Das waren noch Zeiten!

Die Ermordung und anschließende Beisetzung des 35. Präsidenten der USA am 22. respektive 24. November 1963 wurde zum weltweit beachteten Medienereignis, an dem auch meine Eltern und Großeltern damals nicht vorbeikamen.
Erinnern kann ich mich noch an das Entsetzen, das meine Mutter mir gegenüber zum Ausdruck brachte, während ich dem Ereignis als damals sechseinhalbjähriger Grundschüler altersbedingt mehr oder weniger achselzuckend gegenüberstand.
Trotz erheblicher politischer Herausforderungen während seiner relativ kurzen Präsidentschaft war John F. Kennedy nicht nur in den USA, sondern auch weltweit äußerst beliebt, was bereits in den ersten Jahren nach seinem Tod zu einer gewissen Legendenbildung führte. Wie kam es dazu ?
Daß JFK einmal ein hohes politisches Amt bekleiden würde, schien ihm bereits in die Wiege gelegt. Bereits sein Großvater mütterlicherseits war ein anerkannter Politiker, und auch seine Brüder Edward und Robert (der 1968 ebenfalls ermordet wurde) prägten die amerikanische Geschichte in der zweiten Häfte des 20. Jahrhunderts.
Zwischen 1936 und 1940 studierte JFK trotz einiger gesundheitlicher Probleme in Harvard und arbeitete in diesem Zeitrahmen auch unter seinem Vater in der amerikanischen Botschaft in Großbritannien.
Nach der Kriegserklärung Japans an die USA trat JFK 1941 der Marine bei, wurde dort Kommandant des Schnellboots "PT 109" und erlitt während des Kriegseinsatzes eine nachhaltige Rückenverletzung. Durch die Rettung eines Kameraden avancierte er zum Kriegshelden, eine Entwicklung, die durch seinen Vater medial nachhaltig befördert wurde.
Nachdem Bruder Joseph im Krieg gefallen war, ruhten alle Hoffnungen des Vaters auf JFK, der sich 1946 mit nachhaltiger finanzieller Unterstützung seitens der Familie erfolgreich um einen Sitz im Repräsentantenhaus bewarb.
Für den nächsten Karriereschritt, einen Sitz im Senat, investierte Vater Kennedy mehrere Millionen Dollar für eine aufwendige Wahlkampagne. Seine Bemühungen zeitigten Erfolg: seit November 1952 war John F. Kennedy Senator für den Bundesstaat Massachusetts. Ein Amt, das er damals nicht ohne eine gewisse Bitterkeit als "korrumpierendsten Job der Welt" empfand.
1958 übernahm Bruder Robert schließlich die Wahlkampfleitung für JFK um das Amt des US- Präsidenten. Vor allem das heute legendäre Fernsehduell gegen den republikanischen Herausforderer Richard M. Nixon brachte JFK einen entscheidenden Punktgewinn bei der amerikanischen Wählerschaft ein. Nixon wirkte abgespannt, fahrig, schlecht rasiert und ungenügend vorbereitet, während JFK jugendlich dynamisch und rhetorisch brilliant hervortrat. Der politische Wahlkampf war im Fernsehzeitalter angekommen, und mit knapper Mehrheit konnte John F. Kennedy am 8. November 1960 seinen Sieg feiern. Nach Theodore Roosevelt wurde er zum zweitjüngsten Präsidenten der amerikanischen Geschichte.
In die darauffolgende nur etwas über zweijährige Amtszeit fielen eine ganze Reihe von bedeutenden historischen Ereignissen, durch die er, bedingt durch sein jugendliches Charisma und seine brilliante Rhetorik, zum weitgehend anerkannten Führer der westlichen Welt wurde. Zu diesen Ereignissen zählten das Scheitern der Invasion Kubas (Desaster in der Schweinebucht), die politischen Entwicklungen in Vietnam, der Bau der Berliner Mauer im August 1961 sowie die Bewältigung der Kubakrise im Oktober 1962. Auch die Ankündigung einer geplanten Mondlandung vor dem Hintergrund des "Kalten Kriegs" fiel in die Regierungszeit John F. Kennedy´s.
Im Gedächtnis breitester Bevölkerungsschichten insbesondere in den USA blieb vor allem ein Satz seiner präsidialen Antrittsrede im Gedächtnis: "Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann- fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können!"
Für viele Zeitgenossen verkörperten John F. Kennedy und seine gutaussehende Ehefrau Jacqueline Bouvier ("Jackie") das perfekte Traumpaar der 60er Jahre. Sie verkörperten in idealer Weise den Fortschrittsglauben, die Jugend und den Zeitgeist dieser Jahre. Obwohl sie gegenüber der Öffentlichkeit ein perfektes Paar abgaben, wurden JFK zahlreiche außereheliche Affären nachgesagt, unter anderem auch mit der damals außerordentlich populären Schauspielerin und Stilikone Marilyn Monroe. Trotz allem hielt Jackie bis zu seinem Tod zu ihrem Mann.
Auf John F. Kennedy wurde am 22. November 1963 während einer Wahlkampfreise in Dallas, Texas, ein Attentat verübt. JFK und Jackie fuhren gegen den Rat der örtlichen Polizei in einem offenen Fahrzeug über die Dealey Plaza, als ein (oder mehrere) Schütze(n) einige tödliche Schüsse abgab. Nur knapp eineinhalb Stunden später wurde der vermeintliche Schütze, Lee Harvey Oswald, als Hauptverdächtiger festgenommen.
Als er zwei Tage später in ein anderes Gefängnis überführt werden sollte, wurde Oswald von dem Barbesitzer Jack Ruby erschossen.
Das Attentat auf John F. Kennedy im November 1963 erschütterte die USA zutiefst und stürzte große Teile der amerikanischen Bevölkerung in Fassungslosigkeit und tiefe Trauer. An der Trauerfeier für den ermordeten Präsidenten nahmen damals rund eine Million Menschen teil. Die Feierlichkeiten wurden am 24. November über Satellit in 26 Länder der westlichen Hemisphäre übertragen.
Auch Ermittlungen von Polizei und Geheimdiensten konnten oder wollten nicht eindeutig klären, wer hinter dem Attentat steckte, zumal die meisten Akten zur Ermordung des Präsidenten bis 2017 unter Verschluß blieben. Infolge bildeten sich eine ganze Reihe von Verschwörungstheorien, die bis heute nicht zum Abschluß kamen.
Bis in die heutige Zeit ist John F. Kennedy neben Abraham Lincoln der beliebteste Präsident der US- Amerikaner, und auch Ehefrau Jackie, die 1968 den griechischen Großreeder Aristoteles Onassis heiratete, blieb ein amerikanisches Idol der 60er Jahre.
Neben anderen Clips ist ein sehr sehenswerter Beitrag zur Beisetzung des Präsidenten aus deutscher Quelle:
www.youtube.com/watch?v=mNNDzPNgQ&t=258s
Zum Attentat und den Verschwörungstheorien empfehlenswert:
www.youtube.com/watch?v=1_GOO4hogyw