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    Freitag, 24. Juli 2020, 15:11

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Der Erstflug der "Concorde" 1969

    Soweit es meine grauen Zellen noch hergeben, hatte ich mit dem gesamtästhetisch sehr ansprechenden Flugzeug erstmalig im Sommer 1969 Kontakt, als ich als damals briefmarkensammelnder Zwölfjähriger den britischen Satz zum Jungfernflug des Baumusters "postfrisch" in einem renommierten Briefmarkengeschäft in der Düsseldorfer Innenstadt erstand. Inwieweit ich auch im öffentlich- rechtlichen Fernsehen davon erfuhr, ist mir über fünfzig Jahre nach diesem Ereignis nicht mehr präsent :wacko: .
    In der Tat hat die Concorde ein wichtiges Kapitel Luftfahrtgeschichte der 60er und 70er Jahre geschrieben. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von über "Mach Zwo" konnte man mit ihr (zumindest in der Theorie) in weniger als dreißig Stunden einmal um die ganze Welt fliegen. Die langjährigen Linienflüge über den Atlantik von Paris nach New York dauerten dagegen nur knapp vier Stunden. Unter Berücksichtigung der lokalen Zeitmessungen kam man in NYC sogar früher an, als man in Paris abgeflogen war.
    Der Jungfernflug des anglo- französischen Gemeinschaftsprojekts fand am 2. März 1969 statt und begeisterte dermaßen die Fachwelt, daß in Folge fast achtzig Kaufoptionen von zahlreichen Fluggesellschaften aus aller Welt für die Concorde eingingen, von denen sich im Gefolge der ersten Ölkrise ab 1973 aber praktisch fast alle wieder in Luft auflösten. Denn schnell hatte sich herumgesprochen, daß das Flugzeug nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr laut war, keinen übermäßig großen Sitzkomfort bot und einen immens hohen Treibstoffverbrauch hatte. Wegen des Überschallknalls konnte die Concorde ihre Höchstleistungen nur über dem Atlantik ausspielen.
    Insgesamt wurden daher lediglich zwanzig der mehr als 2000 km/h schnellen Langstreckenjets gebaut. Eingestellt wurden die letzten kommerziellen Flüge im Jahre 2003, nachdem drei Jahre zuvor ein folgenschwerer Unfall stattgefunden hatte.
    Von Beginn an gestaltete sich die Concorde als sehr teures und nicht annähernd kostendeckendes Prestigeprojekt vor allem von französischer Seite. Bereits die Projektierung von der ersten Skizze bis zum ersten regulären Linienflug im Januar 1976 dauerte mit zwanzig Jahren ungewöhnlich lange. Um mit Überschall fliegen zu können, konstruierten die zuständigen Ingenieure die für dieses Baumuster typischen deltaförmigen Tragflächen. Diese gestalteten sich aerodynamisch jedoch bei geringen Geschwindigkeiten so ungünstig, daß sich die Concorde ähnlich wie bei Kampfjets nur mit Hilfe von zusätzlichen Nachbrennern in die Luft erheben konnte. Die für dieses Flugzeug typische absenkbare Nase sollte dagegen das Sichtfeld der Piloten bei Starts und Landungen vergrößern.
    Aufgrund der immens hohen Unterhaltungskosten entwickelte sich die Concorde vorwiegend zum Fortbewegungsmittel der "Schönen und Reichen" resp. derjenigen, die auch einmal dazugehören wollten. Ein Hin- und Rückflug Paris- New York kostete in den letzten Jahren vor der Außerdienststellung des Baumusters zwischen fünf- und elftausend Euro, und dies angesichts eher beengter und nicht übermäßig komfortabler Platzverhältnisse sowie lauter Betriebsgeräusche. Dagegen war die fürstliche Bewirtung mit Champagner, Kaviarhäppchen und Hummer stets im Preis inbegriffen. Regelmäßig benutzt wurde der Flieger daher von vielen Prominenten wie Henry Kissinger, Michael Jackson, Claudia Schiffer oder Elton John. In legendärer Erinnerung verblieb ein Weihnachtsflug, als Paul McCartney seine Gitarre auspackte und zahlreiche mitreisende Geschäftsleute dazu animieren konnte, die alten Beatles- Hits mitzusingen.
    Generell galt die Concorde trotz des extrem hohen Kerosinverbrauchs und der starken Lärmbelastung als sehr zuverlässiges Baumuster, das vor dem Jahre 2000 noch keinen schweren Unfall mitgemacht hatte. Umso überraschender war, daß durch eine Verkettung unglücklicher Umstände am 25. Juli 2000 eine Maschine unmittelbar nach dem Start in Paris am Heck in Brand geriet und in ein Hotel stürzte. Die Katastrophe kostete 133 Menschenopfer.
    Seit 2003 ist die Concorde, die sich letztendlich trotz ihrer ästhetischen Anmutung und ihrer überragenden Geschwindigkeit als wirtschaftliches Verlustgeschäft entpuppte, nur noch in Museen zu bewundern. Ein Exemplar konnte sich zum symbolischen Preis von einem Euro das Technikmuseum im badischen Sinsheim sichern. Dort steht die Maschine jetzt zusammen mit ihrem sowjetischen Pendant Tupolew TU- 144 auf dem Dach des Museums und kann dort auch von innen besichtigt werden.
    Inzwischen plant die US- Raumfahrtbehörde NASA, einen Nachfolger der Concorde zu bauen: das X- Plane.
    Abschließend noch einige technische Daten des Baumusters:
    Länge 62,10 Meter. Max. Startgewicht: 185 t. Spannweite: 25,55 Meter. Passagierzahl: max. 100.
    Höchstgeschwindigkeit: 2405 km/h. Flugzeit Paris- New York: 3,45 Stunden. Maximale Flughöhe: 18.000 Meter.
    Kerosinverbrauch: 23.000 (!) Liter/ Stunde. Reichweite: 6.250 Kilometer. Jungfernflug: 2. März 1969.
    Einstellung der kommerziellen Flüge: 24. Oktober 2003.

    www.youtube.com/watch?v=TQ5I1XEQjeo
    www.youtube.com/watch?v=vRA_TGObHOY

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    Montag, 14. September 2020, 22:32

    Danke fuer den informativen Bericht.
    Fuer die Concorde habe ich mich seit dem 4. Airport Film (mit Alain Delon) interessiert.
    Das mit der absenkbaren Nase wusste ich auch noch nicht.
    Aber 100.000 Liter Benzin mit sich zu fuehren plus das Gewicht von 100 Passagieren, deren Gepaeck und die Besatzung - das ist schon ein gewaltiges Gewicht, das sich da in die Luft erheben soll.