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    Sonntag, 28. Juni 2020, 22:28

    Sternstunden des Spielfilms der 60er Jahre - Brennt Paris ? / Paris brule-t-il ? (Frankreich/ USA 1966)

    Das 1965 produzierte Weltkriegsdrama war eine der aufwendigsten französischen Koproduktionen der 60er Jahre, nicht zuletzt durch seine opulente Starbesetzung. Auch 55 Jahre nach seiner Entstehung ist "Brennt Paris ?" trotz einiger dramaturgischer Schwächen meines Erachtens ein immer noch durchaus sehenswerter Film. Regisseur René Clément unternahm den gewagten Versuch, die Ereignisse der Befreiung von Paris im August 1944 anhand der Schilderung persönlicher Erlebnisse einzelner Soldaten, Angehörigen der Résistance und von beteiligten Zivilisten zu rekonstruieren.
    1967 erhielt das Werk zwei Oscarnominierungen für die beste Ausstattung und die beste Kameraarbeit, ging aber dennoch leer aus. Auch erhielt der Film eine Nominierung für einen Golden Globe Award für die beste Filmmusik, die ebenfalls nicht realisiert wurde.
    "Brennt Paris ?" beruht auf dem Tatsachenbericht der Autoren Dominique Lapierre und Larry Collins. Die Drehbuchumsetzung übernahmen i.W. Gore Vidal und Francis Ford Coppola, die Filmmusik schrieb Maurice Jarre. Aufgrund der umfangreichen Handlung hat das Werk eine Überlänge von fast drei Stunden.
    In Frankreich wurde "Brennt Paris ?" am 26. Oktober 1966, in Deutschland zwei Tage später in den Filmtheatern uraufgeführt.
    Die zeitgenössische Filmkritik konnte sich trotz eines umfangreichen Staraufgebots nur bedingt mit dem Werk anfreunden. Bemängelt wurde rund zwanzig Jahre nach Kriegsende u.a. die Reduzierung vielen Zeitgenossen noch präsenter Erinnerungen auf persönliche Erlebnisse der einzelnen Protagonisten, die dem gewichtigen Thema nur bedingt gerecht geworden wäre. Berücksichtigt werden sollte, daß es den Produzenten neben der Aufarbeitung von Zeitgeschichte aufgrund des immensen finanziellen Aufwands auch um einen kommerziellen Erfolg ging.
    Worum ging es ? Im August 1944 befiehlt Hitler (Billy Frick) angesicht der näherkommenden alliierten Verbände die Zerstörung der französischen Hauptstadt. Zu diesem Zweck rücken in verstärktem Umfang deutsche Verbände in Paris ein. Zum Befehlshaber von Groß- Paris wird General Dietrich von Choltitz (Gert Fröbe) ernannt. Inzwischen erwartet die Pariser Résistance ungeduldig die Ankunft der Alliierten, die Paris aus taktischen Erwägungen jedoch zunächst umgehen wollen. Unter den französischen Widerständlern entbrennt daher ein Streit, ob angesichts dieser Umstände selbst zu den Waffen gegriffen werden soll. Sowohl die Kommunisten unter Henri Roi- Tanguy (Bruno Crémer) als auch die Gaullisten unter Jacques Chaban- Delmas (Alain Delon) wollen in dieser Situation den alleinigen Ruhm für sich, um nach dem absehbaren Kriegsende daraus für sich politisches Kapital schlagen zu können.
    General von Choltitz plant zunächst die Verteidigung der Stadt und beauftragt Hauptmann Ebernach (Wolfgang Preiss) gemäß dem Führerbefehl damit, alle wesentlichen städtischen Bauwerke zur Sprengung vorzubereiten. Durch die Vermittlung des schwedischen Konsuls Nordling (Orson Welles) befiehlt v. Choltitz gleichzeitig die Freilassung aller politischen Gefangenen. Dieser Befehl wird von Befehlshabern der SS jedoch teilweise sabotiert. Um den Kommunisten zuvorzukommen, besetzen die Gaullisten handstreichartig das Hauptquartier der Pariser Polizei und erklären die Befreiung von Paris, worauf es zu ersten Gefechten mit Einheiten der Wehrmacht kommt. Zunächst gelingt es Botschafter Nordling, zwischen beiden Seiten einen vorläufigen Waffenstillstand zu vermitteln, der jedoch von den Kommunisten sabotiert wird. Daraufhin schlägt sich der Gaullist Gallois (Pierre Vaneck) in das Hauptquartier des amerikanischen Generals Patton (Kirk Douglas) durch und kann diesen überreden, die den Amerikanern unterstehende und weitgehend aus Franzosen bestehende 2. Panzerdivision des Generalmajors Leclerc (Claude Rich) mit dem Einmarsch in Paris zu beauftragen. Paris wird schließlich befreit, und v. Choltitz entschließt sich, den Führerbefehl, Paris zu zerstören, nicht umzusetzen...

    www.youtube.com/watch?v=-QElIBw3im0

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    Mittwoch, 1. Juli 2020, 10:14

    Brennt Paris?

    Tut mir leid, Uwe, aber zu diesem Film kann ich trotz Super Star Aufgebot und WW II (der mich normalerweise sehr interessiert) nichts Positives beitragen.
    Ich habe es zwei oder dreimal versucht, mir den Film auf TCM anzuschauen, kam aber absolut nicht hinein und gab schliesslich auf.
    Ich weiss nicht, ob es an Orson Welles liegt - mir haben nur ganz wenige seiner Filme gefallen.

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    Mittwoch, 1. Juli 2020, 16:46

    Ist "Brennt Paris ?" ein guter Film ?

    Hi Chrissie,
    wie ich Dir bereits in der persönlichen mail schrieb, ist dieser Spielfilm schon aufgrund seiner teils eher durchschnittlichen Dramaturgie nur knapp in meine "Sternstunden" hineingerutscht. Der Hauptgrund dafür ist das gigantische Aufgebot an Spitzenstars dieser Jahre. Scheinbar sahen die Produzenten allein diesen Umstand bereits als kommerzielle Erfolgsgarantie an, ähnlich wie bei "Der längste Tag", der auch einige dramaturgische Schwächen aufweist.
    Den ungefähren historischen Hintergund kannte ich, angefangen mit dem alliierten Durchbruch bei Avranches Ende Juli 1944 bis zum Einmarsch der 2. PD unter Leclerc in Paris im August 1944. Von daher wußte ich die szenischen Handlungen einigermaßen gut einzuordnen.
    "Brennt Paris ?" versucht den Spagat zwischen halbwegs anspruchsvoller Aufarbeitung von Zeitgeschichte und einem kommerziellen Erfolg hinzubekommen, was ihm nicht immer gelungen ist. Auffallend die äußere Erscheinung von Orson Welles und Simone Signoret, die 1965 beide sehr gut im Futter waren ;) . Das wäre heute so nicht mehr akzeptabel. Aber es gab ja auch noch Alain Delon und Anthony Perkins, die zu dieser Zeit echte Publikumsmagneten vor allem für das weibliche Geschlecht waren :thumbsup: .
    Von daher fiel mein Gesamturteil für "Brennt Paris ?" etwas gemischt aus, vielleicht mit einer Schulnote von 2-3.

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    Donnerstag, 2. Juli 2020, 17:39

    RE: Ist "Brennt Paris ?" ein guter Film ?

    Hi Uwe,
    dann werde ich es nochmal versuchen, sobald dieser Film wieder auf TCM laeuft.
    Ich habe ja 2019/2020 meine eigene kleine Retrospektive mit Delon Filmen gemacht, und "Brennt Paris?" ist einer der wenigen, die darin fehlten.
    "Rocco und seine Brueder" ist ein weiterer Delon Film, dem ich absolut nichts abgewinnen konnte. Aber mit "Plein soleil" aka "Nur die Sonne war Zeuge" (1960) als Goldstandard ist es schwer, einen weiteren wirklich guten Delon Film zu finden.
    Hi Chrissie,
    wie ich Dir bereits in der persönlichen mail schrieb, ist dieser Spielfilm schon aufgrund seiner teils eher durchschnittlichen Dramaturgie nur knapp in meine "Sternstunden" hineingerutscht. Der Hauptgrund dafür ist das gigantische Aufgebot an Spitzenstars dieser Jahre. Scheinbar sahen die Produzenten allein diesen Umstand bereits als kommerzielle Erfolgsgarantie an, ähnlich wie bei "Der längste Tag", der auch einige dramaturgische Schwächen aufweist.
    Den ungefähren historischen Hintergund kannte ich, angefangen mit dem alliierten Durchbruch bei Avranches Ende Juli 1944 bis zum Einmarsch der 2. PD unter Leclerc in Paris im August 1944. Von daher wußte ich die szenischen Handlungen einigermaßen gut einzuordnen.
    "Brennt Paris ?" versucht den Spagat zwischen halbwegs anspruchsvoller Aufarbeitung von Zeitgeschichte und einem kommerziellen Erfolg hinzubekommen, was ihm nicht immer gelungen ist. Auffallend die äußere Erscheinung von Orson Welles und Simone Signoret, die 1965 beide sehr gut im Futter waren ;) . Das wäre heute so nicht mehr akzeptabel. Aber es gab ja auch noch Alain Delon und Anthony Perkins, die zu dieser Zeit echte Publikumsmagneten vor allem für das weibliche Geschlecht waren :thumbsup: .
    Von daher fiel mein Gesamturteil für "Brennt Paris ?" etwas gemischt aus, vielleicht mit einer Schulnote von 2-3.