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    Dienstag, 23. Juli 2024, 15:01

    Interessante Bücher aus dem Bestand meiner Eltern

    Mitte der 50er Jahre lebten mein Vater und seine frisch angetraute Ehefrau vermutlich noch zur Untermiete in der Gerresheimer Straße 133 im rheinischen Hilden. Grund war die damals noch eklatante Wohnungsnot, die sich erst in den darauffolgenden Jahren durch zahlreiche Neubaumaßnahmen allmählich abschwächte. Um diese Zeit müssen die beiden von einem Vertreter des Bertelsmann- Leserings "überfallen" worden sein und schlossen trotz knapper Geldmittel tatsächlich über einen Zeitraum von vielleicht zwei, drei Jahren eine Mitgliedschaft ab, obwohl beide eher der umfangreichen Gemeinde der Zeitungs- und Zeitschriftenleser angehörten und nur selten in ein Buch schauten. Aus dieser Zeit hat sich ein ganzer Schwung von Bestsellern dieser Jahre erhalten, die ich in letzter Zeit nach und nach gelesen habe und die ich an dieser Stelle in unregelmäßigen Zeitabständen vorstellen möchte.

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    Dienstag, 23. Juli 2024, 15:15

    Taylor Caldwell: Einst wird kommen der Tag (Dynasty of Death, 1957)

    Der aus meiner Sicht trotz seines Umfangs sehr lesenswerte Familien- und Gesellschaftsroman war das Erstlingswerk von Janet Miriam Reback (1900- 1985), die ihre Werke unter dem Pseudonym Taylor Caldwell verfaßte. Im Jahre 1938 erschien "Dynasty of Death" in den USA, bereits ein Jahr später veröffentlichte der Neff- Verlag in Wien eine deutschsprachige Erstauflage, und in den Nachkriegsjahren erschien das Buch, häufig gekürzt, noch einige Male sowohl in West- als auch in Ostdeutschland. Das Originalwerk umfaßt beachtliche 900 Seiten, die aber nie langweilig werden, zumal die Autorin uns auch hochinteressante Einblicke in die Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert liefert. Dieser erste Teil einer Trilogie, deren Folgebände zwischen 1940 und 1944 erschienen und nicht in die deutsche Sprache übersetzt wurden, spielt zwischen den 1830er Jahren und dem Ende des 19. Jahrhunderts.
    Worum geht es in "Einst wird kommen der Tag" ? Im Mittelpunkt steht die englische Familie Barbour, die in den späten 1830er Jahren aus Großbritannien nach Pennsylvania auswandert, da Ernests Onkel dort mit seinem Teilhaber Bouchard eine kleine Waffenmanufaktur betreibt. Ernests Onkel mißbraucht die Barbours zunächst als willkommene billige Arbeitskräfte, doch schließlich gelingt es Ernest, seinem Onkel Betrügereien nachzuweisen und ihn so aus der Firma zu drängen. Hintergrund ist, daß die Firma einen äußerst innovativen Charakter hat und sich beim Übergang von Vorderladern zu Revolvern und Hinterladergewehren gegen Mitte des 19. Jahrhunderts eine Reihe von zukunftsweisenden Erfindungen patentieren läßt. Ernest Barbour und der Franzose Bouchard werden Partner, und über die darauffolgenden Jahrzehnte entwickelt sich aus der bescheidenen Manufaktur ein Großunternehmen, das zu den größten Waffenproduzenten der USA werden soll. Doch während Ernest nur für das Geschäft lebt, betätigt sich dessen Bruder Martin in erster Linie als Philantrop, indem er u.a. das erste Krankenhaus in der prosperierenden Kleinstadt errichten läßt, in der unser Roman spielt.
    Über neunhundert Seiten wird der Leser Zeuge, wie die Familien miteinander durch Eheschließungen miteinander verschmelzen, wie sich Nichten und Neffen heiraten und wie sie Kinder zeugen. Auch erfahren wir, daß die Kinder von Ernest ihn nicht glücklich machen, jene seines Bruders Martin dagegen eher geeignet scheinen, das Waffenimperium zu leiten, aber von den Söhnen Bouchards sukzessive aus den Führungspositionen gedrängt werden. Auch kommen die Sklavereifrage, der ausbrechende Amerikanische Bürgerkrieg und die Diskussion um die Einwanderung ausländischer Arbeiter aus den Elendsregionen Europas zur Erwähnung. Doch im wesentlichen verfaßte Taylor Caldwell eine Familienchronik, anders als in späteren Romanen der Autorin, in denen sie auch dezidiert zu politischen Ereignissen Stellung bezog. Immer wieder reflektiert sie die Handlungen ihrer Protagonisten, erklärt sie in allen Details, beschreibt ihre Gefühlssituation und ihre Gedankengänge. Insbesondere im zweiten Teil wird die Entwicklung der familiären Zusammenhänge bisweilen jedoch etwas unübersichtlich, so daß der Leser gut daran tut, sich zu den jeweiligen Protagonisten der "Next Generation" einige Stichworte als Merkhilfe zu machen.
    "Einst wird kommen der Tag" ist in meinen Augen ein überaus interessanter, teilweise sogar sehr spannender Roman, der dem Leser sehr viele Eindrücke aus der Entwicklung der amerikanischen Einwanderungsgesellschaft des 19. Jahrhunderts vermittelt und nicht nur für Amerikafans auch heute noch lesenswert ist.

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    Mittwoch, 24. Juli 2024, 16:07

    John Knittel: Thérèse Etienne (1957)

    John Knittel war in vielen Ländern zuhause und schrieb fast ausschließlich in englischer Sprache Bestseller um Bestseller. Geboren wurde er am 24. März 1891 als Sohn eines Basler Missionars in Indien, wo er seine ersten drei Lebensjahre verbrachte. Noch vor seinem gymnasialen Abschluß in Basel zog es den damals neunzehnjährigen wieder in die Welt hinaus. In London arbeitete er bei einer Bank, dann bei einer Filmgesellschaft und heiratete im Jahre 1915 Frances Rose White- Bridger. Durch seine Begegnung mit dem Schriftsteller John Hichens wurde er zum Dramatiker und publizierte 1921 seinen Romanerstling "Aaron West".
    Wie Knittels ganzes Oeuvre sind auch seine frühen Romane in englischer Sprache geschrieben, so daß viele Literaturkritiker dieser Zeit ihn für einen Briten hielten. Auch seine Schauplätze waren international. Zwischen 1929 und 1933 legte er die ersten jener drei Romane vor, die ihm den Ruf eines Kenners der ägyptisch- arabischen Welt einbrachten: "Der blaue Basalt", "Abd- el- Kader" sowie "Der Kommandant".
    Zwei seiner erfolgreichsten Romane spielten jedoch in der Schweiz. Das Familiendrama "Thérèse Etienne" von 1927, ein Roman, in dem der junge Gottfried Müller so zwanghaft von der Liebe zu Thérèse, der wesentlich jüngeren Frau seines Vaters gepackt wird, daß er zur treibenden Kraft an dem Mord wird, mit dem die heimliche Geliebte sich von seinem Vater befreit. Und "Via Mala" von 1934, wo wiederum ein Vatermord geschildert wird, diesmal verübt an dem selbstherrlichen Sägereibesitzer Jonas Lauretz, der seine Kinder so brutal unterdrückt, daß sie ihn schließlich töten. 1936 setzte Knittel seine "arabische Serie" mit dem ägyptischen Arztroman "El Hakim" fort, 1948 folgte der Afrika- Roman "Terra Magna", 1953 der in Frankreich spielende Kriegsheimkehrerroman "Jean Michel" und 1959 als sein letztes Werk der Industriellen- Roman "Arietta".
    Nach 1945 blieb der Erfolg John Knittels weitgehend aus, da seine noch sehr traditionelle Erzählweise durch einen moderneren Stil weitgehend abgelöst wurde. Auch schadete ihm seine Mitgliedschaft in Joseph Goebbels "Europäischer Schriftsteller- Vereinigung", so daß ihm der Ruf anhing, ein Nazi- Kollaborateur gewesen zu sein. Mit seinem Werk, das die ganze Welt zum Schauplatz machte, Menschen aller Hautfarben auftreten ließ und immer wieder die Versündigung Europas gegenüber der Dritten Welt beklagte, war John Knittel von der NS- ideologie jedoch meilenweit entfernt.
    Worum geht es in "Thérèse Etienne" ? Sie ist die Tochter eines wegen Mordes verurteilten verarmten Bauern und komt als Magd auf den Gamhof. Ihre ausgesprochene Schönheit, die ihr die Weiber aus dem Dorf neiden und der die Männer verfallen, wird ihr letztendlich zum Verhängnis. Therese heiratet den reichen fünfzigjährigen Bauern Anton Müller, der deutlich älter als sie ist und den sie nicht wirklich liebt, der ihr aber eine gesicherte Existenz bieten kann, denn der Landwirt gilt als sehr wohlhabend. Ihre wahre Liebe gehört dagegen dem Sohn des Bauern, Gottfried, der kein Bauer werden will, sondern Theologie studiert. Obwohl sie gegen ihre innere Leidenschaft anzukämpfen versucht, erliegt sie letztendlich ihren Gefühlen. So verstrickt sie sich durch ihre heimliche Beziehung mit Gottfried in Schuld, die letztendlich bis zum Giftmord an ihrem Ehemann führt. Doch nicht allein Schuld und Sühne bestimmen den Lebensverlauf der drei Protagonisten des Romans, sondern ebenso deren schicksalhafte Verkettung, durch die ihr Leben in einer Tragödie endet.
    Die Mischung aus Heimat- und Kriminalroman sowie Familiendrama ist auch fast hundert Jahre nach ihrer Entstehung immer noch lesenswert.

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    Donnerstag, 25. Juli 2024, 15:54

    Vicki Baum: Menschen im Hotel (1957)

    Unter den im Bücherbestand meiner Eltern aufgefundenen Werken dürfte "Menschen im Hotel" eines der bekanntesten und populärsten sein, zumal die Wienerin Vicki Baum (1888- 1960) dadurch weltweit zu einer berühmten Autorin wurde. "Menschen im Hotel" wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt, 1932 mit Greta Garbo verfilmt und erhielt einen Oscar als bester Film. 1945 erschien eine weitere filmische Umsetzung unter dem Titel "Weekend at the Waldorf", gefolgt im Jahre 1959 von einer deutschen Verfilmung. Als Vorbild für den Roman soll das Berliner Hotel Excelsior gedient haben.
    Der Roman handelt von einer Reihe von Menschen, die in den 20er Jahren zufällig in einem Berliner Luxushotel aufeinandertreffen und durch diese Begegnungen ihr Leben entscheidend verändern. Eine alternde Primaballerina mit russischen Wurzeln, ein zu Tode erkrankter Hilfsbuchhalter, ein windiger, blendend aussehender Baron, ein durch den Ersten Weltkrieg gezeichneter Arzt, eine lebenslustige junge Sekretärin sowie ein Fabrikant, der kurz vor dem Ende seiner unternehmerischen Laufbahn steht.
    Vicki Baum beschreibt jede dieser Persönlichkeiten mit einer erstaunlichen Detailfreudigkeit, auch schleppt jeder der Protagonisten gleich einen ganzen Rucksack voller Probleme mit sich, die beim Lesen des Romans durch die direkte und tiefgreifende Beschreibung erlebbar wird. Gleich zu Beginn wird die alternde Ballettänzerin Grusinskaja ins Licht gerückt, die den Gipfel ihres Ruhm längst überschritten hat und nur noch in mäßig gefüllten Theatern tanzt. Grusinskaja leidet extrem unter ihrem verblassenden Ruhm, ihrer Einsamkeit und ihrem zunehmenden Alter.
    Im Foyer sitzt dagegen der vereinsamte und durch eine Kriegsverletzung entstellte Dr. Otternschlag, der als verbitterter Dauermieter im Hotel lebt und jeden Abend überlgt, ob er nicht doch mit einer Überdosis Morphium aus dem Leben scheiden soll.
    Als nächstes wird der junge Baron Gaigern die die Handlung eingeführt, der völlig verarmt ist und sich als Fassadenkletterer und Trickbetrüger betätigt.
    Auch kratzt der pflichtbewußte Hilfsbuchhalter Kringelein als für ein Hotel dieser Klasse eher untypischer Gast sein Erspartes und das Geld aus einer Erbschaft zusammen, da er bald sterben wird und seine letzten Tage noch einmal in vollen Zügen in einem Berliner Luxushotel genießen will. Jetzt zu sterben, kann noch nicht alles gewesen sein, Kringelein will herausfinden, was das Leben ihm noch zu bieten hat. Im Hotel trifft er auf Menschen verschiedenster sozialer Schichten und mit unterschiedlichsten Zielen. Ihr Leben nimmt ungeahnte Wendungen, und das Planbare gerät in weite Ferne.
    Am darauffolgenden Tag steigt Generaldirektor Preysing im Hotel ab, der dort Verhandlungen zwecks einer Firmenfusion führen will, diese jedoch nur durch betrügerische Machenschaften zu einem zunächst erfolgreichen Abschluß führen kann.
    "Menschen im Hotel" ist auch nach fast einhundert Jahren ein gut lesbarer Roman, der die Geschichte dieser Menschen erzählt und die unterschiedlichen Charaktere bis ins Detail beschreibt. Darüber hinaus ist das Buch für all jene, die sich für das gesellschaftliche Leben Berlins in den "Roaring Twenties" interessieren und sich darüber hinaus an Charakterstudien erfreuen, überaus zu empfehlen.

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    Dienstag, 30. Juli 2024, 13:41

    Polnische Buecher

    Meine Mutter war seit den späten 50er Jahren bei Bertelsmann Mitglied (und ich ab 1975 auch).
    Durch ihre Bertelsmann Mitgliedschaft kam ich auf Utta Danella, und Bertelsmann hatte auch die Rätsel Serie von Enid Blyton mit den tollen Illustrationen von Gilbert Dunlop.
    Schweren Herzens gab ich 2002 meine Bertelsmann Club Center Mitgliedschaft auf, aber durch die Auswanderung hätte es mit dem vierteljährlichen Buecher bestellen und in die USA versenden nicht mehr geklappt.
    Als begeisterte Leserin kaufte ich jedes Vierteljahr viel mehr als nur ein Buch im Club Center. :)
    Leider führte Club Center Ende der 90er Jahre auch Taschenbücher ein, was mir weniger gefiel.

    Als wir meine Mutter im Mai 2022 in Germany besuchten, hatte sie Dutzende von Büchern aussortiert und bat mich, etwas auszusuchen, aber außer Marcel Reich-Ranicki's Memoiren fand ich nichts, was mich ansprach.
    Meine Mutter liest mittlerweile überwiegend polnische Literatur und ich wünschte, ich wüsste, was ich ihr da zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken könnte.

    Kürzlich sortierte ich ein Buch Aktuell (oder Buch Journal) aus und fand darin einen Artikel über Leo Lehmann, der ebenfalls wie Janina David (Ein Stueck Himmel) aus Kalisz stammt, und wie meine Mutter.
    Ich riss mir den Artikel mit dem Titel seines Buches aus der Buch Aktuell, aber in meinem umfangreichen Tagebuch verlor er sich dann leider wieder. Und natürlich gibt es nichts von Leo Lehmann in amazon.de. ;(

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    Dienstag, 30. Juli 2024, 15:37

    Bertelsmann und die Zwangsbeglückung

    Was mich an der Bertelsmann- Mitgliedschaft immer gestört hat, war die "Zwangsbeglückung" mit den quartalsweise zugesandten Auswahlbänden, sofern man nichts bestellt hatte. Dazu gehörten wohl auch die im Buchbestand meiner Eltern befindlichen Bände der 50er Jahre, die zweifelsohne in dieser Zeit zu den Bestsellern gehörten. Das Kernproblem bestand halt darin, daß beide Eltern eigentlich keine "Bücherwürmer" waren und sich die vorhandenen Werke, abgesehen von "Das praktische neue Kochbuch" und dem "Bertelsmann Volkslexikon", in ungelesenem Zustand befanden.
    Nach der Kündigung wiederholte sich das Spiel noch einmal Ende der 60er Jahre, als ein "Drückerpärchen" doch kackfrech an der Haustür behauptete, daß Bertelsmann auch Schulbücher anbieten würde. Was, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, eine dreiste Lüge war. Aus dieser Zeit erhalten hat sich lediglich "Das Abenteuer der Mondlandung" von Werner Büdeler aus dem Jahre 1969, vermutlich weil meine Mutter die Mitgliedschaft sehr schnell wieder kündigte, nachdem sich herausstellte, das der Katalog keine Schulbücher erhielt.
    Etwas anderes ist es natürlich bei "Bücherwürmern" wie Dir und mir, bei denen eine Mitgliedschaft durchaus Sinn machen würde. Zur Zeit lese ich aus dem Bestand meiner Eltern Louis Bromfields "Der große Regen" in der Bertelsmann- Erstauflage von 1954 mit einer Druckauflage von gigantischen 350.000 Stück. Man merkt, daß wir uns noch in der "Vor- Fernsehzeit" befinden. ;)

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    Mittwoch, 31. Juli 2024, 19:39

    RE: Bertelsmann und die Zwangsbeglückung

    "Der große Regen" mit Lana Turner hat mir als Film ausgezeichnet gefallen.
    Gelesen habe ich den Roman allerdings nie, da ich mich für Indien absolut nicht interessiere.
    Weisst Du, was Louis Bromfield sonst noch verfasst hat, das in den USA handelt?
    Dann würde ich mir über unsere Bibliothek etwas von ihm vorbestellen.
    Was mich an der Bertelsmann- Mitgliedschaft immer gestört hat, war die "Zwangsbeglückung" mit den quartalsweise zugesandten Auswahlbänden, sofern man nichts bestellt hatte. Dazu gehörten wohl auch die im Buchbestand meiner Eltern befindlichen Bände der 50er Jahre, die zweifelsohne in dieser Zeit zu den Bestsellern gehörten. Das Kernproblem bestand halt darin, daß beide Eltern eigentlich keine "Bücherwürmer" waren und sich die vorhandenen Werke, abgesehen von "Das praktische neue Kochbuch" und dem "Bertelsmann Volkslexikon", in ungelesenem Zustand befanden.
    Nach der Kündigung wiederholte sich das Spiel noch einmal Ende der 60er Jahre, als ein "Drückerpärchen" doch kackfrech an der Haustür behauptete, daß Bertelsmann auch Schulbücher anbieten würde. Was, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, eine dreiste Lüge war. Aus dieser Zeit erhalten hat sich lediglich "Das Abenteuer der Mondlandung" von Werner Büdeler aus dem Jahre 1969, vermutlich weil meine Mutter die Mitgliedschaft sehr schnell wieder kündigte, nachdem sich herausstellte, das der Katalog keine Schulbücher erhielt.
    Etwas anderes ist es natürlich bei "Bücherwürmern" wie Dir und mir, bei denen eine Mitgliedschaft durchaus Sinn machen würde. Zur Zeit lese ich aus dem Bestand meiner Eltern Louis Bromfields "Der große Regen" in der Bertelsmann- Erstauflage von 1954 mit einer Druckauflage von gigantischen 350.000 Stück. Man merkt, daß wir uns noch in der "Vor- Fernsehzeit" befinden. ;)

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    Mittwoch, 31. Juli 2024, 22:08

    Louis Bromfield´s amerikanische Bücher

    Empfehlenswert ist wohl in dieser Hinsicht zunächst seine Autobiographie. Der Mann kam als Nachkomme einer frühen Pionierfamilie aus dem ländlichen Ohio:
    - "From my Experience. The Pleasures and Miseries of Life on a Farm".
    Dann seine Tetralogie aus den 1920er Jahren:
    - "The Green Bay Tree" (1924),
    - "Possession" (1925),
    - "Early Autumn" (1926),
    - "A Good Woman" (1927).

    "Der große Regen" liest sich im übrigen sehr gut und verrät uns einiges über die späte Kolonialzeit in Britisch- Indien.

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    Dienstag, 24. September 2024, 15:52

    Louis Bromfield: Der große Regen / The Rains Came (1954)

    Der Autor dieses Romans wurde am 27. Dezember 1896 als Kind einer frühen Pionierfamilie in Mansfield/ Ohio geboren, seine Vorfahren zählten zu den ersten weißen Siedlern in Ohio. Nach seiner Schulzeit begann er 1914 Landwirtschaft an der Cornell University zu studieren und wechselte zwei Jahre später an die Columbia University in New York, wo er die Fächer Journalismus, Literatur und Philosophie belegte.
    Durch seine Mitgliedschaft in der studentischen Verbindung "Phi Delta Theta" machte Bromfield Bekanntschaft mit dem "American Field Service", als dessen Mitglied er im Ersten Weltkrieg nach Frankreich gelangte und dort später auch als Soldat im Einsatz war.
    Nach dem Krieg kehrte Bromfield in die Vereinigten Staaten zurück und ließ sich in New York nieder, wo er als Lektor, Dramaturg sowie als Musik- und Theaterkritiker arbeitete und auch begann, sein erstes Buch zu schreiben. Im Jahre 1921 heiratete er in New York Mary Appleton Wood, die Tochter eines Staatsanwalts, die ihm drei Töchter gebar. Drei Jahre später debütierte Bromfield sehr erfolgreich mit "Das Leben der Lily Shane" (The Green Bay Tree), gefolgt von den Bänden "Die Besessenen" (Possession), "Früher Herbst" (Early Autumn) und "Welch eine Frau" (A Good Woman), die gemeinsam eine Tetralogie bildeten.
    Ab 1928 verbrachte Louis Bromfield mehrere Jahre in Frankreich und in Indien. Zwar arbeitete er in Frankreich auch journalistisch, einen großen Teil seiner Zeit verwendete er aber für sein eigenes literarisches Werk. 1938 kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück und ließ sich in Richland County/ Ohio nieder, wo er seine "Malabar Farm" gründete (heute Malabar Farm State Park).
    Im Alter von nur 59 Jahren starb Louis Bromfield am 18. März 1956 in Columbus/ Ohio und fand dort auch seine letzte Ruhestätte.
    Sein epischer Roman "Der große Regen" (The Rains Came) entstand im Jahre 1937 und wurde zwei Mal filmisch umgesetzt. Worum geht es darin ? Der alte Maharadscha in der indischen Provinz Ranchipur weiß, daß auf seine Untertanen Hunger und Tod warten, wenn der jährliche Monsun ausbleibt. So erträgt er die bangen Wochen des Wartens in brennender Hitze, solange er sein Volk nicht vor der Katastrophe sicher weiß. Auch Tom Ransome, der des Lebens überdrüssige Intellektuelle aus der westlichen Welt, wartet auf das Naturereignis, um es zu malen. Den indischen Arzt Dr. Safka, ein Brahmane, läßt dagegen sein Berufs- und Menschenethos ausharren. Auch Lord und Lady Heston befinden zu dieser Zeit in Ranchipur, bis schlagartig der "Große Regen" einsetzt. Die Macht des Monsuns, verbunden mit einem großen Erdbeben, macht nicht nur die westlichen Errungenschaften Ranchipurs auf einen Schlag zunichte, sondern bietet auch Chancen für die Liebe, die alle Klassen- und Kastenschranken überwinden kann.
    Der Roman ist nicht nur für den aufgeschlossenen Leser interessant, der sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen des spätkolonialen Subkontinents Indien auseinandersetzen will, die vom Autor durchaus kritisch- realistisch beleuchtet werden. Einstellen sollte man sich jedoch auf ein durchaus opulentes Werk, das in der Bertelsmann- Edition von 1954 nahezu sechshundert Seiten umfaßt. Meines Erachtens ist "Der große Regen" auch annähernd hundert Jahre nach seinem Erscheinen immer noch überaus lesenswert. Die New York Times schrieb damals: "Dies ist kein gewöhnlicher Roman. Er ist eine Meisterleistung".

    www.youtube.com/watch?v=HYAWL9lMfhE