Das waren noch Zeiten!

Zwar gilt er weitestgehend als erfolgreicher Schlagerstar der 70er Jahre, dennoch ist der aus Belgrad stammende Bata Illic bereits vorher einen weiten Weg gegangen und soll deshalb in diesem Thread nicht unerwähnt bleiben.
Bata Illic kam am 30. September 1939 im damaligen Königreich Jugoslawien zur Welt und war als Sohn eines Finanzbeamten bereits als Kind sehr der Musik zugetan. Nach seinem Abitur begann er zunächst, Chemie zu studieren, wechselte jedoch bald zu Englisch, Italienisch und Literaturgeschichte sowie zu Pädagogik und verließ die Hochschule als diplomierter Philologe mit einem Lehrer- Examen in der Tasche. Bereits während seines Studiums blieb er seiner Liebe zur Musik treu, nahm ab 1959 nebenbei Gesangsunterricht und trat in Studentenclubs und Jazzkellern auf, wo er seine ersten Bühnenerfahrungen sammeln konnte.
Im Anschluß unterrichtete er als Sprachlehrer zwei Jahre an Belgrader Schulen und begegnete in dieser Zeit dem Schlagzeuger Andreas Triphan, mit dem er eine gemeinsame Band gründete. Durch einen Zufall hörte der amerikanische Botschafter in Belgrad die Darbietungen dieser Formation und verschaffte Bata Illic nebst seinen Kollegen im Jahre 1962 kurzerhand eine Einladung, in einem amerikanischen Club in Deutschland zu spielen. Die Gruppe ließ sich auf diese Herausforderung ein und spielte kurze Zeit darauf tatsächlich im "Twister" in Bad Kissingen ihre Songs, worauf weitere Einladungen amerikanischer Clubs in Bad Hersfeld, Fulda und Berlin folgten. Nach einer zweijährigen Tournee durch Clubs in Deutschland schien allerdings im Jahre 1965 vorläufig das Ende der Formation besiegelt zu sein, die sich auflöste und von der jeder Musiker seine eigenen Wege ging. Bata Illic dagegen, der längst beschlossen hatte, in Deutschland zu bleiben und sich in München niederzulassen, tingelte weiterhin mehr schlecht als recht durch die Bundesrepublik und hielt sich mit Gelegenheitsengagements über Wasser, nutzte diese Durststrecke aber auch, um Deutsch zu lernen.
Bessere Zeiten brachen für ihn erst wieder im Jahre 1966 an, als Illic den Produzenten Conny Scheffel kennenlernte, der im darauffolgenden Jahr die erste Single des smarten Jugoslawen mit dem Titel "Die Welt ist voller Liebe" auf den Markt brachte, jedoch zunächst ohne nachhaltigen Erfolg. Erst im Jahre 1968 verschafften die Folgetitel "Mit verbundenen Augen" und "Schuhe so schwer wie Stein" Bata Illic eine größere Aufmerksamkeit, so daß ihn u.a. James Last für das Vorprogramm seiner Tournee nach Kanada verpflichtete.
Den endgültigen Karrieredurchbruch schaffte Bata Illic 1969 mit seinem ersten Auftritt in der damals noch jungen "ZDF- Hitparade", in der er bis zur Einstellung des Formats insgesamt 62-mal zu Gast gewesen sein soll. Mit "Schließ deine Augen und schau in mein Herz" belegte er 1970 einen beachtlichen fünften Platz beim Deutschen Schlagerfestival, und im darauffolgenden Jahr landete er mit "Wo Liebe ist, ist auch ein Weg" sogar auf Platz drei. Gleichzeitig bildete seine Debut- LP "Die Welt ist voller Liebe" den Startpunkt zu zahlreichen weiteren Plattenveröffentlichungen.
Bata Illic entwickelte sich zu einer festen Größe der deutschen Schlagerszene in den 70er Jahren, avancierte zum gern gesehenen Gast in Rundfunk und Fernsehen und nicht zuletzt zum ausgesprochenen Frauenschwarm mit Balkancharme. Bis in die späten 70er Jahre erfeute sich Illic immenser Popularität, und Songs wie "Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Hawaii", "Mit meiner Balalaika bin ich der König auf Jamaica" und sein größter Erfolg "Michaela" entwickelten sich im doppelten Sinne zu wahren Verkaufsschlagern. Zudem trat er auch in einigen Unterhaltungsfilmen dieser Jahre auf, so in "Blau blüht der Enzian" (1973). Erst nach der einsetzenden Krise des deutschen Schlagers zog sich Bata Illic Anfang der 80er Jahre zunehmend in sein Privatleben zurück.
Dieser Dornröschenschlaf endete mit dem Schlagerrevival der 90er Jahre, als der Jugoslawe nicht nur erneut seine alten Titel präsentierte, sondern sich auch zunehmend in Richtung Chanson weiterentwickelte. So interpretierte er Titel von Charles Aznavour, Adriano Celentano und Burt Bacharach in deutscher Sprache neu.
Radio Bremen erachtete im Jahre 2003 das Leben und die Entwicklung des Bata Illic als nicht uninteressant und sendete am 5. September einen Dokumentarfilm unter dem Titel "Bata Illic- Höchstpersönlich". Nach wie vor erfreut sich der vielseitige Jugoslawe reger Nachfrage und Buchungen in Musik- und Oldiesendungen. Selbst für einen Auftritt im RTL- "Dschungelcamp" im Jahre 2008 war er sich nicht zu schade und verließ das Camp als Drittplazierter.
Der mittlerweile über achtzigjährige Bata Illic gilt gemeinhin in der Musikbranche als "Schlagerstar ohne Skandale" und ist seit 1963 mit Olga Illic verheiratet. Das Paar wohnte zunächst in Frankfurt/ M. und seit 1978 in Gräfelfing bei München.

www.youtube.com/watch?v=0pr4r5_2DmI
www.youtube.com/watch?v=NelaIKlvq6I