Erhard, ich erinnere mich nicht mehr, ob ich meine Jeans noch in den 60er Jahren in der Schule trug, aber ganz sicher in den 70er Jahren. Auch waehrend der Ausbildung und im Beruf.
Hier in den USA ist das anders. Mein Mann hat als Ingenieur Glueck, er kann mit wenigen Ausnahmen, (wenn Kunden in die Firma kommen) immer Jeans tragen.
Ich arbeitete 2,5 Jahre lang in einem Call Center ganz ohne Kundenbesuch, trotzdem mussten wir von Montag bis Donnerstag gute Stoffhosen tragen, aber Freitags (casual Friday) waren Jeans erlaubt.
Was mir in den letzten 5 bis 6 Jahren deutlich aufgefallen ist: das Jeans Material ist viel duenner geworden. Ich frage mich, warum?
Das Schoene ist, dass man hier in den USA selbst Designer Jeans fuer nur $ 50 im Outlet bekommt (Calvin Klein, Donna Karan aka DKNY), waehrend ich in Hamburg um die 120 DM fuer eine non-designer Jeans bezahlen musste (das war noch vor der Jahrtausendwende...was sie wohl heute in der BRD kosten?).
Toll finde ich, dass Deine Mutter Jeans getragen hat.
Meine Mutter trug Ende der 60er Jahre im Winter Skihosen, da sie keinen Fuehrerschein hatte (den machte sie erst nach ihrer Scheidung mit 50 Jahren) und in der Kaelte auf dem Fahrrad oder an der Strassenbahnhaltestelle oft fror. Da half auch ihr Pelzmantel nicht.
Spaeter in den 90er Jahren sah ich sie oft in Hosenanzuegen, aber nie in Jeans.
Mein Vater trug Jeans.
Da hattest Du ja sehr fortschrittlich eingestellte Eltern! Ich beneide Dich.
Meine Eltern (obwohl sie Intellektuelle waren und beide studiert hatten) beschwerten sich nie, wenn es in der Schule Schlaege mit dem Rohrstock auf den Handruecken gab. Sie schlugen selber oft genug zu.

Die heutigen Jeans halten nicht laenger als 2 Jahre, dann sind sie unten am Saum ausgefranst.
Immer schwerer bekommt man hier bei uns die high rise low cut Jeans, da sich die auf den Hueften sitzenden Jeans modemaessig leider mehr und mehr durchsetzen.
Jeans muss ich grundsaetzlich anprobieren, da sie oft genug zu kurz sind (lange Beine sind ein Fluch!).
Ich halte es mit Erasmus von Rotterdam. Wenn ich viel Geld habe, dann goenne ich mir Kleidung, Buecher und DVD's, wenn ich wenig Geld habe, eher Buecher und DVD's als Kleidung.

Mode gibt mir nicht annaehernd so schoene Erinnerungen wie meine DVD oder Buechersammlung. Oder wie Urlaub, in dem ich mir Drehschauplaetze ansehen kann.
Bei Macy's kaufte ich mir viele Jahre lang jeden zweiten Herbst eine schwarze Hose, damit ich auch was Elegantes habe und nicht nur Jeans.
Diese schwarzen Hosen waren immer zu 100% aus Baumwolle. Letzten Herbst gab es sie nicht mehr, also suchte mein Mann dieselbe Hose online fuer mich. Sie kam an und war zu 70% aus Nylon und anderem kuenstlichen Gewebe, machte beim Gehen merkwuerdige Geraeusche, die die Baumwollhosen nie machen.
Es wird immer schwieriger, Produkte aus 100% Baumwolle zu finden, auch bei Unterwaesche. Ueberall wird Viskose etc dazu gemischt.

Und reine Seidenblusen bekomme ich seit meiner Auswanderung ueberhaupt nicht mehr, die werden selbst in den teureren Kaufhaeusern wie Nordstrom als luxury item angesehen, und gar nicht erst angeboten.
Vor der Auswanderung kaufte ich mir in Hamburg eine Seidenbluse nach der anderen.
Als wir 2015 in HH auf der Moenckebergstrasse einkaufen gingen, wurden wir von den Verkaeuferinnen nur begriffsstutzig angestarrt, Seidenblusen gaebe es schon seit Jahren nicht mehr.
Alles veraendert sich...leider nicht immer zum Vorteil.
" Äh also Jeans schreibt man nicht mit Tsch.." "Das macht nix Charlie schreibt man auch nicht mit Tsch.." Aus Münchner Geschichten
Meine erste Jeans bekam ich zu meinem 11. Geburtstag das war mein größter Wunsch gewesen. Und natürlich eine echte Levis. Der Beginn einer lebenslanger Freundschaft. Natürlich wurde sie auch gleich am nächsten Tag in die Schule angezogen da alle meine Kameraden ja damals noch keine besaßen. Aber unser Lehrer ein verkappter Exnazi regte sich gleich über diese undeutschen Hosen so auf dass ich weinend nach Hause kam. So dass sich mein Vater genötigt sah unseren Lehrer mal gehörig die Meinung zu geigen.
Da war ich zwar nicht mehr so beliebt aber die Jeans wurden dann geflissentlich übersehen. Vor allem da sie sich ab da dann wie eine Seuche (Das andere Wort trau ich mich schon garnicht mehr schreiben) ausbreiteten. Wir hatten sie ja schon zu genüge in unseren Amerikanischen Fernsehserien gesehen. Die Jungs und auch die Mädchen trugen sie ja alle dort.
Ab da dann wurden meine Stoffhosen so nach und nach durch die Levis ersetzt. Meine Mutter war da sehr aufgeschlossen und sie trug sie ja auch selber gern. Im Gegensatz zu meinem Vater der zur Arbeit immer Latzhosen (Die Waltons waren ja noch garnicht auf Sendung?) anhatte und da er Jäger war in seiner Freizeit immer seine grünen Hosen. Meine Mutter schätzte auch ihre lange Haltbarkeit was den Preisunterschied ja wieder weitgehend wettmachte.
Jahrzehnte lang hatte ich dann immer meine Levis 505 im Schrank die konnte ich mir auch blind kaufen oder mitbringen lassen die passte immer. Zuerst 32/32 ab so 50 dann eher 33/32.
Es gab ja auch Mustang oder Wrangler und ein paar andere aber die Levis war über Jahrzehnte doch der klassische Begriff für die Dschiens. Erst als dann Levis die 505 einstellte weil andere Formen besser gingen oder moderner waren musste ich mich auch nach einer Alternative umsehen. Die Levis hatte aber auch nicht mehr die Haltbarkeit wie einst.
Und mich daran gewöhnen jede beim Kauf auch zu probieren da es anscheinend keine richtigen Größen mehr gibt. Was ich ja absolut hasse denn Klamotten kaufen war noch nie so mein Ding eher hin gefällt mir und wieder weg. Aber seit damals habe ich meine Jeans zu allen Gelegenheiten angehabt auch auf meiner Meisterfeier mit weißem Hemd und Sakko. Und vielen anderen öffentlichen Anlässen. Da habe ich aber dann aber schon darauf geachtet dass sie relativ neu und sauber war, ansonsten ist mir die Mode immer am A...... vorbeigegangen.
Dafür wäre auch kein Geld übrig gewesen das habe ich immer lieber in meine Sammlungen gesteckt.
Die habe ich wenigstens heute noch das andere wäre alles schon längst in den Altkleidersammlungen gelandet.