die "Zack Edition" nur noch alle zwei Jahre erschien. Rasch wurde klar, daß sich die Macher des neuen "Zack" zu ambitionierte Ziele gesteckt hatten und statt zweitausend nur noch eintausenfünfhundert Exemplare verkaufen konnten, so daß die vierzehntägige Erscheinungsweise letztlich nicht mehr zu finanzieren war. Allerdings lief der auch bei uns populäre Klassiker "Michel Vaillant" als Albenveröffentlichung weiter.
    Heute dagegen hat sich die Situation insofern aufgehellt, daß es nicht zuletzt aufgrund des neuen "Zack" insgesamt monatlich wieder rund vierzig Alben- Neuveröffentlichungen frankobelgischer Comic in Deutschland gibt. In gewissem Sinn sind die deutschen Fans sogar besser bedient als die französischen, denn ein Magazin wie "Zack", daß i.W. Abenteuercomics in Fortsetzungen abdruckt, gibt es ansonsten nur noch in den Niederlanden, denn die großen französischen Vorbilder wie "Pilote" oder "A suivre" wurden bereits vor langer Zeit eingestellt. Insofern hat sich das neue "Zack" trotz deutlich geringerer Auflagen um einiges langlebiger erwiesen als das alte. :thumbup: