•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das waren noch Zeiten!. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

    1

    Donnerstag, 23. November 2017, 16:27

    Sternstunden des Spielfilms der 60er Jahre - Der Spion, der aus der Kälte kam / The Spy Who Came in from the Cold (GB 1965)

    Die filmische Umsetzung des Bestsellers von John le Carré durch Martin Ritt ist ein überaus intelligent und komplex angelegter Spionagethriller vor dem Hintergrund des "Kalten Krieges" der 60er Jahre, der heute in dieser Form wohl nicht mehr inszenierbar wäre, zwingt er den Zuschauer doch, sich das Werk u.U. mehrfach anzuschauen :whistling: .
    Ritt´s Spionagefilm "funktioniert" nämlich in weiten Teilen wie ein Kammerspiel mit eindringlichen Dialogen zwischen Freund und Feind. Er verzichtet dabei auf das klassische Spannungsszenario sowie auf Actioneinlagen und zieht dagegen seinen Unterhaltungswert aus einem intelligent angelegtem Drehbuch, das nicht einen Dialog und eine Aktion seiner Darsteller vorsieht, die nicht ungemein wesentlich für den Fortgang und das Verständnis der Handlung ist. Dadurch, daß sich in dem Werk kaum eine Dialogzeile befindet, die schlichtweg nur der Auflockerung dienen würde, wird das Spannungsniveau auf einem weitgehend konstanten Level gehalten, was dann allerdings über volle 110 Minuten auch die höchste Konzentrationsfähigkeit der Zuschauer einfordert.
    Gleichzeitig vergibt der Film damit auch ein außerordentliches Kompliment an die Intelligenz seines Publikums :thumbsup: .
    Trotz seiner überragenden Qualität erhielt "Der Spion, der aus der Kälte kam" 1966 lediglich zwei Oscar- Nominierungen für die beste Hauptrolle und die beste Ausstattung. Oskar Werner erhielt einen Golden Globe als bester Nebendarsteller. Ebenfalls 1966 erhielt das Werk den British Film Academy Award in vier Kategorien.
    Worum ging es ? Alec Leamas (Richard Burton) koordiniert während des Kalten Krieges die Aktivitäten des britischen Geheimdienstes in West- Berlin. Als die von ihm betreuten Agenten in Ost- Berlin reihenweise enttarnt und eliminiert werden, bietet man ihm als Alternative zum drohenden Schreibtischjob in England einen letzten Auftrag an. Als vermeintlicher Überläufer soll er in der DDR dafür sorgen, daß der dortige Chef der Spionageabwehr, Hans- Dieter Mundt (Peter van Eyck), ins Zwielicht gerät und von seinen eigenen Leuten ausgeschaltet wird.
    Zum Schein wird Leamas daher aus dem Dienst entlassen, spielt den verbitterten Alkoholiker, nimmt einen Job als Archivar an und beginnt eine Liebesaffäre mit der orthodoxen Kommunistin Nan Perry (Claire Bloom). Wie gewünscht, wird der ostdeutsche Geheimdienst dadurch auf ihn aufmerksam und versucht, Leamas anzuwerben. In den Verhören, die Fiedler (Oskar Werner), Mundt´s ehrgeiziger Stellvertreter führt, denunziert Leamas Mundt als Doppelagent der Briten. Doch Mundt kann sich geschickt verteidigen, wobei er die nach Ost- Berlin gelockte Nan Perry als Entlastungszeugin vorführt. Leamas erkennt schließlich, daß er von seinen Auftraggebern benutzt worden ist, um den zwielichtigen Mundt zu schützen, der in der Tat als Doppelagent arbeitet. Verbittert beschließt er, dem Agentenleben abzuschwören und mit Nan Perry ein neues Leben zu beginnen. Doch die Realität des Kalten Krieges holt die beiden Liebenden an der Berliner Mauer ein...
    "Der Spion, der aus der Kälte kam" gehört m.E. zu den besten Agentenfilmen der 60er Jahre und ist längst zum Klassiker geworden. Bedingt durch seine Komplexität, verlangt er seinen Zuschauern ein relativ hohes Maß an "geistigem Stehvermögen" ab. Seine nicht zu leugnende Authentizität erhielt die literarische Vorlage v.a. dadurch, daß John le Carré in diesem Zeitrahmen tatsächlich für den britischen Geheimdienst in Berlin tätig war.
    Der Film ist mehr als fünfzig Jahre nach seiner Erstaufführung immer noch "ganz großes Kino" und kann nicht nur zeitgeschichtlich Interessierten auch heute noch vorbehaltlos empfohlen werden :thumbup: :thumbup: .