Den o.g. Film habe ich mir nach meiner Erinnerung erstmals in den späten 70ern angesehen. Seit dieser Zeit gehört "Lawrence" trotz erheblicher Überlänge zu meinen absoluten Topfavoriten von Spielfilmen der 60er Jahre.
Die Verfilmung lehnte sich an die Autobiografie von Thomas Edward Lawrence "Die sieben Säulen der Weisheit" an und wurde 1962 von Sam Spiegel unter der Regie von David Lean an Standorten in Großbritannien, Jordanien, Spanien, Marokko und Kalifornien hergestellt. Für die Hauptrolle des Maj. Lawrence war ursprünglich Montgomery Clift ausersehen, der jedoch ablehnte und den damals noch weitgehend unbekannten Peter O`Toole vorschlug, der zweifelsohne den großen Vorteil einer auffälligen Ähnlichkeit mit dem historischen Maj. Lawrence aufwies.
Nicht allein durch seine abenteuerliche Handlung gilt "Lawrence von Arabien" heute als "Film für Männer", sondern auch durch die Tatsache, daß in ihm mit Ausnahme von wenigen Statisten keine Frauen vorkommen.
Nach der Premiere in den USA und in Großbritannien erschien der Spielfilm ab 1963 auch in deutschen Lichtspielhäusern. Seit 2001 resp. 2012 sind eine deutsch synchronisierte DVD- Edition und eine Bluray- Veröffentlichung auf dem Markt, denen auch die in der Kinoversion ursprünglich fehlenden zwanzig Minuten Filmmaterial wieder hinzugefügt wurden.
Die umfassende Handlung spielt während der Zeit des Ersten Weltkriegs und beruht auf tatsächlichen historischen Ereignissen. Der britische Offizier T.E. Lawrence (Peter O´Toole) wird auf die Arabische Halbinsel versetzt, um den Kampf König Faisals (Alec Guiness) gegen die osmanischen Truppen zu verfolgen und ggfs. zu unterstützen. Hier lernt er den einflußreichen Stammesführer Sherif Ali (Omar Sharif) kennen und benennt den konfus agierenden arabischen Aufständischen die Eroberung von Damaskus als weitgestecktes Kriegsziel.
Zunächst jedoch muß die befestigte Stadt Akaba erobert werden, was ihm mit Hilfe des räuberischen Beduinenscheichs Auda Abu Tayi (Anthony Quinn) letztlich auch gelingt.
Im Verlauf des Feldzugs entwickelt sich Major Lawrence zum charismatischen Anführer "El Awrence", wird aufgrund seiner Selbstüberschätzung im südlichen Syrien bei Dera von türkischen Soldaten festgenommen und mißhandelt und kehrt anschließend gedemütigt nach Kairo zurück, um im britischen Hauptquartier seine Entlassung aus dem Militärdienst zu erbitten, was aufgrund seiner Erfolge jedoch abgelehnt wird.
Dabei erfährt er, daß die Briten und Franzosen keineswegs an einer Unabhängigkeit der arabischen Völker interessiert sind. Daher faßt er den Entschluß, mit Hilfe der Beduinenstämme Damaskus noch vor den Engländern zu erobern, was ihm nach der Vernichtung einer bereits im Rückzug befindlichen türkischen Einheit auch gelingt. Jedoch zeigt sich auch, daß die Eroberer zu einer funktionierenden Zivilverwaltung weitgehend unfähig sind.
Major Lawrence kehrt nach Erfüllung seines Auftrags wieder nach Großbritannien zurück, wo er einige Jahre später bei einem Motorradunfall ums Leben kommt.
Der Spielfilm erhielt 1963 sieben Oscar- Auszeichnungen sowie vier Golden Globe- Awards. In der vom American Film Institute herausgegebenen Liste der besten einhundert Spielfilme belegte "Lawrence von Arabien" 2007 Platz 7.
"Lawrence von Arabien" ist ein bildgewaltiges Epos mit fast vier Stunden Laufzeit, das daher dem interessierten Zuschauer einiges Beharrungsvermögen abverlangt und dennoch meines Erachtens den Betrachter von der ersten Minute an in seinen Bann zieht. In meinen Augen ist die filmische Umsetzung des historischen Stoffes auch heute noch unbedingt empfehlenswert
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