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    Mittwoch, 18. Juli 2018, 16:11

    Der Grand Prix Eurovision de la Chanson - Die frühen Jahre 1956 bis 1973

    Der weltweit größte Musikwettbewerb war insbesondere in den ersten fünfzehn bis zwanzig Jahren seines Bestehens ein Medienereignis, das auch von meiner Familie zumindest bis in die frühen 70er Jahre mit schöner Regelmäßigkeit verfolgt wurde. Da die Sendungen im Lauf der Jahre auch in eine Reihe von außereuropäischen Staaten übertragen wurden, hat das Format zahlreiche Fans in Nord- und Teilen von Mittel- und Südamerika, Indien, China, Südkorea und Japan und wird weltweit von derzeit über 200 Millionen Fans an den Bildschirmen mitverfolgt.
    Der "Grand Prix Eurovision de la Chanson" (seit 2002 Umbenennung in ESC) wird seit 1956 einmal jährlich von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) im Rahmen der Eurovision veranstaltet. Vorbild war das "Festival di San Remo", das bereits seit 1951 ausgerichtet wurde. Mit dem "Grand Prix" sollte insbesondere der "Europäische Gedanke" im Rahmen eines Musikwettbewerbs gefördert und gefestigt werden.
    Jedes Mitglied der EBU hatte das Recht an einer Teilnahme am "Grand Prix", jedoch bestand dazu keine zwingende Verpflichtung, so daß die Zahl der Teilnehmer im Lauf der Jahre strotz steigender Anmeldungen immer etwas variierte.
    Der erste Wettbewerb fand 1956 im schweizerischen Lugano mit gerade einmal sieben teilnehmenden Ländern statt: der gastgebenden Schweiz, Italien, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien.
    In den Folgejahren stieg die Zahl der teilnehmenden Nationen sukzessive weiter an, darunter ab 1961 auch das EBU- Mitglied Jugoslawien als einziger Staat des sozialistischen Lagers. Auch zogen sich einzelne Staaten aus Protest, aus schierem Desinteresse oder aufgrund von Finanzierungsproblemen immer wieder einmal aus dem Wettbewerb zurück. So protestierte Österreich 1969 gegen die Franco- Diktatur und blieb der Veranstaltung in Madrid fern. 1970 boykottierten Finnland, Norwegen, Portugal, Schweden und Österreich den "Grand Prix", da sie mit den Abstimmungsmechanismen der Vorjahresveranstaltung, bei der gleich vier Sieger ermittelt wurden, nicht einverstanden waren.
    Kleinstaaten wie Luxemburg mit fünf Siegen oder Monaco mit einem Sieg verzichten seit Jahren auf eine Teilnahme. Teilweise wird schlichtes Desinteresse wie im Falle Luxemburgs vorgegeben, darüber hinaus werden Mängel des Wertungssystems wie im Falle Monacos ins Feld geführt, da dieses einen Sieg kleinerer Teilnehmer eher unwahrscheinlich werden lasse.
    Seit 1958 wird der "Grand Prix" meist im Land des Vorjahressiegers ausgetragen. In den frühen Jahren wurde lediglich der Wettbewerb von 1956 von einem Mann moderiert, während in den Folgejahren bis 1978 stets eine charmante Gastgeberin durch das Programm führte.
    Um den nationalen Charakter der einzelnen Wettbewerbsbeiträge stärker zu betonen, galt von 1966 bis 1972 sowie zwischen 1977 bis 1998 die Regel, daß die einzelnen Interpreten in ihrer jeweiligen Landessprache singen müßten.
    Die Teilnehmer am "Grand Prix" werden in der Regel durch nationale Vorentscheide ermittelt. Während in den Anfangsjahrzehnten das "Juryvoting" in unterschiedlichen Modifikationen zur Ermittlung des Siegers im Vordergrund stand, geschieht dies in den letzten Jahrzehnten zunehmend durch "Televoting". Über lange Jahre hieß der deutsche Vorentscheid "Ein Lied für...", ergänzt um den Namen des aktuellen Veranstaltungsortes.
    Bis in die späten 90er Jahre wurde die Punktevergabe während des "Grand Prix" ausschließlich durch eine Jury bestimmt, wobei die Abstimmungsmodalitäten sowie die Zusammensetzung einer nationalen Jury mehrfach modifiziert wurden. Kritisiert wurde über viele Jahre, daß einige Länder gleicher Kulturräume sich während der Abstimmungen gegenseitig begünstigten. Auch politisch beeinflußtes Abstimmungsverhalten sowie gezielte Boykotte wurden bemängelt. So fällt auf, daß Deutschland trotz teilweise guter Wettbewerbsbeiträge in den frühen Jahren keinen einzigen Siegertitel erringen konnte. Erst durch die Einführung des "Televotings" konnten diese Kritikpunkte zumindest teilweise ausgeräumt werden.
    Aus heutiger Sicht erscheint kurios, daß der Siegerpreis vom Interpreten an den Songschreiber weitergereicht wurde, in dessen Besitz die Trophäe auch verblieb. Erklären läßt sich das aus der Geschichte des "Grand Prix", der vom Ursprungskonzept her ein reiner Komponisten- und Textdichterwettbewerb sein sollte.
    Ab Mitte der 60er Jahre wandelten sich die Wettbewerbsbeiträge vom oft Balladesken mehr in Richtung moderner Popmusik und machten eine Reihe von Interpreten zu internationalen Stars, die zum Zeitpunkt ihres "Grand Prix"- Sieges noch weitgehend unbekannt waren. Dazu gehörte insbesondere die schwedische Popgruppe "Abba" mit ihrem Hit "Waterloo" von 1974, für die damit eine beispiellose Weltkarriere begann.
    Zu guter letzt die Auflistung aller Veranstaltungen zwischen 1956 bis 1973 mit den jeweiligen Veranstaltungsorten, Interpreten und ihren Siegertiteln:

    1956 Lugano (Schweiz). Lys Assia (CH) : Refrain
    1957 Frankfurt (Deutschland). Corry Brokken (NL): Net als toen
    1958 Hilversum (Niederlande). André Claveau (F): Dors mon amour
    1959 Cannes (Frankreich). Teddy Scholten (NL): Een beetje
    1960 London (Großbritannien). Jacqueline Boyer (F): Tom Phillibi
    1961 Cannes (Frankreich). Jean-Claude Pascal (LUX): Nous les amoureux
    1962 Luxemburg (Luxembourg). Isabelle Aubret (F): Un premier amour
    1963 London (Großbritannien). Grethe & Jorgen Ingmann (DK): Dansevise
    1964 Kopenhagen (Dänemark). Gigliola Cinquetti (I): Non ho l ´età
    1965 Neapel (Italien). France Gall (Luxembourg): Poupée de cire, poupée de son
    1966 Luxemburg (Luxembourg). Udo Jürgens (AU): Merci, Cherie
    1967 Wien (Österreich). Sandie Shaw (GB): Puppet on a String
    1968 London (Großbritannien). Massiell (E): La, la, la...
    1969 Madrid (Spanien). Salomé (E): Vivo cantado, sowie Frida Boccara (F): Un jour, un enfant, sowie Lenny Kuhr (NL): Da troubadour sowie Lulu (GB): Boom Bang-a- Bang
    1970 Amsterdam (Niederlande). Dana (IRL): All Kinds of Everything
    1971 Dublin (Irland). Séverine (MC): Un banc, un arbre, une rue
    1972 Edinburgh (Großbritannien). Vicky Leandros (LUX): Après toi
    1973 Luxemburg (Luxembourg). Anne- Marie David (LUX): Tu te reconnaitras

    Im Netz sind zahlreiche ESC - Clips zu dem hier besprochenen Zeitrahmen unter www.youtube.com abrufbar.
    Besonders zu empfehlen:
    www.youtube.com/watch?v=W1tSXCssXcQ
    www.youtube.com/watch?v=ka5OfjwB3nM
    www.youtube.com/watch?v=Txy6fIn6Mos
    www.youtube.com/watch?v=ctPrR8mMI3Y
    www.youtube.com/watch?v=e15bPgYTo9c
    www.youtube.com/watch?v=dTxXjzyHsnw
    www.youtube.com/watch?v=nKJVZmYdPbA
    www.youtube.com/watch?v=luxydXMU5AY
    www.youtube.com/watch?v=cVWKvILVOZ0
    www.youtube.com/watch?v=g5ZDbEBt3iY
    www.youtube.com/watch?v=Hf6KiVXzibU

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    Mittwoch, 18. Juli 2018, 17:35

    Merci Cherie hat mich damals beeindruckt, daran kann ich mich erinnern.
    Spätestens seit Stefan Raab kann ich den Quatsch nicht mehr ernstnehmen ...
    Und "Conchita Wurst" hat der Angelegenheit in meinen Augen sozusagen den endgültigen Todesstoß versetzt ...
    (Irgendeinen abartigen Quark "hypen" oder auch auskungeln um das Empfinden der Leut' in Sachen "Gender" zu manipulieren ...)

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    Mittwoch, 18. Juli 2018, 18:31

    Udo Jürgens und der Grand Prix Eurovision de la Chanson

    Für Udo Jürgens war mein Vater in den 60ern sehr zu haben. Sein ständiger Tenor: "Der Bengel kann was !" hat sich, bezogen auf die folgenden Jahrzehnte, dann auch mehr als bewahrheitet. Während andere deutsche Schlagersänger in den 70er/ 80er Jahren untergegangen sind oder durch Bierzelte und Einkaufszentren tingeln mußten, hat sich Jürgens durch eine gewisse Anpassung an den herrschenden Zeitgeist und ein Mindestniveau seiner Texte gut behaupten können.
    Den "Grand Prix" habe ich mir ca. seit den späten 70ern/ frühen 80ern nicht mehr angesehen. Meines Erachtens hat sich das Format einigermaßen überlebt und ist streckenweise sogar pervertiert.
    Guildo Horn , Stefan Raab und Conchita Wurst bedienten nachwachsende Generationen, die medial übersättigt waren und denen man "etwas Neues, Sensationelles" bieten wollte. Für mich ist das nichts. M.E. lag der "Peak" des ESC in den späten 60ern und frühen 70ern, danach ging´s allmählich im Sinkflug bergab.

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    Mittwoch, 18. Juli 2018, 18:50

    Jürgens hatte ein gewisses Charisma, wie z.B. auch Chris de Burgh es hat. Etwas, was die Leute sozusagen im Herzen erreicht ... (Das Langzeitgedächtnis meldet einen Liveauftritt de Burghs im Aktuellen Sportstudio vor Jahrzehnten und eine entsprechende beeindruckte Reaktion des anwesenden Uwe Seeler ... :) )

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    Donnerstag, 19. Juli 2018, 15:48

    Ganz andere Liga

    Obwohl ich seinerzeit mehr so auf Rock/Hardrock und "Artrock" stand, und es im Freundeskreis nicht hätte laut aussprechen dürfen zur Wahrung meiner "Street Credibility " , aber Udo Jürgens war als Musiker ein ganz anderes Kaliber als die Herren, die sich seinerzeit "Schlagerstar" nannten. Jürgens war ein Vollblutmusiker, der nur seine Stimme und ein Flügel (ein Klavier hätte es wohl auch getan) brauchte, um sein Publikum zu verzaubern. Vor dieser Fähigkeit hab ich schon immer den Hut gezogen. Da kamen ein Kaiser, Markus oder Ilic nicht mit.

    Hossa! ;)

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    Donnerstag, 19. Juli 2018, 17:12

    Mein Vater, Udo Jürgens, Silvio Francesco und Caterina Valente

    Fiel mir noch am Rande ein: im Gegensatz zu Udo Jürgens hat mein Vater Silvio Francesco regelrecht "gehaßt".
    Immer wenn der Unterhaltungskünstler (meist im Gefolge seiner Schwester Caterina Valente) im Fernsehen der 60er auftrat, kam der gleiche Sermon des alten Herrn: " Der kann doch nichts, den zieht seine Schwester nur mit durch !". Möglich, daß in diesem speziellen Fall auch eine gewisse Eifersucht mit hineinspielte, denn mein Vater mochte gutaussehende brünette Damen und insbesondere Caterina Valente :thumbsup: .

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    Freitag, 20. Juli 2018, 10:12

    Caterina Valente

    Auch Caterina Valente muss man herausnehmen aus der Riege der Schlagersternchen. Ich habe vor einige Zeit eine Doku über sie gesehen. Wenn ich das richtig verstanden habe , hätte sie im Genre Jazz eine große Karriere in den USA machen können, stand dort bereits mit allen möglichen Größen auf der Bühne, hat Ella Fitzgerald an die Wand gesungen. Und kommt dann zu ihren Fans nach Deutschland zurück und singt lieber wieder den Popocatepeteltwist (bei dem Pepito alle Mädchen küsst :rolleyes: ).

    Aber beim Silvio, da hat der Herr Papa wohl Recht gehabt, der war Mittelmaß :)

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    Freitag, 20. Juli 2018, 16:50

    Silvio Francesco und Margot Eskens

    Den guten Silvio habe ich i.W. als großgewachsenen, sehr schlaksigen und dadurch fast ein wenig lächerlich wirkenden "Beitänzer" aus den Shows mit seiner Schwester Caterina Valente in Erinnerung, wie sie in den 60ern im deutschen Fernsehen zu sehen waren.
    Kaum zu glauben, aber der gute Silvio hat zwischen 1957 und 1959 sogar einige Plattenaufnahmen mit der sowohl in optischer als auch in gesanglicher Hinsicht phantastischen Margot Eskens eingespielt.
    Nach 1963 war dann wohl weitgehend Feierabend mit der Gesangskarriere. In den letzten Jahrzehnten betrieb er ein kleines Hotel in Lugano, wo er im Jahre 2000 auch gestorben ist.