•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das waren noch Zeiten!. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

    1

    Montag, 18. März 2019, 17:10

    Teil 2: Unterschiede im Alltagsleben zwischen Germany und den USA

    In diesem zweiten Teil moechte ich Euch nun von den Unterschieden
    zwischen dem Leben in Germany und dem Leben in den USA erzaehlen, alles
    natuerlich aus der Sicht von Maerz 2002, als ich von Hamburg nach Maine
    auswanderte.
    Als Cineastin konnte ich mir seit
    der Auswanderung ENDLICH viele alte Filmwuensche erfuellen (die im
    deutschen Fernsehen nie wiederholt wurden), vor allem ab 2007, denn da
    half mir mein André oft, indem er nach fehlenden Filmen im Internet fuer
    mich suchte.

    Einer der ersten Filme, der mir in den Sinn
    kommt, war "Mein Name ist Julia Ross" mit Nina Foch und Dame May Whitty
    von 1945. Der Film lief etwa 1972/1973 im Spaetprogramm der ARD. Ich
    kam von der Disco nach Hause, und konnte ihn mir dank der durch eine
    Show verursachten extremen Verspaetung von Anfang bis Ende ansehen.
    https://www.imdb.com/title/tt0037932/reference

    Der
    andere alte US Spielfilm, an den ich mich noch erinnere, war "Wie ein
    Alptraum" mit Brian Donlevy und Drew Barrymore's frueh verstorbener
    Tante Diana Barrymore, "Nightmare" von 1942.
    https://www.imdb.com/title/tt0035127/reference
    Da
    "Julia Ross" fuer April 2007 auf dem Sender TCM angekuendigt war,
    veraenderte mein André (damals waren wir noch nicht verheiratet) sein
    Kabelpaket bei Charter, so dass auch TCM zu empfangen war. Ausserdem
    schaffte er fuer uns einen DVD Rekorder und Brenner an, ein wahres
    Glueck fuer mich! :)
    "Wie
    ein Alptraum" fand ich schliesslich 2 oder 3 Jahre spaeter dank ioffer,
    und das war erst der Beginn. Endlich konnte ich mir die vielen alten US
    Spielfilme (vor allem WW II Filme und film noir, mein Lieblingsgenre),
    die ich zum grossen Teil nur aus Filmbuechern kannte, und die nie im
    deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden, gezielt suchen und anschauen.
    Da wurden in den letzten 12 Jahren unglaublich viele Wuensche erfuellt,
    die ich mir nicht haette erfuellen koennen, waere ich in Germany
    geblieben.

    Aber das ist nicht das Einzige, das mir hier so gut gefaellt.
    Verglichen
    mit der Autobahn und den notorischen Linksfahrern darf man hier slow
    pokes auf der linken Spur durchaus in der mittleren oder rechten Spur
    ueberholen - es gibt keine Punkte in Flensburg. Das hat auch keine
    Unfaelle zur Folge, da sich jeder amerikanische Autofahrer dessen
    bewusst ist, dass ihn jemand von rechts ueberholen koennte. Also schauen
    sie immer zuerst in den Spiegel, ehe sie die Spur wechseln.
    An Kreuzungen kann man auch bei roter Ampel rechts abbiegen, solange man nach links schaut, ob es frei ist.
    Die groessten Unterschiede fielen mir jedoch beim Gesundheitswesen auf.
    Hier
    sind fast alle Wartezimmer leer (den Augenarzt mal ausgenommen, wo
    immer noch 6 oder 8 aeltere Patienten mit mir zusammen warten), und wenn
    man glaubt, man koenne eine halbe Stunde eher in die Praxis kommen,
    damit der Blutdruck eine Chance hat zu sinken, dann hat man sich geirrt.
    Man wird gleich in den exam room gebeten.
    Termine nach 15 Uhr
    bekommt man bei den meisten Aerzten nicht, was (solange ich
    berufstaetig war) grosse Probleme mit meiner frueheren Firma
    verursachte, denn mal ein bis zwei Stunden fuer einen Arztbesuch
    freinehmen ging dort gar nicht, ich musste jedesmal einen ganzen
    Urlaubstag nehmen. :cursing:

    Und
    wenn man nur 10 bezahlte Urlaubstage und drei bezahlte Krankheitstage
    pro Jahr erhaelt in den ersten 5 Jahren bei einer neuen Firma (im
    Gegensatz zu 30 bezahlten Urlaubstagen in Germany und beliebig vielen
    Tagen, an denen man sich krankschreiben lassen kann und trotzdem bezahlt
    wird), dann ueberlegt man es sich zehnmal, ob der Arztbesuch wirklich
    sein muss (oder man sucht nach einer Arztpraxis, die am Samstagvormittag
    geoeffent ist).
    Gefaellt es einem nach 2 oder 3
    Jahren nicht mehr im Betrieb (so ging es mir nach 2,5 Jahren), dann hat
    man keinerlei Urlaubstage fuer einen Urlaub uebrig, weil man fuer
    Vorstellungsgespraeche nie Zeit freinehmen kann, sondern einen ganzen
    Urlaubstag opfern muss. Und egal wie sehr ich es versucht habe, aber es
    gelang mir nie, 3 Vorstellungsgespraeche am selben Tag zu vereinbaren
    - es gingen immer 3 Urlaubstage dafuer drauf. :thumbdown:

    Und
    so kam ich 2007 nie zu einem Urlaub, aber auch nicht zu einem neuen
    Job, weil man dafuer in der Regel mehr als nur 10 Vorstellungsgespraeche
    benoetigt.
    Ab 2008 hatten wir in den USA die
    Rezession, die auch 2011 noch nicht vorbei war, und so kuendigte ich
    2008 meinen Job und zog fuer 4,5 Monate nach England, wo mein André
    damals fuer seine US Firma 11 Monate lang einsprang. Dafuer brauchte ich
    einen gueltigen Reisepass (mein deutscher Pass war 2007 abgelaufen,
    konnte selbst bei der deutschen Botschaft in Boston nicht mehr
    verlaengert werden), also beantragte ich die US citizenship und bestand
    den Test Ende Juli 2008. Der US Reisepass kam Anfang August per
    overnight courrier an, und am 8.8.08 flog André von London nach Boston,
    um mich ganz romantisch von Boston nach London zu begleiten, mit
    Haendchenhalten und viel Champagner. :love:

    2

    Dienstag, 13. Februar 2024, 11:00

    Ich habe meinen Beruf auch gerne ausgeübt und das knapp 39 Jahre lang.
    Aber nur 10 Urlaubstage sind aus meiner Sicht viel zu wenig.
    Das Leben besteht ja nicht nur aus arbeiten und man wird meines Erachtens auch nicht geboren,um soo viel zu arbeiten,man möchte doch auch etwas vom Leben haben und es auch genießen.

    Hat das noch kein US-Präsidentschafts-Kandidat sich mal auf die Fahnen geschrieben,die Urlaubstage z.B. auf 20 Tage zu erhöhen ?
    Da ließen sich doch bestimmt viele Stimmen beim Wähler generieren,denn wer hätte nicht gerne mehr Freizeit in ihrem/seinem Leben ?

    Und gab es noch keine Bürgerrechts-Bewegung oder eine Gewerkschaft,die für mehr Urlaubstage demonstriert hat ?

    3

    Dienstag, 13. Februar 2024, 17:40

    Auch mir machte die Berufstaetigkeit in Germany Freude.
    Ich machte 1975 - 1980 die Ausbildung im mittleren Beamtendienst bei der Stadt Braunschweig mit, arbeitete anschliessend 3 Jahre lang im Einwohnermeldeamt in Vechelde, habe spaeter 11,5 Jahre lang beim Kinoarchiv der Kinozeitschrift CINEMA in Hamburg Leserbriefe beantwortet.
    Noch ehe ich 1974/1975 berufstaetig wurde, hatte die OETV fuer alle deutschen Arbeitnehmer 6 Wochen bezahlten Urlaub erreicht plus jaehrlich eine 3% Erhoehung des Gehalts, um die raising costs of living aufzufangen (sorry, ich weiss nicht, wie das auf Deutsch heisst).

    Es war ein Kulturschock fuer mich, als ich in den USA herausfand, dass man in den ersten 5 Jahren (wohlgemerkt bei derselben Firma) lediglich 10 bezahlte Urlaubstage erhaelt (die gingen bei mir Jahr fuer Jahr fuer's Auskurieren meiner Grippe/Erkaeltungen drauf, denn es gibt in den USA lediglich 3 bezahlte Krankheitstage pro Jahr, nicht unbegrenzt bezahlte Krankheitswochen wie in Germany).

    Haelt man 5 Jahre lang bei derselben US Firma durch, erhoeht sich die Zahl der bezahlten Urlaubstage auf 15 Tage pro Jahr, ein paar Jahre spaeter gibt es 20 Tage.
    Wechselt man vor Ablauf der 5 Jahre jedoch die Firma, faengt man wieder bei 10 Tagen Jahresurlaub an.
    Zustaende wie in Russland...

    Mein Mann war Ingenieur bei Raytheon fuer 21 Jahre (wir sind seit 2021 im Ruhestand). Er erhielt zuletzt 4,5 Wochen bezahlten Jahresurlaub, aber laenger als 19 Tage im Stuck durften wir nie nach Europa fliegen. Das wurde vom Arbeitgeber nicht gern gesehen (die meisten Amis wagen es noch nicht einmal, 2 Wochen im Stueck Urlaub zu nehmen).

    Haette ich nicht das grosse Glueck gehabt, ab Mai 2008 nicht laenger berufstaetig sein zu muessen (nach 28 Jahren Berufstaetigkeit, davon 23 Jahre in Germany), haetten mein Mann und ich nie die schoenen Europareisen machen koennen, die wir seit August 2008 gemacht haben.

    Gewerkschaften (unions) haben hier wenig Chancen.
    Die LKW Fahrer haben die Teamsters Gewerkschaft, aber von anderen Gewerkschaften hoert man nie.

    Lehrer verdienten 2002 (als ich eingewandert bin) gerade mal $ 30.000 Jahreseinkommen, d. h. sie waren dazu gezwungen, sich in den 3 Monate dauernden Sommerferien einen Job zu suchen.
    Krankenschwestern hingegen verdienten schon damals $ 75.000 pro Jahr und streiken dennoch Jahr fuer Jahr, um noch mehr Geld zu bekommen.

    In 2,5 Jahren im Call Center in Ashland, MA, gab es eine einzige Gehaltserhoehung: laecherliche 50 cents mehr pro Stunde - das machte den Kohl auch nicht fett. X(

    Die Amis raffen sich zwar zu Protestaktionen gegen Abtreibungskliniken auf, aber sie protestieren nicht fuer mehr Urlaub oder fuer mehr Gehalt.
    Sie haben viel zuviel Angst davor, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Wenn alle am selben Strang ziehen wuerden, bliebe den Arbeitgebern nichts anderes uebrig, als auf ihre Forderungen einzugehen. Aber solange alle kuschen, aendert sich natuerlich nichts.

    Der Deutsche arbeitet, um zu leben. Der Amerikaner lebt, um zu arbeiten.
    Ich habe meinen Beruf auch gerne ausgeübt und das knapp 39 Jahre lang.
    Aber nur 10 Urlaubstage sind aus meiner Sicht viel zu wenig.
    Das Leben besteht ja nicht nur aus arbeiten und man wird meines Erachtens auch nicht geboren,um soo viel zu arbeiten,man möchte doch auch etwas vom Leben haben und es auch genießen.

    Hat das noch kein US-Präsidentschafts-Kandidat sich mal auf die Fahnen geschrieben,die Urlaubstage z.B. auf 20 Tage zu erhöhen ?
    Da ließen sich doch bestimmt viele Stimmen beim Wähler generieren,denn wer hätte nicht gerne mehr Freizeit in ihrem/seinem Leben ?

    Und gab es noch keine Bürgerrechts-Bewegung oder eine Gewerkschaft,die für mehr Urlaubstage demonstriert hat ?