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    Freitag, 23. August 2024, 15:39

    The American Corner - Henry Miller, der Rinderkönig

    In den USA nannten sie ihn den "Cattle King", den "König der Rinder". Henry Miller (1827- 1916) hatte als besonderes Merkmal eine Hakennase, trug seine Barttracht ähnlich wie Abraham Lincoln und wirkte durchaus nicht wie einer der üblichen Viehtreiber jener Jahre. Ursprünglich wollte er Metzger werden, als er im Jahre 1842 sein Heimatdorf Brackenheim in der Nähe von Heilbronn verließ. Stattdessen wurde er zum erfolgreichsten Viehzüchter in der amerikanischen Geschichte.
    Geboren wurde er unter seinem bürgerlichen Namen Heinrich Kreiser als Sohn des Metzgers Christian Kreiser. In seinen jungen Jahren soll er sehr unter dem autoritären Gehabe seines Vaters gelitten haben. Bereits im zarten Alter von fünfzehn Jahren, so sein Biograph Edward Treadwell, soll er in der Küche seiner versammelten Familie verkündet haben: "Ich habe nun meine Metzgerlehre hinter mir, jetzt will ich fort von hier." Zunächst arbeitete er in den Niederlanden, ging dann nach Großbritannien und erreichte schließlich im Jahre 1848 New York. Drei Jahre lang nahm er dort für eine Schlachterei am Washington Market Schweine aus. Im Gegenzug durfte er in einem Hinterzimmer dieser Einrichtung übernachten und die Innereien der Tiere verkaufen. Fast einen amerikanischen Dollar verdiente er damit pro Tag, was für die damalige Zeit keinen allzu schlechten Verdienst darstellte.
    Eines Tages bot ihm ein Bekannter ein Eisenbahnticket nach Kalifornien an, das dieser selbst nicht wahrnehmen konnte. Vermutet wird, daß es auf den Namen Henry Miller ausgestellt war, jedenfalls nannte sich Heinrich Kreiser nach seiner Ankunft in San Francisco im Sommer 1850 fortan nur noch Henry Miller. Vielleicht wollte er auch seine wahre Herkunft verschleiern, denn deutsche Einwanderer dieser Jahre hatten in den USA zwar keinen schlechten Stand, jedoch standen Briten in der sozialen Hierarchie meist noch eine Stufe höher.
    In San Francisco arbeitete er als Metzger und besaß nach nur drei Jahren bereits seine eigene Schlachterei. Meist stand er als einer der ersten am Viehhof, um sich dann die besten Tiere aus dem Angebot herauszupicken. In den Abendstunden trieb er sich hingegen gern in den Saloons herum, um zusätzliche Informationen über die Viehqualität einzelner Herden und die aktuelle Preissituation einzuholen. Auffallend war, daß er bei seinen Recherchen nie trank oder rauchte. Auch über Schußwaffen verfügte er damals nicht, besaß aber "ordentliche Fäuste, mit denen er sich vor Neidern zu verteidigen wußte", so sein Biograph Treadwell. In dieser Zeit lernte er seinen späteren Geschäftspartner Charles Lux kennen, und die beiden begannen still und heimlich, Weiden von entmutigten Viehzüchtern südlich von San Francisco zu Spottpreisen aufzukaufen. Für einen Acre (ca. 4000 Quadratmeter) trockenes Weideland bezahlten sie oft nur wenige Cents. Zu dieser Zeit grasten meist ausschließlich Rinder aus mexikanischer Zucht auf den Weiden, so daß Miller und Lux hochwertigere Zuchttiere einführten und allmählich ihr Geschäft von der Fleischverarbeitung weg und hin zur Viehzucht verlagerten.
    Allmählich benötigten sie immer mehr Weideland, denn durch die Auswirkungen des kalifornischen Goldrausches nahm die Bevölkerung Kaliforniens sprunghaft zu, und die Fleischnachfrage schoß in die Höhe. Ihre Profite aus der Rinderzucht investierten Miller und Lux umgehend wieder in Land oder Konzessionen. Bald konnten sich die beiden zu Recht als Viehbarone bezeichnen und verfügten über eine Fläche von mehr als drei Millionen Hektar, was beinahe der Größe Baden- Württembergs entspricht.
    Miller heiratete schließlich eine entfernte Verwandte von Lux, die damals zwanzigjährige Sarah Sheldon, mit der er vier Kinder bekam. Darüber hinaus verband ihn in privater Hinsicht nicht allzu viel mit seinem Geschäftspartner. Lux bewegte sich gern in elitären Gesellschaftskreisen und knüpfte Kontakte zu Politikern und Geschäftsleuten, während Miller die Stille und Weite der amerikanischen Prärie bevorzugte. Sein bisweilen barscher Tonfall kam in den besseren Kreisen nicht an, zahlte sich jedoch bei den Verhandlungen mit Züchtern und Maklern oft aus. Selten ließ sich Miller auf Verhandlungen ein, nannte er einen Preis für eine Herde, konnten seine Geschäftspartner diese Angebote entweder ablehnen oder annehmen. Allseits respektiert wurde er insbesondere wegen seines ausgesprochenen Sachverstandes.
    Henry Miller überlebte seinen Geschäftspartner Lux um beachtliche dreißig Jahre und verstarb im Alter von 89 Jahren im Jahre 1916. Sein Firmenimperium brach bereits kurz nach seinem Tod zusammen, da u.a. neue Wege in der Fleischkonservierung die Firma unter Druck setzten. Um ihre Schulden abzutragen, verkaufte die Firma nach und nach ihr von Auszehrung durch Überweidung gekennzeichnetes Land. Noch bis in die 1960er Jahre stritten die Nachkommen Millers mit diversen Konzernen und Entwicklern über Grundstückspreise.
    Von dem einstigen Firmenimperium übriggeblieben sind heute noch zwei Landwirtschaftsbetriebe, die vorwiegend Baumwolle und Tomaten anbauen.

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    Samstag, 24. August 2024, 16:13

    RE: RE: Yuengling Bier

    Ich wusste gar nicht, dass es mehrere Sorten gibt.
    Yuengling Bier bekam man bis vor wenigen Jahren in Massachusetts nicht zu kaufen, wir brachten es uns immer aus Pennsylvania mit. Es schmeckt sehr lecker!
    Inzwischen gibt es Yuengling auch in Worcester, MA.


    Welche Yuengling- Sorte bevorzugt ihr ?

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    Samstag, 24. August 2024, 17:27

    The American Corner - Jakob Leisler: früher amerikanischer Revolutionär oder Hochverräter ?

    Bei uns in Deutschland ist er kaum bekannt, während er insbesondere amerikanischen Historikern ein Begriff ist und ihm sogar an der North Avenue in New Rochelle/ New York ein Denkmal gesetzt wurde. Leisler galt als führende Kraft der "Leisler Rebellion" von 1689 in New York und wird von einigen amerikanischen Historikern sogar als der "Urvater des Zweiparteiensystems" betrachtet.
    Geboren wurde er um 1640, mitten im Dreißigjährigen Krieg, in dem Dorf Bockenheim, das heute ein Stadtteil von Frankfurt/ Main ist, als Sohn des reformierten Pfarrers Jacques Victorien Leisler und seiner Mutter Susanne Adelheid, geb. Wissenbach. Im Jahre 1660 wanderte er in die damals niederländische Kolonie "Nieuw Nederland" (heute New York) aus, heiratete dort eine reiche Witwe, widmete sich diversen Handelsaktivitäten und kam dadurch binnen kurzer Zeit zu einem stattlichen Vermögen.
    Im Jahre 1664 nahmen die Briten den Niederländern die Herrschaft über "Nieuw Amsterdam" ab, nachdem eine Flotte unter der Führung von Richard Nicolls die damals noch recht überschaubare niederländische Kolonie bedroht hatte. Jakob Leisler wurde dadurch automatisch zu einem Untertanen der britischen Krone.
    Die "Glorreiche Revolution" in England von 1688 teilte die Bewohner New Yorks in zwei deutlich zu unterscheidende soziale Gruppen. Kleine Ladenbesitzer und Farmer, Seeleute, kleine Handelsvertreter und Handwerker standen im deutlichen Gegensatz zu reichen Pelzhändlern, Kaufleuten, Rechtsanwälten sowie Offizieren der britischen Krone. Die erste Gruppe wurde von Leisler angeführt, während die wohlhabenden Einwohner New Yorks ihre Führer in Peter Schuyler, Nicholas Bayard, Stephen van Cortland, William Nicolls und anderen Repräsentanten der aristokratischen Familien des Hudson- Tals hatten.
    Als den "Leislerianern" die Nachricht von der Gefangennahme des Gouverneurs Edmund Andros in Massachusetts bekannt wurde, nahmen sie am 31. Mai 1689 Fort James ein, benannten es in Fort William um und waren bereit, das Fort so lange besetzt zu halten, bis ein Gouverneur der neuen Herrschaft eingetroffen war. Auch die Aristokraten standen auf der Seite der "Glorreichen Revolution", befürworteten jedoch die Weiterführung der Herrschaft des Katholiken Jakob II., um dem Risiko einer "herrscherlosen" Zwischenphase aus dem Weg zu gehen.
    Am 24. Juni 1689 stach der Vize- Gouverneuer Francis Nicholson Richtung England in See. Daraufhin wurde eine Bürgerwehr der plebejischen Partei gebildet und Jakob Leisler zu deren Anführer ernannt. Im Dezember 1689 ernannte Leisler sich kraft der Autorität eines Briefes der Heimatregierung an Nicholson zum Vizegouverneur, rief einen Rat ein und übernahm im Anschluß die Regierung der gesamten Provinz New York, um den Frieden und die Umsetzung der britischen Gesetze in dieser Provinz zu gewährleisten. Auch lud er zum ersten interkolonialen Kongreß in New York am 1. Mai 1690 ein, der vor allem eine konzertierte Aktion gegen die Franzosen und die Ureinwohner auf der Tagesordnung hatte. Bereits am 3. September wurde Colonel Henry Sloughter von der Krone zum eigentlichen kommissarischen Gouverneur ernannt, er erreichte New York jedoch erst im März 1691. Zwischenzeitlich landete im Januar 1691 Major Richard Ingoldsby mit zwei Kompanien Infanterie und verlangte von Leisler die Herausgabe des Forts, worauf dieser eine Kapitulation ablehnte. Daraufhin folgte ein erster Angriff am 17. März, der jedoch abgewiesen wurde.
    Als Henry Sloughter zwei Tage später in New York eintraf, war Jakob Leisler umgehend dazu bereit, das Fort und die Verwaltungsgeschäfte an diesen zu übergeben. Sowohl Jakob Leisler als auch sein Schwiegersohn Jacob Milbourne wurden daraufhin des Hochverrats angeklagt, verurteilt und am 17. Mai 1691 hingerichtet.
    Bis heute gibt es bezüglich der historischen Fakten, den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten und über die Bedeutung der kurzen Regentschaft Jakob Leislers sehr unterschiedliche Einschätzungen unter amerikanischen Historikern.

    www.youtube.com/watch?v=7J5xVYyO8lk

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    Sonntag, 25. August 2024, 16:03

    The American Corner - Wie De Beers den Amerikanern hochpreisige Diamanten schmackhaft machte

    Am Beginn der Erfolgsgeschichte der Diamanten in Amerika stand ein ganz anderes Problem: es gab plötzlich zu viele der Edelsteine. Bis ins späte 19. Jahrhundert wurden Diamanten meist nur in einigen indischen Flüssen und im brasilianischen Dschungel entdeckt. Doch im Jahre 1870 wurden in Südafrika auf einen Schlag riesige Diamantenfelder exploriert, so daß die internationalen Märkte damit regelrecht überschwemmt wurden. Aus diesem Grund sahen die Finanziers der verschiedenen südafrikanischen Minen keine andere Möglichkeit, als sich zu einem Kartell zusammenzuschließen, aus dem schließlich im Jahre 1888 das Unternehmen De Beers hervorging. Das Ziel dieser Firma war, die Interessen der Förderer so zu bündeln, daß ein einziges Unternehmen mächtig genug sein würde, die Produktion von Diamanten weitgehend zu kontrollieren und die Illusion von deren Knappheit aufrechtzuerhalten. Tatsächlich erwies sich De Beers als das erfolgreichste Kartell in der Geschichte des modernen Handels. Während die meisten Rohstoffpreise mehr oder weniger starken Schwankungen unterworfen sind, blieben die Preise für Rohdiamanten über viele Jahrzehnte weitgehend stabil.
    Das änderte sich in den 1930er Jahren nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Great Depression, so daß im Jahre 1938 Harry Oppenheimer, der Sohn des De Beers Gründers, nach New York reiste, um sich dort mit dem Präsidenten der Werbeagentur N.W. Ayer zu treffen. Oppenheimer beauftragte Ayer damit, den Diamanten insbesondere in den USA ein neues Image zu verschaffen, da viele Amerikaner Diamanten noch als "Luxusartikel der Reichen" betrachten würden. Darüber hinaus waren Verlobungsringe in den USA zwar damals weit verbreitet, jedoch mit eher abnehmender Tendenz. Infolge setzte die Werbeagentur alles daran, dem entgegenzuwirken und eine Situation zu schaffen, in der sich praktisch jeder heiratswillige Amerikaner gezwungen sah, einen diamantenen Verlobungsring zu erwerben. Zu diesem Zweck stattete die Agentur unter anderem bekannte Filmstars dieser Jahre mit Diamanten aus und stellte ausgewählten Trendzeitschriften die entsprechenden Fotos und Artikel zur Verfügung. Eine Methode, die heute als "Influencer Marketing" bezeichnet werden würde. Offensichtlich zeitigte diese Methode Erfolg, denn allein zwischen 1938 und 1941 soll die Zahl der Diamantenverkäufe in den USA um 55 % gestiegen sein.
    Im Jahre 1947 sollte die Werbeagentur N.W. Ayer einen neuen Slogan für eine Werbekampagne erdenken. Heraus kam dabei "A Diamond is Forever", ein Slogan, der umgehend Eingang in zahlreiche Anzeigen meinungsbildender Magazine in den USA fand. Da De Beers den weltweiten Markt für Rohdiamanten kontrollierte, konnte die Firma aus rechtlichen Gründen nicht unter eigenem Namen werben, und die Anzeigen kombinierten den Slogan ohne Firmennennung mit herausragenden "Art Objects" z.B. von Salvador Dali oder Pablo Picasso. Diamanten sollten auf diese Weise mit einzigartigen Kunstwerken gleichgestellt werden.
    Die Kampagne "A Diamond is Forever" trug in den USA offenbar entscheidend dazu bei, Diamanten mit romantischer Liebe zu assoziieren. In der Rückschau kürte ein Branchenmagazin im Jahre 1999 den Satz als "Slogan des Jahrhunderts", und selbst De Beers schrieb 2015 von "Worten, die unsere Welt für immer verändert haben". In den darauffolgenden Jahren baute das Duo De Beers/ N.W. Ayer die Marketingaktivitäten immer weiter aus, die Diamanten in den USA popularisieren sollten, so auch durch das neue Massenmedium Fernsehen. So wurden z.B. bei Oscar- Verleihungen die bekanntesten Schauspielerinnen dieser Jahre jeweils mit dem passenden Diamantschmuck versehen, und im Spielfilm von 1953 "Blondinen bevorzugt" sang Marilyn Monroe den bekannten Titel "Diamonds are a Girls´s Best Friend". Auch Titel späterer Jahrzehnte wie Shirley Bassey´s "Diamonds are Forever" wurden äußerst populär und gingen um die Welt.
    Über die Jahre hinweg gelangen De Beers und deren Marketingstrategen immer neue Coups, so daß um 1960 in den USA bereits von einem Großteil der nachgeborenen Bevölkerung ein Diamantring als unbedingte Notwendigkeit für eine Verlobung betrachtet wurde. So erfand das Unternehmen durch geeignete Werbemaßnahmen die Regel, daß der Preis eines Verlobungsrings in etwa einem Monatsgehalt entsprechen sollte. Und bereits in den 1980er Jahren legte De Beers noch einen Gang zu und schaltete Anzeigen mit dem Text: "Wie kann man zwei Monatsgehälter für die Ewigkeit sichern ? Mit dem diamantenen Verlobungsring."
    Über die Jahrzehnte hinweg steigerte der Diamantenkonzern seine Marketing- Investitionen immer weiter: von 200.000 $ auf zehn Millionen $ im Jahre 1979. Gleichzeitig sollen sich die Umsatzzahlen in diesem Zeitraum fast verhundertfacht haben, von 23 Millionen $ im Jahre 1939 bis auf 2,1 Milliarden $ gegen Ende der 70er Jahre. Im Jahre 2022 hat De Beers nach eigenen Angaben einen Umsatz von 3,6 Milliarden $ erwirtschaftet.
    Mittlerweile ziehen jedoch äußerst dunkle Wolken am Diamanten- Horizont auf, da seit einiger Zeit Inder und Chinesen synthetische Diamanten am laufenden Band herstellen, die von natürlichen Edelsteinen praktisch nicht mehr zu unterscheiden sind. Entsprechend ist der Preismarkt für Endverbraucher mittlerweile fast völlig kollabiert, und Diamantringe kosten nur noch einen geringen Bruchteil der Preise, die noch vor wenigen Jahren von Juwelieren gefordert und auch bezahlt wurden. Wie sich diese für De Beers äußerst fatale Situation weiterentwickeln wird, steht vorläufig noch völlig in den Sternen.

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    Montag, 26. August 2024, 16:02

    The American Corner - Wilhelm Rettinghaus / William Rittenhouse - Der erste Papierhersteller in Nordamerika

    Einer der auch heute noch bekanntesten deutschen Auswanderer des 17. Jahrhunderts nach Nordamerika dürfte Wilhelm Rettinghaus sein. Auch andere Schreibweisen seines Namens finden sich in den Quellen, wie etwa Rettinghausen, Rittinghausen, Rittenhausen oder das anglifizierte Rittenhouse.
    Geboren wurde er mitten im Dreißigjährigen Krieg als Sohn von Georg Rettinghaus und Maria Hagerhoff in Broich (heute ein Stadtteil von Mülheim/ Ruhr). Dort absolvierte er eine vierjährige Papiermacherlehre in der Vorsterschen Papiermühle zu Broich. Während dieser Zeit hatte er Kontakt zu dem ortsansässigen Pastor Undereyck und fand über diesen Zugang zu pietistischen Kreisen. Da religiöse Splittergruppierungen von dem damaligen Landesherrn nicht geduldet und ihre Anhänger verfolgt wurden, wanderte Rettinghaus schließlich über Arnheim nach Amsterdam aus. In den Niederlanden fand er auch seine zukünftige Frau Geertruid Kersten Pieters, die er im Jahre 1665 im holländischen Leonen heiratete. Ein Jahr später wurde sein Sohn Klaus geboren, im Jahre 1670 seine Tochter Elisabeth und schließlich 1674 sein Sohn Gerhard. Im Jahre 1678 erlangte Rettinghaus die niederländische Staatsbürgerschaft, pflegte Kontakte zur mennonitischen Gemeinde Amsterdams und traf dabei auf Agenten des Quäkers William Penn, die ihm den Landerwerb in Pennsylvania in glühendsten Farben schilderten. Er entschied sich daher für eine Auswanderung, begab sich mit seiner Familie an Bord eines Schiffes und erreichte, vermutlich im Jahre 1687, den Hafen von New York. Auf dem Landweg gelangte Rettinghaus weiter nach Pennsylvania und Germantown in der Nähe von Philadelphia, wo er sich niederließ. Neben einem Grundstück an der Main Street dieser Gemeinde erwarb er gemeinsam mit drei Partnern ein Stück Land, gelegen an einem Zufluß des Wissahickon Creek, etwas außerhalb von Germantown. Zusammen mit seinen englischen Partnern William Bradford, Robert Turner und Thomas Tresse errichtete er dort eine Papiermühle, die erste Anlage zur Papierproduktion in Nordamerika überhaupt.
    William Bradford, ein gelernter Drucker, übersiedelte bald darauf nach New York und gründete dort eine eigene Druckerei. Das notwendige Papier dazu lieferte die Papiermühle von Wilhelm Rettinghaus. Ein Vertrag zwischen Rettinghaus und Bradford vom September 1697 wurde bereits auf Papier mit dem Wasserzeichen "WR" für Wilhelm Rettinghaus geschlossen. Das Geschäft mit Papier ließ sich für Rettinghaus gut an, wohl auch aufgrund weitgehend fehlender Konkurrenz zu dieser Zeit. Der Unternehmer nannte sich jetzt William Rittenhouse und übernahm Sohn Klaus als Partner in das Unternehmen. Gemeinsam zahlten sie die anderen Anteilseigner der Papiermühle nach und nach aus, so daß sich das Unternehmen ab 1705 weitgehend in Familienbesitz befand.
    Zwar hatte ein Hochwasser im Jahre 1701 erheblichen Schaden angerichetet und einen Teil der Produktionsanlagen zerstört, jedoch erhielt William Rittenhouse finanzielle Wiederaufbauhilfe von William Penn, dem Gouverneur der Kolonie Pennsylvania, und konnte 1702 mit dem Neubau am späteren "Paper Mill Creek" ganz in der Nähe der alten Mühle beginnen. Das Geschäft florierte weiterhin, und neben der Bradfordschen Druckerei in New York wurden bald auch die nahegelegene Metropole Philadelphia und Germantown selbst mit Papier beliefert.
    Nach dem Tode von William Rittenhouse am 17. Februar 1708 wurde das Familienunternehmen von seinen Söhnen Klaus (Nicholas) und Gerhard (Garrett) weitergeführt. Die Herausgabe des "American Weekly Mercury" der ersten örtlichen Zeitung, gedruckt auf Papier der Papiermühle Rittenhouse im Jahre 1719, erlebte der Unternehmensgründer leider nicht mehr.

    www.youtube.com/watch?v=lnH7NHjJuFs

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    Dienstag, 27. August 2024, 16:31

    The American Corner - Henry Melchior Muhlenberg, Begründer der lutherischen Kirche in den USA

    Geboren wurde er im Jahre 1711 im niedersächsischen Einbeck, bekannt u.a. durch sein würziges Bier. Nach seinem Studium der Theologie in Göttingen und Halle und seiner Ordination im Jahre 1741 wurde Mühlenberg von Gotthilf August Francke, dem Sohn des Direktors der Franckeschen Stiftunge zu Halle/ Saale, zunächst für drei Jahre als lutherischer Pfarrer der drei deutschsprachigen Gemeinden in Philadelphia, Providence und New Hanover, alle in Pennsylvania, entsandt. Alle drei Kirchengemeinden galten zu dieser Zeit als eher unorganisiert und kaum mit geistlichem Beistand versorgt. Nach seiner Ankunft in Amerika begann Mühlenberg ab 1742 rasch mit dem Aufbau einer institutionalisierten lutherischen Kirche. Durch die lange Zeitdauer der Übersee- Korrespondenzen, die ausschließlich per Segelschiff erfolgte, mußte Mühlenberg, der seinen Namen inzwischen in Muhlenberg anglifiziert hatte, dieser Situation angepaßte Wege finden.
    Bereits kurz nach seiner Ankunft geriet Mühlenberg in Konflikte mit Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, der mit einem ähnlichen Anliegen bereits 1741 nach Pennsylvania gereist war. Im Gegensatz zu Zinzendorf sah sich Mühlenberg jedoch nicht in einem missionarischen Auftrag unterwegs, sondern wollte in erster Linie die Selbstverwaltung der lutherischen Gemeinden stärken, was auch am ehesten der damaligen Lebenswirklichkeit in Nordamerika entsprach. Darüber hinaus sollte die ausschließliche geistliche Führung von den durch die Gemeinden gewählten Pfarrer erfolgen. Die Umsetzung dieses Anliegens gelang ihm weitgehend durch seine Vorbildfunktion, die seinem untadeligen Lebenswandel entsprang, sowie durch seinen Ruf als lebendiger Prediger und durch seinen Willen zur Erfüllung der seelsorgerischen Erwartungen der lutherischen Gemeindemitglieder. Hinderlich waren dabei u.a. die weiten räumlichen Entfernungen zwischen den Gemeinden, die Mühlenberg oft bis an die Grenze der physischen Erschöpfung führten.
    Neben dem Neubau von Kirchen und Schulen wurde unter seiner Leitung der deutsche Gemeindeverband des evangelisch- lutherischen "Ministeriums von Pennsylvanien und benachbarten Staaten", zunächst in Pennsylvania selbst (1748 ) und einige Jahrzehnte später dann auch für die Provinz New York (1786) begründet. Auf Mühlenbergs Betreiben hin wurde darüber hinaus im Jahre 1762 für die Stadtgemeinde Philadelphia eine eigene Kirchenordnung erlassen, die weiteren lutherischen Gemeinden in Nordamerika als Vorbild diente. Ebenso verfaßte er einen Entwurf für ein eigenes Gesangbuch, das sogenannte "Mühlenbergsche Gesangbuch", das in einer ersten Auflage 1786 erschien.
    Henry Melchior Muhlenberg starb am 7. Oktober 1787 in Providence, Pennsylvania. Aus den Nachfahren seiner Familie gingen später zahlreiche amerikanische Gelehrte und Politiker hervor. Im Jahre 2023 erschien das Buch "Söhne der Freiheit. Eine deutsche Einwandererfamilie und die Gründung der Vereinigten Staaten" des Historikers Johannes Ehrmann, das die Rolle Heinrich Mühlenbergs und die seiner Söhne als deutsche Einwanderer zur Zeit der Amerikanischen Revolution beleuchtet. Darüber hinaus gibt es den von Eberhard Görner verfaßten Roman "In Gottes eigenem Land. Heinrich Melchior Mühlenberg- Der Vater des amerikanischen Luthertums", erschienen 2011.

    www.youtube.com/watch?v=I8_SMC7KEH0

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    Mittwoch, 28. August 2024, 16:04

    The American Corner - Conrad Weiser - Pionier, Farmer und Vermittler

    Bei uns in Deutschland ist der Württemberger weitgehend unbekannt, während er in den USA vor allem in Fachkreisen und in Pennsylvania einen höheren Bekanntheitsgrad genießt, war er doch im "French and Indian War" (1754-1763) als Dolmetscher und Vermittler zwischen Irokesen, Briten und amerikanischen Siedlern tätig.
    Conrad Weiser wurde am 2. November 1696 in Affstädt am Standort seines Vaters Johann Conrad Weiser geboren, der bei den Württembergischen "Blauen Dragonern" in der Nähe von Herrenberg diente. Nachdem das Land im Zuge des "Pfälzischen Erbfolgekrieges" durch die militärischen Einfälle der Franzosen verheert worden war, gefolgt von Epidemien und strengen Wintern, starb seine Mutter im Jahre 1709 während ihrer fünfzehnten Schwangerschaft an den Folgen der Gicht. Daraufhin verließ der Württemberger mit acht seiner Kinder noch im gleichen Jahr die Heimat und nahm an der Massenauswanderung der Pfälzer nach Nordamerika teil. Dort angekommen, sollten die Neusiedler als "Redemptioners" zunächst vereinbarungsgemäß die Kosten ihrer Schiffspassage abarbeiten, was sich aus heute nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen als nicht praktikabel erwies, worauf die Regierung im Jahre 1712 jegliche Zahlungen an die Neusiedler einstellte und diese weitgehend ihrem Schicksal überließ. Vater Weiser begab sich daraufhin in den Schoharie County, und auf Vorschlag eines Häuptlings der Mohawk blieb der damals sechzehnjährige Sohn Conrad bis Juli 1713 bei den Native Americans, um deren Sprache, Sitten und Gebräuche kennenzulernen.
    Im November 1720 heiratete Conrad Weiser die junge Deutsche Anna Eva Feck. Drei Jahre später zog das junge Paar den Susquehanna River hinab nach Süden und siedelte auf einem Farmareal beim heutigen Reading (Berks County, Pennsylvania). Sie bekamen vierzehn (!) Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Die Tochter Anny Maria heiratete später Henry Melchior Mühlenberg (siehe dazu den entsprechenden Blog in diesem Thread).
    Im Laufe seines sehr wechselvollen Lebens spielte Conrad Weiser eine bedeutende Rolle in der Indianerpolitik der damals noch recht jungen Kolonie Pennsylvania. So war er aufgrund seiner Sprachkenntnisse insbesondere im "French and Indian War" an den Verhandlungen zu mehreren Verträgen mit den Irokesen beteiligt. Daneben betätigte er sich als Farmer, Soldat, Mönch (!), Gerber und Richter. Der deutsche Pionier Conrad Weiser starb am 13. Juli 1760 bei Womelsdorf, Pennsylvania.
    Der Staat Pennsylvania ehrte Conrad Weiser durch die Ausweisung seiner letzten Heimstätte als "Conrad Weiser Homestead State Historic Site". Auch der zweiundsiebzig Quadratkilometer große "Weiser State Forest" wurde nach ihm benannt.

    www.youtube.com/watch?v=y6znuJSiOhI

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    Donnerstag, 29. August 2024, 09:43

    Susquehanna River

    An den Susquehanna River habe ich von meiner allerersten USA Reise (1988) schöne Erinnerungen.
    Um Geld zu sparen schliefen mein erster Ex-Mann und ich nur jede zweite oder jede dritte Nacht auf einem KOA Camp Ground und blieben für eine Nacht auf einem Parkplatz beim Susquehanna River.
    Wir waren früh morgens wach und erlebten, wie der Bodennebel eine Farm mitsamt Kornspeicher bedeckte, ehe er verschwand.

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    Donnerstag, 29. August 2024, 15:40

    The American Corner - Johann "John" Peter Zenger - Urvater der Pressefreiheit in Nordamerika

    Als dreizehnjährige Halbwaise landete Johann Peter Zenger im Jahre 1710 im Zuge der Pfälzischen Massenauswanderung in New York und lernte dort das Druckerhandwerk. Als Zeitungsverleger wurde er wegen vermeintlicher Verleumdung des Gouverneurs angeklagt und ins Gefängnis geworfen. Sein Prozeß endete mit einem unerwarteten Ausgang, so daß Zenger noch heute von der amerikanischen Geschichtsschreibung als Initiator der Pressefreiheit in der Neuen Welt gefeiert wird.
    Zengers Vater, Nikolaus Eberhard Zenger, war zwischen 1693 bis 1704 mit einigen Unterbrechungen Dorfschullehrer in Rumbach bei Dahn, das damals zum Herzogtum Pfalz- Zweibrücken gehörte. Wenige Jahre später entschloß sich Familie Zenger, dem Ruf von Pastor Josua Kochertal zu folgen, der im Jahre 1709 aufgrund der desaströsen Zustände im Lande durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg die erste Massenauswanderung der Pfälzer nach Nordamerika organisierte. Doch bei der Überfahrt auf dem Schiff "Queen Ann" starb Johann Peter Zengers Vater, so daß die Kinder gemeinsam mit ihrer Mutter Johanna 1710 als Halbwaisen im Hafen von New York ankamen.
    Die Zahl der in diesem Zeitrahmen auf Einwandererschiffen Verstorbenen war relativ hoch, so daß so manches Kind als Halb- oder Vollwaise in der Neuen Welt ankam. Aus diesem Grund nahm sich der Gouverneur von New York, Robert Hunter, aus nicht nur uneigennützigen Gründen dieser Kinder an. Dahinter stand auch die Absicht, daß die Minderjährigen statt ihrer Eltern als "Redemptioners" die Kosten der Überfahrt abarbeiten sollten. Johann Peter Zenger hatte dabei Glück, denn er wurde dem Drucker William Bradford anvertraut und erhielt bei diesem eine solide Ausbildung zum Druckergesellen. Im Jahre 1719 heiratete er in Philadelphia Mary White, und das junge Brautpaar zog nach Chestertown/ Maryland, wo es sich eine bessere Zukunft versprach. Zwar konnte sich Zenger dort eine eigene Druckerwerkstatt einrichten, da er jedoch der englischen Sprache eher unzureichend mächtig war, zunächst nur reine Druckaufträge übernehmen. Bereits 1722 verstarb Ehefrau Mary, worauf Zenger aufgrund seiner Einbürgerung nach New York zurückkehrte. Im September 1722 heiratete er in der reformierten Middle Collegiate Church von Manhattan Ann Catharin Moulin, und die beiden bekamen zahlreiche Kinder, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten.
    Bald trat Zenger wieder in die Dienste seines früheren New Yorker Lehrherrn, doch schnell kam es zwischen den beiden zu Meinungsverschiedenheiten. Denn dieser gab die "New York Gazette" heraus, ein regierungsnahes Blatt, das vor allem als Sprachrohr des Gouverneurs galt. Daraufhin distanzierte sich Zenger von seinem Brotherrn und eröffnete eine eigene Druckerei, die sich u.a. durch Druckaufträge holländischer Einwanderer über Wasser hielt.
    In der britischen Kolonie New York war zu dieser Zeit William Cosby Gouverneur, der als skrupellos, tyrannisch und korrupt galt. Als Cosby sogar die Unterhauswahlen manipulierte und die Stimmen der Quäker nicht anerkannte, beauftragten diese Zenger mit der Herausgabe einer unabhängigen Wochenzeitung. Die erste Ausgabe des "New York Weekly Journal" erschien im November 1733 und erhielt zahlreiche scharfe Angriffe und Satiren auf Gouverneur Cosby, die allerdings aus der Feder von James Alexander und nicht von Zenger selbst stammten. Derart bloßgestellt, ließ Cosby die Zeitungen beschlagnahmen und öffentlich verbrennen; darüber hinaus verklagte er den Herausgeber wegen Verleumdung. Im Dezember 1733 wanderte Zenger vorläufig in den Karzer, dennoch erschien das "New York Weekly Journal" unter der Regie seiner Frau Anna Catherina weiter. Somit gilt sie als erste Frau in der Geschichte Nordamerikas, die selbständig eine Zeitung herausgab.
    Schließlich übernahm Andrew Hamilton, ein brillianter Anwalt aus Philadelphia, Zengers Verteidigung und ermahnte die Geschworenen, die den Menschen gegebenen Rechte zu schützen und sich willkürlicher Staatsgewalt zu widersetzen. Schließlich kam die Jury zu dem Schluß, daß Drucker Zenger kein Aufrührer sein könne, da die kritischen Artikel in seiner Zeitung tatsächlich wahr seien. Am 5. August 1735 entschieden die Geschworenen auf "Nicht schuldig", eine kleine Sensation mit großer Wirkung für den weiteren Verlauf der nordamerikanischen Geschichte.
    Aus dem Verfahren ging Zenger als eine Art "Lokalmatador" hervor, der den gewonnenen Ruhm nutzen konnte, um sein Geschäft weiter auszubauen. Im Jahre 1737, ein Jahr nach Gouverneur Cosby´s Tod, wurde Zenger zum "öffentlichen Drucker von New York" bestellt, was seinem ehemaligen Chef Bradford mißfiel. 1738 berief ihn auch der Gouverneur von New Jersey auf einen ähnlichen Posten, auch blieb Zenger weiterhin für rund zehn Jahre Herausgeber des "New York Weekly Journals", allerdings muß es danach wirtschaftlich mit ihm rapide abwärts gegangen sein.
    Johann Peter Zenger starb verarmt am 28. Juli 1746 im Alter von nur achtundvierzig Jahren in seiner neuen Heimat und wurde vermutlich ohne Grabstein auf dem Trinity Church Cemetery in Lower Manhattan/ New York beigesetzt. Seine Frau Anna setzte die Herausgabe der Zeitung fort, und im Dezember 1748 trat Zengers ältester Sohn John für einige Jahre die Geschäftsleitung von Druckerei und Verlag des "New York Weekly Journal" an.
    Der spätere New Yorker Gouverneur Lewis Morris bezeichnete Zenger als "Morgenstern der Freiheit unserer Nation". In der Tat waren Zengers Mut und Durchhaltevermögen wegweisend für die amerikanische Pressefreiheit, so wurde der "Zenger Trial" zum Präzendenzfall für den juristischen Schutz einer freien Presse. Im ersten der zehn Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung wurde die Rede- und Pressefreiheit am 17. Dezember 1791 endgültig verankert.

    www.youtube.com/watch?v=9QwXvrJKTpI

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    Freitag, 30. August 2024, 15:56

    The American Corner - Heinrich Wilhelm Stiegel, Pionier der Glaskunst in Amerika

    Der auch "Baron Stiegel" genannte deutsch- amerikanische Glaspionier kam am 23. Mai 1729 bei Köln zur Welt und wanderte im Jahre 1750 in die Neue Welt aus, wo er zunächst in Philadelphia landete und dort 1757 von seinem Schwiegervater Hans Jacob Huber ein Eisenwerk in Brickerville, Lancaster County, PA, übernahm. Das Unternehmen produzierte unter anderem auch datierte, gußeiserne Ofenplatten, die heute als "frühe Americana" von Sammlern sehr gesucht sind. Die Gewinne aus dieser Produktion ermöglichten ihm Landkäufe in größerem Stil, auf deren Areal Stiegel im Jahre 1762 die Stadt Manheim gründete. Sieben Jahre später gründete er die "American Flint Glass Manfactory" und ließ Glasbläser aus Venedig, Großbritannien und Deutschland nach Amerika kommen. Diese produzierten zahlreiche hochwertige Glaserzeugnisse, die den Importen aus Europa in nichts nachstanden und in Nordamerika auf eine äußerst positive Resonanz trafen. Doch nach einer Produktionsdauer von lediglich fünf Jahren ging Stiegel mit seiner Glasmanufaktur bereits wieder bankrott und kam im Jahre 1774 zeitweilig sogar in Schuldhaft, worauf er die Produktionsanlagen an einen Franzosen veräußerte. Die amerikanischen Quellen sind sich diesbezüglich uneinig; einige nennen als Grund für die Pleite Stiegels die zu rasche Expansion des Unternehmens, andere die beginnenden Auseinandersetzungen im Zuge des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
    Stiegels Glasunternehmen produzierte sowohl Zier- als auch Gebrauchsglas. Zu seiner Produktpalette gehörten unter anderem Trinkflaschen, Vasen, Riechfläschchen und Zuckerdosen. Charakteristisch für die Stiegelschen Produkte und ein gutes Erkennungsmerkmal für Sammler sind deren Sprödigkeit, der glockenhafte Ton, das leichte Gewicht, die Feinwandigkeit sowie bei farbigen Glasprodukten die gleichmäßigen und leuchtenden Farben wie Purpurrot, Dunkelblau oder Smaragdgrün. Die verzierenden Reliefmuster sowie die Malerei im Stil des Rokoko gelten auch heute noch als ästhetisch äußerst ansprechend und sind insbesondere in den Vereinigten Staaten als frühe Erzeugnisse einheimischer Glaskunst sehr gesucht. Eine Reihe von Stiegels Erzeugnissen befindet sich heute in der Sammlung des "Metropolitan Museum of Art".
    Literatur zum Thema: Henry William Stiegel and His Associates. A Story of Early American Industry (Georges L. Heiges). Kessinger Pub 2006. ISBN 1-428-65357-0

    www.youtube.com/watch?v=UYQ51aE14G8
    www.youtube.com/watch?v=YnfoX_XXgT8

    591

    Samstag, 31. August 2024, 15:39

    The American Corner - Friedrich Wilhelm von Steuben, Zuchtmeister der Continental Army

    Eigentlich sollte ihn zumindest jeder Deutschamerikaner kennen, denn Friedrich Wilhelm von Steuben gilt als Namensgeber der nach ihm benannten "Steuben- Parade", die seit 1957 jährlich als zentrale Veranstaltung der Deutschamerikaner in New York stattfindet und von der Donald Trump behauptete, daß nach Abschluß dieser Parade die entsprechenden Straßen sauberer wären als vorher. ;)
    Wie auch immer: geboren wurde er am 17.9.1730 im damals bereits preußischen Magdeburg und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Rußland, wo sein Vater in den Jahren 1731 bis 1739/40 als Militäringenieur tätig war. Im Jahre 1746 trat er im schlesischen Breslau in das Infanterieregiment Lestwitz ein und avancierte dort 1749 zum Fähnrich und drei Jahre später zum Sekondeleutnant. Im Siebenjährigen Krieg (1756- 1763) diente er zunächst als Stabsoffizier und trat 1758 in ein Freibataillon ein, das in Franken und Sachsen operierte. Seit 1759 Leutnant im Stab des Generalquartiermeisters, nahm er im Jahre 1762 an einer preußischen Gesandtschaft nach Sankt Petersburg teil.
    Als sich Steubens Hoffnung auf eine weitere militärische Karriere nach Abschluß des Friedens von Hubertusburg im Jahre 1763 nicht erfüllten, nahm er seinen Abschied aus der preußischen Armee und trat im darauffolgenden Jahr als Hofmarschall in den Dienst des Fürsten von Hohenzollern- Hechingen, wo er sich seit 1766 den Titel "Baron" zulegte. Ob es sich dabei um eine echte Standeserhebung handelte, ist historisch nicht gesichert. Trotz seines relativ hohen Rangs bekam Steuben weder seine persönlichen Finanzen noch die seines völlig überschuldeten Fürsten unter Kontrolle. Projekte zur Verbesserung der Haushaltslage dieses Duodezfürstentums erwiesen sich als Fehlschläge, darüber hinaus wurde Steuben wegen angeblich pädophiler Neigungen denunziert, so daß sich seine Stellung in Hohenzollern- Hechingen als letztlich unhaltbar erwies.
    Aus diesem Grund reiste er im Juni 1777 nach Paris, um sich dort um eine Offiziersstelle bei der französischen oder alternativ bei der amerikanischen "Continental Army" zu bemühen. Die Gesandten Franklin und Dean lehnten dieses Gesuch zunächst ab, boten Steuben jedoch einige Wochen später eine freie Passage nach Nordamerika an, falls er sich dort als Freiwilliger bei den Unabhängigkeitskämpfern melden würde. Mit einem Empfehlungsschreiben an den Kontinentalkongreß schiffte sich Steuben im September 1777 in Marseille ein und erreichte im Februar 1778 York/ Pennsylvania, worauf ihn der dort tagende Kontinentalkongreß ihn in das Armeequartier nahe Philadelphia entsandte.
    Die in Valley Forge lagernde "Continental Army" war nach einem sehr harten Winter durch Versorgungsprobleme, Krankheiten und Desertionen geschwächt. Ihre gründliche Reorganisation, taktische Schulung und Disziplinierung gilt als wichtigster Beitrag des im Mai 1778 offiziell zum Generalinspekteur ernannten Friedrich Wilhelm von Steuben im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Das von ihm in den Jahren 1778/78 verfaßte Handbuch: "Regulations for the Order and Discipline of the Troops of the United States" blieb bis weit ins 19. Jahrhundert grundlegend für die militärische Ausbildung in den Vereinigten Staaten. Steubens Bemühungen um weiterreichende Befugnisse für die Stelle des Generalinspekteuers stießen bei George Washington und dem amerikanischen Kongreß jedoch auf Widerstand.
    Nach der Kapitulation der britischen Armee bei Yorktown / Virginia im Jahre 1781 beteiligte sich Steuben an Planungen für die im Aufbau befindliche US- Armee sowie an der Gründung einer Offiziersvereinigung, der "Society of the Cincinatti". Nachdem er im März 1784 seinen Abschied genommen hatte, lebte er als Privatmann in New York, wo er sich durch seinen recht aufwendigen Lebensstil hoch verschuldete. Daher bewilligte ihm im Mai 1790 der Kongreß auf Betreiben des amerikanischen Präsidenten George Washington aufgrund seiner Verdienste eine Pension, die sein weiteres Auskommen sicherte. Seine Pläne, das Land, das ihm der Staat New York überlassen hatte, zu entwickeln und gewinnbringend zu veräußern, konnte Steuben nur noch in Ansätzen verwirklichen.
    Friedrich Wilhelm von Steuben starb am 28.11.1794 in Oneida County /New York. Aufgrund seiner herausragenden Verdienste im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde er in den darauffolgenden Jahrhunderten zu einer Symbolfigur der deutsch- amerikanischen Freundschaft. Die Mythen- und Legendenbildung setzte bereits zu seinen Lebzeiten ein, wurde von deutschen Emigranten des 19. Jahrhunderts wie Friedrich Kapp fortgeführt und schlug sich bis in das 20. Jahrhundert in zahlreichen populären Darstellungen nieder. So existiert bis heute die "Steuben- Schurz- Gesellschaft", die sich der Förderung und dem Ausbau der deutsch- amerikanischen Beziehungen widmet.
    Mit Fug und Recht kann gesagt werden, daß der Amerikanische Unabhängigkeitkrieg ohne die Leistungen Steubens anders verlaufen, ja daß die Vereinigten Staaten unter Umständen ohne ihn womöglich nie entstanden wären.

    www.youtube.com/watch?v=8j0qz3XvMM8
    www.youtube.com/watch?v=rVTmQKdZYRE

    592

    Sonntag, 1. September 2024, 16:10

    The American Corner - Karl Theodor Follen, Vater der amerikanischen Germanistik und Sklavereigegner

    Der am 4. September 1796 in Romrod/ Oberhessen geborene Follen ist heute im wesentlichen trotz eines bewegten Lebens, das tragisch endete, nur noch in Fachkreisen bekannt. Als glühender Anhänger der Ideen von Schiller und Fichte beteiligte er sich noch an den Freiheitskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1815. Nach Friedensschluß wurde er zum Anführer der Gießener "Schwarzen", die sich in altdeutsche Tracht kleideten und einen christlich- deutschen Idelastaat auf republikanischer Grundlage anstrebten. Ihr "Ehrenspiegel" trug ganz wesentlich zu den Reformideen der späteren Deutschen Burschenschaften bei. Auch der Widerstand von Universitäts- und Staatsbehörden schreckte den als "Feuerkopf" geltenden Follen nicht ab.
    Auch als frischgebackener Dr. jur. im Jahre 1818, Rechtspraktikant und Privatdozent trat Follen erst in Gießen, dann in Jena für die republikanischen Ideen ein, indem er in einer Art bedenkenlosem Idealismus auch politische Morde der Sache als dienlich erachtete. Der politische Prozeß gegen den Mitstudenten und Intimus Karl Sand bewies, daß Follen zwar nicht direkt, wohl aber "moralisch" an den Vorbereitungen der Ermordung des Freiherrn von Kotzebue beteiligt war, so daß er sich gezwungen sah, Deutschland zu verlassen.
    Da Follen auch als Universitätsdozent in der Schweiz weiterhin politische Agitation betrieb, wanderte er im Jahre 1824 schließlich nach Amerika aus. Hier lehrte er an der renommierten Harvard University und sicherte als erster Professor überhaupt dem deutschen Sprach- und Kulturgut einen bleibenden Platz an amerikanischen Universitäten. Auch trat er erfolgreich für die Einführung der deutschen Turnkunst nach Turnvater Jahn und für die deutsche Pädagogik und Philosophie ein. Die Beschäftigung mit Friedrich Schleiermacher und der Einfluß des unitarischen Vorkämpfers W.H. Channings ließen Follen zu einem Prediger der neuen liberalen Kirche werden. Als deutscher Idealist setzte er sich ebenfalls vehement für die Befreiung der amerikanischen Negersklaven ein und traf damit in den USA dieser Jahre noch auf massiven Widerstand. Infolge verlor er seine Harvard- Professur und sah sich gezwungen, sich nun als Schriftsteller und Prediger mehr schlecht als recht durchzuschlagen. Gerade als Follen eine neue Pastorenstelle angenommen hatte, setzte ein Brand auf einem Flußdampfer im Jahre 1840 bei Long Island seinem Leben ein frühes Ende. Neuenglische Geistesführer beklagten seinen Tod als einen Verlust für die Sache der Freiheit, der Follen jederzeit unter Verachlässigung aller lebensnahen praktischen und materiellen Erwägungen gedient hätte.
    Interessante Literatur zum Thema: Follen, Deutsches Lesebuch für Anfänger, Cambridge/ Massachusetts 1826. Follen, Practical Grammar of the German Language, Boston 1828.

    593

    Dienstag, 3. September 2024, 15:56

    The American Corner - Emanuel Leutze, der Historienmaler Amerikas

    International bekannt wurde er vor allem durch sein überragendes Historiengemälde "Washington Crossing the Delaware" von 1851, während er nach seinem frühen Tod im Jahre 1868 relativ rasch in Vergessenheit gerriet, nicht zuletzt, da sein romantischer Stil der Düsseldorfer Schule gegen Ende des 19. Jahrhunderts als zunehmend "unmodern" galt.
    Geboren wurde Emanuel Leutze am 24. Mai 1816 in Schwäbisch Gmünd als Sohn des Kammmachers Gottlob Heinrich Leutze und dessen Frau Christine Katharine Meyer. Bereits im Jahre 1825 wanderte die Familie in die Vereinigten Staaten aus, wo Sohn Emanuel in Philadelphia bei John Rubens Smith Malerei studierte und seine berufliche Laufbahn zunächst als Porträtist begann.
    Im Jahre 1841 kehrte Leutze nach Deutschland zurück, um an der Kunstakademie Düsseldorf seine Studien weiterzuführen und wurde seitdem der bekannten "Düsseldorfer Malerschule" zugerechnet. Neben Trevor McClurg war Leutze der erste "Amerikaner", der an der Düsseldorfer Akademie studierte. Aus dieser Zeit stammt auch sein berühmtestes Gemälde "Washington Crossing the Delaware"von 1851.
    Nach Zwischenstationen in München, Venedig und Rom kehrte Leutze im Jahre 1845 nach Düsseldorf zurück, wo er Juliane Lottner heiratete. Der aus dieser Beziehung hervorgegangene Sohn Eugene Henry Cozzens Leutze wurde später "Rear Admiral" der United States Navy. Auch während seiner Zeit in Europa widmete Leutze seine Malerei vor allem Themen der europäisch- amerikanischen Geschichte, so seine Bilder "Kolumbus vor dem Rat in Salamanca" (1841), Kolumbus vor der Königin Isabella" (1843) oder auch "Washington bei Monmouth" (1852).
    Im Jahre 1852 erhielt Leutze die "Große goldene Medaille für Kunst", verliehen von der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin, für seine im Vorjahr ausgezeichneten Werke der Großen Kunst- Ausstellung.
    1859 siedelte der Künstler wieder nach Amerika über, wo er im Auftrag des Kongresses die Sitzungssäle des Senats und des Kongresses mit Wandgemälden schmücken sollte. Im Jahre 1861 schuf er im Rahmen dieses Auftrags das monumentale Bild "Westward the Course of Empire Takes Its Way", nachdem er bereits 1860 zum Mitglied der "National Academy of Design" gewählt worden war.
    Emanuel Leutze starb im Alter von nur 52 Jahren am 18. Juli 1868 in Washington/ DC, als er an einem frühen Morgen bei einer Porträtsitzung unerwartet zusammenbrach. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sein Name in kunstinteressierten Kreisen eher selten erwähnt. Dennoch zählen seine Werke heute zur nationalen Ikonographie der Vereinigten Staaten und wurden unzählige Male reproduziert.
    Zum zweihundersten Geburtstag des deutsch- amerikanischen Historienmalers gab es in seiner Geburtsstadt Schwäbisch Gmünd 2016 eine Gedenkausstellung unter dem Titel "Emanuel Leutze. In Deutschland blühen meine Rosen nicht."

    www.youtube.com/watch?v=SaaP1Y_tS-c
    www.youtube.com/watch?v=1brjwUcz1cA

    594

    Mittwoch, 4. September 2024, 16:07

    The American Corner - Friedrich List, Wirtschaftstheoretiker und Unternehmer

    Bei uns in Deutschland wurde Friedrich List in erster Linie als Vorkämpfer des Deutschen Zollvereins und des Eisenbahnwesens ein Begriff, während er in den USA vor allem als Unternehmer und Eisenbahnpionier bekannt ist.
    Geboren wurde er um den 6. August 1789 in Reutlingen als Sohn eines Handwerkermeisters, der zum örtlichen Patriziat gehörte. Dort besuchte er die Lateinschule und begann im Alter von vierzehn Jahren eine Ausbildung im elterlichen Unternehmen, die ihm jedoch nicht zusagte. Ab 1811 studierte er in Tübingen Kameralwissenschaften und Öffentliches Recht und lernte dort auch seinen späteren Förderer, den württembergischen Kultusminister Karl August von Wangenheim, kennen. Nach mehreren Zwischenstationen gründete er gemeinsam mit mehreren Kaufleuten im Jahre 1819 den kurzlebigen "Allgemeinen Deutschen Handels- und Gewerbeverein", der als der erste deutsche Unternehmerverband der Neuzeit gilt, und zog im gleichen Jahr als Abgeordneter in den württembergischen Landtag ein. Aufgrund seiner wirtschaftsliberalen und demokratischen Einlassungen wurde List im Jahre 1822 zu zehn Jahren Festungshaft verurteilt.
    Als er sich 1825 bereiterklärte, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, wurde er kurzfristig begnadigt und betätigte sich in den USA zunächst wenig erfolgreich als Farmer. Bereits ein Jahr nach dem Kauf seiner Farm veräußerte er diese wieder und zog nach Reading/ Pennsylvania. Dort übernahm er zwischen 1826 und 1830 die Redaktion der deutschsprachigen Zeitung "Reading Adler". Nachdem er 1827 ein Kohlevorkommen entdeckt hatte, gründete er gemeinsam mit anderen Gesellschaftern ein Kohlebergwerk. 1831 gründeten sie darüber hinaus die "Little Schuylkill Navigation, Railroad and Coal Company", die eine zum Abtransport der geförderten Kohle bestimmte Bahnlinie eröffnete. Durch diese unternehmerischen Leistungen gelangte Friedrich List zu einigem Wohlstand, den er im Zuge der amerikanischen Wirtschaftskrise von 1837 allerdings wieder einbüßte.
    Gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem damals gewerblich führenden Großbritannien forderten amerikanische Unternehmer verstärkt Schutzzölle, ein Anliegen, dem sich Friedrich List wirtschaftstheoretisch anschloß. Durch die Schutzzollkampagne geriet List in den Präsidentschaftswahlkampf von 1828, in dem er Andrew Jackson unterstützte. Dieser zeigte sich dankbar, verlieh List im Jahre 1830 die amerikanische Staatsbürgerschaft und ernannte ihm drei Jahre später zum amerikanischen Konsul im Großherzogtum Baden. Auch reiste er im Auftrag der amerikanischen Regierung mehrmals nach Paris, um die amerikanisch- französischen Handelsbeziehungen zu fördern.
    Nach weiteren Zwischenstationen starb Friedrich List am 30. November 1846 in Kufstein.

    595

    Donnerstag, 5. September 2024, 15:58

    The American Corner - Franz (Francis) Lieber, Begründer der politischen Wissenschaft in den USA

    Der am 8.4.1798 in Berlin geborene Franz Lieber wuchs in einem sehr national empfindenden preußischen Elternhaus auf, beteiligte sich im Jahre 1815 als junger Mann an dem Befreiungskrieg gegen Napoleon und wurde im Rahmen eines Gefechts bei Namur schwer verwundet. Als Anhänger von "Turnvater Jahn" geriet er 1819 in die Fänge der "Demagogenverfolgung" und erwarb nach nur vier Monaten Studium an der Universität Jena den Grad eines Dr. phil, konnte aber aufgrund seiner deutschnationalen Einstellung im Anschluß an keiner preußischen Universität Fuß fassen und begab sich im Jahre 1822 als "Philhellene" in den griechischen Befreiungskampf, den er völlig desillusioniert verließ und sich im Anschluß nach Rom begab.
    Als Sekretär und Hauslehrer des preußischen Gesandten G. Niebuhr zwischen Juni 1822 und Mai 1823 konnte Lieber durch dessen Vermittlung nach Preußen zurückkehren. Trotz freundlicher Aufnahme durch das Berliner Bildungsbürgertum kam er in Preußen aufgrund einer erneuten polizeilichen Verfolgung nicht weiter, so daß er im Mai 1826 nach London floh und von dort im Sommer 1827 in die USA emigrierte, wo er sich zunächst in Boston als Turn- und Sportlehrer durchschlug.
    Lieber´s "Amerikanisierung" wurde vor allem durch seine Tätigkeit als Korrespondent aus der Neuen Welt für J.F. von Cottas "Verschiedene Blätter" sowie als Herausgeber der "Encyclopedia Americana", die auf dem Konversationslexikon von Brockhaus aufbaute, ungemein gefördert. Zwar wurden von dem Nachschlagewerk weit über einhunderttausend Exemplare verkauft, doch die daraus erwachsenen Profite gingen im Wesentlichen an den Verlag, so daß sich Lieber umorientieren mußte und Professor für Geschichte und Politische Ökonomie am South Carolina College wurde.
    Mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen wurde Lieber im eigentlichen Sinne zum Urvater und Begründer der Politischen Wissenschaft in den USA, widmete sich jedoch darüber hinaus auch den Problemen des amerikanischen Strafrechts, der Gefängnisreform und anderen Aufgaben. Seine beiden Hauptwerke waren "Political Ethics" und "Civil Liberties", die jedoch aufgrund ihrer typisch deutschen Materialanhäufung und trockenen Gelehrsamkeit die Aufnahme durch Studenten erschwerten. Inspiriert waren sie vom politischen Credo der amerikanischen "Whigs" dieser Jahre, ihrer Furcht vor demokratischer Pöbelherrschaft, der Heiligkeit des Privateigentums und einem überbordenden Nationalismus amerikanischer Prägung.
    Trotz eines gewissen Opportunismus spielte die Sklavereifrage, insoweit sie die nationale Einheit der USA betraf, eine zunehmende Rolle in Liebers Denken, so daß er letztlich seine Professur im South Carolina College aufgab und im Jahre 1857 nach New York übersiedelte. Hier erhielt er noch im gleichen Jahr den Lehrstuhl für Geschichte und Politikwissenschaft, von dem er 1865 in die Columbia Law School überwechselte.
    Die Ereignisse des Amerikanischen Bürgerkriegs steigerten Liebers nationalistische Haltung bis hin zur Mißachtung der Bundesverfassung, so daß er selbst eine Reihe von juristisch zweifelhaften Maßnahmen der Regierung und des Kongresses guthieß. Um Übergriffe in Feindesland einzudämmen, entwarf er 1863 für die Unionstruppen die erste umfassende Dienstanweisung ("The Lieber Code"), die im Jahre 1870 auch von Preußen übernommen wurde und später zur Grundlage des modernen Kriegsrechts wurde.
    Lieber war ein dezidierter Parteigänger von Präsident Abraham Lincoln und ein Befürworter einer "harschen" Reconstruction- Politik gegenüber den Südstaaten, vertrat aber in den Nachkriegsjahren zunehmend wieder einen sozialkonservativen Kurs im Sinne der Grant- Administration. Im Urteil einiger Historiker neigte er wohl zu Selbstüberschätzung und einer gespreizten Selbstdarstellung, hatte aber ohne Zweifel bedeutende Verdienste durch seine Verschmelzung europäischen politischen Gedankenguts mit der amerikanischen Staatspraxis.
    Franz (Francis) Lieber starb am 2. Oktober 1872 in New York.

    www.youtube.com/watch?v=2fRXBKpjEzM
    www.youtube.com/watch?v=FEnS5Xs4v7E

    596

    Sonntag, 8. September 2024, 11:06

    RE: The American Corner - Emanuel Leutze, der Historienmaler Amerikas

    Das Gemälde "Washington crossing the Delaware" ist mir ein Begriff, es ist wirklich beeindruckend.
    Wir haben auch seine Wandgemälde im Kongress in D. C. gesehen, den wir Anfang April 2023 besuchten.
    Danke für Deine stets faszinierenden Artikel.
    International bekannt wurde er vor allem durch sein überragendes Historiengemälde "Washington Crossing the Delaware" von 1851, während er nach seinem frühen Tod im Jahre 1868 relativ rasch in Vergessenheit geriet, nicht zuletzt, da sein romantischer Stil der Düsseldorfer Schule gegen Ende des 19. Jahrhunderts als zunehmend "unmodern" galt.
    Geboren wurde Emanuel Leutze am 24. Mai 1816 in Schwäbisch Gmünd als Sohn des Kammmachers Gottlob Heinrich Leutze und dessen Frau Christine Katharine Meyer. Bereits im Jahre 1825 wanderte die Familie in die Vereinigten Staaten aus, wo Sohn Emanuel in Philadelphia bei John Rubens Smith Malerei studierte und seine berufliche Laufbahn zunächst als Porträtist begann.
    Im Jahre 1841 kehrte Leutze nach Deutschland zurück, um an der Kunstakademie Düsseldorf seine Studien weiterzuführen und wurde seitdem der bekannten "Düsseldorfer Malerschule" zugerechnet. Neben Trevor McClurg war Leutze der erste "Amerikaner", der an der Düsseldorfer Akademie studierte. Aus dieser Zeit stammt auch sein berühmtestes Gemälde "Washington Crossing the Delaware"von 1851.
    Nach Zwischenstationen in München, Venedig und Rom kehrte Leutze im Jahre 1845 nach Düsseldorf zurück, wo er Juliane Lottner heiratete. Der aus dieser Beziehung hervorgegangene Sohn Eugene Henry Cozzens Leutze wurde später "Rear Admiral" der United States Navy. Auch während seiner Zeit in Europa widmete Leutze seine Malerei vor allem Themen der europäisch- amerikanischen Geschichte, so seine Bilder "Kolumbus vor dem Rat in Salamanca" (1841), Kolumbus vor der Königin Isabella" (1843) oder auch "Washington bei Monmouth" (1852).
    Im Jahre 1852 erhielt Leutze die "Große goldene Medaille für Kunst", verliehen von der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin, für seine im Vorjahr ausgezeichneten Werke der Großen Kunst- Ausstellung.
    1859 siedelte der Künstler wieder nach Amerika über, wo er im Auftrag des Kongresses die Sitzungssäle des Senats und des Kongresses mit Wandgemälden schmücken sollte. Im Jahre 1861 schuf er im Rahmen dieses Auftrags das monumentale Bild "Westward the Course of Empire Takes Its Way", nachdem er bereits 1860 zum Mitglied der "National Academy of Design" gewählt worden war.
    Emanuel Leutze starb im Alter von nur 52 Jahren am 18. Juli 1868 in Washington/ DC, als er an einem frühen Morgen bei einer Porträtsitzung unerwartet zusammenbrach. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sein Name in kunstinteressierten Kreisen eher selten erwähnt. Dennoch zählen seine Werke heute zur nationalen Ikonographie der Vereinigten Staaten und wurden unzählige Male reproduziert.
    Zum zweihundersten Geburtstag des deutsch- amerikanischen Historienmalers gab es in seiner Geburtsstadt Schwäbisch Gmünd 2016 eine Gedenkausstellung unter dem Titel "Emanuel Leutze. In Deutschland blühen meine Rosen nicht."

    www.youtube.com/watch?v=SaaP1Y_tS-c
    www.youtube.com/watch?v=1brjwUcz1cA

    597

    Sonntag, 8. September 2024, 11:09

    RE: The American Corner - Friedrich List, Wirtschaftstheoretiker und Unternehmer

    Der Schuylkill River fließt durch Philadelphia.
    Bei uns in Deutschland wurde Friedrich List in erster Linie als Vorkämpfer des Deutschen Zollvereins und des Eisenbahnwesens ein Begriff, während er in den USA vor allem als Unternehmer und Eisenbahnpionier bekannt ist.
    Geboren wurde er um den 6. August 1789 in Reutlingen als Sohn eines Handwerkermeisters, der zum örtlichen Patriziat gehörte. Dort besuchte er die Lateinschule und begann im Alter von vierzehn Jahren eine Ausbildung im elterlichen Unternehmen, die ihm jedoch nicht zusagte. Ab 1811 studierte er in Tübingen Kameralwissenschaften und Öffentliches Recht und lernte dort auch seinen späteren Förderer, den württembergischen Kultusminister Karl August von Wangenheim, kennen. Nach mehreren Zwischenstationen gründete er gemeinsam mit mehreren Kaufleuten im Jahre 1819 den kurzlebigen "Allgemeinen Deutschen Handels- und Gewerbeverein", der als der erste deutsche Unternehmerverband der Neuzeit gilt, und zog im gleichen Jahr als Abgeordneter in den württembergischen Landtag ein. Aufgrund seiner wirtschaftsliberalen und demokratischen Einlassungen wurde List im Jahre 1822 zu zehn Jahren Festungshaft verurteilt.
    Als er sich 1825 bereiterklärte, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, wurde er kurzfristig begnadigt und betätigte sich in den USA zunächst wenig erfolgreich als Farmer. Bereits ein Jahr nach dem Kauf seiner Farm veräußerte er diese wieder und zog nach Reading/ Pennsylvania. Dort übernahm er zwischen 1826 und 1830 die Redaktion der deutschsprachigen Zeitung "Reading Adler". Nachdem er 1827 ein Kohlevorkommen entdeckt hatte, gründete er gemeinsam mit anderen Gesellschaftern ein Kohlebergwerk. 1831 gründeten sie darüber hinaus die "Little Schuylkill Navigation, Railroad and Coal Company", die eine zum Abtransport der geförderten Kohle bestimmte Bahnlinie eröffnete. Durch diese unternehmerischen Leistungen gelangte Friedrich List zu einigem Wohlstand, den er im Zuge der amerikanischen Wirtschaftskrise von 1837 allerdings wieder einbüßte.
    Gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem damals gewerblich führenden Großbritannien forderten amerikanische Unternehmer verstärkt Schutzzölle, ein Anliegen, dem sich Friedrich List wirtschaftstheoretisch anschloß. Durch die Schutzzollkampagne geriet List in den Präsidentschaftswahlkampf von 1828, in dem er Andrew Jackson unterstützte. Dieser zeigte sich dankbar, verlieh List im Jahre 1830 die amerikanische Staatsbürgerschaft und ernannte ihm drei Jahre später zum amerikanischen Konsul im Großherzogtum Baden. Auch reiste er im Auftrag der amerikanischen Regierung mehrmals nach Paris, um die amerikanisch- französischen Handelsbeziehungen zu fördern.
    Nach weiteren Zwischenstationen starb Friedrich List am 30. November 1846 in Kufstein.

    598

    Sonntag, 8. September 2024, 15:45

    The American Corner und die technischen Störungen

    Mittlerweile sehe ich einen Zusammenhang zwischen diesem Thread, der sehr hohen Zahl der Abrufe und den technischen Störungen, aus welchen Gründen auch immer. Ich glaube nicht, daß die Zahl der Amerika- Fans in Deutschland derart hoch ist, daß mittlerweile über vier Millionen Clicks generiert wurden, sondern tippe eher auf "Amerikaner im weitesten Sinne". ;) Hätte ich ähnliche Clips auf youtube eingestellt, wäre ich jetzt reich.... 8o

    599

    Sonntag, 8. September 2024, 16:02

    The American Corner - Johann August (John August) Roebling, der Brückenbauer Amerikas

    In den USA und auch bei uns in Deutschland ist er in erster Linie als der Erbauer der New Yorker Brooklyn Bridge bekannt, obwohl seine Lebensleistung noch viel mehr als dieses herausragende Projekt beinhaltete.
    Geboren wurde er am 12. Juni 1806 zur Zeit der Schlacht von Jena und Auerstedt in Mühlhausen/ Thüringen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Mühlhausen begann Röbling im Jahre 1821 ein Ingenieurstudium am Polytechnischen Institut (der späteren Technischen Universität) in Berlin und schloß dort als Zivil- Ingenieur ab. Darüber hinaus besuchte er auch die geschichtsphilosophischen Vorlesungen Hegels und pflegte mit diesem sein Leben lang persönliche Kontakte. Bereits Röblings Abschlußarbeit behandelte an eisernen Ketten hängende Brücken, und als Landvermesser und Hilfsingenieur der preußischen Regierung projektierte er im Anschluß Straßen und kleinere Brückenbauten, aufgrund seiner liberalen Grundhaltung wollte er jedoch den engen politischen Verhältnissen des deutschen Vormärz entfliehen.
    Mit einer Abhandlung über die Vereinigten Staaten und einer geplanten Ansiedlung suchte Röbling im Jahre 1830 weitere Ausreisewillige, wanderte tatsächlich im darauffolgenden Jahr aus und gründete die Gemeinschaftsfarm "Saxonburg", ca. vierzig Kilometer von Philadelphia entfernt. Da er mehr dem Ingenieurberuf zuneigte als einer Tätigkeit als Farmer, arbeitete er zunächst 1837 an der Vermessung des Pennsylvania- Kanals und der ersten Eisenbahnlinie über die Alleghenies mit. Einer seiner Aufsätze über die Vorteile von starken Drähten statt Ketten als Tragseile von Hängebrücken brachte ihn in erste Kontakte mit amerikanischen Brückenbauunternehmen, so daß er mit Hilfe eigener Erfindungen im Jahre 1840 eine Drahtseilfabrik in Saxonburg gründete, deren Produkte erstmals für die Schrägaufzüge für Schiffe im Pennsylvania- Kanal zum Einstz kamen. 1849 entstand ein größeres Werk in Trenton/ New Jersey, das ab 1905 nach Roebling City in der Nähe von Trenton verlegt wurde.
    In den Jahren 1844/45 entwarf und baute Röbling die Kanalbrücke über den Alleghenie- Fluß bei Pittsburgh mit sieben aneinandergereihten Hängebrücken von je 49 Metern Spannweite. Dies war die erste Hängebrücke, die nach dem "Luftspinnverfahren" gebaut wurde, bei dem die Drähte in einer endlosen Schlaufe an einem Montageseil über den Fluß gezogen werden. Bis 1850 entstanden fünf weitere dieser Kanal- Hängebrücken.
    Als Röbling seine Bauweise der Kabelhängebrücken auch für die Eisenbahnbrücke über den Niagara mit 280 Metern Spannweite vorschlug, schlug ihm der geballte Widerstand fast aller Brückenexperten entgegen. Die dann im Jahre 1855 fertiggestellte erste Eisenbahn- Hängebrücke weltweit erfüllte jedoch technisch alle Erwartungen. Röbling baute unter den schwierigen Rahmenbedingungen des Amerikanischen Bürgerkriegs auch die Ohio River- Brücke bei Cincinnati mit 322 Metern Spannweite und als Höhepunkt seiner Brückenbaukunst seit 1867 die Brooklyn- Bridge in New York mit 486 Metern Spannweite. Der Bau dieser für die damalige Zeit gigantischen Brücke erregte weltweites Aufsehen, doch noch vor ihrer endgültigen Fertigstellung verunglückte Röbling auf dieser Baustelle, nachdem ein Fährschiff seinen Fuß zerquetscht hatte, und starb im Jahre 1869 an der darauffolgenden Tetanusinfektion.
    Johann August Röbling galt als einer der begabtesten und erfindungsreichsten Ingenieure seiner Zeit und entwarf, konstruierte und berechnete seine Brücken bis in die letzten Details selbst, erfand die dazu geeigneten Baumaschinen und leitete alle Baumaßnahmen mit großem Einsatz persönlich. Zudem verfaßte er ein zweitausend (!) Seiten umfassendes Werk über seine Vorstellungen von der Beschaffenheit des Weltalls. Sein Sohn führte die Arbeiten an der Brooklyn- Bridge selbständig weiter und war seit 1872 infolge zu langer Aufenthalte in den Überdruck- Caissons vollständig gelähmt. Dennoch leitete er von einem Beobachtungsfenster aus mit Hilfe seiner Frau Emily Warren den damals anspruchsvollsten Brückenbau der Welt bis zu seiner Vollendung im Jahre 1882.

    www.youtube.com/watch?v=0Ps1Y9UeQeA
    www.youtube.com/watch?v=yGYUkRf_RKs

    600

    Montag, 9. September 2024, 15:32

    The American Corner - Albert Bierstadt, der romantische Maler Amerikas

    Unter heutigen Kunstkennern gilt Albert Bierstadt als einer der bedeutendsten Vertreter der "Düsseldorfer Schule" und auch der "Hudson River School". Bei letzterer handelte es sich um einen losen Zusammenschluß von Malern der amerikanischen Ostküste, die in ihren monumentalen Landschaftsbildern den damals noch weitgehend unberührten Westen der USA als eine Art "Garten Eden" der Neuen Welt verklärten.
    Albert Bierstadts Werke werden heute insbesondere in den USA wieder hoch geschätzt, hängen in den bedeutendsten Museen Amerikas und Europas und erzielen bei namhaften internationalen Auktionshäusern wie Sotheby´s oder Christie´s mitunter Preise in siebenstelligen Bereichen.
    Geboren wurde Albert Bierstadt am 7. Januar 1830 in Solingen, das damals zur preußischen Rheinprovinz gehörte. Im Alter von zwei Jahren verließ seine Familie Deutschland und siedelte sich im Jahre 1833 in New Bedford/ Massachusetts an, damals ein wichtiges Zentrum der amerikanischen Walfangindustrie. Bierstadts Vater hatte dort eine Arbeit als Kellermeister gefunden.
    Im Jahre 1850 begann Albert Bierstadt, der seine Bildung weitgehend autodidaktisch erlangt hatte, eine professionelle Laufbahn als Zeichenlehrer, auch lernte er in dieser frühen Phase Daguerrotypisten kennen, die sein Interesse für die frühe Photographie weckten.
    1853 ging er wieder zurück nach Deutschland und studierte bis 1857 an der Kunstakademie Düsseldorf unter anderem Landschaftsmalerei. Gemeinsam mit anderen Malerfreunden bereiste er Deutschland, die Schweiz und Italien. Hier fertigte er zahlreiche Skizzen an, die später als Vorlagen für seine großformatigen Ölgemälde dienten. Bereits in dieser Phase zeichnete sich ab, daß das "Monumentale" zu Bierstadts Markenzeichen werden sollte.
    Im Jahre 1857 kehrte er in die USA zurück, organisierte zunächst eine Reihe von Kunstausstellungen in Bedford und zog dann in die Nähe von New York, wo er rasch Anerkennung fand. 1858 zeigte er erstmals einige seiner großformatigen Arbeiten auf der Jahresausstellung der "National Academy of Design" und wurde im Jahre 1860 zum Mitglied dieser Vereinigung gewählt.
    1859 nahm er an einer Expedition in den Westen der Vereinigten Staaten teil, nachdem Oberst Frederick W. Lander von Regierungsseite den Auftrag erhalten hatte, eine Planwagenstrecke nach Kalifornien zu erkunden. Bierstadt studierte vor allem Gegenden in Colorado und Wyoming und brachte zahlreiche Skizzen, Photographien und indianische Artefakte von seiner Reise mit. In Manhattan bezog Bierstadt ein Atelier, wo er seine neuartigen Bilder des amerikanischen Westens ausstellte und dadurch schnell zu einer Berühmtheit wurde. Seine Arbeiten waren meist romantisch- verklärt und seltener realistisch, da er noch in der Tradition der akademischen Landschaftsmalerei und des Konzepts einer "heroischen Landschaft" stand, wie sie damals in Europa üblich war. Hierbei wurden Landschaften nicht lediglich naturalistisch reproduziert, sondern in akademischer Manier "komponiert".
    Im Jahre 1863 unternahm er eine weitere Reise durch die Rocky Mountains, das Yosemite Valley, durch Oregon bis zum Columbia River und an die Küste des Pazifischen Nordwestens. Im Jahre 1867 begab er sich in Begleitung seiner Frau zu einem über zweijährigen Aufenthalt nach Europa, wo er inzwischen ebenfalls zu großer Berühmtheit gelangt war. Zwei seiner bekanntesten Bilder, "The Rocky Mountains, Lander´s Peak" (1863) und "Storm in the Rocky Mountains, Mount Rosalie" (1866) wurden in London Königin Victoria vorgestellt. 1868 wurden seine Werke in der Königlichen Akademie der Künste in Berlin ausgestellt, und dort bekam er für sein Bild "Among the Sierra Nevada Mountains" eine Goldmedaille verliehen.
    Zwischen 1871 und 1873 lebte Bierstadt mit seiner Frau in Kalifornien, bereiste noch einmal den Westen und Kanada und besuchte die Bahamas, da seine Frau inzwischen an Schwindsucht erkrankt war. Um 1874 bezog er die "Villa Malkasten" in Irvington-on-Hudson, ein stattliches Landhaus mit großem Landschaftspark, knapp vierzig Kilometer von New York City entfernt.
    Bis in die 1880er Jahre reiste der äußerst produktive Bierstadt noch durch Nordamerika und schuf eine Reihe von Auftragsarbeiten, unter anderem für die amerikanische Bundesregierung. Zwei seiner Monumentalwerke hängen noch heute im Capitol in Washington, D.C.
    Nach einem verheerenden Brand in der "Villa Malkasten" im Jahre 1882 zog Bierstadt endgültig nach New York City, allerdings ließ in dieser Zeit das Interesse an seinen romantisch- verklärten Werken allmählich nach, da nun zunehmend realistisch- naturalistische Landschaftsdarstellungen in Mode kamen. Sein riesiges Gemälde "The Last of the Buffalo", das Bierstadt 1889 für die Pariser Weltausstellung eingereicht hatte, wurde vom amerikanischen Auswahlkomitee bereits abgelehnt. Belastet wurde der alternde Künstler zusätzlich durch den Tod seiner Frau im Jahre 1893 und seine Bankrotterklärung von 1895, so daß er weitgehend vereinsamt und mittellos im Jahre 1902 in New York verstarb. Nach seinem Tod gehörte Albert Bierstadt jahrzehntelang zu den fast vergessenen Künstlern des 19. Jahrhunderts , bis er in den 1960er Jahren im Zuge der Natur- und Umweltbewegung in den USA wiederentdeckt wurde. Vor allem seine kleineren Arbeiten wurden nun wieder ausgestellt und fanden vielerorts eine späte Anerkennung. In den Wohnungen vieler amerikanischer Familien hängen heute wieder meist Reproduktionen seiner das Paradies des "Wilden Westens" beschwörenden Bilder.

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