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    Mittwoch, 1. März 2017, 19:34

    Sternstunden des Spielfilms der 60er Jahre - Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (GB 1964)

    Die makabre Groteske unter der Regie von Stanley Kubrick über die möglichen Auswirkungen des Kalten Krieges und der damit verbundenen nuklearen Abschreckung basierte auf dem Roman von Peter George: Bei Rot: Alarm ! Der Roman des Drucktastenkriegs (Red Alert) von 1958. Die filmische Umsetzung sah ich eher durch Zufall um 1980 und war nachhaltig beeindruckt. Im Vergleich zum Spielfilm präsentiert sich die literarische Vorlage allerdings wesentlich nüchterner mit nur einem geringen Schuß Satire.
    Der Film beschreibt mit makabrem schwarzen Humor, wie der psychotische Luftwaffengeneral Jack D. Ripper (Sterling Hayden) versucht, einen präventiven Atomkrieg gegen die Sowjetunion vom Zaun zu brechen, indem er den ihm unterstellten B- 52 Bombern den Angriffsbefehl erteilt. Der General ist von der Vorstellung besessen, daß die Sowjets einen Geheimplan zur Vernichtung der USA aushecken und darüber hinaus durch Kommunisten die Körpersäfte der US- Bürger durch die Fluoridierung des Trinkwassers zerstört werden sollen.
    Daraufhin findet im Pentagon eine Krisensitzung zwischen dem US- Präsidenten und seinen Generälen statt, wobei man zu dem Ergebnis gelangt, daß die Bomber kurzfristig nicht mehr zurückbeordert werden können.
    General Turgidson (George C. Scott) schlägt daraufhin vor, den Angriff zu eskalieren und alle amerikanischen Atomwaffen umgehend zum Einsatz zu bringen. Dabei werden offenbar kaltblütig Szenarien durchgespielt, unter welchen Bedingungen jeweils mit wieviel Millionen Toten zu rechnen sei.
    Letztlich wird beschlossen, den von General Ripper gehaltenen Luftwaffenstützpunkt zurückzuerobern, um doch noch an den Rückrufcode gelangen zu können. Im Verlauf dieser Aktion erschießt sich der General, und es gelingt dem britischen Austauschoffizier Captain Lionel Mandrake (Peter Sellers in einer seiner drei Rollen), den Code doch noch zu entschlüsseln. Daraufhin kehrt die gesamte Bomberstaffel bis auf eine beschädigte Maschine auf ihre Stützpunkte zurück. In der legendär gewordenen Schlüsselsequenz des Films "reitet" Major Kong (Slim Pickens) die Atombombe erfolgreich in ein russisches Ausweichziel.
    Im Angesicht des nun unvermeidbaren atomaren Schlagaustauschs schlägt der deutsche Wissenschaftler Dr. Seltsam (genial gespielt von Peter Sellers) dem US- Präsidenten ein "effektives" Szenario für das Überleben der menschlichen "Elite" vor.
    In der Schlußsequenz werden zu seichter Musik zahlreiche Atombombenexplosionen eingeblendet, die den endgültigen Untergang der menschlichen Zivilisation einläuten.
    Realsatire ist, daß in den USA der McCarthy- Ära tatsächlich der Glaube weit verbreitet war, daß die Fluoridierung des Trinkwassers durch kommunistische Einflüsse zu einer Verminderung der männlichen Potenz führen würde.
    Ursprünglich war die Schlußsequenz des Spielfilms dahingehend geplant, daß die Offiziellen sich im US- Hauptquartier eine Tortenschlacht liefern sollten. Die Szene war auch bereits "im Kasten", wurde jedoch in der endgültigen Fassung durch den Ausspruch Dr. Seltsams: "Mein Führer, ich kann gehen !" ersetzt.
    Kurios bleibt, daß auch Ronald Reagan den Film kannte und kurz nach seiner Amtseinführung darum bat, den angeblichen "War Room" des Weißen Hauses sehen zu dürfen, so wie er fiktiv in "Dr. Seltsam" dargestellt war.
    Im Jahre 2007 platzierte das American Film Institute "Dr. Seltsam" auf der Liste der besten 100 Filme auf Platz 26.
    Ich würde ihn noch höher einstufen, denn m.E. hat das Werk bis heute weder an Unterhaltungswert noch an zeitgeschichtlicher Aktualität eingebüßt :thumbup: :thumbup: :thumbup: .