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    Montag, 17. Februar 2020, 15:55

    Sternstunden des Spielfilms der 60er und frühen 70er Jahre - Lautlos im Weltraum / Silent Running (USA 1972)

    Als bekennender Anhänger gut gemachter SF- Filme las ich erst kürzlich mit großem Erstaunen, daß einer meiner Favoriten dieses Genres, "Silent Running", damals an den Kinokassen weitgehend ein Flop gewesen sein soll.
    Der Regisseur dieses Meisterwerkes, Douglas Trumbull, hatte bereits bei "2001 - Odyssee im Weltraum" als Special Effects Supervisor hervorragende Arbeit geleistet und erfüllte sich 1971 den Traum, seinem Herzensanliegen, den nachhaltigen Schutz unserer Umwelt, in Form eines Spielfilms dramaturgisch umzusetzen. Offensichtlich war er damit seiner Zeit um wenige Jahre voraus, da die Umweltbewegung erst in den Folgejahren deutlich an Fahrt aufnahm.
    "Silent Running" gehört aus filmhistorischer Sicht zum Subgenre der insbesondere in den späten 60er und 70er Jahren florierenden "Öko SF- Filme", zu denen auch Werke wie "Andromeda, tödlicher Staub aus dem All", "Soylent Green" sowie "Der Omega- Mann" gehören. Das zunehmende Bewußtsein für die immer stärker werdende Umweltverschmutzung veranlaßte einige Filmemacher dazu, den seit der Premiere von "2001" enstandenen Science Fiction- Boom auszunutzen, um in dieser Hinsicht nachdenklich stimmende Plots zu entwickeln.
    Der hier zu besprechende Film gehört in diesem Zusammenhang zu einem der besten und bewegendsten dieses Genres. Themen wie Raubbau an der Natur, Egoismus vs. Idealismus, aber auch das Thema menschlicher Einsamkeit und die Unleugbarkeit des persönlichen Gewissens wurden thematisiert und in eine Mischung aus Öko- Thriller und kammerspielartiger Aufführung verpackt.
    Über die Hälfte seiner Gesamtlänge von 85 Minuten wird der Film von seinem Protagonisten Lowell, genial verkörpert von Bruce Dern, und seinen drei Robotern Louie, Huey und Dewey getragen. Wie ein keltischer Druide gekleidet, kümmert sich Lowell um die drei Biosphären des Raumschiffes, ganz besonders aber um das Waldbiotop. Nach der Ermordung seiner drei Kollegen und Kontrahenten plagen ihn Gewissensbisse, die er für sich selbst durch die Notwendigkeit des "Höheren" zu rechtfertigen sucht. Gespannt verfolgt der Zuschauer den Verlauf der weiteren Handlung und lacht über die drei durch den Protagonisten vermenschlichten Kleinroboter, die nach den Originalnamen der Neffen Donald Duck´s benannt wurden.
    Technisch gibt es an dem Film dank der hervorragenden Regiearbeit von Douglas Trumbull trotz des begrenzten damaligen Produktionsbudgets von lediglich 1,1 Millionen Dollar absolut nichts auszusetzen. Bruce Dern´s schauspielerische Leistung ist brilliant, die Musik und der Soundtrack mit zwei Liedern von Joan Baez ist überaus stimmig und sehr passend zum Zeitgeist dieser Jahre. Die bekannte Sängerin soll sich "Silent Running" nach der Uraufführung im März 1972 mehrfach mit wachsender Begeisterung angeschaut haben. Die Gestaltung der Raumschiffmodelle der "Berkshire", "Mohave" und "Valley Forge" erfolgte überaus detailliert, die Innenaufnahmen wurden weitgehend auf dem stillgelegten US- Flugzeugträger "Valley Forge" vorgenommen.
    Worum ging es ? In ferner Zukunft haben alle Menschen Arbeit, und niemand hungert mehr, da synthetische Nahrung für alle ausreichend zur Verfügung steht. Der dafür zu entrichtende Preis ist hoch und besteht in einer weitgehend zerstörten Umwelt des Planeten Erde. Die drei Raumschiffe "Berkshire", "Mohave" und "Valley Forge" befinden sich mit je drei großen Biosphärenkuppeln im All. Sie sollen die letzten verbliebenen Pflanzen und Tiere erhalten, um sie in ferner Zukunft wieder einmal auf der Erde ansiedeln zu können. Der idealistische Ranger Lowell Freeman (Bruce Dern) befindet sich bereits seit acht Jahren im Weltraum und widmet sich ganz der Erhaltung dieser Biosphären. Er lebt mit und von ihnen und lehnt synthetische Nahrung, die seine Kollegen bedenkenlos konsumieren, grundsätzlich ab. Lowell´s Kollegen Keenan (Cliff Potts), Barker (Ron Rifkin) und Wolf (Jesse Vint) stehen ihrem Auftrag eher verständnislos gegenüber und wollen nach sechs Monaten Aufenthalt im All nur noch nach Hause. So sind sie hoch erfreut, als sie den Befehl erhalten, die Kuppeln mittels Atombomben zu vernichten, um die Raumschiffe einer kommerziellen Nutzung zuführen zu können. Die Wüsten- und Steppenkugeln werden gesprengt, doch als das Waldbiotop abgekoppelt und vernichtet werden soll, entschließt sich Lowell, seine drei Kollegen zu töten. Nur versehen mit drei Arbeitsrobotern, flieht der Ranger, indem er der Bodenstation vorgaukelt, einen schweren Antriebsschaden zu haben. Tatsächlich lenkt er das Schiff in die Saturnringe, wo er es vor den Suchmannschaften sicher glaubt. Während des Fluges durch die Saturnringe geht Roboter Louie verloren. Die restlichen beiden Androiden sind nun Lowell´s einzig verbliebene "Freunde". Mit ihnen spielt er Poker, erzählt ihnen Geschichten und bringt ihnen alles über die Bewirtschaftung des Biotops bei. So vergehen Monate, bis Lowell plötzlich ein unerwarteter Funkspruch erreicht, der die Gesamtsituation völlig ändert und ihn zu einer dramatischen Entscheidung zwingt...
    Unverständlicherweise wurde "Silent Running" 1973 für keinen Oscar nominiert, erhielt dagegen im gleichen Jahr eine Nominierung für den "Hugo Award" in der Kategorie "Best Dramatic Presentation". Das Werk hätte sicherlich mehr verdient, war aber 1972, wie bereits erwähnt, m.E. seiner Zeit um einige Jahre voraus...
    www.youtube.com/watch?v=fA6Dy70K2K4
    www.youtube.com/watch?v=9xtsNdLj1F4
    www.youtube.com/watch?v=PZNJ8eQN-hs