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    Dienstag, 14. August 2018, 16:09

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Der Krieg in Vietnam 1955 bis 1975

    Ich kann mich noch recht gut an einzelne Sequenzen der Tagesschau aus den späten 60er Jahren erinnern, die ich gemeinsam mit meinen Eltern verfolgte und in der einigermaßen ungeschönt die Grausamkeit und Brutalität dieses politisch- militärischen Konfliktes und Stellvertreterkrieges wiedergegeben wurde. Da auch meine Eltern als Geburtsjahrgänge der frühen 30er Jahre die Schlußphase des Zweiten Weltkriegs am eigenen Leib verspürt hatten, waren ihnen ähnlichgeartete Szenarien alles andere als unbekannt. Als Kind empfand ich derartige Filmsequenzen damals wohl auch als grausam, durch die fast tägliche Konfrontation mit diesen Einspielungen stellte sich jedoch auch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein.
    Der zwischen 1955 und 1975 abgelaufene Vietnamkrieg ist unter Historikern auch als "Zweiter Indochinakrieg" bekannt. Im "Ersten Indochinakrieg" zwischen 1946 und 1954 führte die vietnamesische "Liga für die Unabhängigkeit" (Viet Minh) Krieg gegen die damalige Kolonialmacht Frankreich. Nach der militärischen Niederlage der Franzosen vor allem während der Schlacht bei Dien Bien Phu (1954), in der auch zahlreiche deutsche Fremdenlegionäre ihr Leben ließen, wurde neben den Königreichen Laos und Kambodscha der unabhängige Staat Vietnam ausgerufen.
    Bereits 1954 führten ideologische Spannungen zu einer Teilung des Landes in einen kommunistisch beherrschten Nordteil unter Ho Chi Min und einen sich an die USA anlehnenden Südstaat. Aus der Viet Minh entwickelte sich der Vietcong, der in den Folgejahren versuchte, den Süden zu destabilisieren und wieder unter die Kontrolle Hanois zu bringen. Die USA befürchteten in der Ära des Kalten Krieges einen Dominoeffekt in Südostasien, wonach bei einem möglichen Sieg der Kommunisten auch die Nachbarländer Laos, Kambodscha und Thailand kommunistisch infiltriert werden könnten. Daher entsandten die USA neben zahlreichen Militärberatern in zunehmendem Umfang Bodentruppen nach Südvietnam, um eine weitere Einflußnahme Nordvietnams zu verhindern. Bis 1969 erhöhte die US- Regierung die Truppenstärke sukzessive bis auf über 500.000 Mann. Nordvietnam wurde dagegen von der VR China und der Sowjetunion mit Beratern und Rüstungsgütern unterstützt.
    Bereits in der Frühphase des Vietnam- Konflikts unterstützten die USA die südvietnamesische Armee mit Militärberatern und Waffenlieferungen. Als sich abzuzeichnen begann, daß das durch ausufernde Korruption und Vetternwirtschaft geschwächte Südvietnam den Krieg militärisch verlieren würde, befahl US- Präsident John F. Kennedy Anfang der 60er Jahre, verdeckte Luftschläge gegen die vermeintlichen Dörfer des Vietcong zu fliegen. Durch die spezielle Topographie des Landes gestalteten sich gezielte Luftangriffe jedoch als eher schwierig, so daß die US- Luftwaffe bereits in dieser Frühphase des Krieges zu ersten Flächenbombardierungen, teils mit Napalm, überging. Aufgrund der festgefahrenen militärischen Situation plante Kennedy 1963 den kompletten Abzug amerikanischer Militäreinheiten aus Vietnam und erwog im Gegenzug eine politisch- diplomatische Lösung des Konflikts. Nach Kennedy´s Tod konterkarierte sein Nachfolger Lyndon B. Johnson jedoch diese Pläne und ließ nach dem "inszenierten" Tongking- Zwischenfall von 1964 die amerikanische Militärpräsenz deutlich aufstocken.
    Mit der Operation "Flaming Dart" im Februar 1965 reagierte die Johnson- Administration auf den NVA- Angriff auf den US- Stützpunkt Camp Holloway bei Plei Cu. Die Amerikaner gingen nun in die "heiße Phase" des Krieges über und setzten u.a. zunehmend auf chemische Waffen wie das berüchtigte Entlaubungsmittel "Agent Orange". Diese flächendeckenden Maßnahmen trafen jedoch in erster Linie die leidgeprüfte Zivilbevölkerung der ländlichen Regionen.
    Aufgrund seiner militärischen Unterlegenheit vermied der Vietcong ab 1966 weitgehend frontale Gefechtsberührungen und bekämpfte das US- Militär zunehmend mit einer immer ausgeklügelteren Guerillataktik.
    Nach der für die Amerikaner völlig unerwarteten Tet- Offensive im Jahre 1968 begannen die USA, schrittweise ihren Rückzug aus dem Indochina- Konflikt vorzubereiten, der in den Staaten selbst zu immer größeren Protestbewegungen geführt hatte. Die USA verringerten sukzessive ihre Militärpräsenz bis zur Aushandlung eines Waffenstillstands mit Nordvietnam im Jahre 1973. Südvietnam war nun trotz weiterer amerikanischer Transferleistungen weitgehend auf sich allein gestellt. Ohne die Rückendeckung der US- Streitkräfte gelang es Südvietnam nicht mehr, den Vietcong und die NVA- Einheiten entscheidend aufzuhalten. Am 1. Mai 1975 eroberten nordvietnamesische Einheiten die südvietnamesische Hauptstadt Saigon, die später in Ho Chi Min- City umbennannt wurde. Damit endete der Zweite Indochina- Krieg mit dem vollständigen Sieg des kommunistischen Nordens.
    In dem gut zwanzigjährigen Konflikt starben geschätzt zwischen drei bis vier Millionen Vietnamesen, darunter mehr als 75 % Zivilisten. Das US- Militär verzeichnete rund 56.000 Gefallene sowie zahlreiche drogenabhängige und demoralisierte Veteranen, die nach ihrer Rückkehr im eigenen Land nicht mehr willkommen geheißen wurden. Seit den späten 60ern wurde "Vietnam" bei breitesten Bevölkerungsschichten in den USA zunehmend unpopulärer, nachdem sich die Antikriegsbewegung mit den zahlreichen Bürgerrechtskampagnen vereint hatte und letztlich in die 68er Kulturrevolution mündete, die sich zunehmend allgemein gegen das "Establishment" sowie gegen das politische und wirtschaftliche System der USA richtete. Hinzu kam, daß im Gegensatz zu späteren Kriegseinsätzen die westlichen Medien weitgehend ohne Beschränkungen von den Kampfhandlungen in Vietnam berichten konnten, was zur Aufdeckung der "schmutzigen Seite des Krieges" und einer Reihe von Kriegsverbrechen, so. z.B. dem von My Lai, führte.
    Nach 1975 wurde der verlorene Krieg für die Weltmacht USA und seine Bevölkerung über lange Jahre zum nationalen Trauma.
    Neben zahlreichen Dokus zum Thema besonders empfehlenswert:
    www.youtube.com/watch?v=PvuwqqDob04