Mittlerweile befinden wir uns in den frühen 90er Jahren, und Albert Uderzo schien sich auf neue Stories des Asterix- Saga in einem Zeitrahmen von jeweils vier bis fünf Jahren eingependelt zu haben, was vielleicht auch dem gigantischen Erfolg der vorausgegangenen Geschichten geschuldet war, aus deren Erträgen er sicher gut leben konnte.
Band neunundzwanzig der Reihe thematisiert diesmal den Feminismus im weitesten Sinne und galt als Reaktion Uderzos auf Kritik, daß die Welt der Gallier vor rund zweitausend Jahren frauenfeindlich gewesen sei. Dies wurde jedoch durch die Forschung längst wiederlegt. So besaßen gallische Frauen eine ganze Reihe von Rechten, konnten als Ehefrauen vollständig über ihre Mitgift verfügen, erbten beim Tod ihrer Ehemänner das gesamte Hab und Gut und konnten im Anschluß auch erneut heiraten.
Die Protagonistin dieses Albums, Maestria, wurde von Uderzo als Karikatur der damaligen französischen Politikerin Edith Cresson angelegt. Der Text wurde bereits im Jahre 1990 verfaßt, und die Zeichnungen folgten bis Mai 1991, zu einer Zeit also, als Edith Cresson zur ersten weiblichen Premierministerin Frankreichs wurde, wenn auch nur für ein knappes Jahr. Auf Seite 34 der deutschen Augabe taucht der italienische Schauspieler Aldo Maccione in der Rolle eines römischen Legionärs auf, der gern in der rein weiblichen Römereinheit dienen würde. Historisch hat es diese Verbände natürlich nie gegeben, dagegen existierten in der Römerzeit tatsächlich weibliche Gladiatoren.
Die Ausgabepolitik der Asterix- Alben wurde im Jahre 1991 insofern geändert, als mit "Asterix und Maestria" erstmalig ein Band in allen europäischen Ländern gleichzeitig herausgegeben wurde. Die deutschsprachige Ausgabe erschien wieder bei Ehapa und wurde, wie viele andere Ausgaben auch, 2002 mit geändertem Titelbild neu aufgelegt. Das Album erschien u.a in den Fremdsprachen Englisch, Spanisch, Türkisch sowie in späteren Jahren in den deutschen Mundarten Sächsisch, Badisch und Fränkisch.
Worum geht es in "Asterix und Maestria" ? Im Gallierdorf ist ein Emanzipationsstreit ausgebrochen, da die Jungens die Mädchen in den Schulpausen nicht mitspielen lassen, worüber es zu Schlägereien unter den Männern und zu Drohungen der Frauen gibt, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, in der Miraculix unterrichtet. Troubadix gerät zwischen die Fronten dieser Auseinandersetzung und flüchtet daher in den Wald. Mittlerweile ist im Dorf die Bardin Maestria angekommen, die sich bereiterklärt, von nun an die Dorfbewohner selbst zu unterrichten. Da sie jedoch in der Zeit der Nachtruhe ihre Lieder zum Besten gibt, wird ihre Hütte von den Männern zerstört.
Zur gleichen Zeit stellt Julius Caesar mit Hilfe des Admirals Claudius Nimdenbus eine nur aus Frauen bestehende Spezial- Centurie auf, da er herausbekommen hat, daß gewalttätige Handlungen an Frauen den männlichen Galliern strengstens untersagt sind. Inzwischen hat Emanze Maestria die Gallierinnen aufgerufen, sich der Tyrannei ihrer Männer zu entledigen, worauf sich die Frauen Hosen zulegen, ein bis daher bei den Galliern unbekanntes Phänomen. Auch überzeugt Maestria Gutemine, die Frau des Dorfhäuptlings Majestix, davon, sich zur Dorfchefin küren zu lassen, woraufhin Majestix im Streit seine Frau verläßt und ebenfalls in den Wald zieht. Daraufhin planen Asterix, Obelix und Miraculix, eine demokratische Häuptlingswahl zu veranstalten, sie werden jedoch daran von der siegesgewissen Gutemine gehindert, worauf Asterix sie verprügelt und deshalb ebenfalls das Dorf verlassen muß. Obelix, Miraculix und die anderen Männer aus dem Dorf folgen ihm, wodurch die Frauen nun völlig auf sich gestellt im Dorf verbleiben.
Mittlerweile ist die weibliche Special- Centurie im Römerlager Aquarium eingetroffen und verprügelt zunächst einmal die abzulösende Vorgängereinheit, die sich über sie lustig gemacht hat. Asterix und Obelix erhalten davon Kenntnis und benachrichtigen die im Dorf zurückgebliebenen Gallierfrauen, worauf Maestria auf Verhandlungen mit den Römern setzt. Sie begibt sich allein ins Römerlager, wird dort jedoch von den römischen Legionärinnen ebenfalls verprügelt, worauf Asterix Maestria vorschlägt, die Römerinnen wieder zu vertreiben, sofern es zu einem anschließenden Friedensschluß zwischen den Galliern und ihren Frauen kommt. Zunächst wird die weibliche Centurie durch den Gesang von Troubadix aus dem Wald vertrieben, gelangt zum Dorf und sieht sich von Modeständen der Gallierinnen umringt, wo den Römerinnen Kleidung zum Verkauf angeboten wird. Zwischenzeitlich lassen die Gallier ihren Frust über die unhaltbaren Zustände an den verbliebenen Römern im Lager aus, in dem sie diese verprügeln. Schließlich verabschieden sich die Römerinnen, nachdem sie sich reichlich mit Kleidung eingedeckt haben, in aller Freundschaft von den Gallierinnen, die sich im Anschluß wieder mit ihren Männern versöhnen. Den Abschluß dieser Geschichte bildet wie immer ein üppiges Festbankett, bei dem Maestria bekanntgibt, daß sie nach Lutetia zurückkehren wird.
Hier geht´s zum Hörspiel:
www.youtube.com/watch?v=iX2M2VhxgTU