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    Sonntag, 17. Juni 2018, 16:25

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Der Prager Frühling 1968

    Als damals elfjähriger Mittelschüler verbinde ich mit den dramatischen Ereignissen des August ´68, so banal es klingen mag, vor allem die Umbenennung eines Klassenkameraden mit ähnlichem Familiennamen in "Dubcek"; ein Spitzname, den er klaglos annahm und den er bis zur Mittleren Reife beibehielt. Im Sommer ´69 erzählten uns Verwandte anläßlich eines Besuchs in der "Zone", daß im Jahre zuvor auch Truppen der Nationalen Volksarmee mobilisiert worden seien, diese aber nicht zum Einsatz gekommen waren :| .
    Wie auch immer: der Staatspräsident der CSSR, Antonin Nowotny, beschloß aufgrund einer latenten Wirtschaftskrise in den frühen 60er Jahren eine Wirtschaftsreform. Ziel war die Verquickung von staatlicher Planwirtschaft mit zunehmend marktwirtschaftlichen Elementen. Aufgrund der wenig konsequenten Umsetzung, nicht zuletzt durch Widerstände in der eigenen Partei, schlugen viele der Reformmaßnahmen jedoch fehl.
    Darüber hinaus kam es zu Konflikten der KSC mit slowakischen Nationalisten, die mehr innerstaatliche Autonomie forderten. Insbesondere junge Menschen monierten den im Vergleich zum kapitalistischen Ausland deutlich niedrigeren Lebensstandard in der CSSR. Techoslowakische Intellektuelle prangerten darüber hinaus Zensurmaßnahmen und die vorgegebenen "sozialistischen Schreibstandards" an, worauf es als Gegenreaktion bereits 1967 zu einer Welle von Verhaftungen und Berufsverboten kam.
    Insbesondere durch innerparteilichen Druck trat Antonin Nowotny Anfang 1968 sein Amt als Erster Parteisekretär an den slowakischen Reformer Alexander Dubcek ab. Dieser formulierte sein Programm eines "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" und leitete eine Reihe von Reformen ein. Dazu gehörten Rede- und Versammlungsfreiheit sowie eine deutliche Lockerung des staatlichen Einflusses auf die Wirtschaft. Innenpolitisch wichtig war auch die geplante Föderalisierung des Staates in eine tchechische und eine slowakische Republik.
    Der Reformkurs wurde von großen Teilen der tschechoslowakischen Bevölkerung begrüßt und erfuhr aus unterschiedlichen Gründen auch aus dem westlichen Ausland Unterstützung. Breite Zustimmung erhielt das im Juni ´68 veröffentlichte "Manifest der 2000 Worte", das die Herrschaft der KPC deutlich kritisierte, mehr Demokratie einforderte und von vielen Prominenten unterzeichnet wurde, für die es dann allerdings in den Folgejahren auch zur "Falle" mit zahlreichen unschönen Konsequenzen wurde.
    Die Reaktion der Staaten des Warschauer Pakts ließ nicht lange auf sich warten. Im "Warschauer Brief" vom 15.7.1968 forderten die Sowjetunion, Bulgarien, Ungarn, Polen und die DDR von Alexander Dubcek eine deutliche politische Kursänderung unter weitgehender Zurücknahme der Reformansätze.
    Als seitens der CSSR keine adäquate Reaktion erfolgte und man dort auch nicht mit weitergehenden Maßnahmen des Warschauer Pakts rechnete, marschierten in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 überraschend Truppen just dieses Bündnisses in Stärke von etwa einer halben Million Mann in die CSSR ein. Die tschechoslowakische Führungsriege verurteilte zwar den Einmarsch, verbot aber ihren Truppen, Widerstand zu leisten. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene protestierten gegen den Einmarsch der Warschauer Pakt- Staaten mit Panzern, wobei ca. hundert Personen im Zuge von Demonstrationen ums Leben kamen.
    Die Parteiführung der KSC wurde nach Moskau verbracht und dort unter Druck veranlaßt, das "Moskauer Protokoll" zu unterzeichnen. Darin wurden wichtige Reformpunkte, darunter Presse- und Versammlungsfreiheit, wieder rückgängig gemacht. Die Reformer und ihre Befürworter hatten über Jahrzehnte mit teils erheblichen Repressalien wie Berufsverboten und staatlicher Verfolgung zu kämpfen.
    Die einmarschierten, überwiegend sowjetischen Truppen blieben letztendlich noch bis 1991 im Land.
    Gerechtfertigt wurde der im Vergleich mit dem Ungarischen Aufstand von 1956 weit weniger blutige Einmarsch in der Tschechoslowakei 1968 im Nachhinein mit der erst im November 1968 verkündeten "Breschnew- Doktrin".
    Diese schränkte die nationale Souveränität der Staaten des Warschauer Pakts deutlich ein. Letztendlich hatte die Schutzmacht Sowjetunion darüber zu befinden, welche politisch- gesellschaftlichen Entwicklungen in einem "sozialistischem Bruderstaat" akzeptabel waren oder nicht.
    Eine umfangreiche Doku zum Thema bietet neben anderen Clips auf youtube u.a.:
    www.youtube.com/watch?v=0AOQqJ7HeyU