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    Donnerstag, 12. Dezember 2019, 17:17

    Das Comic- Magazin ZACK

    Obwohl vom zeitlichen Rahmen nicht mehr ganz in dieses Forum passend, soll die Geschichte des erfolgreichsten deutschen Comic- Magazins der 70er Jahre an dieser Stelle auf besonderen Wunsch noch kurz skizziert werden.
    "Zack" sollte sich zum bedeutendsten und zumindest zeitweise erfolgreichsten Magazin der 70er Jahre entwickeln. Nach gründlichen Marktrecherchen begann der Koralle- Verlag, eine Tochter des Axel Springer Verlagsimperiums, eine Konzeption für ein neues Comic- Magazin zu erstellen. Dieses sollte u.a. realistische frankobelgische Abenteuerserien enthalten, die in Deutschland in diesem Zeitraum noch weitgehend unbekannt waren, und zur Auflockerung auch einige "Funnies" enthalten.
    Im April 1972 erschien dann die erste Ausgabe von "Zack" mit der No. 17, die sich auf die laufende Kalenderwoche bezog. Gleich zu Beginn startete das Format mit qualitativ hervorragenden Abenteuerserien wie "Luc Orient", "Andy Morgan" und "Michel Vaillant", die vielen Lesern bereits aus der "Mickyvision" bekannt waren.
    Dazu kamen weitere Highlights wie "Blueberry", "Mick Tangy", "Bruno Brazil", "Comanche" und "Rick Masters".
    Bei den Funnies begnügte sich das Magazin zunächst mit "Umpah-Pah"" aus der Feder von Goscinny und Uderzo, da die Rechte beispielsweise für "Asterix" oder "Lucky Luke" bereits anderweitig vergeben waren.
    Weitere Funnies in den frühen Zack- Heften waren die eher etwas schwächeren Serien "Boogie & Woogie" und "Max". Pro Serie kamen bei "Zack" jeweils 6 bis 10 Seiten zum Abdruck, wobei die Redakteure penibel darauf achteten, daß die einzelnen Episoden einen Spannungsbogen erhielten, womit sie einen quasi abgeschlossenen Charakter bekamen. Man erkannte 1972 bereits völlig richtig die Popularität abgeschlossener Abenteuer und ergänzte das Magazin konsequent um die Albenreihe "Zack Comic Box".
    Das Gesamtkonzept des Koralle- Verlags erwies sich zunächst als goldrichtig. "Zack" war von Beginn an erfolgreich, und schon bald fand beinahe die Hälfte der Startauflage von 450.000 Exemplaren ihre Abnehmer. Unterstützt wurde das neue Format durch massive Werbekampagnen in anderen Publikationen aus dem Hause Springer und durch besonders attraktive Angebote an Grossisten.
    Eine Neuheit in der deutschen Comic- Landschaft dieser Jahre war der sehr professionell gestaltete redaktionelle Teil in "Zack" mit Berichten aus Kultur, Sport und Wissenschaft sowie stetigen Bemühungen, die Leser dauerhaft an das Magazin zu binden. Neben den üblichen Preisausschreiben förderte der Verlag auch die Gründung von Fan- Clubs und gab einige Zeit später sogar eine Clubzeitung heraus. Auf Leserbriefseiten konnten Meinungen geäußert und in einer Art Hitparade die beliebtesten Serien gekürt werden. Durch diese Maßnahmen vermittelte der Verlag vielen Lesern den Eindruck, tatsächlich aktiv an der Gestaltung der Hefte mitwirken zu können.
    Eine weitere Neuerung war, daß die Redaktion erstmals bei allen veröffentlichten Serien die Zeichner benannte und teilweise auch einige Begleitinformationen zu den Künstlern lieferte. Damit war es der sich allmählich bildenden Sammlerszene erstmals möglich, bestimmte Zeichenstile einem Künstler zuzuordnen. In Deutschland hatte zuvor nur "Primo" mit seinem Comic- Lexikon ansatzweise versucht, die Zeichner aus ihrer Anonymität herauszuholen.
    Auch 1973 setzte sich die Erfolsstory von "Zack" noch fort. Albert Weinberg, der in diesem Format bereits mit "Dan Cooper" vertreten war, zeichnete nun die Serie "Barracuda" speziell für "Zack". Im Sommer 1973 erreichte das Magazin bereits Rekordverkaufszahlen. Doch 1974 knickte die Erfolgskurve des Magazins bereits wieder ab. Zwar enthielt "Zack" immer noch einige der gut etablierten Serien wie "Blueberry" oder "Luc Orient", jedoch floppten neu hereingenommene Reihen wie "Corto Maltese" oder "Die Südseeballade", die u.a. auch wegen ihrer ausgesprochenen Komplexität die jungen Leser überforderten.
    Gleichzeitig mit den inhaltlichen Veränderungen verschlechterte sich auch die äußere Form der Hefte deutlich. Die Umschläge wurden so dünn, daß die Hefte selbst bei schonender Behandlung schnell zerfledderten. In Konsequenz mußte der Verlag aufgrund der stark gesunkenen Verkaufszahlen gegen Ende 1974 die Erscheinungsweise des Magazins von wöchentlich auf vierzehntägig umstellen.
    Damit allein war die Talfahrt von "Zack" aber noch nicht beendet. Allmählich kam der Koralle- Verlag in Zugzwang bei der Beschaffung neuen Materials. Durch die anfangs wöchentliche Erscheinungsweise neigte sich der Vorrat an noch unpublizierten Serien rasch dem Ende zu. Da man zunächst auf Wiederholungen verzichten wollte, mußte man sich auf die Suche nach neuen Quellen begeben. Fernseh- Adaptionen wie "Kung Fu", Fußball- Comics wie "Kai Falke" und Klassiker wie "Prinz Eisenherz" sollten ein weiteres Absinken der Verkaufszahlen verhindern. Jedoch reichte das nicht, um die Lücken zu schließen, die beliebte Stammserien (Blueberry, Mick Tangy, Bruno Brazil, Comanche, Andy Morgan, Rick Master) hinterlassen hatten.
    Schließlich schloß gegen Ende des Jahres 1975 der Koralle- Verlag mit Kauka ein Abkommen. Peter Wiechmann, der ehemalige Chefredakteur von "Lupo Modern", übernahm die Leitung von "Zack". Die neue Redaktion beging jedoch den Fehler, gut eingeführte Serien willkürlich zu kürzen und zu verändern, um mehr Platz für Kauka- Material zu schaffen. Die Konsequenz daraus war der absolute Tiefpunkt in der Geschichte von "Zack" , da die Kauka- Serien meist einen völlig anderen Charakter als die Stammserien hatten und dadurch auch eine andere Leserschaft ansprachen. Hinzu kam, daß die verbliebenen Stammserien derart verstümmelt wurden, sodaß die Leser reihenweise absprangen und die Zahl der verkauften Hefte bis auf sechzig- bis siebzigtausend zurückfiel.
    Nach einer Probezeit von nur sechs Monaten zog Koralle daraufhin die Notbremse und löste die Verbindungen zu Kauka wieder. Gleichzeitig übernahm das alte Redaktionsteam unter Chefredakteur Ralf Kläsener wieder das Ruder. Das Format wurde daraufhin auf beachtliche 68 Seiten erweitert, die Fortsetzungsserien wurden auf bis zu zwanzig Seiten je Heft verlängert. Auch wurden alte Erfolgsserien wie "Mick Tangy" oder "Jugurtha" wieder aufgegriffen. Weiterhin wurden mit hohem Kostenaufwand wieder Clubzeitungen aufgelegt.
    Gegen Ende der 70er Jahre entwickelte der Koralle- Verlag umfangreiche Expansionspläne. Um Lizenzkosten sparen zu können, warb man zunehmend frankobelgische Zeichner ab und plante ein europäisches Comic- Magazin, das gleichzeitig die Märkte in Frankreich, den Niederlanden, Belgien und in Deutschland bedienen sollte. 1979 enthielt "Zack" bereits überwiegend Eigenproduktionen, die teilweise auch in Holland und Frankreich erschienen. Ab März 1980 erschien das Magazin wieder wöchentlich.
    Doch das Ende war nahe. Dem Mutterkonzern gefiel das Kosten- Nutzen-Verhältnis nicht mehr, und bereits ein halbes Jahr später wurde "Zack" endgültig eingestellt. Der Koralle- Verlag führte einige Alben- und Taschenbuchprojekte noch eine Weile fort, bis er sich vollständig "auf Befehl von oben" aus der deutschen Comiclandschaft verabschiedete. Damit war das Zeitalter der umfangreichen Comicmagazine mit redaktionellem Innenteil für Kinder und Jugendliche in Deutschland weitgehend beendet.

    www.youtube.com/watch?v=4yh_HzD12DU
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