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    Montag, 2. Juli 2018, 16:29

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Der Staatsbesuch der britischen Königin in Deutschland 1965

    Der Besuch der britischen Queen Elisabeth II. in der Bundesrepublik Deutschland galt im übereinstimmenden Jahresrückblick aller damaligen Medien als das gesellschaftliche Großereignis des Jahres 1965. Bereits sieben Jahre zuvor hatte der damalige Bundespräsident Theodor Heuss Großbritannien einen Staatsbesuch abgestattet.
    Mit einem Gegenbesuch ließ sich die britische Königin dagegen Zeit. Der Zweite Weltkrieg lag nur zwanzig Jahre zurück, und viele der damals aufgerissenen Wunden galten auf beiden Seiten noch nicht als verheilt. Somit ließ sich der Besuch der Queen auch als Geste der Versöhnung interpretieren, zumal Großbritannien auch am Beginn der Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) stand und auf deutsches Entgegenkommen hoffte.
    Elisabeth II. wurde im Mai ´65 als "gekröntes Staatsoberhaupt" von der Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung überaus euphorisch empfangen. Der einstige Nimbus des zu dieser Zeit bereits weitgehend vergangenen "British Empire" wirkte noch im Bewußtsein vieler Menschen nach; auch bot die britische Monarchie deutlich mehr "Glamour" als die relative Nüchternheit der bundesdeutschen parlamentarischen Demokratie.
    Auf dem Besuchsplan stand ein elftägiges Mammutprogramm. Der Staatsbesuch war der längste und kostspieligste, den es bis daher in der Bundesrepublik gegeben hatte. Das Wirtschaftswunderland Westdeutschland stand im Jahre 1965 im Zenit seiner Hochkonjunktur, und seine Kriegszerstörungen waren innerhalb von nur zwanzig Jahren weitgehend beseitigt worden. Man verstand sich Mitte der 60er ganz im Sinne Ludwig Erhards als "formierte Gesellschaft" und vor allem als moderne, vollmotorisierte Industrienation.
    Queen Elisabeth und ihr Gemahl Prinz Philip besuchten im Mai 1965 insgesamt acht Bundesländer; das öfftl.-rechtliche Fernsehen berichtete fünfzig (!) Stunden lang live, und im Radio liefen Sondersendungen.
    Ein Jahr lang hatte sich die Bundesrepublik auf den Besuch vorbereitet, um das Land und seine Bürger von seiner besten Seite präsentieren zu können. Das Kürschnerhandwerk hatte Hochkonjunktur, bedingt durch zahlreiche Bestellungen von Nerzstolen seitens der "Damen der Gesellschaft". Auch Maßschneider hatten alle Hände voll zu tun, um eine genügend große Anzahl von Frackmodellen fristgerecht herstellen zu können.
    Am 18. Mai 1965 war es soweit. Ihre Majestät setzte in einem erstaunlich kleinen, zweimotorigen Propellerflugzeug vom Typ "Andover" auf dem Flughafen Köln- Wahn auf, wurde dort mit Salutschüssen, von diplomatischen Vertretern und nicht zuletzt von Bundespräsident Heinrich Lübke empfangen. Von dort ging es unmittelbar weiter bis zum Bonner Petersberg, wo der Empfang des Bundespräsidenten sowie ein Pressetermin stattfand. Am Abend fand im repräsentativen Schloß Augustenburg der große Staatsempfang mit über 2500 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Adel statt.
    Auch in den Folgetagen war der Terminkalender prallgefüllt: Frühstück bei Bundeskanzler Erhard, Besuch der britischen Botschaft, Empfänge und Galadiners in diversen Städten wie München, Stuttgart, Köln, Düsseldorf, Berlin, Hannover und Hamburg. Im einigen dieser Gemeinden bekamen die Kinder anläßlich des hohen Besuchs sogar schulfrei.
    Eine Woche nach ihrer Ankunft in Bonn kehrte die Queen nach Aufenthalten in der ganzen Bundesrepublik zurück nach Nordrhein- Westfalen. Am 25. Mai traf der Sonderzug, aus Baden- Württemberg kommend, in Köln ein, wo er von jubelnden Menschenmassen empfangen wurde. Aus den umliegenden Bürofenstern der Kölner Innenstadt ergoß sich trotz Verbots ein Konfettiregen. Der Höhepunkt des Besuchs war die Besichtigung des Kölner Doms. Insgesamt sollen sich um die 200.000 Kölner an den Straßenrändern eingefunden haben, die die Queen so fröhlich feierten, als wäre gerade wieder Karneval in der Stadt.
    Zum festlichen Anlaß wurden zahlreiche Andenkenartikel verkauft. So auch insbesondere durch fliegende Bauchladenhändler zahllose "Sonderpostkarten mit Sonderstempeln", die auch von vielen Nichtsammlern gern als bleibende Souvenirs angenommen wurden und die sich auch heute noch in vielen Sammlungen, Lagerbeständen und Flohmarktkonvoluten überreichlich wiederfinden und die immer noch für kleines Geld zu erhalten sind.
    Eine umfangreichere Doku zum Thema war aktuell nicht auffindbar, jedoch vermittelt der Clip über den Besuch der Queen in Berlin erste repräsentative Eindrücke:
    www.youtube.com/watch?v=KyyHhfswFVA
    Der Deutschlandbesuch der britischen Queen hatte im Jahre 1965 für breite Schichten der Bevölkerung einen überragenden gesellschaftlichen und auch emotionalen Stellenwert, von dem den sich viele Nachgeborene der heutigen Zeit oft nur noch schwer einen Begriff machen können. Aber wie heißt es so schön im Lied: " Times, they are a changing..."