Wir hatten auch einen reizenden Kunstlerhrer, Herr Nanko.
Seine Frau holte ihn jeden Tag mittags ab (oh, die gesegneten 60er Jahre, als Frauen noch nicht dazu gezwungen waren, berufstaetig zu sein...) und die Beiden gingen haendchenhaltend nach Hause, was uns Schuelerinnen natuerlich gut gefiel, denn wer wuenscht sich das nicht?
Ich lese derzeit zum 3. Mal das Buch von Ingrid Mueller-Muench (Die verpruegelte Generation).
Leider ist das auch schon das einzige Buch zum Thema Baby Boomer und Pruegel. Vielleicht kann ich mein Trauma damit verarbeiten, denn Kriegsenkelforen (online) gibt es leider IMMER NOCH nicht.
Selbst heute noch verfolgt mich das ewige Verpruegeltwerden meiner Kindheit und Jugend (zwischen 1962 und 1974).
Egal, wie sehr ich versuche, es zu verdraengen, es laesst sich einfach nicht verdraengen.
Mein Vater schlug mich noch mit 19 Jahren im Sommer 1974 (ich versuchte zwar vor dem Jugendgericht einen Vormund zu bekommen, aber die Richterin liess sich von meinem mir verbal ueberlegenen Vater ueberzeugen, dass ich keinen Vormund brauche, und so wurde zu Hause munter weiter gepruegelt, bis zum Glueck das Gesetz fuer die Volljaehrigkeit von 21 Jahren auf 18 Jahre herabgesetzt wurde, und zwar zum 1.1.75).
In Muller-Muench's Buch wird erwaehnt, dass die meisten Eltern mit dem Pruegeln aufhoerten, wenn der Sohn oder die Tochter 14 oder 15 Jahre alt waren.
Da das bei meinen Eltern nicht der Fall war, besuchte ich mit 17 Jahren einen Selbstverteidigungskurs bei der Braunschweiger Polizei, es waren mehrere Unterrichtsabende. Es funktionierte gut bei meiner Mutter. Als die naechste Ohrfeige verabreicht werden sollte, schoss mein Unterarm hoch und ihre Hand schlug sich empfindlich daran - sie wagte es nie wieder, mich zu ohrfeigen.
Leider reichten die rudimentaeren Selbstverteidigungskuenste bei meinem Vater nicht aus, der war viel staerker als ich.
Die hatte ja Zeit! Es blieb bei dem einen Tag, da ich mich bei einer Fortsetzung der Aufsicht weigerte, überhaupt die Schule zu besuchen. Da konnte mich auch der Kochlöffel des Vaters nicht von abbringen.