Wir schreiben den Herbst 1967. Der Lehning- Verlag befindet sich in einer weitgehend hausgemachten Krise, die im kommenden Frühjahr schließlich in eine Insolvenzerklärung münden wird. Bis dahin versucht der Verleger Walter Lehning, sich mit der Auflage einiger neuer Comicreihen wie Spider, Kalar und drei Piccolo- Serien wirtschaftlich zu sanieren, was ihm letztendlich nicht gelingen wird.
Die neuen Formate werden werbewirksam in den gängigen Heftreihen wie "Sigurd" oder "Tibor" angekündigt, und in "Tibor"- Großband 168 finden wir auf der dritten Umschlagseite auch die Ankündigung der neuen Heftreihe "Super Boy" mit dem Werbetext:
"Die Zukunft hat begonnen, zumindest für SUPER- BOY, der mit Raketen am Gürtel über Stadt und Land fliegt und oft genug im rechten Augenblick am Schauplatz eines Verbrechens eintrifft. TV, Funk, Radar und alle anderen technischen Hilfsmittel setzen aber auch seine Gegner - skrupellose Verbrecher - ein, um SUPER- BOY auszuschalten. Großartige und gefahrvolle Abenteuer besteht SUPER- BOY in der nach ihm benannten Bildserie. SUPER- BOY erscheint demnächst alle vierzehn Tage neu mit 64 Seiten Inhalt für 90 Pfennig bei eurem Zeitschriftenhändler !"
Lehning- Enthusiasten wissen natürlich längst, daß diese Serie niemals das Verlagshaus verlassen hat. Aber woher stammt Super- Boy eigentlich ? Die Ehapa- Reihe gleichen Namens aus den frühen 80er Jahren ist ein Ableger der sehr erfolgreichen amerikanischen "Superman"- Serie und hat optisch mit dem inserierten Lehning- Helden nichts zu tun. Anzunehmen ist dagegen, daß dieser Superheld von Walter Lehning aus Italien, Frankreich oder Großbritannien eingekauft oder eingetauscht wurde und die geplante Serie aus "innerbetrieblichen Gründen" welcher Art auch immer nicht mehr auf den Markt gelangte. Von einer Lehning- Eigenentwicklung ist dagegen eher nicht auszugehen, da der Verlag in dieser Phase seines Bestehens dazu kaum noch in der Lage gewesen sein dürfte. Was bleibt, ist die offene Frage nach der Herkunft dieser Heftreihe, die vielleicht in ihrem Ursprungsland durchaus erfolgreich publiziert wurde. Konstruktive Beiträge zu diesem "ungelösten Rätsel" des Lehning- Verlags sind jederzeit willkommen.