Das spielt freilich eine Rolle. Ich hab's seinerzeit (mit ca. 18 ) ganz unabhängig vom Schulunterricht zuhause gelesen, in einer deutschen Übersetzung, und es hat mich regelrecht 'gerisssen'. Anschließend bin ich in die Bücherei und habe mir einen Stapel Sekundärliteratur über Hemingway geholt ...Naja, war wohl eher der langweilige Englischunterricht. Spielt für Jugendliche ja auch eine bedeutende Rolle, wie ein Lehrer war rüberbringt.
Körperliche Züchtigung war wohl die vorherrschende Erziehungsmethode in den 60ern. Wir Kinder und auch die meisten Eltern kannten es gar nicht anders.
Also,"wat hinter die Löffel" gab´s bei uns zu Hause nur selten und auch nur dann,wenn ich mal wat schlimmeres angestellt hatte.
Das war nach einem "Freistoß" mit einem Gummiball von unserer Diele aus getreten direkt in die Küche mit dem Resultat,das eine kleinere Vase zu Bruch ging.
Da gab´den "Satz heiße Ohren" plus Hausarrest.
Aber das war eine der seltenen Ausnahmen.
Mein bester Kumpel bekam öfters mal von seiner Mutter eine gescheuert,der war auch lebhafter als Kind.
Manchmal packte sie auch den Handfeger aus,dann konnte man das Heulen meines Kumpels noch im Treppenhaus hören.
Ich habe ihn oft gefragt,was er denn angestellt hätte-meist war das aus Kindersicht nix schlimmes gewesen.
Ich habe daraus gefolgert,das ich das von ihm erzählte am besten sein lasse,das hat mich sicherlich vor weiteren Strafen bewahrt.
Ich hatte Glück,das mein Vater,der zwar Kriegsgeneration war,ein äußerst sonniges Gemüt hatte und meistens daher gut gelaunt war.
Auch meine Mutter ist ein ausgeglichener Charakter,so daß es außer gelegentlichem Geschimpfe keine körperlichen Züchtigungen gab.
Wenn mein Vater mich einen "Klootzak" nannte,war mir schon klar,das ich vorher etwas angestellt hatte,was zu diesem Schimpfwort geführt hat-aber dabei beließ er es dann auch,da das Vergehen wohl nicht soo schwerwiegend war.
Doch,ich hatte eine schöne Kindheit,die sich überwiegend draußen abspielte und zwar in der Regel so lange,bis die Laternen angingen.
Dann hieß es raufkommen und ab in die Badewanne,da wir nach dem Spielen meist aussahen "wie Sau" und diversen Schmutz an Sachen und Körper hatten.
In der Schule war es egal,was man trug,das hat damals niemanden interessiert.
Angesagt waren tatsächlich die "Seppelhosen",da mehr oder weniger unkaputtbar,weil sehr robust.
Schläge gab´s von den Lehrern zu meiner Schulzeit jedenfalls keine mehr.
Und ehrlich gesagt möchte ich meine Kindheit nicht mit der heutigen Generation tauschen wollen
Wenn ich mich an meine Kindheit zurück erinnere, fällt mir zum Familienleben als erstes Lieblosigkeit und Gewalttätigkeit ein
Ich bin wie schon erwähnt,1955 in Frankfurt geboren und aufgewachsen. Es gab noch sehr viele Trümmergrundstücke, zum spielen für uns Kinder ideal.
Wir bauten uns Baumhäuser, Bandenräume in Kellern.
Kennt jemand ,noch eine Serie, in der es eine Katzenbande gab?
Die Gegend, in der wir wohnten, war durch Kinder-Straßenbanden in Bezirke eingeteilt. Um in die Schule zu kommen oder zu Freunden, kam es also oft vor, das man Prügel bezog, wenn man diese Bezirke durchqueren musste.
Zu Hause war das nicht anders. Mein Vater hatte den Standpunkt die Erziehung mit Schlägen und psychischer Gewalt zu erzielen.
Es gab wegen jeder Kleinigkeit Schläge und Verbote.
Beliebt war Fernsehverbot und Stubenarrest.
Manche Ferien, verbrachte ich eingeschlossen in unserer Wohnung. Meine Eltern waren beide berufstätig, ich war ein so genanntes Schlüsselkind.
Ich kann aber bis heute nicht verstehen, wie man ein Kind mit Stock oder Ochsenziemer zusammenschlagen kann. Es wurde darauf geachtet das Körperstellen getroffen wurden,an denen die Verletzungen nicht gleich ersichtlich waren.
Ich habe viele Dummheiten gemacht, wie alle Kinder aber ist das ein Grund für diese Behandlung?
Um bei Fernsehverbot, doch die geliebten Serien bei Freunden sehen zu können, wurde dann gelogen, man sei bei einem in der Nähe wohnenden Verwandten gewesen. Wenn die Lüge aufflog drohten weiter Prügel.
Das Endresultat war das ich gar nichts mehr zu Hause erzählte.
Für meine Eltern war in dieser Zeit das oberste Gebot,nicht auffallen was könnten den die Nachbarn denken.
Ich machte was ich wollte und bezog danach, standhaft, meinem Vater in die Augen blickend Schläge.
Es gab so nette Drohungen wie, wenn nochmal was vor käme wurde er mich totschlagen!!!!
Auch Liebe, Nähe oder Umarmungen gab es nicht.
An Weihnachten oder Geburtstagen wurde die Hand gereicht, das war es.
Ich sehnte mich so nach einem Tier zum liebhaben und bekam von einem Bekannten eine weiße Maus.
Die hielt ich wenn meine Eltern da waren , versteckt in unserer Wohnung.
Eines Tages entdeckte mein Vater die Maus und erschlug sie.
Von da an, habe ich meinem Vater gehasst und Monate nicht mehr mit ihm gesprochen.
Auch in der Schule gab es immer ein paar ältere Schüler, die einen verprügelten. So gesehen eine trostlose Zeit.
Die Musik hat mir in dieser Zeit viel geholfen. Ich verbinde heute noch, jedes Ereignis jener Tage, mit einem Musikstück.
Meine trotzdem schöne Jugendzeit bestand außerhalb des Elternhauses, zum Beispiel bei Freunden zu Hause.
Meine Familie waren Fernsehserien, in denen ich im Gedanken lebte.
Da ich als Kind schon früh anfing zu arbeiten ( z.B. half ich Kellnern, an einem beliebten Ausflugsziel Geschirr abräumen, Getränke in Kühlkästen nachfüllen, den Hunden der Gäste, Wasser bringen usw.) , konnte ich mir, materiell einiges erlauben. Das aber in einer anderen Rubrik.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Bernie
Danke für die Offenheit !
Diese Elterngeneration hatte den Krieg und die Demütigung frisch hinter sich bzw. in sich ...
"Herr vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun" ...
Vom damaligen Extrem fiel man mittlerweile ins Gegenteil ... heute stehen harmlose und durchaus angemessene Dinge wie [richtig dosierte ...] Ohrfeigen u.ä. unter Strafe ... lächerlich und absurd ...
Auch wenn es in der Jugendzeit keine DvDs gab, keinen PC, kein WWW, kein Taschengeld, und nur 3 Fernsehprogramme - tauschen mit einer Jugendzeit heutzutage würde ich nicht.
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