Im Alter zeigte er eine gewisse Reue. "Die versuchte Politisierung von Unterhaltungsformaten in den frühen 70er Jahren war ein Irrweg, der bald wieder korrigiert wurde. Es war ein Fehler". So sinngemäß die Aussage des bekannten Schauspielers, Entertainers, Schriftstellers, Talk- und Showmasters, der als Gestalter und Moderator von Quizsendungen und Talkshows in den frühen 70ern bei uns fast ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Was nicht zuletzt an dem einigermaßen knappen Zeitfenster liegt, in dem das Publikum mit diesen Sendungen beehrt wurde. Zeit also, der Erinnerung wieder ein wenig auf die Sprünge zu verhelfen.
Wer war Dietmar Schönherr ? Geboren wurde der Österreicher im Mai 1926 als Sohn des Generals Otto Schönherr Edler von Schönleiten in Innsbruck/ Tirol. Im Jahre 1943 , zwischenzeitlich war die Familie von Innsbruck nach Potsdam umgezogen, bestand er sein Kriegsabitur am Potsdamer Victoria- Gymnasium. Bereits vorher war Regisseur Alfred Weidenmann während einer Schüler- Theateraufführung auf den jungen Darsteller aufmerksam geworden und verpflichtete ihn 1944 für die Hauptrolle in seinem Film "Junge Adler".
Nach Beendigung der Dreharbeiten meldete sich Schönherr freiwillig zum Kriegsdienst, lernte jedoch schnell die Schrecken des Fronteinsatzes kennen und desertierte 1945. Nach Kriegsende begann er zunächst ein Architekturstudium, doch bereits ein knappes Jahr später engagierte ihn Regisseur Eduard Wieser für den ersten Tiroler Nachkriegsfilm "Wintermelodie". Bis 1952 arbeitete Schönherr als Sprecher, Moderator und Regisseur für den österreichischen Rundfunk und wechselte im Anschluß zum Westdeutschen Rundfunk in Köln.
In den Folgejahren drehte er immer wieder Filme, und mit "Rosenmontag" (1955) gelang ihm der allmähliche schauspielerische Durchbruch. Insgesamt spielte Schönherr in weit über einhundert Spielfilmen mit und engagierte sich ebenso erfolgreich als Theaterschauspieler in Innsbruck, Wien, Salzburg, Berlin und Zürich.
Legendär wurde er im Jahre 1966 in seiner Rolle als Commander McLean in der ersten deutschen Science Fiction- Serie "Raumpatrouille". Bis heute genießt diese Miniserie Kultstatus unter Fernsehnostalgikern und kam im Jahre 2003 als Zusammenschnitt der TV- Serie sogar noch einmal ins Kino.
Auch durch die Moderation von für die damalige Zeit äußerst modernen und neuartigen Unterhaltungsshows schrieb Schönherr ein gewichtiges Stück Fernsehgeschichte. Gemeinsam mit seiner Frau Vivi Bach moderierte er zwischen 1969 und 1972 die Fernsehshow "Wünsch Dir was". Auch für die erste Talkshow des deutschen Fernsehens "Je später der Abend..." wurde Dietmar Schönherr in den Jahren 1973/74 als gastgebender Moderator verpflichtet. Bemerkenswert insbesondere für heutige Verhältnisse war dabei seine respektvolle, souveräne und dennoch packende Gesprächsführung. Als Synchronsprecher lieh Schönherr Filmgrößen wie James Dean , Sidney Poitier oder Steve McQueen seine Stimme.
Neben seinen zahllosen beruflichen Verpflichtungen galt Dietmar Schönherrs Interesse auch vielen sozialen und politischen Projekten. Im Jahre 1969 engagierte er sich im Wahlkampf der SPÖ für den späteren österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky. Anfang der 80er Jahre unterstützte er die deutsche Friedensbewegung und trat als Wahlhelfer für die "Grünen" auf.
Auch als Schriftsteller machte sich der vielseitige Künstler einen Namen. Viele seiner Romane sind in Mittelamerika angesiedelt, und ganz nebenbei übersetzte er auch noch Werke von André Gide und Jean Paul Sartre aus dem Französischen. Seit 1984 setzte er sich nachdrücklich für Solidaritätsprojekte in Nicaragua ein, z.B. durch den Verein "Pan y Arte". Viele Einnahmen aus seinen künstlerischen Engagements flossen in diese Projekte, so daß an seinem 85. Geburtstag im Innenhof der "Casa de los tres mundos" ein Bodenmosaik mit seinem Konterfei feierlich eingeweiht wurde.
Zahlreiche Preise und Ehrungen zeugen von Schönherrs herausragendem Talent und seinen Engagements. Die "Goldene Kamera", der "Bambi" und der "Heinz Galinski- Preis" sind nur einige davon.
Über lange Jahre lebte Dietmar Schönherr mit seiner dänischen Frau Vivi Bach in seiner Wahlheimat Ibiza. Nur achtzehn Monate nach ihrem Tod starb auch er am 18. Juli 2014 im Alter von 88 Jahren auf "der Insel der Schönen und Reichen".
www.youtube.com/watch?v=wTZcFv3exJM