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    Freitag, 24. August 2018, 16:05

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Die Studentenbewegung

    Mit der Forderung nach Hochschulreformen entwickelte sich seit 1965, getragen von einer aktiven Minderheit der damals Studierenden, von West- Berlin aus eine Protestbewegung, die sich bald zu einer Studentenrevolte gegen den etablierten Wertekanon der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft auswuchs. Sie bildete den Kern der sogenannten "Außerparlamentarischen Opposition" (APO), die sich angesichts der Schwäche einer parlamentarischen Opposition in der Ära der "Großen Koalition" (1966 bis 1969) formierte. Mit Demonstrationen und Blockaden verliehen diese Teilgruppen der Studentenschaft ihrer Forderung nach einer grundlegenden politischen Umgestaltung der Gesellschaft Ausdruck. Grundlage ihrer Gesellschaftskritik war die "wiederentdeckte" marxistische Theorie. Studentische Gruppen wandten Theorien der Politikwissenschaft und der Soziologie auf die vermeintliche gesellschaftliche Realität der Bundesrepublik an, deren politisches System sie aus marxistischer Sicht als "reaktionär" verurteilten. In ihren Augen hatte die überwiegend auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau fokussierte "Vätergeneration" eine angemessene Auseinandersetzung und entsprechende Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus versäumt.
    Stattdessen wurden in teils völliger Verkennung der Realitäten Persönlichkeiten wie Che Guevara, Mao Tse- Tung, Ho Chi Minh oder Rosa Luxemburg als idealisierte Ikonen eines "revolutionären Kampfes" auf den Sockel gehoben. Großen Einfluß hatten dabei die Sozialwissenschaftler der sog. "Frankfurter Schule" wie Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno oder Max Horkheimer, die mit ihrer Kritik an der kapitalistischen westlichen Überflußgesellschaft zu den geistigen Vätern dieser Studentenbewegung wurden.
    Die Studentenrevolte war i.W. ein Phänomen der internationalen westlichen Wohlstandsgesellschaften. Die amerikanische Militärintervention in Vietnam und die westliche Unterstützung von autoritären Regimen in der "Dritten Welt" insbesondere durch die USA trafen überall auf studentische Proteste.
    Der gewaltsame Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 2.Juni 1967 während der Berliner Demonstrationen gegen den Schahbesuch löste in vielen westdeutschen Universitätsstädten Unruhen aus. Es kam zu Brandanschlägen gegen Gebäude des Springer- Verlags, dem nicht ganz zu Unrecht antistudentische und antikommunistische Hetze vorgeworfen wurde, und gegen Kaufhäuser als Symbole des "verhaßten kapitalistischen Konsumsystems".
    Der Polizist Karl- Heinz Kurras, der Ohnesorg erschossen hatte, mußte sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten, wurde jedoch in allen Instanzen freigesprochen. Die Behandlung des "Falles Kurras" durch die bundesdeutsche Justiz und Politik führte bei radikalisierten Studenten zu einer grundsätzlichen Ablehnung des Staates und seiner Institutionen. Erst im Mai 2009 wurde durch einen Zufallsfund überraschend bekannt, daß Kurras SED- Mitglied und IM des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR war. Inwieweit es sich bei der Tötung von Benno Ohnesorg um einen Auftragsmord des "zweiten deutschen Staates" vor dem Hintergrund des "Kalten Kriegs" handelte, ist bis heute nicht abschließend geklärt.
    Schwere Ausschreitungen seitens protestierender Studenten zog auch das Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke im April 1968 nach sich. Kurz darauf erreichte die Protestwelle mit den Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze ihren Höhepunkt und verflachte danach allmählich.
    Letztendlich verfehlte die westdeutsche Studentenbewegung die meisten ihrer politischen Nah- und Fernziele deutlich, erreichte aber auch die Einleitung einer Reihe von Sozialreformen insbesondere unter der Regierung Brandt in den Jahren 1969 bis 1974. Wesentlich bedeutsamer war die Initiierung eines langfristigen kulturellen Wertewandels in der bundesdeutschen Gesellschaft. Von daher ist der heute gelegentlich verwendete Begriff der "68er Kulturrevolution" durchaus nicht von der Hand zu weisen.
    Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke begann auch der relativ rasch einsetzende Zerfall der organisierten westdeutschen Studentenbewegung, aus dem einerseits kleine, zentralistisch organisierte K- Gruppen und zum anderen linksterroristische Terrorbewegungen wie die "Rote Armee- Fraktion" (RAF) oder die "Bewegung 2. Juni" hervorgingen, die insbesondere in den 70er Jahren bemüht waren, die staatlichen Strukturen durch die Eliminierung ihrer Repräsentanten zu zerstören.
    Parallel zur deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Gesamtsituation in den 70er Jahren versanken die politischen Splittergruppen der 68er- Studentenrevolte weitgehend in die politische Bedeutungslosigkeit.
    Sehenswerte Clips zum Thema:
    www.youtube.com/watch?v=70_yO4bjFAc
    www.youtube.com/watch?v=02WGQdSrBxA
    www.youtube.com/watch?v=zf7xoAnp978