Neben Carl Schurz sowie den badischen Revolutionären Hecker und Struve dürfte Franz Sigel zu den prominentesten "Forty Eighters" gehören, die in die Vereinigten Staaten emigriert sind, auch wenn seine dort zur Schau gestellten militärischen Fähigkeiten durchaus nicht unumstritten waren. Darüber aber weiter unten mehr.
Geboren wurde er am 18. November 1824 in Sinsheim als viertes von sieben Kindern des Oberamtmannes Franz Moritz Sigel und seiner Frau Maria Anna. Zwischen 1838 und 1840 besuchte er das Gymnasium in Bruchsal und anschließend die Kadettenschule in Karlsruhe, wo er im Herbst 1843 graduierte. Im Anschluß wurde er in das 4. Badische Infanterieregiment nach Mannheim versetzt, dankte dort jedoch im Herbst 1847 ab und plante ein Studium in Heidelberg, dem jedoch die revolutionären Ereignisse im Großherzogtum Baden zuvorkamen.
Franz Sigel stellte im Jahre 1848 in Baden zunächst ein Freikorps von fünfhundert Mann auf und beteiligte sich an dem letztendlich erfolglosen "Heckerzug". Nach dem Gefecht bei Günterstal und dem Sturm auf Freiburg lösten sich Sigels Einheiten bereits weitgehend auf, und dieser begab sich zunächst in das Schweizer Exil. Nach dem erneuten Aufflammen der Badischen Revolution im darauffolgenden Jahr wurde Sigel Kriegsminister im Kabinett unter Lorenz Brentano, wurde im Gefecht bei Waghäusel verwundet und floh im Juli 1849 erneut in die Schweiz. Nach seiner dortigen Ausweisung im Jahre 1851 hielt er sich zunächst in London auf und emigrierte am 1. Mai 1852 von Southampton aus in die Vereinigten Staaten. In New York betätigte er sich zunächst als Lehrer an Privatschulen und wurde Oberst in der staatlichen Miliz. Im Jahre 1856 begab er sich nach St. Louis, wo er zunächst die Stelle eines Geschichts- und Mathematiklehrers am "Deutsch- Amerikanischen Institut" annahm und 1860 zum Direktor der öffentlichen Schulen in St. Louis ernannt wurde.
Nach dem Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs übernahm Franz Sigel den Befehl über das 3. Missouri- Infanterieregiment, das fast ausschließlich aus Deutschen bestand, und wurde im Mai 1861 zum Oberst befördert. Im Juli 1861 erlitt Sigels Einheit beim "Gefecht bei Carthage" eine erste Niederlage gegen konföderierte Milizen, die jedoch gleichzeitig die Rekrutierung von deutschstämmigen Freiwilligen für die Unionsarmee beförderte. Wegen Sigels Beliebtheit bei vielen Deutschamerikanern ernannte ihn Abraham Lincoln im August 1861 zum Brigadegeneral des Freiwilligenheeres. Nach einer weiteren verlorenen "Schlacht an Wilsons Creek" verfestigte sich bei der Führung der Unionsarmee Sigels Ruf, zwar über eine hervorragende militärtheoretische Ausbildung zu verfügen, jedoch gleichzeitig große taktische Schwächen bei der praktischen Umsetzung zu haben. Darüber hinaus habe er die Disziplin der ihm unterstellten Truppen nicht immer aufrechterhalten können, und seine logistischen Maßnahmen galten oft als mangelhaft. Dennoch erwarb sich Sigel Verdienste dadurch, daß er eine große Zahl deutschstämmiger Einwanderer, darunter zahlreiche emigrierte "Forty Eighters", für den Eintritt in die Unionsarmee gewinnen konnte. Deren in "Denglisch" verfaßtes Kampflied "I´m going to fight mit Sigel" wurde zu einem der populärsten Lieder des Bürgerkriegs. Für Abraham Lincoln war Franz Sigel in erster Linie als Wahlkampfhelfer von Interesse, der zahlreiche Deutschamerikaner für dessen Sache einzunehmen wußte. Vorwiegend aus diesem Grund wurde Sigel trotz heftiger Kritik vieler Unionsgeneräle immer wieder ein Kommando übertragen.
Trotz dieser Einschränkungen war Sigel als Offizier durchaus auch erfolgreich, so durch die gewonnene "Schlacht von Pea Ridge" im Jahre 1862, in der er zwei von vier Unionsdivisionen befehligte und wodurch Missouri endgültig für die Union gesichert werden konnte. Dennoch blieben Auseinandersetzungen mit dem Oberbefehlshaber der Unionsarmee, General Halleck, nicht aus, was zu Sigels Abschiedsgesuch führte, welches er jedoch zunächst wieder zurückzog. Ab Juli 1862 befehligte er das Erste Corps der Virginia- Armee, nahm unter John Pope an dessen Nord Virginia- Feldzug teil und wurde in der "Zweiten Schlacht von Bull Run" verwundet. Den Einsatz bei der "Schlacht von Fredericksburg" verpaßte Sigel´s Korps, worauf er erneut Rücktrittsgesuche einreichte, die schließlich im Februar 1863 akzeptiert wurden.
General Halleck schob den ungeliebten Sigel schließlich auf ein Kommando im Osten Pennsylvanias ab. 1864 wurde er auf Befehl von Abraham Lincoln, der die Unterstützung der Deutschamerikaner bei seiner Wiederwahl benötigte, Befehlshaber im Wehrbereich West Virginia und erhielt von General Grant sogar ein neues Feldkommado. Dennoch wurde er wieder einmal in der "Schlacht bei New Market" von General Breckinridge geschlagen und daraufhin auf Drängen von General Halleck abgelöst. Im Juli 1864 kommandierte er die Garnison von Harpers Ferry und wurde trotz taktisch kluger Maßnahmen beim Herannahen konföderierter Einheiten unter General Early von Grant durch General Albion P. Howe ersetzt.
Im Mai 1865 quittierte Sigel seinen Dienst bei der Unionsarmee, um als Privatier in Baltimore eine deutsche Zeitung herauszugeben, den "Baltimore Wecker". 1866 zog er schließlich nach New York, um sich dort als erfolgreicher Zeitungsverleger zu betätigen. So gab er das "Deutsche Volksblatt" heraus und war bis zu seinem Tod Redakteur des "New York Monthly". Zwar kandidierte er im Jahre 1869 für die Demokratische Partei für das Amt des Staatssekretärs von New York, unterlag aber in den Wahlen. 1871 wurde er für die Republikaner zum Standesbeamten (Register) von New York gewählt. 1880 setzte er sich für die Wahl des demokratischen Präsidentschaftskandidaten General Hancock ein. Zwischen 1885 und 1887 wurde er von Präsident Grover Cleveland zum Pensionsagenten für New York City ernannt.
Franz Sigel starb am 21. August 1902 im Stadtteil Bronx, New York City, und wurde auf dem dortigen "Woodlawn Cemetery" bestattet. Ihm zu Ehren wurden Reiterstandbilder im Forest Park, St. Louis, sowie auf dem Riverside Drive, Ecke 106th Street in Manhattan, New York, errichtet.
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