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    Samstag, 12. Mai 2018, 23:45

    Durchbruch Lok 234 (BRD 1963)

    Der 1963 erschienene und m.E. auch heute noch sehenswerte Spielfilm mit knapp 90 Minuten Laufzeit beruhte auf wahren Begebenheiten, die sich im Dezember 1961 zwischen Oranienburg (DDR) und West- Berlin ereigneten. Zu dieser Zeit wagte ein Lokführer der Deutschen Reichsbahn, Harry Deterling, sein Heizer sowie mehrere Familien die Flucht mit einer Dampflok der Baureihe 78 und acht angehängten Personenwagen über die Hauptstrecke Hamburg- Berlin in den Westen. Aufgrund der gelungenen Flucht wurde die Strecke kurz darauf von Bautrupps der DR endgültig unterbrochen.
    Die filmische Umsetzung dieser spektakulären "Republikflucht" erfolgte zwischen April und Juni 1963 unter der Regie von Frank Wisbar. Gedreht wurde weitgehend in und um Geesthacht unter Verwendung von Zugmaterial der Deutschen Bundesbahn. Die Erstaufführung fand am 24. Oktober 1963 statt.
    Trotz des packenden Plots konnte sich die zeitgenössische Fiilmkritik nicht recht mit dem Werk anfreunden und kritisierte vor allem das von G. T. Buchholz verfaßte Drehbuch sowie die vermeintlich zu klischeehafte Handlung, aus der man mehr hätte herausholen können.
    Worum ging es ? Als DR- Lokführer Harry Dölling (Erik Schumann) von seiner Arbeit nach Hause kommt, muß er feststellen, daß sein ältester Sohn Arno (Rainer Eggers) in der Schule nach Befragen des Lehrers den Vater eines Freundes denunziert hat, der zusammen mit seiner Frau wegen des "Schauens von Westfernsehen" daraufhin verhaftet wurde. Dölling kommt schließlich zu der Erkenntnis, daß ein weiterer Verbleib in der DDR für ihn nicht mehr erstrebenswert ist, und er faßt den Plan, mit einem Zug der Deutschen Reichsbahn die Grenzstation Albrechtshof zu durchbrechen, über die noch ein intaktes Gleis bis nach West- Berlin führt.
    Daraufhin meldet er sich zu Sondereinsätzen und erhält auch eine Zuweisung für die besagte Strecke.
    Ehefrau Ilse (Maria Körber) ist mit der Flucht unter der Bedingung einverstanden, daß auch die Verwandten daran teilnehmen können, so sie denn wollen.
    Am Tag der Flucht stehen neben den "Eingeweihten" auch eine Reihe von normalen Fahrgästen am Bahnsteig.
    Auch Heizer Krause (Joseph Offenbach), der Dölling an diesem Tag zugeteilt wurde, entpuppt sich als Fluchtwilliger. Während der Fahrt schöpfen nichteingeweihte Eisenbahner und Transportpolizisten allmählich Verdacht. Schließlich durchbricht die Lokomotive 234 den Stacheldrahtverhau an der innerdeutschen Grenze und kommt auf West- Berliner Seite zum Stehen, womit sich die Frage sowohl für jeden einzelnen Fahrgast als auch für das Begleitpersonal stellt, ob er im "goldenen Westen" bleiben oder wieder in die DDR zurückfahren will.
    "Durchbruch Lok 234" ist ein vor allem im letzten Drittel spannungsgeladener Film aus der Zeit der deutschen Teilung, dem ein größeres Produktionsbudget sowie ein modifiziertes Drehbuch unter stärkerer Herausarbeitung der einzelnen Charaktere durchaus gutgetan hätte.
    Dennoch erachte ich den Film schon als Zeitdokument auch heute noch immer als überaus sehenswert :thumbup: :
    www.youtube.com/watch?v=Iqq1bMMiAeg