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    Mittwoch, 10. August 2022, 07:40

    RE: Die Adventsvierteiler der 60er Jahre im ZDF

    Man haette doch viele Alexandre Dumas Romane verfilmen koennen.
    Das Konzept der Adventsvierteiler scheiterte Anfang der 80er schließlich daran, daß geeignete literarische Vorlagen, die einem breiten Publikum bekannt waren, immer schwerer zu finden waren. Die Reihe wurde daher im Dezember 1983 endgültig abgeschlossen.


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    Mittwoch, 10. August 2022, 12:14

    RE: Die Adventsvierteiler der 60er Jahre im ZDF

    Schade, das Komplettpaket kann ich in amazon.de nicht mehr finden.

    Nur eine Viererpackung mit "Robinson Crusoe", "Schatzinsel", "Tom Sawyer" und noch einem weiteren Vierteiler.

    Alle Adventsvierteiler sind zwischen 2004 und 2008 als DVD erschienen und sowohl einzeln als auch als Komplettpaket mittlerweile recht günstig zu erwerben.

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    Mittwoch, 10. August 2022, 16:15

    RE: RE: Die Adventsvierteiler der 60er Jahre im ZDF

    Man haette doch viele Alexandre Dumas Romane verfilmen koennen.
    Das Konzept der Adventsvierteiler scheiterte Anfang der 80er schließlich daran, daß geeignete literarische Vorlagen, die einem breiten Publikum bekannt waren, immer schwerer zu finden waren. Die Reihe wurde daher im Dezember 1983 endgültig abgeschlossen.



    Die oben gemachte Aussage stammt aus einem älteren Post und stellt sozusagen die "offizielle" Begründung zur endgültigen Einstellung der Adventsvierteiler dar. Das kann man, denke ich, heute nicht mehr so ohne weiteres stehenlassen, denn interessante literarische Vorlagen hätte es noch zuhauf gegeben, z.B. aus dem Werk des von dir genannten Alexandre Dumas.
    Hinter den Kulissen der damaligen Produzenten resp. Sendeanstalten soll es spätestens ab Anfang der 70er Jahre hoch hergegangen sein. Insbesondere die Franzosen sollen massiven Druck ausgeübt haben, um bevorzugt die von ihnen favorisierten literarischen Themen und ihre Schauspieler in den Koproduktionen unterbringen zu können. Etwas überspitzt ausgedrückt: wir wählen aus (und gewähren den "boches" ein kleines Mitspracherecht), und die Deutschen zahlen (und wir Franzosen geben noch etwas dazu). Auf Dauer konnte diese Einstellung nicht zu fruchtbaren Ergebnissen führen, und die daraus entstandene Frustration insbesondere auf deutscher Seite soll dann letztendlich zum Ende des Kultformats geführt haben.
    Die Frage "Warum wurden die Adventsvierteiler eingestellt ?" wäre durchaus noch einer genaueren Recherche wert, und bei Gelegenheit werde ich mich noch einmal darum kümmern.

    Zu den Adventsvierteilern auf DVD: vor einigen Jahren wurden die einzelnen Editionen fast wie "sauer Bier" zu sehr günstigen Preisen angeboten. Scheinbar hatten die Herausgeber die Auflagen sehr hoch angesetzt und die tatsächliche Nachfrage überschätzt. Derzeit haben sich die Preise wohl wieder etwas nach oben eingependelt. Alternativ kann man sich viele der Vierteiler auch auf youtube ansehen, wenn auch nicht immer mit besonders guter Bildauflösung.
    P.S. Habe kurz noch einmal auf ebay nachgeschaut. Den "Seewolf" gibt es bereits ab 2,66 Euro zzgl. Versand.

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    Mittwoch, 10. August 2022, 18:54

    Zwei Jahre Ferien (1974)

    Jules Vernes Buch "Deux ans de vacances" (Zwei Jahre Ferien) erschien 1888 in der Reihe "Voyages Extraordinaires" (Außergewöhnliche Reisen) im Pariser Hetzel- Verlag und handelte von fünfzehn Jungen, die zu Beginn einer Ferienfahrt rund um Neuseeland Schiffbruch erleiden, auf einer einsamen Insel stranden und daraufhin viele Abenteuer erleben. Die spannende Geschichte wurde im Rahmen der ZDF- Adventsvierteiler 1973/74 filmisch in Szene gesetzt.
    Für die wieder einmal in Rumänien und am Schwarzen Meer gedrehte, deutsch- französische Koproduktion hatte man erneut Walter Ulbrich verpflichten können, der das Drehbuch "nach Motiven von Jules Verne" geschrieben hatte. Dies trug dem Trend der 70er Jahre Rechnung, sich von der Werktreue der literarischen Vorlagen mehr und mehr zu entfernen und diese zu mehr oder weniger eigenständigen Produktionen umzugestalten.
    Regie führten der Franzose Gilles Grangier und der Rumäne Sergiu Nicolaescu. Letzterer hatte bereits bei dem legendären Adventsvierteiler "Der Seewolf" von 1971 gemeinsam mit Wolfgang Staudte hinter der Kamera gestanden. Auch einer der jungen Protagonisten, Franz Seidenschwan, hatte bereits als jugendlicher Humphrey van Weyden die Herzen der "Seewolf"- Fans erobert. Ebenso wie sein Kollege Marc di Napoli, der 1968 durch seine Hauptrolle in "Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer" zum Jugendstar wurde. Die übrige Riege der Darsteller war bis auf Werner Pochath und Rainer Basedow in den Rollen der ausgebrochenen Sträflinge Forbes und Pike relativ unbekannt.
    Die eingängige, gepfiffene Titelmelodie der deutschen Fassung von "Zwei Jahre Ferien" stammte wieder einmal von Hans Posegga, der mit seiner Musik bereits dem "Seewolf" zum Erfolg verholfen hatte. Warum Poseggas Komposition in der französischen Version durch Musik von Alain le Meur ersetzt wurde, bleibt bis heute das Geheimnis der französischen Koproduzenten.
    Bei diesem Adventsvierteiler handelte es sich, wie bereits angedeutet, um eine nicht gerade werkgetreue Umsetzung des Stoffes von Jules Verne. Die zeitgenössische Kritik war dennoch von dem Vierteiler angetan: " Die packende Grundidee des Buches, die maritime Atmosphäre und alle Zutaten, die man seitens eines begeisterungsfährigen jugendlichen Publikums von einem Abenteuerfilm erwartet, dies findet der Zuschauer auf jeden Fall wieder. Dadurch hat dieser Film für die Jugendlichen der 70er Jahre einen hohen Erinnerungswert. Die eigentliche Fabel des Buches hat man geschickt in eine Rahmenhandlung eingewoben...Stilistisch hat man sich erweiternd dazu noch etwas Besonderes einfallen lassen: um Überleitungen elegant zu meistern oder um nicht darzustellende Erläuterungen oder Hintergründe an den Zuschauer weiterzugeben, hat man einen Erzähler der Geschichte erschaffen. Dies ist der Schiffsjunge Dick Sand. Warum man den Namen des Schiffsjungen des Verne- Romans "Ein Kapitän von 15 Jahren" gewählt hat und nicht den des im Buch vorhandenen Schiffsjungen und Kochgehilfen Moko, wird wohl für immer ein Geheimnis der Filmemacher bleiben".
    Der zwischen dem 7. und 29. Dezember 1974 erstmals ausgestrahlte Vierteiler kam beim Publikum, so auch beim Verfasser dieser Zeilen, überaus gut an. Die Münchener Abendzeitung schrieb dazu: "Ein Kombüsenjunge und ein Rudel feiner Old- England- Knaben auf Abenteuerfahrt. Die Serie begann mit unverwüstlicher Jules Verne- Phantasie und weckte Neugier auf die Fortsetzungen. Nicht so atmosphärisch dicht wie "Der Seewolf"- aber fast."
    In der DDR lief der Adventsvierteiler unter dem Titel "Piraten des Pazifik". Seit 2007 ist die mittlerweile legendäre Produktion auf DVD zuzüglich Begleitmaterial im Handel erhältlich. Für mich ist "Zwei Jahre Ferien" der zweitbeste Adventsvierteiler aus den 70er Jahren direkt nach dem "Seewolf".

    www.youtube.com/watch?v=u38X59peSUM

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    Donnerstag, 11. August 2022, 14:53

    Lockruf des Goldes (1975)

    Der auch heute noch sehr bekannte Adventsvierteiler von 1975 ist mir vor allem durch einige recht markante szenische Längen in Erinnerung geblieben, die selbst für die Zeit vor knapp 50 Jahren einigermaßen ungewöhnlich waren. Darüber hinaus würde ich ihn qualitativ, bezogen auf die ausgestrahlten Vierteiler in den 70ern, hinter den "Seewolf" und "Zwei Jahre Ferien" einstufen wollen.
    Jack London, der vor allem durch seinen "Seewolf" zu internationaler Berühmtheit gelangte, wurde, wie viele Amerikaner seiner Zeit, gegen Ende des 19. Jahrhunderts vom Goldrausch erfaßt. Ende Juli 1897 reiste er gemeinsam mit seinem Schwager James Shepard und einigen anderen nach Alaska Richtung Yukon River und versuchte dort sein Glück als Goldsucher, allerdings ohne Erfolg. Seine dort gemachten Erfahrungen verarbeitete er u.a. in seinen Romanen "The Call of the Wild" (Lockruf der Wildnis, 1903) und "Burning Daylight" (Lockruf des Goldes, 1910). Im Vergleich zu Jack London selbst findet der ehrgeizige Titelheld des Buches, Elam Harnish, sein Glück in Form eines riesigen Goldfundes.
    Schon früh wurde die literarische Vorlage sowohl von Hobart Bosworth (1914) als auch von Charles Brabin (1928 ) jeweils als Stummfilm realisiert. Fast ein halbes Jahrhundert später lief "Lockruf des Goldes" ab 21. Dezember 1975 als Adventsvierteiler des ZDF, basierend auf Motiven aus verschiedenen Jack London- Büchern sowie einigen authentischen Zeitdokumenten. Pate dieser Umsetzung war wieder einmal der Produzent und Drehbuchautor Walter Ulbrich, der eingefleischter Jack London- Fan war und bereits als Drehbuchautor der "Schatzinsel" sowie als Produzent des "Seewolf" große Erfolge feiern konnte.
    Für "Lockruf des Goldes" konnte wieder einmal Regisseur Wolfgang Staudte gewonnen werden, der die aufwendige Produktion im Auftrag von ZDF, ORF und TF 1 Paris gemeinsam mit seinem rumänischen Kollegen Sergiu Nicolaescu wirkungsvoll in Szene setzte. Die Dreharbeiten erstreckten sich über achteinhalb Monate; während dieser Zeit wurde der Set 54 Mal (!) im geographischen Dreieck Schwarzmeer- Karpaten- Eisernes Tor gewechselt. Die Goldgräberstadt Dawson City sowie die Siedlung der Tlingiit- Indianer wurden speziell für die Produktion rekonstruiert. Insgesamt beteiligten sich über 12.000 Komparsen an den Dreharbeiten.
    Hauptdarsteller Rüdiger Bahr in der Rolle des Elam Harnish kam vom Theater und war für die meisten Fernsehzuschauer ein noch weitgehend Unbekannter. Obwohl er mit der Rolle des vom Klondikefieber gepackten Elam Harnish durchaus zu überzeugen wußte, brachte diese Rolle für seine nachfolgende schauspielerische Karriere keinen endgültigen Durchbruch. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorreiter Raimund Harmstorf, der als "Seewolf" Kapitän Wolf Larsen schlagartig bekannt wurde und auch anschließend schauspielerisch weiter nachgefragt wurde.
    Auch die zahlreichen weiteren rumänischen und französischen Darsteller waren bei uns mit zwei Ausnahmen weitgehend unbekannt. Emmerich Schäffer hatte bereits im "Seewolf" den boshaften Schiffskoch Mugridge dargestellt und trat nun als Goldsucher Joe Hines auf, während Sandu Popa, bekannt als Maat Johnson, nun in die Rolle des Goldsuchers Olav Henderson schlüpfte. Lediglich Arthur Brauss als Barbesitzer Charles Clayton sowie Ferdy Mayne als Abenteurer John Tarwater sowie Christine Kaufmann als weiße Indianerin Labiskwee waren bereits einem breiteren Publikum bekannt.
    Zwischen dem 21. und dem 30. Dezember 1975 konnte das ZDF während der Ausstrahlung von "Lockruf des Goldes" wieder einmal hervorragende Einschaltquoten erreichen. Auch wenn die Quoten der vorangegangenen Mehrteiler nicht mehr ganz erreicht werden konnten, zählt "Lockruf des Goldes" bis heute zu den herausragenden Ereignissen der deutschen Fernsehgeschichte der 70er Jahre. Beeindruckend waren vor allem die malerischen Naturkulissen, vor denen der Zuschauer in die harte Welt der Goldsucher Alaskas um 1900 eintauchte. Szenen, wie ein fast endlos erscheinender Goldsucher- Treck sich über den Chilkoot- Paß quält, Irrfahrten durch undurchdringliche Wälder oder spannende Verfolgungsjagden ziehen den Zuschauer auch heute noch durchaus in seinen Bann.
    Die eingängige musikalische Untermalung stammte, wie beim "Seewolf", wieder von Hans Posegga, unvergeßlich blieb vor allem das von Georg Rötzer gespielte Trompetensolo während des Intros. Walter Ulbrich höchstselbst begleitete den Zuschauer in allen vier Teilen als Erzähler aus dem Off.
    Bereits seit 2005 ist der legendäre Vierteiler auf DVD erhältlich und bietet nicht nur Fans von Jack London über 370 Minuten spannende Unterhaltung, auch wenn man bei heutigen Sehgewohnheiten über einige szenische Längen der Produktion gnädig hinwegsehen sollte.

    www.youtube.com/watch?v=122OTlIDhC8

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    Freitag, 12. August 2022, 10:06

    RE: Zwei Jahre Ferien (1974)

    Das erinnert mich ein bisschen an "Die Hoehlenkinder", die ja im Buch von A. Th. Sonnleitner im 17. Jahrhundert ihre Abenteuer erleben, aber Peter Podehl verlegte die Handlung 1962 in das letzte WW II Kriegsjahr.
    Vielen Dank fuer Deinen Artikel. Daraufhin werde ich mir "Zwei Jahre Ferien" bei meiner 2023 amazon dot de Bestellung mitbestellen.
    Es waere einfach super, wenn Du jeden einzelnen Adventsvierteiler abhandeln koenntest. Gerade ueber die spaeteren (nach dem "Seewolf" entstandenen Vierteiler) weiss ich kaum etwas, die habe ich zum groessten Teil verpasst. Kann mich nur an "Der Kurier des Zaren" erinnern, der mir seinerzeit sehr gut gefiel.
    Jules Vernes Buch "Deux ans de vacances" (Zwei Jahre Ferien) erschien 1888 in der Reihe "Voyages Extraordinaires" (Außergewöhnliche Reisen) im Pariser Hetzel- Verlag und handelte von fünfzehn Jungen, die zu Beginn einer Ferienfahrt rund um Neuseeland Schiffbruch erleiden, auf einer einsamen Insel stranden und daraufhin viele Abenteuer erleben. Die spannende Geschichte wurde im Rahmen der ZDF- Adventsvierteiler 1973/74 filmisch in Szene gesetzt.
    Die eigentliche Fabel des Buches hat man geschickt in eine Rahmenhandlung eingewoben...Stilistisch hat man sich erweiternd dazu noch etwas Besonderes einfallen lassen: um Überleitungen elegant zu meistern oder um nicht darzustellende Erläuterungen oder Hintergründe an den Zuschauer weiterzugeben, hat man einen Erzähler der Geschichte erschaffen.

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    Freitag, 12. August 2022, 15:22

    Michael Strogoff (1976)

    Neben seinen zukunftsweisenden literarischen Werken wie "Reise zum Mittelpunkt der Erde" (1864) oder "20000 Meilen unter dem Meer" (1870) wurde Jules Verne auch mit seinem Abenteuerroman "Michael Strogoff, der Kurier des Zaren" von 1876 nicht nur in Frankreich berühmt. Von Literaturkritikern wird dieses Werk als eine der besten Schöpfungen Jules Vernes bezeichnet. Im Gegensatz zu seinen oft eher nüchtern und etwas techniklastig verfaßten sonstigen Büchern zeichnet sich "Michael Strogoff" durch einen sehr lebendigen Stil sowie eine anschauliche Landschaftsschilderung aus. Erzählt wird die Geschichte des Sibiriers Michael Strogoff, der als zaristischer Offizier Kurierdienste leistet. Vom Zaren selbst erhält er den Befehl, eine Depesche nach Irkutsk zu befördern, um den Bruder des Zaren vor dem Verräter Iwan Ogareff zu warnen. Aus dieser Ausgangslage entwickelt sich ein spannendes Abenteuer...
    Bereits 1926 kam "Der Kurier des Zaren" als aufwendige deutsch- französische Stummfilmfassung in die Lichttheater. Der Film war mit 168 Minuten ungewöhnlich lang und wurde von dem nach Frankreich emigrierten Viktor Tourjansky inszeniert. Kanpp zehn Jahre später entstand der ebenfalls aufwendig produzierte deutsche Tonfilm "Der Kurier des Zaren" mit beliebten deutschen Leinwandstars dieser Jahre wie Adolf Wohlbrück, Maria Andergast, Alexander Golling, Hilde Hildebrand und Theo Lingen. Im Jahre 1956 entstand eine neue Produktion gleichen Titels, inszeniert von dem italienischen Regisseur Carmine Gallone mit Curd Jürgens in der Rolle des Titelhelden. Der Film war spannend inszeniert, hielt sich jedoch nicht immer genau an die literarische Vorlage. 1970 schließlich entstand die deutsch-französisch- italienische Koproduktion "Der Kurier des Zaren" des italienischen Regisseurs Eriprando Visconti, in der der amerikanische Schauspieler John Phillip Law die Hauptrolle übernahm. Zwar hielt sich diese Verfilmung enger an die Buchvorlage, war jedoch zumindest in Deutschland nicht sonderlich erfolgreich.
    Ganz im Gegensatz dazu stand der Adventsvierteiler "Michael Strogoff" dessen erster Teil am 28. Dezember 1976 vom ZDF ausgestrahlt wurde. Walter Ulbrich hatte unter dem Pseudonym "Robert Brandau" gemeinsam mit Claude Desailly das Drehbuch für diese Produktion verfaßt. Als Hauptdarsteller konnte wieder einmal Raimund Harmstorf gewonnen werden, der damals im Zenit seines Ruhms stand, nachdem er fünf Jahre zuvor als kartoffelzerquetschender Leuteschinder Wolf Larsen im "Seewolf" äußerst populär geworden war.
    Die weiteren Darsteller der deutsch- französischen Koproduktion waren bei uns in Deutschland weitgehend unbekannt, während Regisseur Jean- Pierre Decourt durch zahlreiche TV- Inszenierungen zumindest in seinem Heimatland Frankreich alles andere als unbekannt war. Die stimmungsvolle Untermalung stammte wieder einmal von dem rumänischen Filmkomponisten Vladimir Cosma, der bereits 1968 den Soundtrack für "Tom Sawyer" geschrieben hatte.
    Ungewöhnlich war diesmal der Zeitpunkt der Ausstrahlung dieses Adventsvierteilers, der erst zwischen dem 28. Dezember 1976 und dem 6. Januar 1977 bei uns in Deutschland gesendet wurde. Hinzu kam, daß das Fernsehpublikum nach der Ausstrahlung von Episode vier teilweise äußerst verärgert reagierte, da es sich um das Happy End betrogen sah. Während die deutsche Fassung mit der Beendigung der Kämpfe in Irkutsk endete, wurde in Frankreich auch das anschließende Happy End zwischen Michael und Nadia in Form der Petersburger Ballszene gesendet. Das ZDF meinte damals hierzu, daß ein derartiger "Operettenschluß" nicht zu einem Abenteuerfilm passe. Frankreich und die Niederlande sahen dies jedoch anders und strahlten auch die Schlußsequenz aus.
    Gedreht vor der malerischen Landschaftskulisse der ungarischen Puszta, war die Mehrheit der deutschen Zuschauer trotz mancher Medienkritik durchaus von der Abenteuergeschichte begeistert, die mit tollkühnen Kämpfen und atemberaubenden Reiterszenen aufwarten konnte. Raimund Harmstorf als vor Kraft strotzender Michael Strogoff galt als Idealbesetzung und konnte schauspielerisch auf ganzer Linie überzeugen. Dazu gehörte auch, daß er sich nie doublen ließ, was allerdings infolge auch zu einer Verletzung der Achillessehne und zu einem Anbruch seiner Schulter führte. Tragisch war, daß Harmstorf nach der Hauptrolle in seinem zweiten Adventsvierteiler keine bedeutenderen schauspielerischen Rollen mehr besetzen konnte. Die Dreharbeiten in der ungarischen Pußta forderten sogar ein Todesopfer, als dem ungarischen Stuntman Geza Slowik die Pferde durchgingen und er dadurch tödlich verletzt wurde.
    Mit "Michael Strogoff" gelang dem ZDF erneut ein Quotenrenner im Rahmen seiner nun bereits zur Sendetradition gewordenen Adventsvierteiler; die Einschaltquote konnte zwischen Teil 1 und Teil 4 sukzessive von 50 Prozent auf über 60 Prozent gesteiger werden. Seit 2006 ist der legendäre Vierteiler auf DVD im Handel; neben einem Booklet mit Hintergrundinformationen gibt es noch eine Bildergalerie und Produktionsnotizen in filmischer Form.

    www.youtube.com/watch?v=4hZT16uX6x0

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    Samstag, 13. August 2022, 10:18

    RE: Michael Strogoff (1976)

    Schade, dass man das Happy End in Deutschland nicht zeigte.
    Ich habe diesen Adventsvierteiler zwar seit Jahren auf DVD, aber ich muss ihn mir erst noch anschauen.
    Ungewöhnlich war diesmal der Zeitpunkt der Ausstrahlung dieses Adventsvierteilers, der erst zwischen dem 28. Dezember 1976 und dem 6. Januar 1977 bei uns in Deutschland gesendet wurde. Hinzu kam, daß das Fernsehpublikum nach der Ausstrahlung von Episode vier teilweise äußerst verärgert reagierte, da es sich um das Happy End betrogen sah. Während die deutsche Fassung mit der Beendigung der Kämpfe in Irkutsk endete, wurde in Frankreich auch das anschließende Happy End zwischen Michael und Nadia in Form der Petersburger Ballszene gesendet. Das ZDF meinte damals hierzu, daß ein derartiger "Operettenschluß" nicht zu einem Abenteuerfilm passe. Frankreich und die Niederlande sahen dies jedoch anders und strahlten auch die Schlußsequenz aus.

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    Samstag, 13. August 2022, 15:25

    Die Abenteuer des David Balfour (1978)

    Seltsamerweise gehören die zwischen 1978 und 1983 ausgestrahlten "späten" Adventsvierteiler zu den Filmen innerhalb dieser Reihe, an die ich eher schwache Erinnerungen habe. Dies mag an meiner persönlichen Lebensentwicklung liegen, da ich mich in diesem Zeitrahmen bereits in der Berufsausbildung, in der Berufsausübung und in der ersten Hälfte meines Studiums befand und dementsprechend andere Schwerpunkte setzte. In dürren Worten: warum dies so ist, vermag ich nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen. ;)
    Wie auch immer: im Vergleich zu seinem Klassiker "Treasure Island" (Die Schatzinsel) ist der von Robert Louis Stevenson im Jahre 1886 veröffentlichte Roman "Kidnapped" (Die Entführung. Die Abenteuer des David Balfour von Shaw) weitaus weniger berühmt geworden. Dennoch regte auch dieser Stoff bereits früh einige Filmemacher zur szenischen Umsetzung an. Neben der "Schatzinsel" gehört auch das Abenteuer um den Helden David Balfour zu Stevensons meistverfilmten Werken. Die historischen Romane "Kidnapped" und das Folgewerk "Catriona" spielen zur Zeit der jakobitischen Auseinandersetzungen zwischen England und Schottland im 18. Jahrhundert respektive den Kampf des schottischen Adels um seine Unabhängigkeit von England. Insofern lehnen sich die "Abenteuer des David Balfour" durchaus an eine historische Figur in der Geschichte Schottlands an, den Jakobiten Alan Breck Stewart.
    Bereits 1917 schuf Regisseur Alan Crosland mit "Kidnapped" die erste Stummfilmversion dieses Abenteuers, den Protagonisten verkörperte damals der Schauspieler Raymond McKee. Rund zwanzig Jahre später entstand der Tonfilm "Kidnapped: The Adventures of David Balfour" mit dem damals hochbezahlten Kinderdarsteller Freddie Bartholomew, inszeniert von Otto Preminger und Alfred L.Werker, der Preminger nach einem Streit mit dem Produzenten ersetzte. Im Jahre 1948 realisierte William Beaudine mit Roddy McDowall als David Balfour eine Neuverfilmung von "Kidnapped". Roddy McDowall ist auch bei uns in Deutschland durch seine Rolle in dem Lassie- Film "Heimweh" (Lassie Come Home) von 1943 neben Liz Taylor sowie durch "Flicka" (My Friend Flicka), ebenfalls von 1943, sehr populär geworden.
    In den 50er Jahren entstanden dann zwei britische TV- Serien mit jeweils sechs Episoden zu je 30 Minuten. In "Kidnapped" von 1953 spielte der Schotte John Fraser die Hauptrolle, während drei Jahre später sein Landsmann Leonard Maguire die Rolle des David Balfour übernahm. Sehr bekannt wurde die äußerst reichhaltig ausgestattete Disney- Produktion von 1960: "Kidnapped" (Entführt- Die Abenteuer des David Balfour) mit James McArthur in der Rolle des Titelhelden. Publikumsmagnet Peter Finch spielte den Alan Breck und Peter O´Toole war darin als Robin MacGregor zu sehen. Im Jahre 1971 inszenierte Delbert Mann mit Lawrence Douglas in der Hauptrolle und Michael Caine als Alan Breck eine Neuverfilmung des Stoffes, die allerdings von der zeitgenössischen Kritik eher zurückhaltend aufgenommen wurde.
    Bei uns in Deutschland entstand in den späten 70er Jahren der auf vier Teile ausgelegte Adventsvierteiler "Die Abenteuer des David Balfour", der ab 8. Dezember 1978 im Abendprogramm des ZDF ausgestrahlt wurde. Die einzelnen Episoden der internationalen Koproduktion, hergestellt von der Harlech Television (Cardiff) und Tele- München im Auftrag des ZDF, des französischen Senders T.F. 1 und der schweizerischen SRG hatten die jeweils übliche Spielfilmlänge. Als Produzenten zeichneten Peter Graham Scott sowie wieder einmal Walter Ulbrich, der "Vater der Adventsvierteiler", verantwortlich. Regie führte erneut Jean- Pierre Decourt, der bereits auch "Michael Strogoff" inszeniert hatte und ein Jahr später für "Mathias Sandorf" verantwortlich zeichnen würde.
    Als Titelheld David Balfour zeigte sich der noch weitgehend unbekannte, damals 24- jährige Ekkehardt Belle, der durch diese Rolle quasi über Nacht zu einem, wenn auch kurzlebigen, Teenageridol wurde. Seit den achtziger Jahren arbeitete Belle fast ausschließlich nur noch als Synchronsprecher. Er starb 2022 im Alter von 67 Jahren an den Folgen einer Operation. Die junge Französin Aude Landry übernahm die Rolle der Catriona. Weitere, bereits besser bekannte Schauspieler sorgten für eine hohe Zuschauerakzeptanz. So spielte David McCallum die Rolle des Alan Breck, während Altschauspieler Bernhard Wicki die Rolle des Kapitäns Hoseason übernommen hatte. Weitere deutsche Schauspieler in diesem Adventsvierteiler waren Arthur Brauss, Ullrich Haupt und die damals noch junge Jutta Speidel. Die übrigen, bei uns weniger bekannten schottischen Darsteller hatten sich bereits in Großbritannien einen Namen gemacht.
    Als Erzähler in der deutschsprachigen Version führte der Schauspieler und einstige Kinoliebling Erik Schumann durch die einzelnen Episoden. Der eingängige Soundtrack stammte wieder einmal von dem rumänischen Filmkomponisten Vladimir Cosma, der bereits für die musikalische Untermalung von "Tom Sawyer" und "Michael Strogoff" gesorgt hatte.
    Wie bereits in den Jahren zuvor, wurde auch in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1978 "Die Abenteuer des David Balfour" zu einem großen Publikumserfolg mit entsprechend hohen Einschaltquoten. Seit 2007 ist die Produktion ebenfalls als DVD im Handel erhältlich.

    www.youtube.com/watch?v=WXDwS7En-yI

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    Sonntag, 14. August 2022, 08:48

    RE: Die Abenteuer des David Balfour (1978)

    Das muss auch bei mir der Grund gewesen sein.
    Im Oktober 1974 zog ich von zu Hause aus und lebte bis September 1978 bei meinem Freund und dessen Familie, waehrend ich ab April 1975 eine fuenfjaehrigen Beamtenausbildung bei der Stadt Braunschweig durchlief. Ausserdem besuchte ich einen Tanzkurs mit meinem Freund, wir waren abends oft Billardspielen, gingen ins Kino, trafen Freunde etc.

    In der Familie meines Freundes wurde das angeschaut, was die anderen interessierte (Dieter Thomas Heck's Hitparade und die Sportschau), was nicht unbedingt das war, was mich gereizt haette.
    Nur spaet abends kam ich zu meinem Recht, dann schaute ich mir die 75 Folgen von "Auf der Flucht" an, wenn endlich mal nichts anderes im Fernsehen lief und ich den Fernseher fuer mich allein hatte.

    Den "Auf der Flucht" Abend hielt ich mir grundsaetzlich frei, denn 1965/1966/1967 waren ja leider nur 26 Folgen von "The Fugitive" ausgestrahlt worden. Einmal im Monat Freitags.
    Seltsamerweise gehören die zwischen 1978 und 1983 ausgestrahlten "späten" Adventsvierteiler zu den Filmen innerhalb dieser Reihe, an die ich eher schwache Erinnerungen habe. Dies mag an meiner persönlichen Lebensentwicklung liegen, da ich mich in diesem Zeitrahmen bereits in der Berufsausbildung, in der Berufsausübung und in der ersten Hälfte meines Studiums befand und dementsprechend andere Schwerpunkte setzte. In dürren Worten: warum dies so ist, vermag ich nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen. ;)

    31

    Sonntag, 14. August 2022, 15:23

    Mathias Sandorf (1979)

    Was um alles in der Welt die damaligen Entscheidungsträger dazu gebracht hat, gerade dieses Werk des französischen Erfolgsautors Jules Verne, das bis dahin außerhalb Frankreichs kaum bekannt war, in einen Adventsvierteiler zu transkribieren, dürfte bis heute ein Rätsel geblieben sein. Vermutlich ging es wie immer um Geld. Die Produktionskosten waren bei filmischen Umsetzungen dieser Art sehr hoch, und womöglich haben die Ungarn den Koproduzenten ein Angebot gemacht, das diese nicht ablehnen konnten... :S Besonders auffallend ist auch der sehr hohe Anteil französischer Filmschaffender an dieser Koproduktion.
    Aber das ist alles nur Spekulation. Fakt ist, daß Jules Vernes im Jahre 1885 veröffentlichter dreibändiger historischer Roman "Mathias Sandorf" bei uns kaum bekannt ist, obwohl er bereits 1887 ins Deutsche übersetzt wurde. Spätere Übersetzungen trugen auch den leicht modifizierten Titel "Die Rache des Grafen Sandorf". Erzählt wird darin die Geschichte ungarischer Aufständischer, die gegen Mitte des 19. Jahrhunderts unter der Führung eines fiktiven Grafen Sandorf einen Putsch gegen das österreichische Kaiserhaus planen. Mitten in den Vorbereitungen werden die drei Hauptverschwörer, darunter auch Graf Sandorf, verraten, gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Allein Sandorf gelingt die Flucht, und er kann unerkannt untertauchen. Fünfzehn Jahre nach diesen Vorfällen beginnt sich ein unbekannter Fremder für die ehemaligen Freunde und Feinde Sandorfs zu interessieren. Der sehr wohlhabende, geheimisvolle Fremde verfolgt einen detailliert ausgetüftelten Racheplan, bei dem er sich moderner Fortbewegungsmittel wie geheimnisvoller Schnellboote bedient...
    Auffällig ist, daß Jules Verne mit diesem Werk deutliche Anleihen bei Alexandre Dumas "Der Graf von Monte Christo" gemacht hat, ohne daß "Mathias Sandorf" jedoch die Qualität des erstgenannten Buches erreichen konnte.
    Bereits zu Stummfilmzeiten gab es im Jahre 1921 eine erste filmische Umsetzung des Stoffes von dem französischen Regisseur Henri Fescourt. Rund vierzig Jahre später entstand die spanisch- italienisch- französische Koproduktion "Die Zitadelle von San Marco", inszeniert 1962 von Regisseur Georges Lampin mit dem französischen Publikumsliebling Louis Jordan in der Rolle des Mathias Sandorf.
    Ende der 70er Jahre griff das ZDF den abenteuerlichen Stoff im Rahmen der Produktion seiner Adventsvierteiler wieder auf und ließ "Mathias Sandorf" als bereits dritte Jules Verne- Adaption innerhalb dieser Reihe eine nicht ganz werkgetreue Bearbeitung für das Fernsehen produzieren. Für die Gemeinschaftsproduktion mit Frankreich, Österreich, Ungarn und der Schweiz hatte man wieder einmal Regisseur Pierre Decourt gewinnen können, der bereits "Michael Strogoff" und "Die Abenteuer des David Balfour" inszeniert hatte. Das Drehbuch stammte von dem Franzosen Claude Desailly, die musikalische Untermalung von dem deutschen Filmkomponisten Bert Grund.
    Der den Protagonisten Mathias Sandorf spielende ungarische Schauspieler Istvan Bujtor war in Deutschland noch weitgehend unbekannt, ebenso wie die Mehrzahl der französischen, italienischen und ungarischen Haupt- und Nebendarsteller. Lediglich Jutta Speidel, Amadeus August, Jacques Breuer und die Österreicherin Sissy Höfferer kannte das deutsche Publikum bereits aus verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen. Kinoliebling Ivan Desny spielte die Rolle des Grafen Ladislaus Zathmar. Als Erzähler der deutschsprachigen Fassung führte der Schauspieler Gert-Günther Hoffmann durch die Geschichte.
    Die Dreharbeiten der ca. neun Millionen DM teuren Produktion dauerten vier Monate, als Naturkulisse dienten Schauplätze in Ungarn, Italien, Afrika und Jugoslawien.
    Zwischen dem 2. und dem 11. Dezember 1979 wurden die vier Episoden von "Mathias Sandorf" in relativ kurzen Zeitabständen im Abendprogramm des ZDF ausgestrahlt. Auffällig war, daß die Zuschauerakzeptanz bei diesem Adventsvierteiler erstmalig deutlich verhaltener war, dennoch konstatierte das ZDF "durchaus zufriedenstellende" Einschaltquoten. Die zeitgenössische Medienkritik beurteilte den Vierteiler überwiegend kritisch: "...doch selbst die guten Darsteller und die melodiöse Filmmusik Bert Grunds konnten über die Langatmigkeit der Handlung und des Drehbuchs nicht hinwegtäuschen. Wie es scheint, ist die Blütezeit des Adventsvierteilers vorbei."
    Seit 2007 ist der Vierteiler "Mathias Sandorf" auf DVD im Handel erhältlich. Als Bonusmaterial wurden bebilderte und gelesene Produktionsnotizen beigefügt. Darüber hinaus liegt der DVD ein 16-seitiges Booklet bei, das Informationen rund um den TV- Mehrteiler enthält, u.a. Erinnerungen einiger Mitwirkender an die Dreharbeiten.

    www.youtube.com/watch?v=CDSOL_js04c

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    Montag, 15. August 2022, 15:41

    Tödliches Geheimnis - Die Abenteuer des Caleb Williams (1980)

    Auch bei diesem späten Adventsvierteiler muß die Frage erlaubt sein, warum die Koproduzenten sich auf die filmische Umsetzung einer literarischen Vorlage geeinigt hatten, die außerhalb Großbritanniens und auch im Vereinigten Königreich selbst einem breiten Publikum weitgehend unbekannt war. Aus meiner Sicht hätte man genauso gut Karl May´s "Schloß Rodriganda" verfilmen können, das selbst vielen eingefleischten Fans des Autors nicht gerade ein Begriff ist. :|
    Wie auch immer: nachdem das ZDF mit der Umsetzung von Literaturklassikern wie Robinson Crusoe, Die Schatzinsel, Tom Sawyer, Lederstrumpf, Der Seewolf und selbst noch mit Michael Strogoff Fernsehgeschichte geschrieben hatte, wich man spätestens ab 1979 auf immer entferntere Sujets aus, die 1983 schließlich zum verdienten Ende der Adventsvierteiler führten.
    Der im Dezember 1980 ausgestrahlte Vierteiler "Tödliches Geheimnis - Das Abenteuer des Caleb Williams" basierte auf dem psychologisch- soziologischen "Erziehungsroman" des englischen Schriftstellers und Sozialphilosophen William Godwin (1756- 1836). Das Buch wurde im Jahre 1794 unter dem Titel "Things as they are" veröffentlicht und gilt seither als einer der ersten sozialkritischen Kriminalromane. Pikant ist, daß das brisante Werk über Machtmißbrauch der Staatsgewalt und Unterdrückung damals als potentiell aufwieglerisch eingestuft wurde. Der damalige britische Premierminister Pitt sah die ganze Angelegenheit jedoch gelassener und gestattete nach einer eigens anberaumten Kabinettsitzung den Druck des Romans. Er sah in dem Werk keine weitergehende Gefahr, da sowieso kaum ein Arbeiter oder Tagelöhner das notwendige Geld zur Verfügung hätte, um sich ein derartiges Buch zu kaufen.
    Angesiedelt im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts, wird die Geschichte des armen, aber intelligenten jungen Bauernsohns Caleb Williams erzählt, der auf der Suche nach Gerechtigkeit für sich und seinen Vater fast daran zerbricht. Godwin nutzte die Romanform, um massiv Kritik an der herrschenden Gesellschaftsform im aufkommenden Frühkapitalismus britischer Prägung zu üben und um beispielhaft aufzuzeigen, wie "der Mensch zum Zerstörer des Menschen wird".
    Das Drehbuch für die internationale Koproduktion zwischen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien hatte der englische Autor und Bühnendramatiker Robin Chapman geschrieben, während der in Österreich geborene und bis zu seinem Tod in England lebende Regisseur Herbert Wise die Romanverfilmung aufwendig in Szene setzte. Die musikalische Untermalung stammte wieder einmal von Hans Posegga, der mit seiner Musik bereits dem "Seewolf" und "Zwei Jahre Ferien" zum Erfolg verholfen hatte.
    In der Titelrolle des Caleb Williams sah man den bei uns weitgehend unbekannten Schauspieler Mick Ford, auch die Besetzung vieler anderer Rollen war der internationalen Produktion geschuldet und mit weniger bekannten Darstellern besetzt. Nur mit Günther Maria Halmer hatte man eine der Hauptfiguren mit einem damals beliebten deutschen Film- und Fernsehdarsteller prominent besetzt. Auch Franz Rudnick und Arthur Brauss waren keine Unbekannten für viele hiesige Zuschauer.
    Abgedreht wurde die Produktion in ca. 17 Wochen in England und Italien mit einem Budget von ca. 6 Millionen DM.
    Ausgestrahlt wurde der Adventsvierteiler in Deutschland zwischen dem 2. und dem 14. Dezember 1980. Die Zuschauer und auch die zeitgenössische Medienkritik waren nicht übermäßig von dem langatmig-sozialkritischen Vierteiler angetan, so daß man sich vermutlich in den Redaktionsstuben des ZDF erste Gedanken über eine gänzliche Einstellung des einstigen Erfolgsformats gemacht haben dürfte.
    Spätere Kritiker, so z.B. Trash & Treasury, sahen dies etwas anders: " Tödliches Geheimnis läßt sich als Mischung aus frühviktorianischem Kriminalroman und sozialkritischer Studie zusammenfassen. Herbert Wise hat als Detailfanatiker nicht nur vor und in schönen englischen Schlössern gefilmt. Die Kostüme sind authentisch. Im Vergleich zu einigen anderen Vierteilern ist Herbert Wises Inszenierungsstil sehr fließend...
    Auch wenn "Tödliches Geheimnis" kaum unter den Adventsvierteiler- Favoriten genannt wird, ist die Verfilmung bei weitem nicht so schlecht und so tödlich langweilig, wie es die damalige Kritik erscheinen läßt. Das liegt vor allem an der guten Besetzung vieler Nebenrollen...Herausragend ist allerdings Günther Maria Halmer als Ferdinand Falkland. Halmer spielt einen Mann mit vielen Talenten, der an seinem oft kaum unter der Oberfläche gehaltenen Jähzorn nicht nur sein Leben zerstört, sondern andere Menschen willentlich mitreißt, indem er ihnen das Leben bzw. die Freiheit nimmt" (2007).
    Seit 2007 ist der späte und in der Beliebtheitsskala vielleicht etwas zu Unrecht weit unten rangierende Adventsvierteiler auf zwei DVD´s erhältlich, als Bonusmaterial wird eine Bildergalerie präsentiert, auch ein Booklet mit Inhaltsangabe, Produktionsnotizen sowie einigen Kurzportraits von Schauspielern sowie des Drehbuchautors Robin Chapman und des Regisseurs Herbert Wise sind vorhanden.

    www.youtube.com/watch?v=BgHqsgV4Pwc

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    Dienstag, 16. August 2022, 15:08

    Wettlauf nach Bombay (1981)

    Trotz eines durchaus packenden Plots scheint dieser späte Adventsvierteiler von großen Teilen des Publikums weitgehend vergessen worden zu sein. Was auch der Tatsache geschuldet sein mag, daß die Einschaltquoten zu dieser Zeit bei weitem nicht mehr an die der Straßenfeger der 60er und frühen 70er Jahre heranreichten. Für "Wettlauf nach Bombay" sollen sie nur noch zwischen 34 und 40 Prozent gelegen haben, und dies Jahre vor der Einführung des Privatfernsehens.
    Verfilmt wurde diesmal wieder eine über Frankreich hinaus weitgehend unbekannte Literaturvorlage, nämlich der Roman "La Nouvelle malle des Indes" von Jacques Robert. Es handelte sich um eine französisch- deutsch- österreichisch- schweizerische Koproduktion unter der Regie von Christian Jaque. Das Drehbuch verfaßten ebenfalls Christian Jaque und Michel Christian Davet, während die Musik von Gérard Calvi stammte.
    Bezogen auf die Abenteuer des Protagonisten Waghorn, beruhte die Verfilmung des Romans tatsächlich auf einer wahren Geschichte. Thomas Fletcher Waghorn (1800- 1850) hatte um 1830 in einer aufsehenerregenden Tour tatsächlich in nur 4 Monaten und 21 Tagen Bombay erreicht, was für die damalige Zeit einen Rekord darstellte. In der Folgezeit richtete der Unternehmer einen regelmäßigen Postverkehr ein, der die Laufzeit von 90 Tagen zuverlässig einhielt. Zur Überbrückung der Distanz baute Waghorn vor allem in der ägyptischen Wüste umfangreiche logistische Einrichtungen auf. Im Jahre 1842 übernahm der ägyptische Vizekönig Muhammad Ali Pascha Waghorns Unternehmen.
    Die aufwendige Produktion verlangte aufgrund der extremen klimatischen Gegensätze den beteiligten Schauspielern ungewöhnliche Leistungen ab. Hauptdarsteller Christian Kohlund soll später gesagt haben, daß er wegen der großen Klimaunterschiede bisher noch nie einen derart anstrengen Film gedreht habe. Gefilmt wurde, bedingt durch die ständig wechselnden Schauplätze, an für einen Adventsvierteiler ungewöhnlich vielen Standorten, angefangen von der winterlichen Schweiz über Tunesien bis nach Indien mit Spitzentemperaturen von bis zu fünfzig Grad. In der Wüste geriet das Filmteam in einen Sandsturm und mußte die blindgeschmirgelten Fenster der Produktionsfahrzeuge heraustrennen. Darüber hinaus traf die Crew insbesondere in Indien aufgrund der zahlreichen Dialekte auf Sprachschwierigkeiten. Christian Kohlund, der den Einsatz eines Doubles analog zu seinem Vorbild Raimund Harmstorf ablehnte, verletzte sich beim Sturz aus einer Kutsche so schwer, daß die dadurch entstandene Narbe selbst durch Überschminken nicht mehr vollständig verdeckt werden konnte.
    Worum ging es ? Im Oktober 1829 brechen der englische Marineleutnant Thomas Waghorn (Christian Kohlund) und der französische Naturforscher Martial de Sassenage (Jean- Pierre Bouvier) aus London auf, um innerhalb von nur drei Monaten Bombay zu erreichen. Waghorn möchte mit dieser Reise den Beweis erbringen, daß die zu dieser Zeit noch übliche Route per Segelschiff um das Kap der Guten Hoffnung, auf der man rund sechs Monate zwischen London und Bombay benötigt, nicht den schnellsten Weg nach Indien darstellt. Bei der East India Company beißt er mit seinen Ideen auf Granit und beschließt, das Unternehmen unter der Firmierung "Global Trade Company" auf eigene Faust durchzuführen. Die Gruppe begibt sich alsdann in Teil eins über den Ärmelkanal nach Nordfrankreich bis zur Schweizer Grenze. Ein reicher Londoner Reeder namens Keramos, der Geschäftseinbußen befürchtet, hetzt jedoch den Schurken Taylor auf Waghorns Gruppe, um zu verhindern, daß diese jemals in Bombay ankommt. In Teil zwei geht es weiter über die Schweizer Alpen und den Norden Italiens bis nach Venedig und Triest, wo das Team ein Schiff nach Alexandria besteigt. Nach vielen überstandenen Abenteuern geht es in Teil drei von Alexandria nach Kairo und Suez und weiter über das Rote Meer auf die Arabische Halbinsel. Schließlich gelangt die Gruppe in Teil vier trotz zahlloser Widerstände und Mißlichkeiten per Schiff über das arabische Meer nach Bombay und wieder zurück nach London.
    Seit 2007 ist auch "Wettlauf nach Bombay" auf DVD erhältlich und enthält u.a. ein begleitendes Booklet mit vielen Zusatzinformationen.

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    Mittwoch, 17. August 2022, 14:53

    Der schwarze Bumerang (1982)

    Mit dem vorletzten Adventsvierteiler von 1982 verließ das ZDF endgültig den "Pfad der Tugend" und meinte, einen zeitgenössischen Abenteuerroman von Rüdiger Bahr filmisch umsetzen zu müssen. Dies gelang durchaus, doch wurde damit das Grundkonzept der Adventsvierteiler, Klassiker der Weltliteratur fernsehtauglich zu gestalten, ad absurdum geführt. Was letztendlich zu dieser Entscheidung geführt hat, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen. Die "offizielle" Begründung lautete stets, daß man keine adäquaten Klassiker mehr zur Verfügung gehabt habe, und dies ist, gelinde gesagt, großer Humbug.
    Der Schauspieler Rüdiger Bahr war in der "Szene" durchaus kein Unbekannter. Neben seiner Schauspielerei betätigte er sich auch als Drehbuchautor und Synchronsprecher, z.B. in den 90ern als deutsche Stimme von "Al Bundy". Im Rahmen der Adventsvierteiler war er einem breiteren Publikum 1975 durch seine Hauptrolle in "Lockruf des Goldes" bekanntgeworden, ohne daß dieser Erfolg seine Schauspielkarriere jedoch nachhaltig befördert hätte.
    "Der schwarze Bumerang" wurde sowohl als Buch, als Adventsvierteiler als auch in einer Hörspielfassung umgesetzt. Der Adventsvierteiler gestaltete sich als deutsch- französisch- österreichisch- schweizerische Koproduktion unter der Regie von Wolf Dietrich und George Trumbull Miller. Buch und Drehbuch stammten von Rüdiger Bahr, der mit letzterem jedoch in die Bredouille geriet, da die australischen Produktionspartner auf eine Änderung desselben drängten. Bahr hattte etwas zu gründlich für sein Projekt recherchiert und in seinem Drehbuch eindrucksvoll die Rohstoffausbeutung auf dem australischen Kontinent und die damit einhergehende Unterdrückung der Aborigines durch japanische Firmen thematisiert. Da die japanischen Konzerne jedoch gleichzeitig Hauptsponsoren insbesondere des kommerziellen australischen Fernsehens waren, hätte die Anprangerung der japanischen Geschäftsmethoden unter Umständen zu schwerwiegenden finanziellen Verlusten bei den Werbeeinnahmen geführt. Deshalb sah sich Rüdiger Bahr gezwungen, das Drehbuch innerhalb kürzester Zeit noch einmal umzuschreiben.
    In der Hörspielfassung von "maritim" (Gruner & Jahr) wurde dagegen auf japanische Geschäftsinteressen keine Rücksicht genommen. Die Ausbeutung der australischen Ureinwohner durch japanische Unternehmen wird deutlich benannt und auch die rücksichtslose Vorgehensweise des Konzerns, beispielsweise durch die massive Überschreitung der Schürfkontingente, deutlich geschildert. Darüber hinaus wurde der Abbau auch auf einem heiligen Berg der Aborigines vorangetrieben.
    Im Abendprogramm des ZDF wurden die vier Folgen des Adventsvierteilers in ungewöhnlich dichter Zeitabfolge zwischen dem 28. November und dem 7. Dezember 1982 ausgestrahlt. Der Vierteiler spielt in der Gegenwart (der frühen 80er Jahre) und dreht sich um den Biochemiker Professor Peter Lester (Klaus Barner), der mit seiner Frau Helen (Danielle Volle) und seinem 15- jährigen Sohn Michael (Paul Spurrier) in München wohnt. Als Professor Lester im Auftrag eines Chemiekonsortiums den innovativen Stoff "Lestron" in Australien produzieren soll, zieht Familie Lester auf den Fünften Kontinent. Doch zu spät merken sie, daß Peter Opfer einer Intrige wurde und zwischen die Fronten eines mörderischen Konkurrenzkampfes internationaler Konzerne geraten ist. Sohn Michael verschwindet plötzlich aus dem schwerbewachten Forschungscamp mitten im australischen Busch. Seinen geliebten Hund hatte er in München zurücklassen müssen, und als er im australischen Outback einen Dingo sieht, glaubt er in diesem Hund seine "Ranka" wiederzuerkennen. Er verläßt daraufhin impulsiv das schützende Lager und verläuft sich in der Wildnis des Outback.
    Michael wird von Aborigines gefunden, aufgenommen und absolviert bei diesen ein Überlebenstraining. Auch führen die Ureinwohner ihn in ihre mystischen Riten ein. Zur gleichen Zeit versucht das kriminelle Kartell, an die geheime Lestron- Formel von Professor Lester heranzukommen. Lester und seine Frau fliehen nun ebenfalls in das Outback, um ihren verschwundenen Sohn wiederzufinden. Nachdem Michael von einem Ranger zu ihnen zurückgebracht wird, fliehen sie gemeinsam. Doch in ihrem Versteck wird auf Lesters Frau geschossen; ihr Mann wirft sich schützend vor sie und wird dadurch schwer am Kopf verletzt. Im Krankenhaus wird eine partielle Amnesie (Gedächtnisverlust) festgestellt, und Helen Lester wirft schließlich das bereits fertigentwickelte Lestron in den Ausguß, wodurch die Gefahr der mißbräuchlichen Verwendung endgültig gebannt wird.
    Seit 2007 ist diese Produktion auch als DVD erhältlich und enthält die üblichen Zusatzinfos wie Produktionsnotizen und weitere Anmerkungen.

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    Mittwoch, 17. August 2022, 18:10

    RE: Tödliches Geheimnis - Die Abenteuer des Caleb Williams (1980)

    Guenther Maria Halmer sah ich in der Charlotte Link TV Verfilmung "Das Haus der Schwestern", wo er eine kleine, aber eindrucksvolle Rolle hatte.
    In der Titelrolle des Caleb Williams sah man den bei uns weitgehend unbekannten Schauspieler Mick Ford, auch die Besetzung vieler anderer Rollen war der internationalen Produktion geschuldet und mit weniger bekannten Darstellern besetzt. Nur mit Günther Maria Halmer hatte man eine der Hauptfiguren mit einem damals beliebten deutschen Film- und Fernsehdarsteller prominent besetzt. Auch Franz Rudnick und Arthur Brauss waren keine Unbekannten für viele hiesige Zuschauer.
    Abgedreht wurde die Produktion in ca. 17 Wochen in England und Italien mit einem Budget von ca. 6 Millionen DM.

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    Mittwoch, 17. August 2022, 20:59

    Caleb Williams

    Ich habe mir in den letzten Tagen etwas "hitzefrei" genommen und mir alle vier Folgen von "Caleb Williams" angesehen. Sehr überzeugend sind die authentische Kostümausstattung im Stil der Zeit und auch die schauspielerische Leistung von Halmer. Auch wenn er sich zum Schluß, was ich nicht vermutet hätte...
    Aber ich will die eventuelle Spannung nicht vorwegnehmen. ;)

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    Donnerstag, 18. August 2022, 15:33

    Der Mann von Suez (1983)

    Der letzte ZDF- Adventsvierteiler aus dem Jahre 1983 rangiert auf der Beliebtheitsskala der deutschen Fangemeinde dieses Kultformats recht weit hinten. Geschuldet ist dies weniger einer schwachen Dramaturgie, sondern vorwiegend dem Umstand, daß Ferdinand de Lesseps außerhalb Frankreichs fast nur in Fachkreisen ein Begriff ist. Insofern war das Ende der Adventsvierteiler eher unspektakulär; die Quellenlage ist für diesen Film auffallend dünn, und selbst die damaligen Einschaltquoten sind nicht auffindbar; sie könnten bereits bei weniger als dreißig Prozent gelegen haben, und dies zu einer Zeit, als das Privatfernsehen als ernstzunehmende Konkurrenz noch nicht ansatzweise in Deutschland etabliert war.
    Inszeniert wurde "L´Homme de Suez", so sein französischer Titel, von dem französischen Regisseur Christian Jaque, das Drehbuch stammte von Jacques Robert, die musikalische Untermalung des Vierteilers arrangierte der Rumäne Vladimir Cosma. Wie fast immer in den Vorjahren handelte es sich um eine Koproduktion zwischen Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Das ZDF strahlte die vier Folgen zeitlich sehr kompakt beieinanderliegend zwischen dem 4. Dezember und dem 13. Dezember 1983 in seinem Abendprogramm aus.
    Der Adventsvierteiler beschäftigt sich mit Leben und Werk des in Frankreich sehr bekannten Ferdinand de Lesseps, verkörpert von Guy Marchand. Die Handlung beginnt im Jahre 1832, rund 27 Jahre vor Baubeginn des Suezkanals. Ferdinand de Lesseps steht im diplomatischen Dienst Frankreichs und wird in Alexandria /Ägypten zum Vizekonsul ernannt. Wichtig für seine persönliche Zukunft ist, daß er gleichzeitig Erzieher des Lieblingssohns des ägyptischen Vizekönigs wird, der ihn später tatkräftig bei seinem Bauprojekt unterstützen wird. Bei einem Ausflug zu den Pyramiden lernt Lesseps eine Touristin kennen und verliebt sich in sie. Es handelt sich um Agathe Delamalle, die später seine Gemahlin wird.
    Im Jahre 1852 läßt sich Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen ausrufen. Lesseps gibt sich darüber äußerst empört, quittiert aus Protest seinen diplomatischen Dienst und zieht sich als Pferdezüchter aufs Land zurück. Nach dem plötzlichen Tod seiner geliebten Frau wird wieder der alte Tatendrang in ihm wach, so daß ihm die Thronbesteigung seines ehemaligen Zöglings Prinz Said einen willkommenen Anlaß bietet, wieder nach Kairo zurückzukehren. Prinz Said ist von Lesseps Idee eines Kanalbauprojekts begeistert und erteilt ihm die Einwilligung zum Bau des Suezkanals. Nicht gerechnet hat Lesseps mit dem Einfluß der Briten, die um ihre Machtstellung im Vorderen Orient fürchten und mit aller Macht versuchen, das Projekt zu torpedieren.
    Durch eine Intrige fühlt sich der numehrige Vizekönig Said durch Lesseps verraten und läßt diesen einkerkern, doch schon bald läßt er ihn reumütig wieder frei. Darüber hinaus erhält Lesseps endlich die endgültige Genehmigung für den Kanalbau. Als größtes Problem stellt sich die Finanzierung des gewaltigen Projekts dar, doch Lesseps kommt die geniale Idee, für das Bauvorhaben Suez- Aktien auszugeben. Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen: in wenigen Tagen nach der Emission werden über 200 Millionen Goldfrancs eingenommen, so daß im April 1859 der erste Spatenstich erfolgen kann. Mit primitivsten Mitteln und zahllosen Arbeitern, die meisten davon sind arme Fellachen, beginnen die Erdaushebungen zischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer. Jedoch wollen die Intrigen und Rückschläge beim Kanalprojekt kein Ende nehmen. Nachdem Vizekönig Said gestorben ist, wird ein Gesetz erlassen, das die Beschäftigung von Fellachen beim Kanalbau verbietet. Außerdem werden Gerüchte an der Börse verbreitet, die Lesseps und seine Suez- Kanalgesellschaft wirtschaftlich in Mißkredit bringen sollen. Nachdem der Unternehmer kurz vor dem Ruin steht, fährt er nach Paris und bittet seine Cousine, Kaiserin Eugenie, um Hilfe...
    Seit 2007 ist "Der Mann von Suez" auch als DVD- Edition mit den üblichen begleitenden Informationen erhältlich.

    www.youtube.com/watch?v=6PHe0B-DUSg

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    Samstag, 20. August 2022, 17:11

    Wer war Walter Ulbrich ?

    Walter Ulbrich ist einschlägigen Fans vor allem als der "Vater der Adventsvierteiler" in Erinnerung geblieben. Geboren wurde er am 15. Juni 1910 in Metz, einer damals geschäftigen Garnisonsstadt im ehemaligen Reichsland Elsaß- Lothringen. Walter Ulbrich begann schon bald, sein Leben der "Siebten Kunst" zu widmen, und lernte nach seinem Studium bei der UFA das Filmhandwerk. In der Nachkriegszeit wurde er u.a. durch das Schreiben und Produzieren von Miniserien insbesondere für das ZDF bekannt, die vor allem auf Klassikern der Weltliteratur wie "Robinson Crusoe" beruhten und aus Kostengründen im Rahmen deutsch- französischer Koproduktionen ausgestrahlt wurden. Filme dieser Länge erlaubten es, literarische Vorlagen möglichst detailgetreu wiedergeben zu können.
    Als Autor hat Walter Ulbrich das Schreiben seit jeher als einen wichtigen Schaffensprozeß betrachtet und war stets bemüht, seine Inszenierungen glaubwürdig und authentisch zu gestalten.
    Am 27. April 1970 gründete Ulbrich seine eigene Produktionsfirma, die "Tele München Gruppe". Zehn Jahre später wurde die Firma "Concorde Fiilmverleih" zu Verleihzwecken gegründet.
    Ulbrich- Produktionen sind alle in Kooperation mit dem ZDF und weiteren internationalen Partnern, insbesondere mit Frankreich und mit Rumänien entstanden. Walter Ulbrich war zwar nicht der Erfinder der internationalen Zusammenarbeit bei kostenaufwendigen Fernsehproduktionen, aber seine Fernsehserien, insbesondere die Adventsvierteiler, haben die Machbarkeit einer qualitativ hochwertigen Fernsehproduktion in Verbindung mit Mitwirkenden aus unterschiedlichen Nationalitäten vor und hinter der Kamera nachdrücklich demonstriert.
    Walter Ulbrich starb am 13. November 1991 in Pfaffenhofen, Niederbayern.
    Seine Filmografie: Der 5. Juni (1942). Unter den Brücken (1944).Wohin die Züge fahren (1949). Türme des Schweigens (1952). Rose Bernd (1957). Solange das Herz schlägt (1958 ). Die Gans von Sedan (1959). Raubfischer in Hellas (1959). Der Geschmack der Gewalt (1961). Schwarzer Kies (1961).
    Seine Fernsehproduktionen. Die Abenteuer des Robinson Crusoe (1964). Don Quijote (1965). Die Schatzinsel (1966). Die Abenteuer des Tom Sawyer (1968 ). Die Lederstrumpf- Erzählungen (1969). Der Seewolf (1971). Cagliostro (1973). Zwei Jahre Ferien (1974). Lockruf des Goldes (1975). Michael Strogoff (1976). Das verschollene Inka- Gold (1977). Die Abenteuer des David Balfour (1978 ). Mathias Sandorf (1979). Die Abenteuer des Caleb Williams (1980). Wettlauf nach Bombay (1981). Der schwarze Bumerang (1982). Der Mann von Suez (1983).