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    Mittwoch, 28. Juni 2017, 16:36

    Sternstunden des Spielfilms der 60er Jahre - Der Mann, der Liberty Valance erschoß / The Man who shot Liberty Valance (USA 1962)

    In heutigen Western- Fankreisen gilt der ausgefallene Film längst als aus dem Genre herausragender Filmklassiker, dem eine Reihe zeitloser Elemente innewohnen.
    Ich muß gestehen, daß ich als heranwachsender Jüngling gegen Ende der 60er Jahre (?), als ich den Film erstmalig im öffentlich- rechtlichen Fernsehen sah, noch nicht allzu viel mit dem Werk anfangen konnte. Western meiner Vorstellung hatten für mich spannend mit viel "Action" und möglichst vielen Schießereien zu sein, von daher konnte ich damals mit einem James Stewart als idealistischem Anwalt, der im amerikanischen Westen auf seine Art für Recht und Ordnung kämpfte, altersbedingt nicht viel abgewinnen. Heute sehe ich die filmische Umsetzung aus den frühen 60ern nach der gleichnamigen Erzählung von Dorothy M. Johnson naturgemäß mit etwas anderen Augen.
    Wie auch immer: "The man who shot Liberty Valance" war eine der späten Regiearbeiten von John Ford, der für die Rollen der Protagonisten gleich drei Spitzenstars der damaligen Zeit gewinnen konnte: James Stewart, John Wayne und Lee Marvin. Überraschenderweise entschieden sich sowohl die Produktionsfirma Paramount als auch der Regisseur dafür, das zweistündige Westernepos noch in s/w abzudrehen, was für einen Kinofilm dieser Zeit (wir schreiben die Jahre 1961/62) mit rund drei Millionen US- $ Produktionsbudget einigermaßen ungewöhnlich war. Die Drehbücher stammten von W. Goldbeck und J.W. Bellah, die Musik zum Film schrieben Alfred Newman und C.J. Mockridge.
    Die deutsche Synchronfassung kam ab September 1962 in unsere Kinos, wurde jedoch zur "Straffung des Films" leicht gekürzt, z.B. um eine Szene, in der ältere Bewohner von Shinbone das Wesen der amerikanischen Demokratie erklären.
    Die Handlung beginnt mit der Rückkehr des gealterten Senators Stoddard (James Stewart) und seiner Frau Hallie (Vera Miles) in das kleine Westernstädtchen Shinbone, um dort der Beerdigung ihres alten Freundes Tom Doniphon (John Wayne) beizuwohnen. Einigen anwesenden Journalisten erzählt der Senator die Geschichte seiner Bekanntschaft mit Doniphon. Stoddard kam vor Jahrzehnten als junger, idealistischer Anwalt in das kleine Städtchen am Rande der Zivilisation und geriet schnell mit dem gefürchteten Revolverhelden Liberty Valance (Lee Marvin) in Konflikt, der Shinbone und seine Umgebung terrorisierte und nur vor dem rauhbeinigen Cowboy Doniphon einigermaßen Respekt hatte.
    Gemäß seiner Profession versucht Stoddard zunächst, Valance mit juristischen Mitteln auszuschalten, scheitert jedoch damit. Hinter Valance stehen einige der größten Rancher der Umgebung, die diesen decken und auch für "besondere Aufträge" bezahlen. So kommt es schließlich zur endgültigen Austragung des Konflikts in einem "Showdown" zwischen Stoddard und Valance, bei dem letzterer zur Überraschung aller erschossen wird. Stoddard avanciert dadurch zum Volkshelden und steigt in den Folgejahren bis in höchste politische Ämter auf. Unbemerkt blieb jedoch, das in Wahrheit Valance von Doniphon aus dem Hinterhalt ins Jenseits befördert wurde, um Stoddard´s Leben zu retten.
    1963 erhielt der Film eine Oscar- Nominierung für die beste Kostümstaffage. John Wayne erhielt für diese Produktion einige Zeit später den Laurel Award, während das gesamte Ensemble den wichtigsten amerikanischen Western- Preis, den Western Heritage- Award, zugesprochen bekam.
    "Der Mann, der Liberty Valance erschoß", ist in meinen Augen weniger ein bedeutender Spätwestern, wie vereinzelt behauptet wird, sondern eine durchaus ernstzunehmende Auseinandersetzung über die Wahrhaftigkeit des "Mythos Wilder Westen". Als Ausnahmefilm dieses Genres, noch dazu von einem Regisseur inszeniert, dem wir ansonsten zahlreiche eher leicht mythisch überhöhte und dennoch sehr gute Westernproduktionen verdanken, ist der Film auch 55 Jahre nach seiner Entstehung nicht nur für Westernfans immer noch uneingeschränkt sehenswert :thumbup: :thumbup: .