Kaum jemand kam an ihm vorbei, der sich in den 50er/ 60er Jahren über Funk und Fernsehen nach des Tages schwerer Last unterhalten hören oder sehen lassen wollte, sei es durch "Versteckte Kamera", "Musik aus Studio B" oder zahlreiche andere Unterhaltungsformate. Den heutigen Nachgeborenen mag sein Humor als ein wenig angestaubt erscheinen, aber in seinen besten Jahren galt Chris Howland als überaus "angesagter" Medienstar.
Geboren wurde er am 30. Juli 1928 in der Hauptstadt des damals noch existierenden British Empire, London. Bereits sein Vater hatte mit Medien zu tun und war Redakteur bei "Tante BBC", verließ jedoch die Familie, als der kleine Chris gerade einmal zwei Jahre alt war, so daß dieser genötigt war, einen Großteil seiner Kindheit und Jugend in Internaten zu verbringen.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam Howland als Soldat nach Deutschland und wurde ab 1948 Rundfunksprecher bei BFN (British Forces Network) im stark kriegszerstörten Hamburg. Deutschland sollte ihn nicht loslassen, und so gelangte er im Jahre 1952 zum NWDR und entwickelte sich dort rasch zu einem der populärsten Plattenansager der jungen Bundesrepublik. Unter seinem Spitznamen "Mr. Pumpernickel", den er sich selbst zugelegt hatte, wurde er ab 22. Oktober 1961 als Moderator der ersten Musiksendung des Deutschen Fernsehens, "Musik aus Studio B", bekannt und begrüßte seine Zuschauer stets in seinem unüberhörbaren britischen Akzent mit "Hallo, meinar Freundar, sitzen Sie bekwäm ? Dann fangar ish arn." Chris Howland moderierte die sich zu großer Popularität entwickelnde Sendung bis zu ihrer Einstellung am 10. Februar 1969 insgesamt einundsechzig Mal.
Howland galt aufgrund seiner Unverwechselbarkeit als äußerst erfolgreicher Moderator zahlreicher Rundfunk- und Fernsehsendungen wie z.B. "Vorsicht Kamera", das am 18. Juli 1961 erstmals ausgestrahlt wurde und sich zum Dauerbrenner entwickelte. Darüber hinaus war er bereits ab 1954 in über dreißig Unterhaltungsfilmen zu sehen und wurde dort vorzugsweise mit der Rolle des spleenigen Engländers besetzt. So mimte er z.B. verschiedene Figuren in den legendären Karl May- Verfilmungen der 60er Jahre.
Als Sänger feierte Chris Howland vor allem gegen Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre einige größere Erfolge. Seine Einspielungen "Fraulein" (1958 ), "Das hab ich in Paris gelernt" (1959), "Die Mutter ist immer dabei" (1960), die "Hämmerchen- Polka" (1961), oder auch "Das hat sich Tante Emma aus Italien mitgebracht" (1962) sind als Schlager- Kuriositäten bis heute unvergessen und teilweise sogar zu Evergreens geworden.
Im Jahre 1970 verließ Chris Howland Deutschland für einige Jahre, um sich um sein Hotel auf Mallorca zu kümmern und war dort auch am Aufbau des ersten deutschsprachigen Radiosenders beteiligt. 1975 kehrte er wieder an seine alte Wirkungsstätte zurück und moderierte erneut Radio- und Fernsehsendungen.
Im Jahre 1997 erschien im Fischer- Verlag das Chris Howland- Buch "Happy Days ?", eine Art Biografie, in der er manchmal mit einem Hauch Wehmut unter anderem Geschichten über seine Kindheit in England, seinen Einsatz als junger Soldat sowie über seine Zeit als Radiosprecher im besetzten und zerstörten Deutschland erzählt. Weitere Erinnerungen publizierte er im Juli 2009 unter dem Titel "Yes, Sir ! Aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters."
Das Allround- Genie mit dem bisweilen etwas schrulligen britischen Charme war auch in seinen späten Jahren gern gesehener Gast in vielen Fernsehsendungen, moderierte hin und wieder noch Nostalgieformate und übernahm gelegentlich sogar noch Aufgaben vor der Kamera, so im Jahre 2007 als "Butler Hudson" in der Edgar Wallace- Parodie "Neues vom Wixxer".
Chris Howland, der mit seiner vierten Ehefrau Monika seit 1993 in Rösrath bei Köln lebte, blieb auch im fortgeschrittenen Alter weiterhin aktiv. Neben seinem Rundfunkformat "Spielereien mit Schallplatten" auf WDR 4 erfreute er die Zuhörer auch mit Lesungen aus seinen Büchern. Im Jahre 2012 stiftete er sein "Einmann- Tonstudio" von 1986 dem "Phono- und Radiomuseum" in Dormagen. 2013 würdigte der WDR seinen dienstältesten Mitarbeiter mit dem filmischen Portrait von Chris Howland unter dem Titel "Ich kam nach Hause !" und ehrte damit einen Mann, der nicht zuletzt als "Schallplattenjockey" einer ganzen Generation Freude geschenkt und sich auch als Pionier der Fernsehunterhaltung einen Namen gemacht hatte.
Nur vier Monate nach seinem 85. Geburtstag starb der populäre Entertainer , Schauspieler und Sänger Chris Howland am 30. November 2013 in Rösrath im Kreise seiner Familie. Er hinterließ Ehefrau Monika sowie drei Kinder aus seinen früheren Ehen. WDR- Intendant Tom Buhrow bemerkte zu seinem Ableben: "Der Begriff Legende wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine. Unzählige Deutsche haben durch ihn in den 50er Jahren die neuen Hits aus der internationalen Musikszene kennengelernt, er hat sie zum Lachen und zum Tanzen gebracht. Es ist schwer vorstellbar, daß wir fortan auf seinen markanten Akzent, seinen britischen Humor und seine exquisite Musikauswahl verzichten müssen".
www.youtube.com/watch?v=jhyih0op9eg
www.youtube.com/watch?v=B6R4_AKuETs
www.youtube.com/watch?v=hPMOWjANcPw
www.youtube.com/watch?v=U5SG6nv1DHk
www.youtube.com/watch?v=6WZHODJN4YQ
Ein weiterführender Blog zum Thema: "Musik aus Studio B" unter der Rubrik "Fernsehserien" hier in diesem Forum.