Die späten 50er und frühen 60er Jahre können in der heutigen Rückschau durchaus als die goldene Zeit der deutschen Schlagerbranche gesehen werden. Die einsetzende Hochkonjunktur, dazu eine Vielzahl von gesanglichen Talenten und eine aufblühende Musikindustrie führten damals zu einer regelrechten Goldgräberstimmung in diesem Gewerbe, das durchaus mit harten Bandagen unterwegs war und erfolglose oder unbotmäßige Gesangsstars auch rasch wieder in die Wüste schicken konnte, wie wir am "Fall Cindy Ellis" gleich sehen werden.
Geboren wurde sie unter ihrem bürgerlichen Namen Evelyn Mayer- Fredericks als Tochter einer Deutschen und eines Briten am 14. Juli 1926 in London. Nach dem frühen Tod ihres Vaters kam sie im Alter von zwei Jahren mit ihrer Mutter nach Frankfurt/ M. und erhielt bereits im Alter von sechs Jahren Klavier- und Geigenunterricht. Nach ihrem Schulabschluß studierte sie an der Musikhochschule Frankfurt und konzentrierte sich dort besonders auf das Erlernen des Harfenspiels. Später erhielt Evelyn Mayer- Fredericks im Rahmen eines Begabtenstipendiums eine Gesangsausbildung als Altistin.
Nach Kriegsende trat die Sängerin und Harfinistin vier Wochen lang in der Revue "Broadway in Frankfurt- Wir laden ein" auf und absolvierte im Jahre 1948 ihre Reifeprüfung im Opernfach. Im gleichen Zeitraum entstanden ihre ersten Kontakte zur aufkeimenden Jazz- Szene. Im Jahre 1950 heiratete die Künstlerin einen Hobby- Pianisten und hieß fortan Evelyn Asal. Ein Angebot des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden lehnte die Sängerin zugunsten regelmäßiger Auftritte als Jazz- und Schlagersängerin ab. Daneben entstanden erste Werbeaufnahmen für den Rundfunk, den Film und für sogenannte "Schallfolien" als Werbeträger.
Für das vom Hessischen Rundfunk gesendete Radioformat "Gib dem Nachwuchs eine Chance" nahm Evelyn Asal ein Demoband auf, das der Sender als äußerst vielversprechend einstufte und eine Kopie davon an Metronome Records in Hamburg schickte, wo es in die Hände des Produzenten und Orchesterleiters Bert Kaempfert gelangte, der Frau Asal zu Probeaufnahmen bei Polydor in Hamburg einlud.
In den Jahren 1959 und 1960 erschienen dann vier Singles und zwei EP´s von "Cindy Ellis", wie ihr jetziger Künstlername lautete. Neben qualitativ hochwertigen Schlagern, die u.a. von Peter Moesser, Werner Bochmann, Heino Gaze, Michael Jary, Bruno Balz und Fred Jay stammten, sang Cindy Ellis mit ihrem Titel "Fieber" auch die gleichnamige Coverversion des amerikanischen Hits "Fever".
Bert Kaempfert und Polydor- Chef Kurt Richter bemühten sich anfänglich durchaus um den Newcomer und verhalfen Cindy Ellis zu Auftritten in Fernsehprogrammen wie der "Aktuellen Schaubude" oder "Musik aus Studio B", gefolgt von Werbeanzeigen und Presseveröffentlichungen. Auch brachte das amerikanische Plattenlabel Laurie Records Cindy Ellis zweite Single auf den wichtigen amerikanischen Markt. Es folgten weitere Auftritte in den Niederlanden, Belgien und in Österreich. Einzig was fehlte, war der kommerzielle Erfolg und der Einzug ihrer Einspielungen in die deutschen Charts, so daß die Plattenbosse der Mutter einer kleinen Tochter zunehmend distanziert bis ablehnend gegenüberstanden. Nachdem Cindy Ellis eine dreimonatige Senderreise durch die USA aus familiären Gründen abgelehnt hatte, ließ man sie bei Polydor abrupt fallen. Eine letzte, bereits fertig produzierte Single verblieb unveröffentlicht im Firmenarchiv.
Ihre letzten Musikaufnahmen machte Cindy Ellis für die Sikorski Musikverlage. Um sich fortan ihrer Familie widmen zu können, zog sie sich anschließend gänzlich in ihr Privatleben zurück. Ihre 1962 geborene Tochter Stefanie trat in die musikalischen Fußstapfen ihrer Mutter und wurde Konzertpianistin und Musikpädagogin.
Aus meiner Sicht ist die letztendlich gescheiterte Karriere von Cindy Ellis, die durchaus aufgrund ihrer Stimme auch als deutsche Chansonsängerin hätte aufgebaut werden können, sehr zu bedauern. Nach den mir vorliegenden Informationen lebt Evelyn Asal / Cindy Ellis auch heute noch.
www.youtube.com/watch?v=-lQBmCaq9sc
www.youtube.com/watch?v=XfstcCvX36w
www.youtube.com/watch?v=0o57sMG79Wo
www.youtube.com/watch?v=vAilypfjPCk