Das waren noch Zeiten!

Der 1961 aus der Taufe gehobene Comic bildet insofern eine Besonderheit, als er ein "deutsches Thema" beinhaltete und neben "Siggi und Babarras" (Asterix) zu dem bekanntesten Format gehört, das von Rolf Kauka "eingedeutscht" wurde.
"QRN sur Bretzelburg" wurde als Bestandteil der Reihe "Spirou et Fantasio" zwischen 1961 und 1963 von André Franquin (Zeichnungen) und Greg (Text) kreiert und handelt von der Reise der beiden Protagonisten in ein deutschsprachiges Phantasieland. Dabei deutet eine Reihe von Details in den Zeichnungen auf Anspielungen auf das Dritte Reich hin. Zwar übernahm Rolf Kauka im Jahre 1969 die Reihe, änderte jedoch die inhaltlichen Anspielungen auf die Situation des Vorhandenseins zweier deutscher Staaten in den 60er Jahren. Kauka machte aus einem französischen und einem deutschen Reich in der Originalfassung zwei deutsche Staaten, die er sinnigerweise mit "Bonnhalla" und "Berlin O" bezeichnete. Darüber hinaus verlegte er die Zeitlinie in die Zukunft des Jahres 1975, allerding mit Bezug auf die deutsche Tagespolitik von 1968/69. Interessant ist, daß die am Ende der Geschichte auftretenden Bretzelburger schließlich die deutsche Wiedervereinigung feiern, womit Kauka seiner Zeit um beachtliche zwanzig Jahre voraus war. Der Verleger erhielt aus Frankobelgien zunächst die ungekürzte Version und veröffentlichte die umgestaltete Geschichte schließlich im Taschenbuchformat "FF Extra 2" von 1969. Einige wenige Zeichnungen ließ er dabei wegfallen, die Folterszene wurde jedoch beibehalten.
In der sich anschließenden deutschen Bearbeitung durch den Carlsen- Verlag von 1987 hielten sich die Übersetzer dagegen stärker an das Original, wobei einige französische Namen noch eingedeutscht wurden. In der Folgeedition von 2003 gab es noch einige geringfügige Änderungen.
Worum geht es in dieser ausgefallenen Geschichte (französische Ursprungsversion) ? Das Marsipulami verschluckt ein Transistorradio, wodurch der Funkverkehr zwischen dem Funkamateur Marcelin Switch und Roi Ladislas de Bretzelburg empfindlich gestört wird. Während Spirou und Marcelin das Marsipulami in eine Tierklinik bringen, wo ihm das Radio wieder entfernt wird, wird Fantasio von zwei Agenten einer fremden Macht mit Marcelin verwechselt und statt seiner entführt. Spirou und Marcelin führen das auf die Initiative Bretzelburgs zurück und fahren mit dem Zug via Paris/ Brüssel/ Zürich/ Krollstadt in das deutschsprachige Land. Fantasio wird dort auf der Festung Schnapsfürmich (Schloß Hohenstein) festgehalten und auf Veranlassung von General Schmetterling von Dr. Kilikil auf unterschiedliche Art und Weise gefoltert. In Krollstadt, einer Stadt in Bretzelburg, erhalten Spirou und Marcelin Hilfe von einer gut funktionierenden bretzelburgischen Untergrundbewegung. Auch das Marsipulami flieht aus der Klinik und macht sich auf den Weg nach Bretzelburg. Aufgedeckt werden schließlich die üblen Machenschaften des Generals Schmetterling, der den König von Bretzelburg kontrolliert und dadurch der eigentliche Machthaber des Landes ist. Dieser tritt auch verkleidet als Farfalla im Nachbarreich Maquebasta auf und verkauft dort völlig veraltete Waffen und Waffenattrappen an Bretzelburg und an das von der dortigen Prinzessin als Präsidentin regierte Nachbarreich.

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