Die Ereignisse im für damalige deutsche Verhältnisse noch "weit entfernten" Kuba brachte die bipolare Welt der frühen 60er Jahre bis an den Rand eines Atomkriegs und bezeichnete gleichzeitig den Höhepunkt des "Kalten Krieges" dieser Dekaden. Als damals fünfjähriger Steppke habe ich von den damaligen Ereignissen naturgemäß noch nichts mitbekommen und hege in der Rückschau auch leichte Zweifel, ob meinen Angehörigen die Tragweite der politisch- militärischen Entwicklung im Jahre ´62 in ausreichendem Umfang bewußt war

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Wie auch immer: die Karibikinsel Kuba war jahrhundertelang spanische Kolonie und geriet 1898 nach dem Spanisch- Amerikanischen Krieg in die völlige Abhängigkeit von den USA, deren Außenpolitik im Gefolge der europäischen Großmächte ebenfalls immer imperialistischere Züge trug.
Jahrzehntelang diente Kuba den Vereinigten Staaten i.W. als "Zuckerfabrik", bis 1959 in einer Revolution das Batista- Regime von den Guerilleros unter Fidel Castro und Ernesto Guevara ("Che") beseitigt wurde.
Zunächst hofften die Amerikaner, sich mit den neuen Machthabern vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht arrangieren zu können. Dies schlug fehl, nachdem zunehmend amerikanischer Grundbesitz auf Kuba enteignet und politische Bande zur Sowjetunion geknüpft wurden.
Die USA reagierten darauf zunächst mit einem Handelsembargo und brachen schließlich die diplomatischen Beziehungen zu Kuba ganz ab. Eine stümperhaft von den Amerikanern (hier insbesondere der CIA) vorbereitete Invasion von Exilkubanern endete kläglich im Jahre 1961 unter dem Namen "Desaster in der Schweinebucht".
Im Oktober 1962 spitzte sich die Krise zu, als ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug auf Kuba stationierte Sowjetraketen entdeckte. Präsident John F. Kennedy berief daraufhin umgehend einen Krisenstab ein, der sich aus Angehörigen des Militärs und des Außenministeriums zusammensetzte. Während die Militärs für direkte Gegenmaßnahmen in Form von Luftangriffen votierten, sprachen sich Zivilbeamte zunächst für eine Seeblockade aus, der Kennedy letztendlich auch zustimmte.
Dennoch wurde die Alarmbereitschaft des strategischen Luftwaffenkommandos (nach einigen Quellen ohne die Zustimmung des Präsidenten) erhöht, wovon auch die Sowjets erfuhren.
Als sich die ersten sowjetischen Schiffe mit Raketenkomponenten dem Blockadering um Kuba näherten, stieg die Spannung auf das Äußerste. Nachdem die ersten beiden Frachter unbeschadet die Sperre durchbrochen hatten, drehte der Rest des Konvois auf Anweisung von Moskau wieder ab.
Unterdessen kam es im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zum Eklat, nachdem der sowjetische Botschafter die Stationierung von Raketen auf Kuba schlichtweg geleugnet hatte. Moskau war fest davon überzeugt, daß die Amerikaner ein "sozialistisches Arbeiter- und Bauernparadies" vor ihrer Haustür mittel- bis langfristig nicht dulden würden und eine Invasion der Zuckerinsel vorbereiteten.
Chruschtschow spielte in dieser angespannten Situation mit dem Feuer und forderte den Abzug der amerikanischen Mittelstreckenraketen aus der Türkei als Vorbedingung für einen Stationierungsverzicht sowjetischer Raketen auf Kuba.
Die politische Wende kam am 27. Oktober 1962, als Robert Kennedy dem sowjetischen Botschafter Dobrynin einen "Deal" anbot. Die USA würden auf Interventionen in Kuba verzichten, wenn Moskau seine Raketen von dort abzöge. Außerdem würden die Amerikaner ihre Raketenbasen in der Türkei abbauen, dieses müsse jedoch ohne großes Aufsehen "inoffiziell" geschehen. Die Sowjets erklärten sich damit einverstanden, womit die Gefahr eines atomaren "Dritten Weltkriegs" vorläufig gebannt war.
In der westlichen Welt wurde John F. Kennedy daraufhin als der politische Gewinner der Kuba- Krise gefeiert.
In der Realität entsprach der "diplomatische Sieg" des amerikanischen Präsidenten jedoch weitgehenden Zugeständnissen an die Sowjetunion, nämlich einer Zementierung des politischen Status von Kuba (der bis heute andauert), sowie einer deutlichen Schwächung der europäischen Südostflanke der NATO.
Weitere Folgen der Kuba- Krise waren die Installierung einer direkten Verbindung zwischen Moskau und Washington für Krisenfälle, dem sog. "Heißen Draht", sowie der allmähliche, zaghafte Beginn einer Entspannungspolitik zwischen den USA und der Sowjetunion.
Interessante, sehenswerte Doku zum Thema:
www.youtube.com/watch?v=AoPZ9e0hKXU