Das waren noch Zeiten!

Die Pater Brown- Trilogie mit dem unvergessenen Volksschauspieler Heinz Rühmann in der Hauptrolle gehört zu einer Reihe von deutschen Spielfilmproduktionen der 60er Jahre, die damals erfolgreich in den Kinos lief und die auch heute noch (mit Ausnahme des dritten Teils) überaus sehenswert ist. Ich kann mich noch an den kongenialen Karl Schönböck erinnern, der in seiner Verkleidung als "Mephisto" in "Das schwarze Schaf" ermordet den Bühnenaufzug herauffuhr. Eine Szene, die mich vermutlich in den späten 60ern, als die Verfilmung auch im deutschen Fernsehen zu sehen war, nachhaltig beeindruckt hat .
Wie auch immer: in den Jahren 1960 bis 1962 produzierte die Bavaria- Film zunächst zwei Spielfilme auf der Grundlage der Pater Brown- Kriminalromane von Gilbert K. Chesterton. Der gewitzte katholische Geistliche ist ein irischer Pfarrer, dessen Laster neben dem Rauchen v.a. im Lesen von Detektivromanen besteht. Und weil dies seine Phantasie besonders anregt, kann er infolge auch von tatsächlichen Kriminalfällen nicht die Finger lassen. Dies wiederum stößt auf den äußersten Unwillen seiner Vorgesetzten, die ihn prompt in andere Gemeinden versetzen, aber auch an den entlegendsten Orten sucht und findet Pater Brown stets die Fährten des Verbrechens.

DAS SCHWARZE SCHAF (Uraufführung Dezember 1960). Auf einem Kirchenvorplatz wird ein Mann mit einem Hammer erschlagen. Jeder Verdacht fällt aufgrund des Tatwerkzeugs auf den Dorfschmied, doch Pater Brown kann dem Unschuldigen helfen und die Tat aufklären. Wegen seiner Tätigkeit als Amateurdetektiv wird er versetzt und gerät prompt an einen neuen Fall, bei dem es um einen ermordeten Bankier geht. Und wieder einmal steht der Pfarrer vor der Aufgabe, zunächst einen Unschuldigen vom Mordverdacht zu entlasten, wobei es mit dem Teufel zugeht, der in einem unmoralischen Theaterstück sein Unwesen treibt. Dennoch kann Pater Brown an der Polizei vorbei diesen verzwickten Fall aufklären. In Konsequenz versetzt ihn sein Bischof (Friedrich Domin) auf die weltabgeschiedene Insel Abbotte Rock.
Regie führte Helmut Ashley. Neben Heinz Rühmann wurde die Produktion mit zahlreichen namhaften Schauspielern besetzt, so mit Fritz Rasp, Siegfried Lowitz, Maria Sebaldt, Karl Schönböck, Herbert Tiede, Lina Carstens u.v.a.
Heinz Rühmann erhielt für "Das schwarze Schaf" 1961 den Bundesfilmpreis als bester Darsteller.

ER KANN´S NICHT LASSEN (Uraufführung Oktober 1962). Nach seiner Versetzung auf die weltabgelegene Insel Abbotte Rock begegnet Pater Brown seinen neuen "Schäfchen" in Form von Schmugglern und anderen zwielichtigen Gestalten. Er wundert sich über die verschlungenen Wege seiner Katze, findet dadurch prompt ein verschollenes Bild und gerät umgehend wieder in die Schlagzeilen, nachdem das Gemälde gestohlen wurde. Nach dem glücklichen Ausgang dieses Falles wird er in eine wohlhabende Gemeinde versetzt, in der er durch eine Reihe von seltsamen Todesfällen prompt in neue Abenteuer gerät.
Regie führte Axel von Ambesser. Neben der unverwüstlichen "Haushälterin" Lina Carstens spielten u.a. Rudolf Forster, E.-O. Fuhrmann, Grit Böttcher, Ruth- Maria Kubitschek, Siegfried Wischnewski und Horst Tappert.

DIE ABENTEUER DES KARDINAL BRAUN (Uraufführung Februar 1968 ). Gangsterboß Joe Ventura (Edward G. Robinson) hat eine zündende Idee, wie man Rauschgift nach Amerika schmuggeln kann. Er läßt eine Kopie von Michelangelo´s "Pieta" herstellen und will die Drogen in dieser Skulptur verstecken, um sie legal in die USA verschiffen zu können. Doch leider nehmen Ventura´s Gangster die Idee zu wörtlich und stehlen stattdessen das unbezahlbare Marmor- Original aus Rom. Kardinal Braun erfährt davon, macht sich auf Gangsterjagd und kurbelt den "kirchlichen Fahndungsapparat" an...
Der von Roxy- Film produzierte Film unter der Regie von Lucio Fulci hat mit der literarischen Vorlage Chesterton´s nichts mehr zu tun und gilt heute unter Pater Brown- Fans als Kommerzstreifen, der an seine beiden Vorgänger nicht im Entferntesten heranreicht.
Neben Heinz Rühmann spielten in weiteren Rollen u.a. Herbert Fux, Wolfgang Kieling, Uta Levka und Jean- Claude Brialy.
Die Pater Brown- Trilogie gilt bis heute zu den unvergessenen Spielfilmen deutscher Provenienz der 60er Jahre und ist auch nach über fünfzig Jahren immer noch sehenswert. Zu bedauern bleibt lediglich, daß der dritte Film bei weitem nicht mehr an das Niveau seiner Vorgänger anknüpfen konnte... .