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    Montag, 24. Oktober 2016, 19:10

    Der Hohnsteiner Kasper

    Zu den beliebtesten Unterhaltungsformaten für Kinder gehörten in den 60er Jahren die verschiedenen Serien mit Peter René Körner und dem Hohnsteiner Kasper. Ich war damals ein großer Fan des Puppentheaters, leider hat´s in meiner Kindheit nur zu einem einzigen Besuch des "Kasperletheaters" gereicht, von dem ich einigermaßen enttäuscht war. Ich saß im hinteren Drittel einer Grundschulaula, der Saal war rappelvoll, und ich bekam kaum etwas von der Vorstellung mit :wacko: .
    Auch in vielen Familienhaushalten befanden sich damals kleine Puppenbühnen, mit denen meist die erwachsenen Bezugspersonen mittels einiger Handpuppen die kleinen Zuschauer unterhielten. Meist bestand das "Ensemble" aus relativ preisgünstigen PVC- Handpuppen, die mit den Darstellern der Puppenfilme, die wir damals im Fernsehen sahen, nicht mithalten konnten.
    Der "Hohnsteiner Kasper" war eine Erfindung des 1888 in Bad Ems geborenen Max Jacob, der im frühen 20. Jahrhundert Mitglied der bürgerlich geprägten Wandervogelbewegung war. Anfang der 20er Jahre entwickelte er erste Puppenspiele vor einem Publikum, woraus die späteren "Hartensteiner Puppenspiele" entstanden. Max Jacobs Kasperfigur wurde in der Bevölkerung schnell als "pädagogischer Kasper" bekannt, da er anders als seine Vorgängerfiguren aufkommende Probleme nicht durch seine Schlagkraft oder durch Zoten, sondern meist durch Ideen, Wortwitz und Gespräche lösen konnte. Darüber hinaus unterschied sich der spätere "Hohnsteiner" von seinen Jahrmarktvorgängern dadurch, daß er nicht relativ statisch auf einer Spielleiste montiert war, sondern sich als Handpuppe weitgehend frei auf der verfügbaren Bühnenfläche bewegen konnte.
    1928 siedelte der Spielbetrieb auf die Burg Hohnstein um und gründete dort die "Hohnsteiner Puppenspiele". Erst durch die nun wesentlich besseren Raumverhältnisse konnte das Angebot deutlich erweitert werden. Man bot Theaterspiele für Kinder und Erwachsene auf mehreren Bühnen sowie auch Lehrgänge für Laien und Profispieler an. 1936 waren die Hohnsteiner bereits so bekannt, daß sie eine Einladung aus Paris erhielten, um auf der dortigen Weltausstellung ihre Künste zu zeigen. In diesem Zeitraum wurden auch die ersten Kasperfilme für das Kino produziert, die den Bekanntheitsgrad der Bühne noch einmal deutlich steigerten. Im Krieg wurden die Hohnsteiner dann u.a. auch zu Aufführungen im Rahmen der Wehrmachtsbetreuung verpflichtet.
    Neben der Bühne von Max Jacob wurde auch noch die von Hans Wickert gegründet. Nach dem Krieg kamen dann die weiteren Bühnen von Harald Schwarz, Friedrich Arndt und Erich Kürschner zur Entfaltung. Insbesondere das Ensemble von Friedrich Arndt erreichte in den Nachkriegsjahren einen sehr hohen Bekanntheitsgrad durch die Aufnahme von Schallplatten und TV- Produktionen für das WDR- Kinderfernsehen.
    Die Hörspiele "Der Bär geht spazieren", "Kasper und Seppl bei den Indianern" oder "Die geheimnisvolle Kaffemühle" wurden über lange Jahre sehr erfolgreich auf Tonträgern eingespielt.
    Im TV- Kinderprogramm der ARD hatte der "Hohnsteiner Kasper" erstmals 1964 seinen Debutauftritt. Durch den großen Zuschauerzuspruch bekam dieser kurz darauf seine erste eigene Sendereihe mit "Kasper und René". In den Folgejahren verließ Kasper das Studio und begab sich u.a. mit dem Auto nach Prag, in einer Kutsche nach Rom, auf eine Wettfahrt zu Wasser nach Norwegen, zum Skilaufen nach Finnland und sogar auf Pantoffeln nach Japan. Kasper´s Partner und Gegenpart war der Schauspieler, Moderator und Sänger Peter René Körner, der dadurch zum Star des Kinderfernsehens der 60er Jahre wurde.
    Nachfolgend die chronologische Aufstellung der Serien mit dem Hohnsteiner Kasper, die bei einigen sicher viele Erinnerungen wachrufen werden:

    1964 Kasper und René
    1965 Märchenraten mit Kasper und René (EA 18.7.1965)
    1966 Liederraten mit Kasper und René (EA 3.7.1966)
    1967 Ratereise mit Kasperle und René (EA 16.7.1967)
    1968 Ratereise um die Welt
    1969 Märchenraten auf dem Dachboden (EA 7.9.1969)
    1970 Hoftheater mit Kasper und René (EA 9.8.1970)

    Die damaligen, in den Augen vieler Kinder der damaligen Zeit "Superstars" Kasper und René mit ihren beliebten Sendungen gelten heute mit ihren Quiz- und Showelementen als erste Gameshow- Reihe für Kids, obwohl man diesen Begriff damals weder kannte noch in dieser Form verwendet hätte. Von daher schrieben die Protagonisten dieses Formats ein Stück Fernsehgeschichte und es ist mehr als verwunderlich, warum aus den einzelnen Serien immer noch keine ansprechende DVD- Edition zusammengestellt wurde. Selbst auf youtube finden sich keinerlei Clips aus den Jahren 1964 bis 1970/71. Anfragen von interessierter Seite beim WDR ergaben, daß zumindest ein Großteil der Folgen noch archiviert sei und bei Bedarf über den Mitschnittservice bestellt werden könne.
    Deshalb wäre es für die einschlägigen Produzenten ein Leichtes, aus dem noch vorhandenen Material eine attraktive Edition zusammenzustellen, die sicher nicht an mangelnder Nachfrage scheitern dürfte.
    Aber was heute nicht ist, kann morgen ja noch werden ... :thumbsup: :thumbsup: .