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    Mittwoch, 3. Februar 2021, 21:31

    Helmut Nickel (1924 - 2019)

    "Winnetou" war die erste und blieb auch die einzige Lehningserie, die ich zwischen August 1965 (Heft 46) bis zur Einstellung des Formats im Dezember 1966 (Heft 80) regelmäßig von meiner Mutter mitgebracht bekam. Zwangsläufig kam ich dabei auch mit den für damalige deutsche Verhältnisse sehr hochwertigen zeichnerischen Arbeiten Helmut Nickels in Berührung, selbstverständlich ohne den Urheber der ersten Comic- Umsetzung der Winnetou- Saga namentlich zu kennen. Denn selbst ein Hansrudi Wäscher war den "Heftchen- Lesern" der damaligen Jahre als konkret zu benennende Person praktisch noch völlig unbekannt.
    Der gebürtige Dresdner Helmut Nickel war wie viele andere seiner Generation aktiver Kriegsteilnehmer und siedelte nach dem Krieg nach West- Berlin über, da ihm in der damaligen SBZ als "Angehöriger der Bourgeoisie" ein Studienplatz verwehrt wurde. An der FU Berlin studierte er u.a. Kunstgeschichte und Ethnologie. In diese Zeit fielen seine ersten Kontakte zu dem Verleger Werner Gerstmayer, für dessen Verlag er "Die drei Musketiere", "Der Graf von Monte Christo", "Titanus" und "Hot Jerry" inhaltlich und zeichnerisch äußerst gut gelungen in das Comicformat umsetzte. Kurz darauf führte er auch die Reihe "Robinson" fort, die für ihn über einen längeren Zeitraum einen willkommenen Nebenerwerb zur Finanzierung seines Studiums darstellte.
    In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Hildegard kennen, die ihm nicht nur bei seinen zeichnerischen Arbeiten stets unterstützend zur Seite stand.
    Nach Helmut Nickels Promotion im Jahre 1958 meldete sich der Verleger Walter Lehning bei ihm, um den begabten Zeichner für die geplante Umsetzung der Winnetou- Saga zu gewinnen. Nickel sagte kurzfristig zu, obwohl er die späteren zeichnerischen Umsetzungen in New York anfertigen mußte, da ihm vom dortigen Metropolitan Museum die lukrative Stellung eines Kurators für die Abteilung "Arms and Armor" angeboten worden war.
    Die fertigen Arbeiten der ersten Comic- Umsetzung des "Winnetou" schickte Helmut Nickel in sukzessiven Teillieferungen an den Walter Lehning- Verlag in Hannover. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen versäumte es der Verleger jedoch, seinem Winnetou- Zeichner Belegexemplare zu senden. Auch stellte er mehr und mehr die Zahlung der Honorarleistungen ein, so daß sich Nickel zu seinem Bedauern veranlaßt sah, das Projekt letztendlich einzustellen. "Winnetou" wurde stattdessen bis zur Beendigung der Reihe Ende 1966 von Lehnings Hauszeichner und Illustrator Harry Ehrt fortgeführt, der die zeichnerische Qualität Nickels nicht ganz erreichen konnte. Mit dem Abbruch der Karl May- Umsetzung beendete Helmut Nickel weitgehend seine Karriere als äußerst begabter Zeichner von Abenteuer- Comics.
    Im Jahre 2011 wurde Nickel in München der "Peng! Preis" für sein künstlerisches Gesamtwerk überreicht.
    Der bedeutende deutsche Comic- Künstler, dem man eine Fortsetzung dieser Karriere und ein damit verbundenes deutlich größeres Oeuvre gewünscht hätte, verstarb am 5. Juni 2019 in Florida.

    www.youtube.com/watch?v=RcHxR-DnjEQ