Millard Fillmore (1800- 1874) war der dreizehnte Präsident der Vereinigten Staaten. Als bekennender Anhänger der Whig Party und studierter Jurist bekleidete er dieses Amt zwischen 1850 und 1853. Ursprünglich sollte er aufgrund seiner Nominierung lediglich Vizepräsident unter Zachary Taylor werden, doch nach dessen Wahlsieg im Jahre 1848 verstarb dieser im Amt, so daß Fillmore diese Position übernahm. Fillmores Amtszeit wurde durch den zunehmenden Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten geprägt, insbesondere ging es um die Frage der Einführung der Sklaverei in den neuen Südwestterritorien, die den Vereinigten Staaten nach dem Krieg gegen Mexiko zugefallen waren.
Beginnen wir jedoch von vorn. Millard Fillmore wurde 1800 auf einem Bauernhof im Staate New York geboren. Von den insgesamt acht Kindern seiner Familie war er der älteste Sohn. Die Familie lebte in relativer Armut, was Millards Vater schließlich dazu bewegte, seinen vierzehnjährigen Sohn von einer angestrebten Militärkarriere abzuhalten und ihm stattdessen eine Ausbildung als Schneider zu ermöglichen. Millard Fillmore war jedoch mit den Arbeitsbedingungen an seinem Ausbildungsplatz äußerst unzufrieden, verließ deshalb die Schneiderei und arbeitete stattdessen in einer Mühle. Daneben verbrachte er viel Zeit in Bibliotheken, um seine Allgemeinbildung zu verbessern, und begann 1819 Jura zu studieren. Während dieser Zeit lernte Millard Fillmore Abigail Powers kennen, die er 1826 heiratete und aus deren Ehe zwei Kinder hervorgingen.
Gegen Ende des Jahres 1819 zog Familie Fillmore nach Moravia, wo Millard erst die Möglichkeit zu einer juristischen Ausbildung durch den neuen Gutsherrn der Familie geboten wurde. Etwas Geld erhielt er jedoch nur durch seine Nebentätigkeit als Lehrer. Aus diesem Grund verließ er nach nur achtzehn Monaten Dienstzeit wieder das Gut und zog mit seiner Familie nach East Aurora in der Nähe von Buffalo, wo Fillmores Vater eine Farm erwerben konnte, deren Erträge seine Familie schließlich aus der Armut befreiten.
Im Alter von 21 Jahren arbeitete Fillmore als Schullehrer und gelegentlich auch als Friedensrichter. Ein Jahr später zog er nach Buffalo, um dort Rechtswissenschaften zu studieren, Rechtsanwalt zu werden und im Anschluß als einziger Jurist in East Aurora eine Kanzlei zu eröffnen. In seinem damaligen Wohngebäude befindet sich heute das Fillmore- Museum.
Im Jahre 1832 trat Fillmore der neugegründeten Whig Party bei, die als Gegenpol zu den politisch einflußreichen Freimaurern fungieren sollte. Die Whigs verstanden sich als Bündnispartei von Anti- Freimaurern, Republikanern und Demokraten, die sich gegen die Sklavenhaltung und für die verbesserte Instandhaltung der öffentlichen Infrastruktur aussprach. Da Fillmore sich nicht allzu dezidiert für diese Ziele einsetzte, hatte er über Jahre hinweg eine Reihe von ernsthaften Gegnern in der Whig Party. Erst im Jahre 1836 war diese innerparteiliche Opposition zeitweise geschwächt, so daß Fillmore über beachtliche vier Amtszeiten einen Platz als Kongreßabgeordneter einnehmen konnte. In diesem Zeitrahmen unterstützte er die erfolgreiche Wahlkampagne zur Präsidentschaft seines Parteifreundes William Henry Harrison. Unter dessen Nachfolger John Tyler gelangte Fillmore in den Vorsitz des Finanzausschusses und reformierte im Jahre 1842 die Zollgesetze, die nun auch auf industrielle Fabrikanten angewandt wurden und somit die Staatseinnahmen verbesserten. Kurz darauf zog er sich überraschend aus dem politischen Geschäft zurück, da ihn die ständigen Konflikte innerhalb seiner Partei zermürbt hatten. Er begab sich zurück nach Buffalo und betätigte sich dort wieder als Anwalt, wo er sich auf lokaler Ebene zu einer wichtigen politischen Persönlichkeit entwickeln sollte.
Zwei Jahre später, im Jahre 1844, drängten ihn Parteifreunde dazu, sich zur Wahl als Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten nominieren zu lassen. Zwar ließ sich Fillmore auf diesen Vorschlag ein, stieß jedoch abermals auf starken innerparteilichen Widerstand, verkörpert insbesondere durch den Parteivorsitzenden Thurlow Weed, der laufend versuchte, Fillmores Ambitionen zu unterlaufen und der ihm lediglich den Posten eines Gouverneurs anbot. Nach seiner Wahlniederlage zog sich Millard Fillmore abermals enttäuscht in sein Privatleben zurück und ließ seine politischen Aktivitäten für fast drei Jahre ruhen. Stattdessen wurde er in Buffalo zum Mitbegründer der University of Buffalo, deren Kanzleramt er bis zu seinem Tod bekleidete.
In diese Jahre fiel der Mexikanisch- Amerikanische Krieg und die Annexion von Texas; beide Maßnahmen wurden von Millard Fillmore scharf verurteilt. Im Jahre 1848 kehrte er schließlich wieder in das politische Tagesgeschäft zurück und wurde für seine Partei zum Comptroller of New York.
Der Mexikanisch- amerikanische Krieg hatte der Whig Party und seinen im Krieg aktiven Mitgliedern große Popularität beschert, so daß sich die Partei große Hoffnungen machen konnte, mit General Zachary Taylor einen chancenreichen Kandidaten für das Präsidentenamt zu haben. Taylor hatte darüber hinaus zur Sklavenfrage nie eindeutig Stellung bezogen und galt daher auch in den Südstaaten als akzeptabler Kompromißkandidat. Gleichzeitig wurde Millard Fillmore als Vizepräsident nominiert. Seine Amtszeit als Vize wurde durch die Sklavenfrage dominiert, da Präsident Zachary Taylor sich gegen die Einführung der Sklaverei in den neuen Bundesstaaten ausgesprochen hatte. Zeitgleich ging es um die Nachwirkungen des Mexikanisch- Amerikanischen Krieges und den Aufbau der Verwaltungsstrukturen in den annektierten Gebieten, die zur großen Streitfrage im Senat wurde.
Präsident Zachary Taylor starb im Jahre 1850 unerwartet an einer Darmentzündung, sodaß Vizepräsident Millard Fillmore überraschend das Amt des Präsidenten zufiel. Bedingt durch heftige innerparteiliche Konflikte der Whigs kam es in diesem Zeitrahmen zu einem regelrechten Massenrücktritt amtierender Minister und zu laufenden Neubesetzungen, die Fillmore vor schwierige Entscheidungen stellten. Die Politik des neuen Präsidenten setzte auf Kompromisse, um die angespannte Situation zwischen Staaten mit Sklavenhaltung und jenen, in denen dies untersagt war, zu entschärfen. Sämtliche neuernannten Minister waren aus diesem Grund Anhänger des Kompromißkurses von Fillmore, nach dem jeder Staat selbst über die Frage der Sklavenhaltung entscheiden konnte.
Nach Ablauf seiner ersten Amtszeit kandidierte Millard Fillmore für eine zweite, unterlag jedoch wiederum innerparteilichen Gegenkandidaten, da er sich durch seine Kompromißpolitik viele Gegner in seiner Partei geschaffen hatte. Nach dem Ablauf seiner Präsidentschaft zog er sich endgültig in sein Privatleben zurück. Private Schicksalsschläge folgten, da wenige Wochen nach dem Verlassen des Weißen Hauses Ehefrau Abigail an Lungenentzündung verstarb. Im Jahre 1854 starb Tochter Mary Abigail an einer Cholerainfektion.
1855 begab sich Fillmore auf eine ausgedehnte Europareise, und zur Präsidentenwahl des Jahres 1856 bewarb er sich nochmals erfolglos um die Präsidentschaft für die American Party, eine antikatholische und einwanderungsfeindliche Gruppierung. Im Jahre 1858 heiratete er die wohlhabende Witwe Caroline McIntosh. Während des Bürgerkriegs stand Fillmore auf Seiten der Union, war jedoch in vielen Punkten nicht mit der Politik Lincolns einverstanden.
Millard Fillmore starb am 8. März 1874 an den Folgen eines Schlaganfalls. An seinem Grab auf dem Forest Lawn Cemetery in Buffalo findet seither alljährlich am 7. Januar eine schlichte Zeremonie staat, die an den 13. Präsidenten der Vereinigten Staaten erinnert.
Von vielen heutigen Historikern wird Fillmores politisches Vermächtnis als eher negativ bewertet, da er als Verfechter des Sklavereikompromisses in den neuen Südwestterritorien der Vereinigten Staaten gilt.
Im Zuge eine zunehmend fragwürdigeren "Cancel Culture" hat die von Fillmore mitbegründete University of Buffalo jüngst entschieden, seinen Namen von allen Universitätsgebäuden entfernen zu lassen. Im Bewußtsein der amerikanischen Bevölkerung gehört Millard Fillmore dagegen eher zu den weitgehend vergessenen Präsidenten.
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