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    Montag, 13. Juni 2016, 17:43

    Der Kommissar

    Viele meiner Zeitgenossen verorten diese zur Kultserie gewordene Krimireihe ausschließlich in die 70er Jahre.
    Das stimmt jedoch nicht ganz, da die Fälle um Kommissar Keller und seine Mannschaft schon zum Jahresbeginn 1969 als Nachfolgeformat des "Kriminalmuseums" auf Sendung gingen.
    Ich war in diesem Zeitraum annähernd im besten Teenageralter und habe damals auch einzelne Episoden der Serie mitbekommen. Mir persönlich war die Reihe zu dieser Zeit aber stets zu behäbig und zu dialoglastig, kurz: mir war "zuwenig darin los". Erst Jahrzehnte später lernte ich im reiferen Erwachsenenalter die besondere Qualität zu schätzen, die die Serie ausmachte.
    "Der Kommissar" lief zwischen Januar 1969 und Januar 1976 als Einstundenformat über acht Staffeln mit insgesamt 97 Episoden im Freitagabendprogramm des ZDF. Die Drehbücher stammten aus der Feder von Herbert Reinecker, der zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht ahnte, welchen Erfolg die Serie über die nächsten sieben Jahre haben sollte. Die Einschaltquoten stiegen schnell in ungeahnte Höhen und erreichten im Schnitt über 30 Millionen Zuschauer.
    Alle Episoden wurden noch in s/w ausgestrahlt, was in einer Zeit des sich schnell durchsetzenden Farbfernsehens einigermaßen ungewöhnlich war und der Reihe ein besonderes "Timbre" verlieh.
    Regie führten zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Helmut Käutner, Wolfgang Staudte, Jürgen Goslar, Michael Verhoeven und Alfred Weidenmann.
    Durch die Rolle des "Kommissars" wurde der bis daher einem breiteren Publikum eher unbekannte Schauspieler Erik Ode bundesweit bekannt und durch den Verkauf der Serie in zahlreiche Länder auch international berühmt. Reinecker beschrieb die Rolle, die er Ode zugedacht hatte,einmal so: " Der Kommissar, der bei mir im Mittelpunkt steht, ist etwa 60 Jahre alt, humorvoll und lebensklug... Die Fälle, die Kommissar Keller bearbeitet, sind weder phantastisch noch vom Geheimdienst inszeniert. Es sind Verbrechen, die überall
    vorkommen. Verbrechen, die aus Eifersucht, Habgier und Neid begangen werden... Was der Kommissar tut, ist nicht geheim. Nicht einmal geheimnisvoll. Er und seine Assistenten arbeiten mit Köpfchen und List. Machen auch Fehler. In jeder Folge tritt einer der Assistenten in den Vordergrund" ( Herbert Reinecker im Interview von 1968 ).
    Darum ging es in der Tat. Kommissar Keller (Erik Ode) ist ein ruhiger, älterer Kriminalbeamter, der seine Fälle mit Bedacht, präziser Beobachtungsgabe und scharfem Verstand zu lösen weiß. Charakteristisch für Keller ist eine fast väterlich anmutende Güte, die bisweilen mit einem zynischen Humor gepaart ist.
    Auf das ihm zur Seite stehende Team kann sich Keller voll und ganz verlassen. Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm) bildet durch seine Phantasie und elegante äußere Erscheinung einen gewissen Gegenpol zu Keller. Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz) besticht dagegen durch seine glasklare Logik. Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper) ist der Benjamin des Teams, wechselt 1974 nach Episode 72 zu "Derrick" und wird durch seinen Bruder Erwin Klein (Elmar Wepper) ersetzt. Auch Frauen kommen in dem Team um Kommissar Keller zumindest anfänglich nicht zu kurz. Kriminalassistentin Rehbein, "Rehbeinchen" (Helma Seitz) fungiert als Mädchen für alles und kocht laufend Kaffee, während Kriminalassistentin Helga Lauer (Emely Reuer) nur in den ersten 27 Episoden mit von der Partie ist.
    Franziska Keller (Rosemarie Fendel) ist die Ehefrau des Kommissars, tritt jedoch bereits nach wenigen Folgen nicht mehr in Erscheinung.
    Die Serie und ihre Darsteller wurden vielfach für ihre Leistungen ausgezeichnet, unteren anderem mit einigen "Bambis" in Silber und Gold. In der Reihe traten zahllose bekannte Schauspieler der damaligen Zeit in Nebenrollen auf, deren Aufzählung den hier gesetzten Rahmen sprengen würde.
    Bis zum heutigen Tag wird die Serie auf diversen Spartenkanälen erfolgreich wiederholt und hat nach wie vor ihre treue Fangemeinde.
    Zu einem Eklat kam es 1975 nach der Ausstrahlung von Episode 83, nachdem sich in Deutschland lebende Türken und auch die türkische Botschaft darüber beschwerten, daß einer der ihren in o.a. Folge einer der Täter war und "türkische Flüchtlinge in Lumpen gekleidet waren". Im Zuge der beginnenden "Political Correctness" verzichtete das ZDF daraufhin auf weitere Ausstrahlungen dieser Episode.
    Bei Gesprächen mit jüngeren Menschen, die sich einzelne Folgen des "Kommissars" angeschaut haben, erstaunt immer wieder deren Feststellung, daß in diesem Format "sehr viel geraucht und getrunken wurde, und dies auch in den Reihen der Protagonisten". Mir als älterem Jahrgang war dieser Unterschied zu neueren Formaten bisher so nicht bewußt, er entspricht aber weitgehend den Tatsachen und spiegelt die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte in diesem Punkt wieder.
    Zur Serie gibt es empfehlenswerte Sekundärliteratur, vor allem das Standardwerk von Gerald Grote: Der Kommissar. Eine Serie und ihre Folgen. Der Autor hat ein illustriertes Nachschlagewerk geschaffen, das keine Wünsche offen läßt und in dem auch die kleinsten Seriendetails nicht unerwähnt bleiben.
    Daneben ist die Autobiographie Erik Ode´s zu empfehlen: Der Kommissar und ich.
    In den Jahren 2010/11 wurden alle 97 Episoden der Reihe nach langen Verhandlungen mit den Rechteinhabern von Universum Film in vier DVD- "Filmkollektionen" veröffentlicht, so daß für Fans des "Kommissars" keine Wünsche offenbleiben. Auch auf www.youtube.com finden sich derzeit zahlreiche Episoden in voller Länge, darunter auch die damals auf den "Index" gesetzte Folge 83.
    "Der Kommissar" hat sich bis heute zu einer deutschen Kultserie entwickelt, die neben Krimifans und Fernsehnostalgikern vor allem auch Interessierte an dem Zeitgeist der frühen 70er Jahre anspricht. In einzelnen Episoden wurden seinerzeit zahlreiche zeitaktuelle Themen wie der Generationenkonflikt, der Wandel in der Jugendkultur und auch die beginnende Drogenproblematik angerissen. Somit ist die Serie auch fast 50 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung immer noch sehenswert :thumbup: :thumbup: .

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    Dienstag, 14. Juni 2016, 19:44

    Auch wenn die Folgen heute etwas angestaubt und betulich wirken, ist der damalige Erfolg vor allem wohl auch auf die "Aktualität" zurück zu führen. Wurde doch, wie bereits erwähnt, der gesellschaftliche Wandel recht gut dokumentiert: Die beginnende Hippiezeit mit den "Gammlern" und Blumenkindern und den damit aufkommenden Drogenkonsum, die sexuelle Freizügigkeit und die Jugendrebellion. Neben der Handlung war und ist für mich, als Fan der damaligen Musik, die Filmmusik ein Dokument zeitgenössischer Popmusik, waren doch damals so aktuelle Künstler und Gruppen wie Canned Heat, The 5th Dimension, Amon Düüll, Mungo Jerry, Black Sabbath, Deep Purple, Tangerine Dream, Dusty Springfield, Iron Butterfly, die Stones, Pink Floyd oder Santana zu hören. Die Les Humphries Singers hatten sogar einen Live-Auftritt und Daisy Door oder Lobo hatten über Kommissar-Folgen ihre größten Hits in Deutschland. Auf dem Schulhof hieß es dann mal nicht "Hast du gesehen" sondern eher "Hast du gehört, beim Kommissar, das war Janis Joplin". Damit ist "Der Kommissar" nicht nur eine nostalgische Krimiserie, sondern spiegelt auch den Zeitgeist der späten 60er/frühen 70er sehr gut wider. Und der enorme Alkohol- und Tabakkonsum gehörte wohl auch dazu.

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    Mittwoch, 15. Juni 2016, 17:24

    Yap, an den Hit, den Daisy Door damals durch den "Kommissar" hatte, kann ich mich auch noch erinneren.
    Als "angestaubt" würde ich die Serie übrigens nicht bezeichnen. Sie ist halt nur kein "Actionformat", wie es in den 80ern Schimanski im "Tatort" war oder wie wir es aus zahlreichen US- Serien gewohnt waren.
    "Der Kommissar" hat sich m.E. über die Jahrzehnte gut gehalten und spiegelt natürlich sehr stark den Zeitgeist der frühen 70er wider.
    Interessant ist das dort wiedergegebene Frauenbild in den frühen Folgen. In Episode 1 ist Frau Keller (Rosemarie Fendel) noch ganz die treusorgende Ehefrau, die ihrem Mann wegen des "Toten Herrn im Regen" gegen seinen Widerstand schnell noch die Galoschen überziehen will. Diese Überzieher kannte ich damals nur noch vom Hörensagen oder als umgangssprachlichen Ausdruck für Schuhe im allgemeinen.
    Auch die Rolle von "Rehbeinchen" war damals noch sehr im Traditionellen verhaftet. Wenn man sich dagegen die Rollenzuschreibungen von Frauen in heutigen Krimis ansieht, ... :| .

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    Donnerstag, 23. Juni 2016, 17:22

    Prominente

    Interessant ist das dort wiedergegebene Frauenbild in den frühen Folgen.
    Naja, immerhin war eine der hübschesten Frauen der damaligen Zeit ( man darf ja mal schwärmen ) in 2 Folgen dabei: Christiane Schröder. ( deren spätes Schcksal hier nicht ausgeführt werden soll. )
    8) The Smoker You Drink, The Player You Get 8)

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    Donnerstag, 23. Juni 2016, 18:48

    Christiane Schröder

    Eine phantastisch aussehende junge Frau, die auch im "Kommissar" zu sehen war, wohl ihren persönlichen Weg nicht fand und bereits mit 38 Jahren 1980 unter tragischen Umständen zu Tode gekommen ist.

    6

    Freitag, 24. Juni 2016, 08:03

    RE: Christiane Schröder

    Eine phantastisch aussehende junge Frau, die auch im "Kommissar" zu sehen war, wohl ihren persönlichen Weg nicht fand und bereits mit 38 Jahren 1980 unter tragischen Umständen zu Tode gekommen ist.


    Bis auf das Todesjahr trifft dies wortwörtlich auch auf eine weitere Schauspielerin einer Kommissar-Folge (Tod eines Schulmädchens) zu: Helga Anders. Helga Anders, bekannt geworden u.a. durch die Fernsehserie "Ferien in Lipizza", wurde ebenfalls 38 Jahre alt, sie starb Ostermontag, dem 31. März 1986, kurz vor ihrer geplanten 2. Hochzeit.

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    Montag, 30. Januar 2017, 01:40

    Erik Ode Autobiographie

    Ich las vergangenes Jahr mit viel Vergnuegen die sehr gelungenen und humorvollen Erik Ode Memoiren "Der Kommissar und ich". Warum hab ich nur so lange gewartet, dieses Buch endlich in Angriff zu nehmen?
    Ode hatte ein ausgesprochen faszinierendes Leben von Kindheit an. Und was er auf ca. 2 Seiten ueber den zweiten Weltkrieg und die amerikanischen Besatzer/Befreier schrieb, das sollte man heute mal den kids im Geschichtsunterricht vorlesen, denn damit widerfaehrt den Amis endlich mal Gerechtigkeit (anstatt immerzu nur auf Vietnam herumzureiten).
    Die Generation meiner Eltern (*1929 und 1931, beide Fluechtlinge aus Schlesien bzw Polen) hat den Amerikanern das Ueberstehen der ersten schweren Nachkriegsjahre in mehrfacher Hinsicht zu verdanken. Mein Vater sagte, ohne C.A.R.E. Pakete haetten seine Eltern und Geschwister nicht ueberlebt. Auch meine Mutter sagte nur Gutes ueber sie.