Das waren noch Zeiten!

Eine der frühesten in Deutschland ausgestrahlten Westernserien im "kleinen" Format war "Tombstone Territory".
Zwischen 1959 und 1961 war ich jedoch erst bedingt fernsehtauglich, so daß diese spannende Reihe damals an mir vorbeigegangen ist.
Die Serie lief im Vergleich zu zeitgleich produzierten familienfreundlicheren Westernreihen mit wesentlich "härteren" Plots zwischen 1957 und 1960 als 25- Minutenformat über 91 Episoden in 3 Staffeln auf ABC- Network.
Produziert wurde "Tombstone" von ZIV TV- Programs, einer Firma, die in den 50er/ 60er Jahren vor allem zahlreiche Fernsehserien im Halbstundenformat für die damals schon reichlich vorhandenen Sendeanstalten in den USA herstellte, insbesondere für Sendeplätze, die außerhalb der "Prime Time" lagen.
Im Falle von "Tombstone" legten die Produzenten besonderen Wert auf historische Genauigkeit und Authentizität bei der Umsetzung der Drehbücher. Selbst die historischen Requisiten wurden nach eingehenden Quellenstudien originalgetreu rekonstruiert. Die Außenaufnahmen fanden teilweise auf der Ranch des Westernstars und "singenden Cowboys" Gene Autry statt.
Worum ging es ? Sheriff Clay Hollister (Pat Conway) ist ein noch junger, aber umso energischerer Gesetzeshüter, der in dem Städtchen Tombstone und seiner Umgebung täglich im Einsatz ist, um dort in den 1880er Jahren für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Raub- und Banküberfälle sind keine Seltenheit, Schlägereien und Duelle in den zahlreichen Saloons und Spielhöllen an der Tagesordnung. Ärger bereiten auch die Cowboys der Viehtrecks, die sich in der Stadt austoben wollen, sowie Revolverhelden, die sich allzu gern beweisen möchten. Im Umland gibt es marodierende Apachen, die von Geschäftemachern mit Waffen und Munition versorgt werden.
Der örtliche Zeitungsverleger Harris Claibourne (Richard Eastham) unterstützt die Arbeit des Sheriffs nach Kräften. Claibourne fungiert in der Serie gleichzeitig als Erzähler des Handlungsrahmens, wodurch alle Folgen einen halbdokumentarischen Charakter erhalten. Verstärkt wird dieser Effekt durch die jeweils genaue Angabe der Örtlichkeit, der Tageszeit und sogar der Uhrzeit des Geschehens.
Bereits am 20.6.1959 lief im Programm der ARD die Pilotfolge "Der Sheriff zieht die Steuern ein". Gesendet wurden im Anschluß bis Dezember 1961 12 Episoden, wobei im Jahre 1960 lediglich eine Episode ausgestrahlt wurde. Zu dieser Zeit wurden eingekaufte Serien noch sehr genau von den öffentlich- rechtlichen Sendern begutachtet und Folgen mit zu großer Brutalität oder aufgrund anderer Bedenken meist "sittlicher " Art aus dem Sendeprogramm gestrichen. Zwischen Mai und Juli 1970 sollen einzelne Episoden von "Tombstone" in einigen Vorabendprogrammen der ARD dann noch einmal wiederholt worden sein, wobei die Quellenlage für diesen zweiten Ausstrahlungszeitraum auffallend dünn ist.
Der Protagonist der Serie, Pat Conway, trat nach "Tombstone" noch als Gaststar in zahlreichen bekannten Serien wie "Bonanza", "Hondo", "Sprung aus den Wolken", "1000 Meilen Staub" oder "Geächtet" auf. Conway sah sich stets als bekennender Einzelgänger und eingefleischter Junggeselle. Seine freie Zeit verbrachte er besonders gern mit dem Lesen historischer Novellen. Conway war leider auch exzessiver Alkoholiker und verstarb bereits 1981 im Alter von nur 50 Jahren.
Die komplette Serie wurde vor einigen Jahren von TMG digital restauriert, als DVD- Komplettedition angeboten und ist auch bei uns als US- Importware erhältlich. In amerikanischen Fanforen wird die gute Restaurierung der Reihe eingehend gewürdigt. Ein Angebot mit deutscher Synchro existiert leider nicht.
Auf www.youtube.com finden wir z.Zt. eine Reihe von sehenswerten Clips zu "Tombstone Territory", die uns unter anderem den frühen Leonard Nimoy als "The Horse Chief" sowie Ernest Borgnine als Häuptling Geronimo präsentieren.
"Tombstone Territory" ist eine etwas härtere Variante von Westernserien aus der Blütezeit dieses Genres, die alle Elemente dieser Reihe in sich vereinigt und sich darüber hinaus an historischen Hintergründen orientiert.
Die Serie ist m.E. auch heute noch ohne Einschränkungen sehenwert und wird in amerikanischen Fanforen oft als zu Unrecht "most underrated" eingeschätzt .