•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das waren noch Zeiten!. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

    1

    Dienstag, 19. August 2014, 18:04

    Tibor, Held des Dschungels

    Der Beginn der Dschungelserie "Tibor" war im September 1959 die notwendige Konsequenz des Lehningverlages auf ein Gerichtsurteil, nach dem die Verwendung des Labels "Akim" ohne die Zahlung von Lizenzgebühren an den italienischen Verlag Tomasina untersagt wurde. Vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit, in dem Walter Lehning den Standpunkt vertrat, keine Lizenz zu benötigen, da "sein" Akim ohnehin vom Hauszeichner des Verlags, Hansrudi Wäscher, gezeichnet werde. Nun belehrten die Gerichte Lehning eines besseren, und eine neue Dschungelserie mußte sehr kurzfristig ins Programm.
    Zunächst ging es um den Titel, über den HR Wäscher nebst Gemahlin sich tagelang den Kopf zerbrachen. Wäscher: "Wir hatten schließlich eine Liste von 80 Vorschlägen und kamen so auf den Namen Tibor... Erst später erfuhr ich, daß Tibor auch ein osteuropäischer Vorname ist."
    Wäscher erschuf den "Tibor- Plot" innerhalb einer Woche. Er unterscheidet sich vor allem dadurch, daß dieser nicht bereits als Kleinkind nach Afrika gerät, wie im Falle von Tarzan und Akim, sondern als erwachsener Millionenerbe Gary Swanson durch eine Intrige seines Vetters mit dem Flugzeug im Dschungel abstürzt. Auch die geographische Zuordnung ist im Vergleich zu Tarzan und Akim genauer, nämlich im Vierländereck Sudan, Äthiopien, Kenia und Uganda anzusiedeln.
    Auch die politischen Ereignisse in Ostafrika um 1960 werden in die Handlungsstränge des Tibor- Epos einbezogen. Anklänge insbesondere an den Mau-Mau Aufstand und die politische Unabhängigkeitsbewegung in Kenia, das 1963 von den Briten in die Eigenstaatlichkeit entlassen wurde, sind unverkennbar.
    Daneben gibt es Exkursionen in urweltliche Gefilde ("Jenseits der großen Sümpfe"), inklusive der Begegnung mit Dinosauriern, Menschen auf Steinzeitniveau und vielem mehr.
    Nach 187 Piccolo- Heftchen wurde dieses Format im April 1963, wie bei allen anderen Piccolos auch, in erster Linie aus wirtschaftlichen Erwägungen eingestellt.
    Parallel dazu wurden ab Juni 1961 farbige Tibor- Großbände aufgelegt, die allerdings ausschließlich Nachdrucke beinhalteten :
    - Großband 1 bis 82 ex Akim, Neue Abenteuer Piccolo 32 bis 196.
    - Großband 83 bis 169 ex Tibor Piccolo 10 bis 187.
    - Die Großbände 169 bis 183 enthielten Nachdrucke aus den Piccolo- Großbänden 3 bis 36.
    Die Nachdrucke aus den Akim- Piccolos wurden nun aufgrund des Copyright- Dilemmas insofern umgestaltet, indem man den Figuren neue Namen gab. Aus Akim wurde nun tatsächlich Tibor, und aus seinem Leoparden- Lendenschurz wurde durch Schwärzung der eines Panthers. Da es bei Lehning immer schnell gehen mußte, vergaß man die Namensänderungen auch gelegentlich in der einen oder anderen Sprechblase.
    Seit Februar 1964 wurden von HR Wäscher dann neue Geschichten im Rahmen der "Piccolo- Großbände" geschaffen, die über 90 Hefte liefen und im Dezember 1965 abgeschlossen wurden. Alle Hefte wurden, abgesehen von den Umschlagseiten, in s/w gedruckt, was für die damalige Zeit bereits einigermaßen anachronistisch war.
    Dagegen wurden in den Jahren 1965 bis 1967 farbige, abgeschlossene Tibor- Geschichten im Rahmen der Reihe "Bild- Abenteuer" veröffentlicht, und zwar in 12 der insgesamt 50 Ausgaben. Spätere "Kritiker" im Rahmen der Sammlerszene warfen Wäscher vor, daß diese Erzählungen der 60er Jahre nicht zu seinen stärksten gehören. Zugegeben ist HRW mehr der Meister der Fortsetzungsgeschichten und der "Cliffhanger", doch sind einige der abgeschlossenen Bände, z.B. "Tibor und die Mixpickles" (Bild Abenteuer Bd. 23) mit Seitenhieben auf die damalige Beat- Szene durchaus interessant.
    Schließlich wurde im April 1965 ein Tibor- Sonderband in Buchform verlegt, der damals für ein bis zwei Jahre auch in den Kaufhäusern angeboten wurde. Er enthielt eine von Wäscher illustrierte Erzählung und den Kurzcomic "Die Mutprobe".
    Im April/ Mai 1968 wurde durch den endgültigen Konkurs des Lehning- Verlags mit Großband 183 "Der Schreckensschrei" passend zur Verlagssituation die vorläufig letzte Tibor- Publikation auf den Markt gebracht.
    Einer Wiederauflage der Hefte durch den Drachen- Verlag von Bernd Lehning, dem Sohn des Verlegers, im Frühjahr/ Sommer 1971 war nur kurzfristig mit 7 Heften Erfolg beschieden. Zumal man mit den Helden der 50er gegen Superman & Co. zu dieser Zeit nicht mehr bestehen konnte.

    Tibor, Piccolo -Serie, Heft 1 bis 187, September 1959 bis April 1963
    Tibor, Großband- Serie, Heft 1 bis 183, April 1961 bis April 1968
    Tibor in: Piccolo- Großband, Heft 1 bis 90, Februar 1964 bis Dezember 1965
    Tibor in: Bild Abenteuer, Heft 2, 4, 6, 8, 10, 13, 17, 23, 29, 35, 41, 47. Erschienen 1965 bis 1967
    Tibor- Sonderband, Band 1, April 1965
    Tibor, Großband- Serie
    (Drachen- Verlag), Heft 1 bis 7, Mai 1971 bis Juli 1971

    Die Tibor- Hefte dürften neben Akim, Sigurd, Falk und Nick zu den beliebtesten Heften des Lehning- Verlages gehören. Gesucht werden vor allem Piccolo 1 sowie die ersten fünfzig Großbände in Besterhaltung. Nach übereinstimmenden Aussagen von Sammlern soll dabei Großband 2 "Die Hölle wollte ihn nicht" das mit Abstand seltenste Heft sein.
    Natürlich ließ sich auch im Fall "Tibor" der Hethke- Verlag dieses Geschäft nicht entgehen und schuf eine ganze Reihe von sowohl Reprinteditionen als auch Neuschöpfungen in Zusammenarbeit mit HRW.
    So wurden die Piccolos zwischen 1981 und 1985 nachgedruckt, in 6 Büchern 1985 das kpl. Epos aus den Piccolo- Großbänden, in den Jahren 1988 bis 1990 in 52 Büchern die Großbände u.v.m.
    Neue Tibor- Abenteuer entstanden ab 1987 für die Fanzeitschrift "Die Sprechblase", so die Geschichten "Der grüne Tod", "Der Gnadenlose", "Zarza, die Grausame" und "Remo, der Besessene". Interessant an diesem Spätwerk Wäschers sind weniger die Inhalte, sondern die zeichnerische Gediegenheit, da der Meister bei diesen Arbeiten nicht mehr unter dem Zeitdruck stand wie in seinen Lehning- Jahren.
    Viele der Hethke - Produktionen sind nach der Auflösung des Verlags heute für kleines Geld im Netz zu bekommen. Interessant v.a. für den, dem die Originale zu teuer sind und der einfach nur schmökern und sich dabei in möglicherweise "Goldene Jahre" zurückversetzen möchte.