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    Mittwoch, 31. August 2011, 10:31

    Über Gesellschaftsformen und alternative Lebensweisen haben wir damals in den 70ern häufig nächtelang (bei Bier, Wein und viel Rockmusik) diskutiert. Neben den Klassikern wie Orwells "1984" oder der "Schönen neuen Welt" von Aldous Huxley gab es noch weitere Romane die diesbezüglich Stoff für Diskussion lieferten. Dazu zählte etwa der Roman "Der verlorene Horizont (Lost Horizon)" von James Hilton über eine Gruppe von Menschen, die irgendwo in Tibet einen Flugzeugabsturz überlebt und in das Lama-Kloster Shangri-La im "Tal aller heiligen Zeiten" gelangt. Ein weiterer Roman stammte von dem damals führenden Vertreter der naturwissenschaftlich orientierten behavioritischen Psychologie (Verhaltenspsychologie) Professor B. F. Skinner, der in seinem Roman "Futurum II (Walden Two)" die Vision einer aggressionfreien Gesellschaft beschreibt. Entstanden ist dieser Roman lange vor der "Hippie-Zeit", zufälligerweise im gleichen Jahr wie Orwells 1984, nämlich 1948, beide Visionen könnten gegensätzlicher wohl kaum sein.
    Noch älter ist James Hiltons Roman, er erschien schon 1933 und wurde 1937 von Frank Capra zum ersten mal verfilmt. Alle diese Romane sind auch heute noch lesenswert.

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    Freitag, 14. Oktober 2011, 18:10

    Zehn kleine Negerlein

    Von allen Kriminalromanen gefallen mir die von Agatha Christie am besten. Das es nicht immer Miss Marple oder Hercule Poirot sein muss, beweist sie mit ihrem Roman "Zehn kleine Negerlein". Für mich die beste aller Kriminalgeschichten.

    Zehn Personen werden von einem Unbekannten mit unterschiedlichem Vorwand übers Wochenende auf eine Insel eingeladen. Es gibt keine Verbindung zum Festland und die nächste Fähre fährt erst wieder am Montag Morgen. Den Gastgeber bekommen sie nicht zu Gesicht werden von ihm aber über eine Schallplattenstimme verschiedener Vergehen aus ihrer Vergangenheit angeklagt. Bald kommt es zum ersten Todesfall, der nicht der einzige bleibt. Auf einem Tisch standen bei ihrer Ankunft Figuren von zehn kleinen Negerlein, mit dem dazugehörigen Gedicht darüber. Jede Person kommt entsprechend des zugehörigen Reimes um und jedes mal verschwindet danach eine der Figuren. Kaum hat man eine Person als Mörder in Verdacht, wird sie auch schon das nächste Opfer. Bis zum Schluss: Und dann gabs keines mehr.

    "And Then There Were None" ist dann auch der Titel der heute international anstatt "Ten Little Niggers" üblich ist. Das Gedicht "Zehn kleine Negerlein" kannte ich sogar von einem frühen Kinderbuch. Der Roman wurde mehrfach verfilmt. Leider ist bis auf eine Ausnahme keine wirklich gute Fassung darunter. Die aus meiner Sicht einzige gute Verfilmung stammt aus dem Jahre 1945 und hat den Titel "Das letzte Wochenende". Der Schluss hält sich jedoch nicht an das Buch, denn da gabs dann doch noch eines oder zwei und damit wird der genialen Story vieles an Wirkung genommen.

    Jedem Krimifan sei dieses Buch wärmstens empfohlen, obwohl ich mir keinen Krimifan vorstellen kann, der dieses Buch nicht kennt.

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    Freitag, 14. Oktober 2011, 20:34

    Oh ja, das kenne ich. Ich habe die Agatha-Christie-Bücher immer gerne gelesen. Und dieses funktionierte sogar ohne Miss Marple, Hercule Poirot oder Tom und Tuppence recht gut.

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    Mittwoch, 2. November 2011, 18:20

    Der Steppenwolf

    Ende der 60er / Anfang der 70er schwappte die Hippie-Welle von den USA nach Deutschland. Lange Haare, bunte Klamotten, Musik und Joints, daneben aber auch, quasi als "Re-import", zwei Bücher aus den 1920ern, die anderweitig bei den deutschen Jugendlichen dieser Zeit kaum Beachtung gefunden hätten. Diese Bücher stammten von Hermann Hesse. Da war zum einen sein Roman "Siddharta", die Pflichtlektüre für Aussteiger und Erleuchtung Suchende (nicht nur die Beatles pilgerten zu dieser Zeit nach Indien) und zum anderen "Der Steppenwolf".

    "Der Steppenwolf" ist die Geschichte des Außenseiters Harry Haller, einer gespaltenen Persönlichkeit, die glaubte aus zwei Naturen zu bestehen, Mensch und Wolf, Kultur- und Triebwesen. Der Roman gliedert sich in drei Abschnitte. Im Vorwort des Herausgebers schildert der Neffe von Hallers Hauswirtin jenen seltsamen Untermieter. Eingebunden in Harry Hallers Aufzeichnungen ist das "Tractat vom Steppenwolf", in dem ein weiterer Außenstehender die zerrissene Existenz des Steppenwolfs beschreibt und weiter in den Aufzeichnungen schildert Haller selbst seine Erlebnisse. Diese beinhalten seine Bekanntschaften mit der Bardame Hermine, dem Freudenmädchen Maria und des Musikers Pablo, der ihm Drogen verabreicht und eine Art Seelenspiegel vorhält. Das Buch endet im "Magischen Theater" in welchem es "nur Bilder, aber keine Wirklichkeit" gibt.

    Das Buch stieß bei seiner Veröffentlich im Jahre 1927 auf keine besonders positive Resonanz, auch die Verleihung des Nobelpreises im Jahre 1946 an Hermann Hesse machte den Roman kaum populärer. Häufig wurde ihm vorgeworfen, er propagiere Drogenmißbrauch und sexuelle Perversionen. Erst die Wiederentdeckung durch die Hippie-Generation machte diesen Roman zu einem Kultbuch. Hermann Hesse erlebte diesen späten Ruhm nicht mehr. Er starb 1962 im Alter von 85 Jahren in der Schweiz.

    Auf den Steppenwolf wurde ich durch die gleichnamige amerikanische Rockgruppe aufmerksam, die sich nach diesem Roman benannte und deren Hits "Born To Be Wild" oder "The Pusher", auch in der Filmmusik des Hippie-Kultfilms "Easy Rider" zu hören sind. Vielleicht war es die Zerissenheit der Hauptpersonen und die Suche nach Erleuchtung, die diese Bücher damals für Jugendliche so interressant machten.

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    Mittwoch, 2. November 2011, 20:01

    Die beiden Bücher habe ich in den 70ern geradezu verschlungen.

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    Donnerstag, 3. November 2011, 22:37

    Man kann sie auch, einige Jahrzehnte älter geworden, noch gut 'verschlingen' ...

    :)

    Der "Steppenwolf" wurde und wird oft mißverstanden. Hesse ging es wohl mehr um das Überwinden der dort geschilderten aufgeregten Zustände (Harry Haller neigt zum "wildgewordenen Handfeger" ...) als um deren Befürworten ... Das habe ich zugegebenermaßen auch erst spät realisiert, nach erneuter intensiver Beschäftigung mit Hesse vor einiger Zeit.

    Hesses "Kurgast" kann ich empfehlen. Da geht es ebenfalls um all diese Dinge, diese speziellen Wahrnehmungen der Welt, indes deutlich versöhnlicher ... mit mehr Leichtigkeit ...

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    Sonntag, 5. Februar 2012, 18:14

    Die Möwe Jonathan

    Anfang der 70er erschien ein kleines Büchlein, nicht viel umfangreicher als eine Kurzgeschichte. Mit einer Weltauflage von mehr als 5 Millionen wurde es zu einem Bestseller und Kultbuch der 70er. Geschrieben hatte es Richard Bach, ein Schauflieger und Fluglehrer, der bereits in jungen Jahren seine Liebe zur Fliegerei gefunden hatte. Vielleicht machte dies den Erfolg dieses Buches aus, denn "Die Möwe Jonathan" ist auch ein Buch über das Fliegen, aber auch von Freiheit, von Selbstverwirklichung und von der Vollkommenheit.

    Erzählt wird die Geschichte der Möwe Jonathan, die anderes ist als ihre Artgenossen und an das Fliegen als Teil der großen Freiheit der Möwen glaubt. Ihr genügt es nicht ihre fliegerischen Fähigkeiten nur zum Fischfang einzusetzen. Sie probiert immer neue Flugtechniken aus, höher, schneller, will alle Grenzen überwinden. Dabei wird sie zum Außenseiter und wird schließlich vom Schwarm verstoßen.

    Die Erzählung enthält viele Parallelen zu den Außenseitern der menschlichen Gesellschaft, so dass sie durchaus als Parabel begriffen werden kann. Irgendwie erinnert die Geschichte an Hermann Hesses Siddartha.

    Das Buch wurde 1973 von Regisseur Hall Bartlet verfilmt. Bekannter als Buch oder Film wurde jedoch die von Neil Diamond komponierte und gesungene Filmusik, die im selben Jahr (1973) als LP erschien.

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    Donnerstag, 8. März 2012, 16:53

    Der verlorene Horizont

    Über Gesellschaftsformen und alternative Lebensweisen haben wir damals in den 70ern häufig nächtelang (bei Bier, Wein und viel Rockmusik) diskutiert. Neben den Klassikern wie Orwells "1984" oder der "Schönen neuen Welt" von Aldous Huxley gab es noch weitere Romane die diesbezüglich Stoff für Diskussion lieferten. Dazu zählte etwa der Roman "Der verlorene Horizont (Lost Horizon)" von James Hilton über eine Gruppe von Menschen, die irgendwo in Tibet einen Flugzeugabsturz überlebt und in das Lama-Kloster Shangri-La im "Tal aller heiligen Zeiten" gelangt.


    Dieses Buch kannte ich in den 70ern unter dem Titel "Irgendwo in Tibet". Von James Hilton 1933 geschrieben, gehörte es in den 60ern und 70ern wie etwa "Der Steppenwolf" oder "Siddharta" zur Standardliteratur der Hippie-Generation. Der Roman fasziniert durch die Verknüpfung von westlichen und fernöstlichen Traditionen. Er begründete den Mythos um das sagenumwobene Kloster Shangri-La, das allerdings nur den Hintergrund einer spannenden Utopie um die letzte Bastion menschlichen Friedens inmitten zunehmender Technisierung und Gewalt darstellt (man beachte den Entstehungszeitraum dieser Geschichte, 1933 kur vor Beginn des 2. Weltkrieges).

    Bereits 1937 wurde der Roman von Frank Capra verfilmt. Der deutsche Titel des heute noch sehenswerten und auf DVD erschienen Films heißt "In den Fesseln von Shangri-La".

    Nach diesem Kloster benannte sich in den frühen 60ern eine Girl-Group, die mit "The Leader Of The Pack" einen großen Hit hatte.

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    Sonntag, 11. März 2012, 10:17

    RE: Der Steppenwolf

    Ende der 60er / Anfang der 70er schwappte die Hippie-Welle von den USA nach Deutschland. Lange Haare, bunte Klamotten, Musik und Joints, daneben aber auch, quasi als "Re-import", zwei Bücher aus den 1920ern, die anderweitig bei den deutschen Jugendlichen dieser Zeit kaum Beachtung gefunden hätten. Diese Bücher stammten von Hermann Hesse. Da war zum einen sein Roman "Siddharta", die Pflichtlektüre für Aussteiger und Erleuchtung Suchende (nicht nur die Beatles pilgerten zu dieser Zeit nach Indien) und zum anderen "Der Steppenwolf".

    "Der Steppenwolf" ist die Geschichte des Außenseiters Harry Haller, einer gespaltenen Persönlichkeit, die glaubte aus zwei Naturen zu bestehen, Mensch und Wolf, Kultur- und Triebwesen. Der Roman gliedert sich in drei Abschnitte. Im Vorwort des Herausgebers schildert der Neffe von Hallers Hauswirtin jenen seltsamen Untermieter. Eingebunden in Harry Hallers Aufzeichnungen ist das "Tractat vom Steppenwolf", in dem ein weiterer Außenstehender die zerrissene Existenz des Steppenwolfs beschreibt und weiter in den Aufzeichnungen schildert Haller selbst seine Erlebnisse. Diese beinhalten seine Bekanntschaften mit der Bardame Hermine, dem Freudenmädchen Maria und des Musikers Pablo, der ihm Drogen verabreicht und eine Art Seelenspiegel vorhält. Das Buch endet im "Magischen Theater" in welchem es "nur Bilder, aber keine Wirklichkeit" gibt.

    Das Buch stieß bei seiner Veröffentlich im Jahre 1927 auf keine besonders positive Resonanz, auch die Verleihung des Nobelpreises im Jahre 1946 an Hermann Hesse machte den Roman kaum populärer. Häufig wurde ihm vorgeworfen, er propagiere Drogenmißbrauch und sexuelle Perversionen. Erst die Wiederentdeckung durch die Hippie-Generation machte diesen Roman zu einem Kultbuch. Hermann Hesse erlebte diesen späten Ruhm nicht mehr. Er starb 1962 im Alter von 85 Jahren in der Schweiz.

    Auf den Steppenwolf wurde ich durch die gleichnamige amerikanische Rockgruppe aufmerksam, die sich nach diesem Roman benannte und deren Hits "Born To Be Wild" oder "The Pusher", auch in der Filmmusik des Hippie-Kultfilms "Easy Rider" zu hören sind. Vielleicht war es die Zerissenheit der Hauptpersonen und die Suche nach Erleuchtung, die diese Bücher damals für Jugendliche so interressant machten.

    Auch Kult waren die Bücher von Carlos Castaneda, Die Lehren des Don Juan: (Hippie Lektüre über Drogenerfahrungen)

    Reise nach Ixtlan

    Eine andere Wirklichkeit

    Ein Yaqui Weg des Wissens

    Der Ring der Kraft

    Der 2. Ring der Kraft

    Zitat: eines der ehrlichsten und genauesten Bücher über eine dem Zivilisationsverstand kaum zugängliche Welt magischer Lebensweise.

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    Sonntag, 5. August 2012, 16:49

    Und die Bibel hat doch Recht...

    ...war eines der Bücher, die meine Eltern in ihrem Bücherschrank stehen hatten und die ich mir an Regentagen reingezogen habe. Ebenso gab es "Überall ist Babylon", "So weit die Füße tragen", und, von mir ganz besonders gern gelesen, die "Die Abenteuer des Heinz Rox Schulz". Jedenfalls glaube ich, dass dies letzte Buch so hieß. Es handelte von einem jungen Mann, der praktisch ohne einen Pfennig in der Tasche, kurz nach dem Kriegsende, die ganze Welt bereiste und dabei nur von seiner Hände Arbeit lebte und einigen Akrobatenstückchen, die er beherrschte, wie den Handstand auf zwei Weinflaschen, oder einem Stuhl, der auf drei Weinflaschen stand. Ich weiss nicht mehr genau wie das war, denn das Buch ging vor langer Zeit bei einem Umzug verloren...
    Comics durfte ich damals nicht lesen, die hielten meine Eltern für so was ähnliches wie Teufelswerk, Trivialliteratur eben und sowas las man einfach nicht...zu Hause, denn die Freunde besassen sowas natürlich und liehen es gern her, gegen ein paar Kaugummis, oder auch ma das ein oder andere Zigarettchen...

    31

    Sonntag, 5. August 2012, 20:35

    "Und die Bibel hat doch recht" und "So weit die Füße tragen"

    Werner Kellers Bestseller ist auch heute noch ohne Einschränkung lesenswert, ich habe mir ein Buchklub - Exemplar aus den 60ern erst vor einigen Jahren gekauft und war sehr angetan.

    "So weit die Füße tragen" hatten bereits meine Eltern im Bücherregal. Bekannt wurde nicht nur das Buch, sondern auch die filmische Umsetzung mit Heinz Weiss aus den späten 50ern, einer der ersten Straßenfeger des deutschen Fernsehens. Geschrieben nach erlebten Tatsachen, war der eigentliche Autor ein Ghostwriter, nach meiner Erinnerung ein den Spätheimkehrer befragender Journalist.