Das waren noch Zeiten!

Das Vorabendinfomagazin der ARD für uns in NRW hieß in den 60ern "Hier und Heute". Eindrucksvoll für mich als Kind war dabei weniger die inhaltliche Gestaltung ("laangweilig"), sondern der für damalige Zeiten eindrucksvolle Trailer mit den Eingangssequenzen aus Schumann´s 3. Symphonie (der "Rheinischen") und dabei gezeigten Luftaufnahmen von der Eifel bis zum Weserbergland. Das Format startete bereits 1957 und lief mit dem ursprünglichen Konzept eines Infomagazins bis in die frühen 90er. Inhaltlich war für uns Kinder nur die Samstagsausgabe mit Pit Flick interessant, der Tagesthemen kommentiert als Karikaturen aufs Papier brachte. Das Ganze wurde dann auch noch im Zeitraffer gezeigt. Noch heute läutet bei mir jedesmal die "Hier und Heute" - Erinnerungsglocke, wenn ich die Dritte von Schumann im Radio höre.

WWF hieß "Westdeutsches Werbefernsehen" und war wohl eine Unterorganisation des WDR zur Ausstrahlung von Werbung, Unterhaltungs- und Informationssendungen im Vorabendprogramm der ARD zwischen 18 und 20 Uhr. Für uns Kinder war dieser Rahmen besonders wichtig, da hier Zeichentrickserien (Hucky und seine Freunde, Familie Feuerstein usw.) und zahlreiche Serien deutscher, europäischer und amerikanischer Provenienz gezeigt wurden (Sprung aus den Wolken, Mike Nelson - Abenteuer unter Wasser u.v.m).
Diese Sendestruktur gibt es heute im Ersten nicht mehr und ist in stark veränderter Form nur noch in den Dritten Programmen vorhanden.
Interessant ist, daß die regionalen Sendeanstalten (HR, WDR, BR usw.) damals wohl weitgehend unabhängig voneinander Serien produziert oder eingekauft haben, so daß manche US- Serien z.B. in NRW wohlbekannt sind, in Hessen dagegen nicht. Nicht mitreden konnte ich dagegen bei Filmen und Serien aus dem DDR- Fernsehen, dieses konnte man im äußersten Westen nicht empfangen.
1993 wurden die regionalen Programmfenster im Ersten endgültig eingestellt.
Für meine Mutter hieß das Vorabendprogramm immer "Intermezzo", den genauen Grund dafür kann ich heute nicht mehr nachvollziehen.

NT: "Intermezzo" war als Begriff gleichbedeutend mit dem regionalen Vorabendprogramm zwischen 18 und 20 Uhr, so wie es in der ARD bis 1993 bestand.

Viele von denen, die ihre Kindheit in NRW verbrachten, werden sich noch an die zahlreichen Eigenproduktionen des WWF erinnern können. Nachstehend die bekanntesten der 60er Jahre in weitgehend chronologischer Reihenfolge:
- Funkstreife Isar 12 (mit dem bekannten Polizeikäfer und dem Martinshorn im Trailer),
- Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger (mit Beppo Brehm, einer unserer Lehrer hatte aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit sogar den Spitznamen "Beppo"),
- Pater Brown (nicht mit Heinz Rühmann, sondern mit Josef Meinrad in der Hauptrolle, den ich persönlich nie so sehr mochte),
- Graf Yoster gibt sich die Ehre,
- Das Rätsel B. Traven,
- A propos Jazz (begeistert hat mich insbesondere der oft gezeigte Lionel Hampton auf seinem Vibraphon).