Das in den 60er Jahren äußerst populäre Duo aus Israel hatte insbesondere gegen Ende dieses Jahrzehnts in Deutschland mit Titeln wie "Cinderella Rockefella" oder "Morning of My Life" einen sehr guten Lauf. Leider gebührt Abi Ofarim auch der traurige Ruf, sich in diesem Zeitrahmen als einer der ersten ausländischen Gesangskünstler in Deutschland durch die Anwendung der "Nazikeule" profiliert zu haben, um seine Ziele und Interessen durchzusetzen. Doch dazu weiter unten mehr.
Gegen Ende der 50er Jahre lernte die israelische Sängerin Esther Zaied ihren späteren Gesangspartner Abraham Reichstadt kennen. Die beiden traten in Israel mit meist folkloristischen Titeln unter ihrem Künstlernamen Ofarim auf, was "Rehkitze" bedeutete. Im Jahre 1959 gründeten sie im Anschluß an ihre gemeinsame Militärzeit das Gesangsduo "Esther & Abi Ofarim" und hatten ihren ersten Auftritt im israelischen Nationaltheater. Geboten wurden folkloristische Titel, wobei Esther den Gesangspart übernahm, während sich Abi weitgehend auf die Gitarrenbegleitung beschränkte und mit seiner dunkleren Stimme nur Aufgaben im Hintergrund übernahm. Ebenfalls 1959 erschien ihre erste Schallplatte mit jüdischen Liedern.
In den darauffolgenden Jahren folgten Auftritte auf nationalen und internationalen Songfestivals wie dem Internationalen Musikfestival in Zoppot/ Polen. Im Jahre 1961 heirateten Esther & Abi Ofarim und verlegten ihren Wohnsitz zwei Jahre später in die Schweiz nach Genf. Ebenfalls 1963 traten sie für die Schweiz mit dem Titel "T´en va pas" beim "Grand Prix International de la Chanson" in Großbritannien an und belegten dort einen beachtlichen zweiten Platz, wodurch sie auch international deutlich bekannter wurden. Infolge veröffentlichte die Zeitschrift "Twen" eine Schallplattenedition unter dem Titel "Songs der Welt", wofür Esther & Abi Ofarim ihre erste deutsche Goldene Schallplatte erhielten. Ab Mitte der 60er Jahre wurde das Duo immer erfolgreicher und war laufend in den Hitparaden präsent, wobei ihr Repertoire von durchaus anspruchsvolleren Schlagern über Chansons bis zu Folk Songs und Coverversionen internationaler Hits reichte.
Der große Durchbruch in Deutschland erfolgte für Esther & Abi Ofarim im Jahre 1966 mit dem Titel "Noch einen Tanz", gefolgt von "Morning of My Life", das 1967 Platz zwei der deutschen Charts erreichte. Den internationalen Durchbruch schaffte das Paar im Jahre 1968 mit "Cinderella Rockefella", einem Titel, der punktgenau den Musikgeschmack der späten 60er Jahre traf und insbesondere in Großbritannien Spitzenplätze in den Charts erreichte. Was folgte, war ein Auftritt in der Royal Albert Hall und ein Treffen mit Queen Elisabeth II.
Im Jahre 1969 hatten Esther & Abi Ofarim den Zenit ihres Erfolgs erreicht, galten als internationale Popstars, erhielten fünf Goldene Schallplatten, und ihre Hits wurden selbst in einigen arabischen Ländern wie Jordanien und dem Libanon gesendet. Lediglich Israel boykottierte weitgehend den Erfolg des Duos, da ihr Erfolg in Deutschland vor dem Hintergrund der historischen Ereinisse in den 1930er/40er Jahren als nicht adäquat angesehen wurde.
Dennoch zogen fast zeitgleich mit dem großen Erfolg von "Cinderella Rockefella" dunkle Wolken am Horizont auf. Die Zeitschrift "Stern" unter der damaligen Ägide von Henri Nannen hatte zeitweise das Duo gesponsort, ging dann aber zu einer zunehmend kritischeren Berichterstattung über. Hintergrund war, daß Abi Ofarim deutsche Künstlerkollegen und TV- Verantwortliche bei Auftritten in Fernsehshows mehrfach als "Scheißdeutsche" bezeichnet hatte und zur "Abklärung" von Rangfolgen bei Auftritten im deutschen Fernsehen Ausdrücke wie "Faschisten" und "Nazis" verwendet hatte. Die Konsequenz aus diesen Vorfällen war, daß Esther & Abi Ofarim ihre letzten Auftritte in den für ihren kommerziellen Erfolg überaus wichtigen deutschen Fernsehshows 1969 im "Goldenen Schuß" sowie in "Stars in der Manege" absolvierten. Das letzte gemeinsame Konzert des Duos fand im März 1969 in Köln statt, kurz darauf trennte sich das Paar, ließ sich im Jahre 1970 scheiden, und jeder ging fortan seine eigenen Wege.
Abi Ofarim gründete eine Promotionfirma in München und war noch gelegentlich als Solokünstler tätig; er starb im Mai 2018. Esther Ofarim blieb zunächst drei Jahre dem Showgeschäft fern, nahm jedoch im Jahre 1972 erneut eine Langspielplatte als Solokünstlerin auf und arbeitet seidem wieder als Sängerin.
www.youtube.com/watch?v=a55NU9CLrp0
www.youtube.com/watch?v=j_CtNJK4bu0
www.youtube.com/watch?v=BBjI1aC4yCM