Erhard (Eiwennho) hatte ihn bereits erwähnt. Im Vergleich zu Branchengrößen wie Walter Lehning oder Rolf Kauka ist Peter Wiechmann heute fast ausschließlich bei Brancheninsidern oder in Fankreisen bekannt. Völlig zu Unrecht, denn der im Januar 2020 verstorbene Schlesier gilt als einer der Wegbereiter des modernen deutschen Nachkriegscomics.
Der 1939 geborene Peter Wiechmann hat bereits zu einer Zeit Comics "gemacht", als es noch weitgehend unmöglich erschien, daß sich Leser jenseits der vierzehn für das Medium, dem damals noch ein gewisses "Schmuddelimage" anhaftete, interessieren könnten. Zwischen 1965 und 1980 war er Produktions- und Redaktionschef von Rolf Kauka und in späteren Jahren dann Leiter seines eigenen Comic- Studios. Neben zahlreichen anderen Projekten produzierte er Magazine wie "Fix & Foxi", "Lupo Modern", "Kauka- Comic", "Pepito", "Bussi Bär" und etwas später auch "Primo". Reihen, die den Markt deutscher Comics jener Jahre nachhaltig beeinflußt haben. Laut Eigenbekundung Wiechmann´s wurden die "Bildergeschichten" jener Zeit vorwiegend "von verkrachten Existenzen, Taxifahrern oder Geologiestudenten mit abgebrochenem Studium" hergestellt. Alles Zeitgenossen, denen die Idee, sie könnten Künstler sein, nicht ferner hätte liegen können. Und die dennoch die Populärkultur ganzer Generationen maßgeblich mitgeprägt haben. Peter Wiechmann erschuf dabei nicht nur Eigenproduktionen wie "Dietrich von Bern", "Thomas der Trommler" oder "Hombre", sondern holte auch ausgesprochene Erfolgsformate wie "Asterix", "Die Schlümpfe" oder "Lucky Luke" erstmalig nach Deutschland.
In einem Interview, das nachfolgend stark gekürzt wiedergegeben werden soll, äußerte sich Peter Wiechmann darüber, wie alles anfing:" Wir hatten 1945 das Riesenglück, aus Schlesien raus in die Heimat meiner Mutter nach Eschwege fliehen zu können. Das heißt, ich bin sozusagen drei Kilometer von der Zonengrenze entfernt mit den Amerikanern aufgewachsen. Für mich fielen durch die Wascharbeiten meiner Mutter deren Comics ab. Sie waren für mich hochwertige Tauschware, aber keine Lektüre, weil mir die englischen Texte natürlich noch verschlossen waren. Ich erinnere mich noch an Titel wie Superman, Batman oder Wonder Woman...
Nach meiner Ausbildung zum Schriftsetzer und dem Wehrdienst habe ich eine ganze Weile als Journalist gearbeitet. 1964 las ich dann in einer Anzeige, daß der Kauka- Verlag einen Redakteur suchte. Ich habe mich beworben und wurde eingestellt. Rolf Kauka selbst war eine schillernde, faszinierende, umtriebige, zupackende, unberechenbare Persönlichkeit. Aufbrausend, geduldig, nobel, kleinkariert. Durch meinen Arbeitseifer habe ich im Verlag die absolute Entfaltungsfreiheit erlangt. Als ich kam, gab es nur "Fix & Foxi". Sonst nichts. Als ich ging, gab es über zwanzig Titel. Je mehr Magazine und Taschenbücher ich mir ausdachte, desto größer wurde mit der Zeit der Materialmangel. Und es war die blanke Materialnot, die uns dazu brachte, den gesamten frankobelgischen Comic- Raum leerzukaufen. Auf diese Art sind auch "Asterix", "Lucky Luke" oder "Die Schlümpfe" nach Deutschland gekommen. Gemacht habe ich es auch, nachdem ich gemerkt hatte, daß die frankobelgischen Lizenzen keinen besonders hohen Preis hatten (Wiechmann erwähnt einen Seitenpreis von 60,- DM als Komplettlizenz, d.V.). In den 60ern herrschte Goldgräberstimmung auf dem Comic- Markt, und somit auch bei Kauka ! Ich kaufte auch in Italien und Spanien, und irgendwann ging das nicht mehr so weiter. Ich stieg dann auf die eigene Produktion um und arbeitete viel mit spanischen Zeichnern. Mit deutschen Zeichnern habe ich damals kaum gearbeitet, denn die waren meist Grafiker und empfanden es als unter ihrer Würde, eine Comicfigur zu "malen".
In diesem Zeitraum gab es auch kaum Materialtausch unter den deutschen Comicverlagen. Das waren eher Konkurrenten, "Feinde", so daß ich neben den ausländischen Lizenzdrucken in späteren Jahren dazu überging, eigene Produktionen in meinem Comicstudio "Comicon" zu erstellen. "
Sehenswertes Video zum Thema:
www.youtube.com/watch?v=Zi0epHiGjfk