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    Donnerstag, 19. Januar 2017, 19:28

    Kleine Chronik der frühen deutschen Fernsehgeschichte 1952 bis 1970 I

    1952
    Am 25. Dezember startet das bundesdeutsche Fernsehzeitalter. Der Nordwestdeutsche Rundfunk Hamburg (NWDR) sendet jetzt täglich zwischen 20 und 22 Uhr. An diesem Tag folgt nach der Ansprache des Intendanten als erste Unterhaltungssendung des deutschen Fernsehens das Fernsehspiel "Stille Nacht".
    Bundesweit gibt es zu dieser Zeit ganze 800 angemeldete Bildempfangsgeräte.
    Am 26. Dezember wird die erste Ausgabe der Tagesschau ausgestrahlt, danach zunächst nur dreimal wöchentlich als eine Art Wochenschau.
    Einige Zeit später äußert sich Robert Lembke über das neue Medium: "Es wird immer ein Rätsel bleiben, wie jemand das Fernsehen erfinden konnte, obwohl es doch damals noch gar kein Programm gab."
    1953
    Am 18. Februar folgt die erste Quizsendung: "Kennst Du Europa ? Fröhliches Raten mit jungen Menschen".
    Der Zuspruch zum Neuen Medium ist anfangs eher zögerlich. Am 1. April 1953 sind rund 1.500 Geräte angemeldet, davon steht gut die Hälfte in Gastwirtschaften und Rundfunkgeschäften. Eine Fernsehtruhe mit Holzeinfassung kostet um die 2.000,- DM und ist zu dieser Zeit für Normalverdiener fast unerschwinglich.
    Am 2. Juni wird die Krönung der englischen Königin Elisabeth II. mit noch recht unscharfen Bildern live übertragen. Die Sendung gilt fernsehhistorisch als Erstling des Eurovision- Formats.
    Die bis dato nur aus dem Rundfunk bekannten Entertainer Hans- Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld erscheinen erstmals auf dem Bildschirm. Gleichzeitig hat die erste Showmasterin Dagmar Späth großen Erfolg mit ihrem Ratespiel: "Ich seh´etwas, was du nicht siehst". Bei bundesweit nur 7.000 Fernsehteilnehmern gehen 11.500 Quizlösungen zu diesem Format in Hamburg ein.
    Bereits in diesem Jahr läuft auch Werner Höfer´s "Internationaler Frühschoppen" erstmalig an.
    1954
    Nach dem Gewinn der Fußball- WM im Juli folgt ein Boom beim Kauf von Fernsehgeräten in der Bundesrepublik. In diesem Jahr wird auch die "Kinderstunde" eingeführt, allerdings vorerst nur als 30- Minutenformat zwischen 16.30 Uhr und 17.00 Uhr.
    Am 1. November startet die ARD ihr Gemeinschaftsprogramm; Umschaltpausen dauern gelegentlich bis zu 20 Minuten.
    Peter Frankenfeld mit seinem Markenzeichen, dem großkarierten Sakko, ist auf dem besten Weg zum ersten TV- Unterhaltungsstar mit seinem Format "1:0 für Sie". Erstmals tritt auch der vollziehende Postbeamte Walter Spahrbier auf.
    1955
    Mittlerweile sind 84.000 Fernsehgeräte angemeldet, das bedeutet eine Verfünfzigfachung innerhalb von nur zwei Jahren. Erstmalig wird im TV auch Karneval gefeiert: "Mainz- wie es singt und lacht". Die Revue erzielt die sagenhafte Einschaltquote von über 90 Prozent.
    Am 21. Dezember zieht die DDR im sozialistischen Wettbewerb nach und beginnt mit ihren Ausstrahlungen.
    Die erste große deutsche TV- Familienserie läuft mit den "Schölermanns" an, die bis 1959 das Publikum unterhält.
    1956
    Hans- Joachim Kulenkampff sorgt für den ersten Fernsehskandal, in dem er in seiner Show "Wer gegen wen ?" die Kandidaten nach dem Text der dritten Strophe der bundesdeutschen Nationalhymne befragt. Keiner kennt sie, der Saal tobt vor Lachen. Ein CDU- Landtagsabgeordeter fordert daraufhin Kuli´s Entlassung wegen der Verunglimpfung der Nationalhymne.
    Das erste US- Importformat läuft sehr erfolgreich über die bundesdeutschen Bildschirme: "Rin- Tin- Tin".
    Im November sind die ersten Werbeeinblendungen im Bayerischen Rundfunk zu sehen.
    1957
    Im Februar erreicht Brecht´s "Dreigroschenoper" phänomenale 81 % Sehbeteiligung.
    Mitte Mai erscheint mit der "TV- Fernsehwoche" die erste deutsche ausschließliche Fernseh- Programmzeitschrift.
    Das WDR- Regionalprogramm "Hier und Heute" unter der damaligen Leitung von Werner Höfer läuft an: "Der Westen in Bildern, Berichten und Begegnungen". Die Informationssendung wird bis 1993 zum Dauerbrenner.
    1958
    Der bundesweite Fernsehempfang kommt auf Touren: mittlerweile sind 1,2 Millionen Mattscheiben angemeldet. Erstmalig moderiert Otto Höpfner das Erfolgsformat "Der Blaue Bock".
    Zum großen Hit des DDR- Fernsehens entwickelt sich das "Sandmännchen", das auch von vielen Westeltern als Einschlafhilfe benutzt wird, sofern sie das DDR- Programm empfangen können. Einige Zeit später versucht sich auch der Westen mit einem "Gegensandmann", der aber nie derart erfolgreich wird wie sein östliches Original.
    Im März teilt Robert Lembke mit, daß "Was bin ich ?" vorläufig beendet werde. Eine grobe Fehleinschätzung, denn der beim Publikum äußerst beliebte Dauerbrenner wird erst 1989 nach Lembke´s Tod vorerst eingestellt.
    1959
    Am 2. März läuft die erste Tagesschau mit einem Sprecher vor der Kamera: Karl- Heinz Köpcke. "Mr. Tagesschau" besitzt laut Eigenbekundung zwölf "Dienstanzüge" sowie 40 Krawatten und erhält wöchentlich 150 Fanbriefe.
    Die ersten Werbespots laufen jetzt auch im Programm des NDR, WDR und von Radio Bremen. Eine Werbeminute ist schon ab 7.000,- DM zu haben.
    1960
    Mittlerweile ist ein knappes Viertel der bundesdeutschen Haushalte mit Fernsehgeräten ausgestattet. Straßenfeger wie "Lassie", "Am Fuß der blauen Berge" oder "Stahlnetz" werden auch zu Wohnungsfegern der restlichen drei Viertel. Man trifft sich bei Oma, Onkel, Freunden und sonstigen Angehörigen zum Fernsehen. Das Medium erfüllt damit durchaus eine Sozial- und Gemeinschaftsfunktion.
    Zur zweiten großen Familienserie nach den "Schölermann´s" werden die "Hesselbach´s" . Erst durch dieses Format wird der südhessische Dialekt deutschlandweit bekannt.
    1961
    Auch an Sonntagen wird nun die "Tagesschau" gesendet. Im März beginnt das "Fernsehgericht" zu tagen. Vorsitzender ist Amtsgerichtsdirektor a.D. Sommerkamp, bald im Volksmund als "Papa Gnädig" bekannt.
    Erstmals schaltet sich der Bayerische Rundfunk wegen "sittlicher Gefährdungen" aus dem ARD- Gemeinschaftsprogramm: gegeben wird "Lysistrata" mit Romy Schneider.
    Das Bundesverfassungsgericht verbietet die Einrichtung des Adenauer- Projekts "Freies Fernsehen". Der Spaß kostete den Steuerzahler die für damalige Verhältnisse stolze Summe von 35 Millionen DM.
    Chris Howland, bekannt als "Heinrich Pumpernickel", begeistert erstmals mit seinem Unterhaltungsformat "Musik aus Studio B".
    1962
    Erstmals werden auf Vorschautafeln die Sendungen gekennzeichnet: Für Kinder (K), für Jugendliche (J) und für Jugendliche nicht geeignet (nJ). Die Kennzeichnungen sollen Eltern Entscheidungshilfen bieten.
    Zum absoluten Straßenfeger wird der erste Durbridge- Krimi "Das Halstuch".
    Ende 1962 steht das ZDF in den Startlöchern. Über 1.000 der geplanten 1.800 Mitarbeiter sind schon in Lohn und Brot, erworben wurden Filme für über 10 Millionen DM, von denen sich bei näherer Durchsicht nur ein Drittel als sendefähig entpuppt. Der Medienspott titelt: "ZDF- Die Müllschlucker des deutschen Fernsehens".
    1963
    Vor Sendebeginn hat das ZDF noch ein großes Problem: die Nachrichten- Journalisten müssen üben, können aber noch nicht senden. So machen sie vorerst Interviews mit kurzgeschlossenen Kabeln. Die deutschen Politiker wissen jedoch bald Bescheid: "Sind sie vom Ersten oder vom ZDF", lautet dann oft die amüsierte Gegenfrage. Dennoch hat die Qual bald ein Ende: am 1. April um 19.30 nimmt das ZDF endlich seinen Sendebetrieb auf. Aus technischen Gründen kann das Programm anfangs nur von etwas mehr als der Hälfte der TV- Besitzer empfangen werden. Eine Werbeminute des neuen Senders. der bundesweit ausstrahlt, kostet stolze 24.000,- Mark.
    Zeitgeistbedingt gibt es bei der ARD- Konkurrenz Ärger um die Unterhaltungssendung "Show Time". Dort wird vornehmlich in Englisch gesungen statt in der Muttersprache, was viele zu harscher Kritik an der "fortschreitenden Amerikanisierung" des Programms veranlaßt.
    1964
    Gegen Ende des Jahres wird das 10- millionste Fernsehgerät angemeldet.
    Erstmals läuft H.- J. Kulenkampff´s erfolgreichste Unterhaltungsshow inklusive von der ARD tolerierter regelmäßiger Überziehung: "Einer wird gewinnen" (EWG).
    Die Firma Philips bietet den ersten Videorekorder zum stolzen Preis von knapp 7.000,- DM an. Ein Band mit einer Laufzeit von 45 Minuten kostet 300,- DM. Entsprechend bescheiden ist die Nachfrage.
    1965
    Mit Lou van Burg beginnt die TV- Invasion der holländischen Moderatoren: "Der Goldene Schuß" ist einer der absoluten Quotenrenner dieser Zeit. Auch Rudi Carrell feiert seine ersten Erfolge.
    Uschi Nerke startet am 25. September die erste Folge des "Beat Club", und nach Absprache mit dem Bundesverband deutscher Zeitungsverleger verlangt die CDU/ CSU Bundestagsfraktion ein völliges Verbot von Fernseh- Werbesendungen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
    Bis 1972 wird unter dem Titel "18, 20, nur nicht passen" im Programm des ZDF ernsthaft Skat gedroschen. Das Format wird zum unerwarteten Erfolg, obwohl Moderator Heinz Röll die Sendung als Verlegenheitslösung ansah, um "eine Programmlücke zeitnah schließen zu können".
    Kurz vor Weihnachten präsentiert der SFB den bundesdeutschen Zuschauern erstmals eine "Feindsendung". "Musik- unsere gemeinsame Sprache" ist nämlich eine DDR- Produktion mit dem Leipziger Thomanerchor und der Ostberliner Staatsoper. Die Bildzeitung schäumt: "Der SFB erkennt die "DDR" an !".