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    Samstag, 22. April 2023, 16:51

    Gerd Böttcher - Eine typische Schlagerkarriere ?

    In den frühen 60er Jahren galt der am 18.7.1936 geborene Berliner als einer der erfolgreichsten und populärsten Sänger auf dem damals boomenden deutschen Schlagermarkt. Gleich mit seiner 1960 bei Decca erschienenen Debutsingle "Jambalaya" schaffte Gerd Böttcher den Sprung in die Charts. Bevor ihn der Orchesterleiter und Produzent Werner Müller für die Schallplatte entdeckte, war der gelernte Gärtner jahrelang durch Berliner Clubs getingelt und hatte zwischenzeitlich als Sänger im Orchester Hans Karbe gearbeitet. Doch nach dem Beginn seiner Plattenkarriere ging es Schlag auf Schlag. Mit seinen Titeln "Adieu, Lebewohl, Goodbye", "Ein Dutzend andre Männer" "Für Gaby tu ich alles" oder mit "Geld wie Heu" verdiente er in der Tat in den frühen 60er Jahren ein Heidengeld. Rechnet man Böttchers Duettaufnahmen mit Detlef Engel hinzu, brachte der talentierte Sänger zwischen 1960 und 1967 mehr als zwanzig Titel in die Charts, darunter sechs Top Ten- Hits.
    Doch wie bei so manchen seiner Berufskollegen, ging es auch in Gerd Böttchers Karriere auf und ab. Bereits Mitte der 60er Jahre ließen seine Plattenverkäufe stark zu wünschen übrig, und die hohen Einnahmen früherer Jahre gehörten der Vergangenheit an. Selbst internationale Hitparadenrenner von Roy Orbison oder Tom Jones, die Böttcher in deutscher Sprache interpretierte, erwiesen sich als Verkaufsflops. Die Decca, bei der er damals unter Vertrag stand, hatte mittlerweile mit Drafi Deutscher ein neues Zugpferd für sich gewinnen können und kein weiteres Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit Böttcher.
    Nach zweijähriger Hitparadenabstinenz schon fast ein wenig in Vergessenheit geraten, konnte Gerd Böttcher 1966 mit dem Beat- Schlager "Schenk mir dein Vertrauen", der bei Polydor veröffentlicht wurde, wieder einen Verkaufserfolg generieren, doch bereits die nächste Single wurde von den Plattenkäufern kaum beachtet, und Polydor sah daher von einer weiteren Zusammenarbeit ab.
    Gerd Böttcher war zu diesem Zeitpunkt erst dreißig Jahre alt und zählte sich deshalb noch lange nicht zum alten Eisen der Schlagerbranche. Eine neue Chance erhielt er bei der Berliner Hansa, die sich allerdings vorwiegend auf junge Nachwuchstalente konzentrierte und bei der sich der Komponist und Arrangeur Gerd Zimmermann um ihn kümmerte. Bei der Auswahl passender Titel für Gerd Böttcher wagte Zimmermann den Schritt in eine neue Richtung, da er erkannte, daß dessen Stimme besonders für gefühlvolle, romantische Titel geeignet war. Zwar wurde dieses Marktsegment damals bereits sehr erfolgreich von Roy Black besetzt, doch fand Gerd Böttcher mit dieser musikalischen Neuausrichtung vorläufig ein neues Erfolgsrezept. Im August 1967 erreichte sein Titel "Sag mir noch nicht Gute Nacht" die deutschen Hitparaden und stieg dort bis auf Platz 25. Noch im gleichen Jahr konnte er mit "Romantische Stunden" eine weitere Chartplazierung verbuchen, doch im Anschluß brachte Böttcher´s "weiche Welle" kaum noch nennenswerte Plattenumsätze. Selbst mit der deutschen Version von Long John Baldry´s Ballade "Let The Heartaches Begin" die in Großbritannien an die Spitze der Charts gelangte, konnte Böttcher mit "Wenn die Sehnsucht beginnt" nicht mehr die deutschen Hitparaden stürmen.
    Gerd Böttcher war während des letzten großen deutschen Schlagerjahrzehnts allerdings kein Einzelfall. Auch andere Schlagerstars der frühen 60er Jahre wie Bill Ramsey, Gus Backus oder Billy Mo veröffentlichten zwar nach wie vor ihre Vinyleinspielungen, spielten in den Verkaufsstatistiken aber längst keine große Rolle mehr und zehrten lediglich vom Ruhm vergangener Jahre. Und doch warteten viele von ihnen darauf, mit dem "richtigen" Song doch noch einmal einen großen Hit landen zu können.
    Als nach fünf Singles sein Vertrag bei Hansa nicht mehr verlängert wurde, mußte Gerd Böttcher diesmal keine Zwangspause einlegen. Dieter Zimmermann betreute ihn weiterhin und vermittelte ihn an die Hamburger Metronome, wo man ein wenig mit ihm herumexperimentierte und es anfangs mit Stimmungsliedern versuchte, dann aber schnell wieder zum Schlager umschwenkte. Der Grund war, daß Böttcher mittlerweile viele Diskothekenauftritte absolvierte und sich sein Publikum deshalb vorwiegend aus jungen Leuten zusammensetzte. In diesem Zeitrahmen schaffte es die Metronome sogar, Gerd Böttcher in der für kommerzielle Erfolge sehr wichtigen "ZDF- Hitparade" unterzubringen, in der er am 18. Oktober 1969 seinen aktuellen Titel "Grand Prix" unterbringen konnte. Zwar brachte ihm dieser Auftritt wieder etwas Publicity und bessere Verkaufszahlen, doch der erhoffte Karriereaufschwung blieb aus. Nach zwei weiteren Singles, die zu Flops wurden, war für Gerd Böttcher auch bei Metronome die Zeit für ihn abgelaufen.
    Böttchers neuer Manager Toni Overdick blieb jedoch nicht untätig und besorgte seinem Vertragskünstler eine Anstellung bei der EMI. Doch obwohl man sogar Howard Carpendale als Produzenten neuer Titel gewinnen konnte, kamen diese beim Publikum nicht an, und als Overdick eine weitere Anstellungsverlängerung aushandeln wollte, winkte die EMI ab.
    Gerd Böttchers Plattenkarriere war damit vorläufig beendet; erst 1976 veröffentlichte er bei Ariola eine Neueinspielung mit dem Titel "Tanz noch einmal Rock´n Roll mit mir", die jedoch auch kein Erfolg wurde.
    Bereits in den späten 60er Jahren, als die großen Charterfolge ausblieben, suchte Gerd Böttcher immer wieder Trost im Alkohol und war damit durchaus nicht der Einzige, der auf diese Weise versuchte, mit dem schwindenden Erfolg fertig zu werden. Als es dann in den 70er Jahren mit seiner Karriere immer weiter bergab ging und kaum noch Auftritte gebucht wurden, wurde der Alkohol zu seinem ernsthaften Problem, das er nicht mehr in den Griff bekam und woran auch seine Ehe zerbrach. Erst dank seiner zweiten Frau gelang es ihm, wieder ein halbwegs geordnetes Leben zu führen.
    In den frühen 80er Jahren brach im deutschen Fernsehen die Zeit der großen Nostalgie- Shows an, und auch Gerd Böttcher stand im Mai 1981 für die Aufzeichnung der Evergreen- Gala "So schön wie heut´" noch einmal vor den Fernsehkameras. Bald gab es dann auch die ersten Oldie- Hitparaden, in denen noch einmal die alten Aufnahmen von Gerd Böttcher gespielt wurden. Dadurch kam er wieder ins Geschäft, trat auf verschiedenen Veranstaltungen auf und veröffentlichte sogar auf einem kleinen Plattenlabel einige neue Titel.
    Gerd Böttcher starb am 26. Februar 1985 in einem Dortmunder Krankenhaus an akutem Nierenversagen, das wohl durch seine langjährige Alkoholsucht verursacht worden war. Er wurde nur achtundvierzig Jahre alt.

    www.youtube.com/watch?v=McD8Ep8AtpQ
    www.youtube.com/watch?v=iHUU0s5B_ns
    www.youtube.com/watch?v=4Oy0vZ8XsGI
    www.youtube.com/watch?v=ElYkqztyfBQ