Der heute fast vergessene Tänzer und Komiker war bei zahlreichen Fernsehzuschauern der 60er und frühen 70er Jahre, so auch bei mir, alles andere als ein Unbekannter. Auffallend war, daß er sich aus mir unbekannten Gründen mit verbalen Äußerungen weitgehend zurückhielt, und dies selbst in Inszenierungen, bei denen das durchaus angebracht gewesen wäre. Tragisch war dagegen sein frühzeitiger Tod, der nicht zuletzt seinem geliebten Hobby geschuldet war. Aber davon weiter unten mehr.
Jürgen Feindt wurde im Januar 1930 als Sohn eines Studienrats und einer Sportlehrerin geboren und verbrachte seine Kindheit in Eisleben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ließen sich seine Eltern in München nieder. Jürgen Feindt besuchte dort das Gymnasium und machte erfolgreich sein Abitur. Sein vorläufiger Berufswusch war, Ingenieur zu werden, und zu diesem Zweck absolvierte er ein technisches Praktikum in einer Fabrik. Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, übernahm Feindt u.a. Statistenrollen in den Münchner Filmstudios und entdeckte dort bald seine Leidenschaft für die Schauspielerei. Er strebte nun eine künstlerische Laufbahn an und nahm Tanz- und Schauspielunterricht. Im Jahre 1952 kam er zu Victor Gsovsky, dem damaligen Ballettmeister der Bayerischen Staatsoper, und übernahm bereits kleinere Elevenrollen in Opern, unter anderem auch am Deutschen Theater. Nach seiner Abschlußprüfung im Theatertanz, die er mit "sehr gut" bestand, erhielt Jürgen Feindt ein erstes Engagement am Staatstheater in Dresden. Im Jahre 1956 wechselte er nach Berlin, studierte Tanz und Akrobatik und trat an der Komischen Oper in Ost- Berlin als Solotänzer auf.
1955 gründete Tatjana Gsovsky mit Unterstützung des Berliner Senats die Tourneetruppe "Berliner Ballett", zu dessen Ensemble auch Jürgen Feindt gehörte und mit dem er jahrelang durch Europa und selbst durch Südamerika tourte. In dieser Zeit wurde die Glatze zu seinem Markenzeichen der Folgejahre.
Im Jahre 1961 ging Jürgen Feindt für vier Jahre als Solotänzer an die Deutsche Oper in Berlin. Im Lauf dieser Jahre entwickelte er immer mehr sein Faible für Operette und Musical und übernahm auch erste Choreographien für das Fernsehen. 1966 zeichnete er z.B. für die Choreographie der Sendung "Lieben Sie Show ?" verantwortlich, 1970 für die tänzerischen Einlagen in Vico Torrianis Unterhaltungsformat "Der Goldene Schuß". Auch trugen zahlreiche weitere Sendungen wie die Shows von Helmut Zacharias oder von Anna Moffo seine Handschrift, in denen er außerdem durch akrobatisch- komische Einlagen Akzente setzte.
Darüber hinaus machte er sich einen Namen als Slapstick- Star und TV- Spaßmacher, es gab damals kaum eine Unterhaltungsshow, in der Jürgen Feindt nicht präsent war.
in den Jahren 1969/70 hatte er mit der Reihe "Der Musikboxer", in der er den Boxer Bimbo darstellte, seine eigene, wenn auch kurzlebige Klamaukserie. In einem Großteil der Fime, in denen er mitwirkte, sprach er kaum jemals mehr als drei Worte.
Bis Mitte der 1970er Jahre konnte der talentierte haarlose Charakterkopf auf beachtliche achtzig TV- Produktionen und über fünfzehn Kinofilme zurückblicken, in denen er mehr mit seinem tänzerischen Können sowie seiner Gestik als mit der Sprache sein Publikum erfreute. Wie manch anderer Darsteller auch, agierte Feindt in den frühen 70er Jahren in einigen seichten Sexfilmchen wie dem "Schulmädchen- Report" von 1974, was seiner Karriere allerdings kaum schadete. Zuletzt sahen ihn die Kinozuschauer 1976 in Ottokar Runzes Drama "Verlorenes Leben" auf der Leinwand. 1977/78 nahm er an den Karl May- Festspielen in Bad Segeberg teil, u.a. in der Rolle des Hobble- Frank sowie als Hadschi Halef Omar.
Das erfolgreiche Multitalent und der leidenschaftliche Hobbyflieger Jürgen Feindt kam am 9. September 1978 im Alter von nur 48 Jahren bei einem Flugzeugunfall mit seiner einmotorigen Sportmaschine in der Nähe von Schopfheim/ Kreis Lörrach ums Leben, als sein Flugzeug gegen einen Berghang des Südschwarzwaldes prallte.
Seine letzte Ruhe fand Jürgen Feindt auf dem Waldfriedhof Grünwald bei München. Er hinterließ seine Ehefrau und ehemalige Assistentin Eva, mit der er seit 1966 verheiratet war, sowie seine Tochter Tanja aus dieser Verbindung.
www.youtube.com/watch?v=cc-hByg2KnE
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