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    Sonntag, 24. Mai 2020, 13:52

    James Last - nicht mehr als die Unterhaltungsmusik unserer Elterngeneration ?

    Ich erinnere mich noch an die Vorweihnachtszeit des Jahres 1975, als uns der von uns sehr geschätzte Studienrat Dr. Ernst E. Behle im Rahmen des Spanischunterrichts die weihnachtliche "Misa Criolla" (Gloria a Dios, en las alturas...) vorspielte. Anerkennend meinte er abschließend, daß diese Musik "doch etwas anderes sei als James Last".
    Ähnlich sahen wir es damals auch. Die Interpretationen des in den 60er bis 80er Jahren ungemein erfolgreichen Arrangeurs und Bandleaders betrachteten wir als überwiegend seichte Unterhaltungs- und Partyware unserer Elterngeneration, von der wir eher Abstand hielten. Aber war sie das wirklich ?
    Hans Last, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, wurde 1929 in Bremen geboren. Noch 1943 besuchte er als damals Vierzehnjähriger die Heeresmusikschule in Bückeburg, um nach Kriegsende auf Jazz umzusatteln.
    Zwar wurde er zwischen 1950 und 1952 mit Anfang zwanzig gleich dreimal zum Bassisten des Jahres gewählt und hätte dementsprechend durchaus Möglichkeiten gehabt, sich zu einer Jazz- Koryphäe mit eigener Band weiterzuentwickeln. "Hansi" wollte jedoch mehr. Er suchte das große, weltweite Publikum, erfand Mitte der 60er Jahre den "Happy Sound" und sein langjähriges Plattenlabel "Non Stop Dancing" gleich mit dazu. Als eine moderne, zeitgemäße Form des Potpourris eigneten sich seine Einspielungen auf Vinyl ausgezeichnet zum "Durchhören" auf geselligen Veranstaltungen wie Kellerpartys, was zu einem der Geheimnisse seines großen Erfolgs wurde. Damit bei den Partys dieser Jahre eine entsprechende Stimmung aufkam, lieferten die Arrangements die gute Laune gleich mit. Die Songtexte wurden zum "Lalala" reduziert, stattdessen hörte man das Jubeln und Juchzen der Tanzenden und ihre Zwischenrufe, was vielen der Aufnahmen einen ausgesprochenen Livecharakter verlieh und für die Zeit der späten 60er Jahre zumindest in Deutschland neu war.
    Die Herkunft der musikalischen Arrangements war sehr breit gefächert. Eigene Hits schrieb James Last kaum. Dagegen erwies er sich als genialer Arrangeur populärer Melodien, angefangen von deutschen Volksliedern über Titel wie "Rum and Coca Cola" und "Quando Quando" bis hin zu den Hits der Beatles in späteren Jahren.
    Aus Hans Last wurde James, eine Idee seiner Plattenfirma Polydor, um die Einspielungen international besser vermarkten zu können. Tatsächlich entwickelte sich aus nationalen Anfängen eine internationale Karriere, die für deutsche Verhältnisse dieser Jahrzehnte ihresgleichen suchte. In den Folgejahrzehnten gab James Last allein 95 Konzerte in der Londoner Royal Albert Hall, die sich teils zu Volksfesten entwickelten und immer ausverkauft waren, was dazu führte, daß Buchungswünsche der Band in London stets bevorzugt berücksichtigt wurden. Neben Großbritannien wurde die Band vor allem in den Niederlanden, Südafrika, Kanada, Australien und in ihren späten Jahren sogar in China äußerst populär und zu einem Markenzeichen moderner deutscher Unterhaltungskultur.
    "Easy Listening" heißt die von ihm mitgeprägte Richtung der Unterhaltungsmusik. In seinen besten Jahren sorgte James Last allein für fast ein Drittel der in der Bundesrepublik verkauften Vinylplatten. Besucht man heute deutsche Flohmärkte, springen dem Besucher viele LP´s aus diesen Jahren oft bereits nach kurzer Zeit ins Auge und sind meist für kleines Geld zu haben. Nicht, weil sie niemand mehr hören will oder kann, sondern aufgrund der unglaublichen Titelvielfalt (in manchen Jahren erschien pro Monat eine neue LP) und der hohen produzierten Stückzahlen dieser Aufnahmen, die jetzt zunehmend aus Nachlässen und alten Sammlungen den Weg zurück in den Marktkreislauf finden.
    James Last war nicht nur der erfolgreichste und bekannteste deutsche Musiker der Nachkriegszeit, er war auch nahezu in fast jedem Haushalt anzutreffen. Angeblich kennen auch heute noch 93 von 100 Deutschen den eher etwas wortkargen Bremer Erfolgsinterpreten.
    Neben seinem musikalischen Stil zeichnete James Last noch für die Kriegs- und frühe Nachkriegsgeneration etwas neues, besonderes aus. "Hansi" brachte eine Art von Lockerheit in deutsche Unterhaltungsorchester, die in diesem Land zu dieser Zeit noch neu war. Oft zeigte er einfach sein lächelndes Gesicht dem Publikum und schnippte nur lässig den Takt mit, denn perfekt spielen konnten seine Musiker auch ohne ihn. Freude an der Musik rückte seit den späten 60ern an die Stelle der bisher gewohnten orchestralen Disziplin.
    Noch 1999 verkaufte das Orchester James Last über 150.000 Eintrittskarten an das mittlerweile überwiegend mit ihm gealterte Publikum und bescherte seinem Management die wirtschaftlich erfolgreichste Tournee des Jahres.
    In mittlerweile höheren Sphären, wie wohl ohne Übertreibung gesagt werden kann, wird James Last, der 2015 sein irdisches Publikum im Alter von 86 Jahren verließ, von nun an "Non Stop" weiterspielen. Inwieweit seine Musik die Zeiten überdauert hat, muß jeder Musikinteressierte für sich entscheiden. Für Vinylfans bilden insbesondere die Langspielplatten der erfolgreichsten Jahre 1965 bis 1985 ein überaus umfangreiches und lohnenswertes Sammelgebiet, das erfreulicherweise keinen großen Geldeinsatz erfordert.

    www.youtube.com/watch?v=0EipBIMrfq4