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    Dienstag, 21. Mai 2019, 16:28

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Woodstock 1969: Mythos und Wirklichkeit

    Das insbesondere durch die äußerst erfolgreiche filmische Umsetzung von 1971 im kollektiven Langzeitgedächtnis gebliebene Musikfestival von "Love and Peace" wurde mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur verklärten Erinnerung einer ganzen Generation.
    Vordergründig ging Woodstock als "liebevolle Schlammschlacht" und "Manifest menschlicher Musik" in die Zeitgeschichte ein. Zu dem dreitägigen Konzert im August 1969 waren nicht zuletzt aufgrund massiver Werbemaßnahmen auch über die USA hinaus über 400.000 Jugendliche und Junggebliebene auf einem Maisfeld bei Bethel/ N.Y. ca. 70 Kilometer von Woodstock entfernt zusammengekommen, rund anderthalb Autostunden nördlich von New York City. Joan Baez sang damals im schwangeren Zustand "We shall overcome" und löste damit ein reinigendes Sommergewitter aus. Soweit die Legende...
    Dabei war Woodstock Ende der 60er Jahre zunächst nicht mehr als eine der zahlreichen kommerziellen Open Air- Musikveranstaltungen, die in den USA abgehalten wurden. Erst als sich das dreitägige Event nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen und zahlreicher logistischer Probleme zu einer Art anarchischem "Happening" entwickelte, das filmisch in den Folgejahren exzellent vermarktet wurde, entwickelte sich "Woodstock" zur langfristig für einige der Urheber äußerst profitablen Marke.
    Der Unternehmer Michael Lang hatte begriffen, daß es sich finanziell lohnen konnte, in größere Pop- Events zu investieren. Zur Finanzierung zapfte Lang Venture Capital- Investoren aus New York an. Zunächst kalkulierte er mit zu erwartenden ca. 60.000 Besuchern, denen für ein Komplettpaket zum für damalige Verhältnisse stolzen Preis von 18,- $ angesagte Popmusik der Zeit geboten werden sollte. Leider sagten einige Top- Formationen ab, da ihnen das Event- Management nicht professionell genug erschien.
    Da Bob Dylan in der Nähe von Woodstock wohnte, versprach sich der Event- Manager Lang durch die Festlegung der "Location" einigen Erfolg. Bob Dylan erschien nicht zum Konzert, stattdessen kamen unerwartet viele Besucher, die den Rahmen der Veranstaltung schnell sprengten und für Zäune, Kassenhäuschen und sanitäre Hygiene nicht viel übrig hatten. Die Konzerte entwickelte sich zum orgnisatorischen Desaster, nachdem Absperrungen niedergetrampelt wurden, kein Eintritt mehr erhoben werden konnte und sich die sanitären und medizinischen Vorkehrungen als völlig unzureichend erwiesen. Letztendlich wurde Woodstock für Lang zum gigantischen Verlustgeschäft. Erst Jahre später begannen das Album, der Film und zahllose Merchandising- Artikel um den entstandenen "Woodstock- Mythos" phantastische Renditen abzuwerfen. Seit dieser Zeit gilt Woodstock ´69 als die "never ending story" insbesondere der Hippie- Generation.
    Woodstock gilt heute gemeinhin als die letzte einigermaßen friedliche, paradiesische Zusammenkunft der Popkultur der 60er Jahre. Bereits wenige Monate später wurde der schwarze Fan Meredith Hunter während eines Konzerts der Rolling Stones in Kalifornien direkt vor der Bühne von einem Ordner der "Hells Angels" erstochen. Die Stones setzten die Veranstaltung dennoch ungerührt fort.
    Auch in Woodstock hätte man bereits die harten Lebensrealitäten jenseits der Popkultur erkennen können, so man denn gewollt hätte. Am zweiten Veranstaltungstag traten dort "The Who" auf. Die Band hatte im Juni 1969 ihre erste Rockoper fertiggestellt, verlangte angesichts des sich abzeichnenden organisatorischen und kommerziellen Desasters ihre Gage im Voraus und war nur durch die Androhung einer öffentlichen Bloßstellung seitens des Veranstalters zum Auftritt zu bewegen.
    Auf der Bühne trat Pete Townshend erst einen Kameramann in den Allerwertesten und warf ihn anschließend von der Bühne, dann zerschlug er seine Gitarre auf dem Kopf des Bürgerrechtlers Abbie Hoffman, der auf der Bühne herumturnte, um sein Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Townshend hatte selbstredend absolut nichts gegen die Chicagoer Bürgerrechtsbewegung, wie er im Nachhinein einräumte, solange sie ihm nicht die Werbung seiner Formation für das neue Album "Tommy" versaute.
    Am weitblickendsten äußerte sich Janis Joplin zur Befindlichkeit von 1969 mit ihrer Aussage: "Früher waren wir nur wenige. Jetzt gibt es Massen und Massen und Massen von uns !". Der Übergang von einer Subkultur zur Breiten- und jugendlichen Mainstreamkultur hatte sich vollzogen.
    Gleichzeitig war Woodstock der Höhepunkt der westlichen Hippie- Bewegung mit harmlosen Kindereien, teilweise exzessivem Drogenkonsum, Verkleidungen, Spielen im Morast und Musikhören bis zum Morgengrauen. Danach zerfiel die Popkultur zunehmend. Led Zeppelin veröffentlichte 1969 ihre erste Platte und begründete Heavy Metal. Elvis Presley sang mit "In the Ghetto" und "Suspicious Minds" den Rock´n´Roll der mittlerweile in die Jahre gekommenen gesellschaftlich Etablierten . In Jamaica stieß Bob Marley mit seinen Reggae- Rhytmen auf ein neues, kommerziell sehr erfolgreiches musikalisches Konzept. Und in Detroit wurde der Punk von den Stooges erfunden.
    Woodstock kann heute jenseits aller nostalgischen Träume und Mythenbildungen durchaus als gigantisches Mißverständnis betrachtet werden. Während große Teile des Publikums sich selbst feierten und zumindest zeitweise an "Love, Peace and Happiness" oft unter Zuhilfenahme von Drogen glaubten, drohte die Band "The Who" jedem, der ihr Podium durchaus mit besten Absichten betrat, unverhohlen mit Mord.
    Einen guten Eindruck vom Festival vermittelt das folgende Video inklusive der legendären Aufnahme von Santana, die damit ihren Weltruhm begründeten:
    www.youtube.com/watch?v=MzM9TmyvoFE

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    Mittwoch, 22. Mai 2019, 11:48

    Woodstock : Wegweisend für viele Jugendliche dieser Zeit

    Sorry, aber das muß jetzt mal sein.
    Wir wollen doch hier unsere Erlebnisse und Empfindungen teilen und nicht in Frage stellen.
    Das man vieles heute mit Abstand anders sehen kann, ist wohl möglich.
    Betrachten wir nicht auch die 60er Jahre mit einer gewissen Verklärtheit?


    Man kann auch einfach alles schlecht reden, was Neider ja schon zur genüge getan haben.Die bei dem Konzert dabei waren, möchten es nicht missen.

    Ein großer Teil der Musiker spielten aus Freude und verdienten nicht viel, weil schlechte Berater sie über den Tisch zogen.
    Verdient wurde auch schon immer. Das der Veranstalter Lang, durch Film und Plattenverkauf seine Verluste doch noch ausgleichen konnte ist doch ok.
    Würde ein Fußballfan heute auch die Machenschaften der Vereine und Ablösesummen für Spieler hindern, weiter sich im Stadion zu erfreuen?

    So viele Menschen gerecht zu werden, war eine Glanzleistung.
    Hier wurde vorgelebt, was im Zusammenleben ganz wichtig war Toleranz.
    Hier waren auf einmal viele tausende Menschen weltweit (auch die, die nicht dabei sein konnten), die was zum Guten verändern wollten.
    Keine Kriege mehr, (es waren einige Vietnam Kriegsteilnehmer unter den Musikern) Freiheit, Frieden, Gleichheit, genügend Nahrung , und menschliche Lebensumstände für alle. Also Gerechtigkeit.

    Kindliche Freunde bei Schlammspielen??? Ich finde es sehr fragwürdig, diese großen Ideale auf diese Nebensächlichkeiten zu reduzieren. Die Leute hatten Spass, trotz des schlechten Wetter auch ohne Wellness Möglichkeiten im heutigen Sinne.
    Die Hippie Bewegung ist eine Form seine Lebenseinstellung offen zu zeigen. Statt des tristen untergeordneten allerwelts Kleidung, zeigt man Farbe und Lebensfreude und das ist zeitlos.
    Keine Partei oder Religion hat diese Art der Zusammengehörigkeit ohne Einschüchterung erreichen können.

    In Deutschland beim Burg Herzberg Festival findet man diese Lebenseinstellung Jahr für Jahr wieder und das seit 50 Jahren. So auch beim Glastonbury Festival in England, beim Pink Pop Festival in Holland usw.
    Hier ein paar Beispiele aus Herzberg:

    https://youtu.be/R7-5jCpqbwI https://youtu.be/cQwi9AkwLaY https://youtu.be/P8j-F9tkoIQ

    https://youtu.be/I26RMrS8Vdk

    Hier die damalige Band von Janis Joplin: Big Brother & The Holding Company https://youtu.be/kt_uosfMBy0

    Liste einiger Musiker die in Herzberg waren:

    Ash Ra Tempel, Birth Control, Caravan, Colosseum, Electric Orange, Epitaph, Eric Burdon, Faust, Hamid Baroudi, Gong, Götz Widmann, Ian Anderson, Joe Bonamassa, Kettcar, Gov’t Mule, Grobschnitt, Guru Guru, Hellmut Hattler, Hawkwind, Iron Butterfly, IQ, Jane, Klaus der Geiger, Kraan, Manfred Mann’s Earth Band, John Mayall, Marillion, LaBrassBanda, Morcheeba, Jeff Beck, Nektar, Ougenweide, Ozric Tentacles, Paatos, Patti Smith, Pavlov’s Dog, Porcupine Tree, Randy Hansen, Selig, Soft Machine, Steppenwolf, The Supremes, Ten Years After, The Waterboys, Tito & Tarantula, Trigon, UFO, Uriah Heep, Van der Graaf Generator und Wishbone Ash.
    2019 mit Graham Nash.

    Wo also ist die Hippiebewegung vorbei?

    Es ging bei dem Konzert in Woodstock um ein friedliches Zusammensein und gemeinsames Musik hören.
    Es gab auch in meinen Augen bessere Konzerte aber dies war das erste in diesen Dimensionen.
    Das Drogen eine große Rolle spielten, war zeitbezogen völlig normal.
    Heute säuft man ja auch auf dem Oktoberfest bis zur Bewustlosigkeit.
    Meinst du im ernst, die Randerscheinungen zum Beispiel: Gagenzahlungen, Einstellungen einzelner Musiker ( The Who waren schon immer aggressiv unterwegs , das war Ihr Image), ein paar unzufriedene Zuschauer haben der Sache geschadet?
    Wir wissen doch aus deinen Einlassungen, das du dir aus Musik, Kleidung jener Jahre und der Lebenseinstellungen nicht viel gemacht hast.
    Ich schreibe doch auch nicht irgend einen Quatsch über Aufstellfiguren nach, den ich im Internet gelesen habe.
    Auch der Sinn und Zweck eines Sammelgebietes muss hier nicht bewertet werden.

    PS. So ungerührt ,haben die Stones das Konzert auch nicht fortgeführt, es gab eine lange Unterbrechung und die Frage ans Publikum was weiter geschehen solle.
    Das Konzert wurde vorher schon unterbrochen, wegen Rangeleien mit Ordnern .
    Die Stones sind in meinen Augen auch keine Love and Peace Band und der Titel: Sypathy for the Devil auch kein Schmusesong.