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    Montag, 12. Juni 2023, 16:32

    Angèle Durand - Die Frau, die Lou van Burg vernichtete

    Zum Inhalt der oben angeführten Überschrift werde ich mich noch in einem anschließenden Blog äußern, der die nicht ganz unproblematische Thematik noch einmal ausführlich beleuchtet. Zunächst seien jedoch einige Ausführungen zur Biographie der belgischen Künstlerin vorangestellt.
    Geboren wurde sie am 23. Oktober 1925 unter ihrem bürgerlichen Namen Angèle Caroline Liliane Josette Marie- José DeGeest (!) in Antwerpen, Belgien. Bereits im Alter von sieben Jahren wurde sie Vollwaise, wuchs bei einer Tante auf und genoß eine strenge Erziehung in einem Mädcheninternat. Schon im Jahre 1940 betrat sie erstmals die Gesangsbühne, als sie in einem Nachwuchswettbewerb auftrat und dort den zweiten Platz belegte. Im Anschluß arbeitete sie für den Brüsseler Rundfunk und später beim amerikanischen Soldatensender AFN. Zunächst sang sie als Jazzinterpretin in der Band des Trompeters Rex Stuart und sprang im Jahre 1950 als kurzfristiger Ersatz während eines Konzerts mit Duke Ellington ein, das in Brüssel stattfand. Duke Ellington war so von ihrem Können beeindruckt, daß sie bereits kurz darauf mit ihm auf seine große Europatournee ging. Im Anschluß trat sie in mehreren Varietés auf und machte Aufnahmen beim damaligen NWDR und beim Hessischen Rundfunk.
    Angèle Durands erster großer Hit in Belgien war "Cést si bon", der im Jahre 1950 auch als deutsche Coverversion sehr erfolgreich war. Im darauffolgenden Jahr lernte sie ihren späteren Ehemann Nils Nobach kennen, der ihr Produzent wurde und sie 1958 heiratete. Im Jahre 1956 hatte sie mit ihrem Lied "So ist Paris" einen weiteren großen Erfolg, der in verschiedenen europäischen Ländern wochenlang in den Charts vertreten war. Ebenfalls erfolgreich war "C´est magnifique", gefolgt von "Melodie d ´amour" im Jahre 1957. In diesem Jahr gehörte sie auch neben Maurice Chevalier zu den Stars des Kopenhagener Tivoli, machte Tourneen durch ganz Europa und stand neben Branchengrößen der damaligen Jahre wie Edith Piaf, Josephine Baker, Peter Kreuder, René Carol, Rudi Schuricke, Erwin Lehn und vielen anderen auf der Bühne. Angèle Durands Titel "Chanson d´amour" aus dem Jahre 1958 machte die Gruppe "Manhattan Transfer" knapp zwanzig Jahre später zum Millionenhit. Im Jahre 1960 nahm sie im Duett mit Rex Gildo und dem Lied "Abitur der Liebe" an der deutschen Vorentscheidung zum "Grand Prix Eurovision de la Chanson" teil.
    Neben ihren zahlreichen TV- Auftritten in musikalischen Unterhaltungssendungen der damaligen Jahre wirkte sie auch in mehreren Musikfilmen mit, u.a. an der Seite von Yves Montand, Conny Froboess, Joachim Fuchsberger, Senta Berger, Fred Bertelmann, Karin Dor, Grethe Weiser und Hans Albers.
    Nach drei gemeinsamen Ehejahren ließ sich Angèle Durand von ihrem Mann und Produzenten im Jahre 1961 scheiden, wechselte die Plattenfirma und hatte mit ihrem Titel "Ja, ich bin die tolle Frau" noch einmal einen großen Erfolg. Zu dieser Zeit lernte sie den Entertainer Lou van Burg kennen, mit dem sie eine Liebesbeziehung einging und für den sie auch für einige Jahre das Management übernahm und dafür auf ihre eigene weitere künstlerische Karriere verzichtete. Doch auch diese Beziehung scheiterte und hatte dramatische Folgen für den niederländischen Entertainer, wie wir in einem gesonderten Blog noch erfahren werden. Angèle Durand war leidenschaftliche Köchin und führte, statt an ihre Gesangskarriere anzuknüpfen, für einige Jahre ein eigenes Restaurant, in dem sie zeitweise auch selbst kochte.
    In den 70er Jahren begann Angèle Durand dann ihre Zweitkarriere als Bühnenschauspielerin, u.a. am Schleswig- Holsteinischen Landestheater und am Theater Gelsenkirchen. Im Jahre 1980 nahm sie eine LP mit Liedern von Claire Waldorff auf, und 1990 beging sie ihr 50- jähriges Bühnenjubiläum und veröffentlichte ihre Single "Wege, die durchs Leben führen"/ "Denn ich lebe noch". Darüber hinaus trat Angèle Durand zwischen den 70er und 90er Jahren auf zahlreichen Galaveranstaltungen auf und unternahm Tourneen mit ihrem Soloprogramm "Das Theater und ich", in dem sie ihre Lieder vortrug, Anekdoten aus ihrem Leben erzählte und Texte rezitierte.
    Bis zuletzt absolvierte die umtriebige Künstlerin noch Bühnenauftritte sowohl im Theater als auch mit Gesangsveranstaltungen. Nachdem sie einige Jahre an der Hamburger Außenalster gewohnt hatte, lebte Angèle Durand seit den frühen 80er Jahren in Düsseldorf. Sie verstarb am 22. Dezember 2001 nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Augsburg.

    www.youtube.com/watch?v=p35xm-BPk0o
    www.youtube.com/watch?v=8UVWDu-qcck
    www.youtube.com/watch?v=PADELiuvY64
    www.youtube.com/watch?v=68nRH_Lf3yI
    www.youtube.com/watch?v=TPBPbDI-eq0

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    Dienstag, 13. Juni 2023, 15:44

    Interssanter Artikel.
    Ich erinnere mich nur an eine aeltliche Dame, sehr uebergewichtig, die mit dem ebenfalls sehr uebergewichtigen Lou van Bourg (Mister Wunnebar) liiert war.

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    Dienstag, 13. Juni 2023, 16:23

    Lou van Burg und Angèle Durand

    Zwar wurde der entsprechende Sachverhalt an anderer Stelle bereits in groben Zügen umrissen, dennoch sei er im Rahmen des Blogs über die belgische Künstlerin noch einmal erwähnt, zumal er den mit Abstand größten Skandal des damals noch sehr jungen Fernsehsenders ZDF in den 60er Jahren darstellte.
    Wie kam es zu diesem Skandal ? Der 25. August 1967 war ein historischer Tag für die deutsche Fernsehgeschichte, denn damals drückte Vizekanzler Willy Brandt einen voluminösen roten Startknopf und setzte damit das Startsignal für den Beginn des deutschen Farbfernsehens. Gleichzeitig ging für einen der beliebtesten Entertainer eine Ära zu Ende, denn dieser sollte ursprünglich am gleichen Abend sein damals überaus beliebtes Erfolgsformat "Der goldene Schuß" moderieren. Wie der Zufall es wollte, wäre dies seine 25. Jubiläumssendung gewesen, und überdies feierte er an diesem Tag auch seinen fünfzigsten Geburtstag. Doch das ZDF machte ihm einen Strich durch die Rechnung und hatte ihn kurzfristig gefeuert.
    Wie kam es zu dieser Entwicklung ? Zu jenem Zeitpunkt war Lou van Burg bereits kein "unbelegtes Brötchen" mehr. Als Sohn eines Pelzhändlers aus Den Haag mischte er von Anfang an beim damals noch jungen Medium Fernsehen mit und geriet schon bald ins Zwielicht, als 1959 in der ARD Quizshow "Sing mit mir, spiel mit mir" eine Münchener Friseuse sechsmal hintereinander Quiz- Champion wurde und sich herausstellte, daß deren Tante van Burgs Assistentin war. Daraufhin stellte der WDR kurzerhand das Format ein.
    Trotz dieser "Vorbelastung" griff das ZDF zu, als es 1964 einen Showmaster für das neue Format "Der goldene Schuß" suchte, das der ARD- Konkurrenz mit seiner Vorzeigeshow "Einer wird gewinnen" Paroli bieten sollte. Van Burg, der in den dazwischenliegenden Showteilen gern auch einmal selbst auftrat, wurde nicht zuletzt durch seine Ausstrahlung und durch das neuartige interaktive Konzept schnell zum Publikumsliebling. Das ZDF war´s zufrieden und sah zunächst über Lou van Burg´s "buntes" Privatleben hinweg. Zwar war dieser verheiratet, lebte aber bereits seit Jahren mit der belgischen Schlagersängerin Angèle Durand zusammen. Diese hatte eigens ihre durchaus erfolgreiche Gesangskarriere an den Nagel gehängt, um den Entertainer betreuen und managen zu können. Doch dann begann die Tragödie ihren Lauf zu nehmen, als van Burg sich im Frühsommer 1967 Knall auf Fall von Angèle Durand trennte. Diese sah sich nicht ganz zu Unrecht düpiert, ging in großem Stil an die mediale Öffentlichkeit und behauptete, Lou van Burg habe ein sehr inniges Verhältnis mit seiner jungen Show- Assistentin Marianne Krems. Diese war ebenfalls noch verheiratet und zugleich Mutter einer dreijährigen Tochter. Aus der Sicht der 60er Jahre war der handfeste Skandal nun nicht mehr zu stoppen, und bereits am 16. Juli 1967 meldeten die Boulevardmedien: "Onkel Lou gefeuert !"
    Zuvor hatte beim ZDF eine nächtliche Sondersitzung die andere gejagt. Werner Schmid, der Produzent des "Goldenen Schuß", fuhr nach Bremen und wollte dort in einer Nacht- und Nebelaktion Rudi Carrell als Nachfolger anwerben, und nach einem handfesten Trinkgelage sagte dieser auch kurzfristig zu. Über die Vorgänge informiert wurde auch ZDF- Intendant Karl Holzamer, der sich zu diesem Zeitpunkt noch im Türkei- Urlaub befand und der kurzerhand entschied: "Lou van Burg darf nicht mehr auf unseren Bildschirmen erscheinen. Die Visitenkarte des ZDF muß sauber bleiben".
    Und wieder überschlugen sich die Ereignisse, nachdem van Burg bestritten hatte, überhaupt ein Verhältnis zu Marianne Krems zu haben. Auch Rudi Carrell bereute mittlerweile seine mündliche Zusage und sagte kurzfristig ab. Fieberhaft suchte das ZDF nun nach einem Ersatz für seine erste große Farbshow und engagierte schließlich den Schweizer Sänger und Entertainer Vico Torriani, mit dem die ARD bereits gute Erfahrungen mit seinem Format "Hotel Victoria" gemacht hatte. Torriani: "Ich habe nur fünf Tage Zeit gehabt, um mich vorzubereiten. Ich bin ja wirklich kein Neuling - aber die verdammte Technik. Es gab entsetzlich viele Schwierigkeiten und auch Pannen". Tatsächlich konnte Vico Torriani nicht annähernd an die Erfolge Lou van Burg´s anknüpfen, so daß im Jahre 1970 der "Goldene Schuß" eingestellt wurde.
    Lou van Burg klagte dagegen auf eine Millionen- Abfindung und erhielt im Vergleichsverfahren schließlich die Summe von 120.000,- DM zugesprochen. Konsequenterweise ließ er sich scheiden, heiratete die mittlerweile auch geschiedene Marianne Krems und bekam mit ihr zwei Töchter. Tragisch war, daß sein Brötchengeber Fernsehen ihn über viele Jahre verbannte, so daß der einstige Star- Entertainer sich genötigt sah, in Einkaufsmärkten und Festzelten aufzutreten. Erst in den ausklingenden 70er Jahren bekam er mit einigen Evergreen- Sendungen wieder eine Chance vor der Kamera, doch den ganz großen Erfolg erzielte der mittlerweile in die Jahre gekommene und mit Gewichtsproblemen kämpfende Lou van Burg damit nicht mehr. Im Jahre 1986 starb er im Alter von 68 Jahren an Leukämie.

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    Dienstag, 13. Juni 2023, 20:24

    Was fuer ein trauriges und viel zu fruehes Ende!

    5

    Dienstag, 13. Juni 2023, 21:46

    Wim Thoelke´s Version der Geschichte

    Es gibt noch eine etwas andere Version der Geschichte des Rauswurfs von Lou van Burg in Wim Thoelke´s quasi- Autobiographie "Stars, Kollegen und Ganoven". Danach hätte der holländische Entertainer mitnichten einen Direktvertrag mit dem Sender gehabt, sondern die Schweizer Gesellschaft "Schmid Productions", bei der auch Lou van Burg unter Vertrag gewesen sei. Diese hätte u.a. auch Musicals produziert und hätte dem Sender eine Art Knebelvertrag aufgenötigt, so daß im Unterhaltungsteil des "Goldenen Schuß" bis zu vierzig Minuten lange Produktionen dieser Firma zu sehen gewesen wären. Hinzu kam noch, daß die hierzu benötigten aufwendigen Ausstattungen vom ZDF bezahlt werden mußten. Ich selbst kann mich noch dunkel daran erinnern, daß diese Unterhaltungsteile oft sehr langatmig und ermüdend waren. Infolge soll es vermehrt empörte Zuschauerbriefe an den Mainzer Sender gegeben haben, und dieser soll die "Affaire Lou van Burg" dazu genutzt haben, aus diesem für das ZDF sehr ungünstigen Vertrag auszusteigen. So jedenfalls die Aussage Wim Thoelkes.